Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Lächeln über sein Gesicht. »Das wird sich Nonna nicht gefallen lassen«, meinte er zuversichtlich.

      Alles in allem waren sie am Ende dieses Tages jedoch sehr zufrieden. Ihre Welt war wieder in Ordnung. Vati war da, und Muni umsorgte ihn mit rührender Umsicht. Sie hatte keine Migräne und hielt sich nicht die Ohren zu, als die Zwillinge im Bad einen gewaltigen Krach vollführten.

      »Und was wird mit Kasimir?«, erinnerte sich Claas plötzlich.

      »Er wird nicht fressen, wenn du auch nicht da bist, Vati«, seufzte Dirk.

      »Jonas kann ihn mitbringen, wenn er nächste Woche kommt«, erwiderte der.

      Jonas war sein Sekretär, und wenn der auch noch kam, war es wohl nicht viel mit dem Faulenzen. Aber wenn er Kasimir mitbrachte, konnte der ihnen bei der Schatzsuche helfen. Mit diesem beruhigenden Gedanken schliefen sie ein.

      Was Ricky besonders wurmte, war die Tatsache, dass sie einfach nicht erfahren konnte, ob diese Leute, mit denen Fabian die Baustelle besichtigt hatte, sich wirklich hier niederlassen wollten.

      Stella, die sonst alles wusste, ließ kein Wort darüber verlauten.

      »Dieses Wochenende kommen wir nicht raus«, bemerkte sie nur beiläufig. »Paps hat schrecklich viel zu tun, und außerdem sucht uns Tante Malchen mal wieder heim. Besuchst du uns zur Abwechslung mal, Ricky? Tante Malchen möchte dich sicher gern kennenlernen.«

      »Jörg kommt, und wir sind bei den Ullrichs eingeladen«, erwiderte Ricky.

      »Schade«, meinte Stella, doch sie ließ sich nicht näher darüber aus, was sie mehr bedauerte: Dass Ricky nicht kommen konnte oder dass sie Jörg verpasste.

      Fabian war Ricky geflissentlich aus dem Wege gegangen, aber es kränkte sie zutiefst, dass er gar keine Anstalten machte, sie wenigstens mal ein paar Minuten zu sprechen.

      »Übrigens passt es Fabian gar nicht, dass du diesen Herrn Herwig dauernd besuchst. Aber sag es ihm nicht wieder«, raunte ihr Stella noch zu.

      War das etwa der Grund, dass er sie links liegen ließ? So was Dummes, dachte Ricky. Das war doch wahrhaftig kein Grund zur Eifersucht! Aber hatte sie denn einen?

      »Sei mir nicht böse, wenn ich heute nicht mit in die Klinik komme«, sagte sie zu Ulla. »Ich muss dringend was erledigen. Ich hole dich um drei Uhr ab.«

      Ulla stellte niemals Fragen. Das war beruhigend. Hannes konnte mit den Zwillingen heimfahren, die von ihrem Vater abgeholt wurden.

      Jetzt will ich es doch genau wissen, dachte Ricky, aber als sie vor Rückerts Haus stand, sank ihr Herz tiefer. Wäre Dr. Rückert nicht gerade in diesem Augenblick gekommen, hätte sie wohl den Rückzug angetreten.

      »Na, Kleines, sieht man dich auch mal wieder?«, meinte er herzlich. »So rar brauchst du dich auch nicht zu machen. Mit Fabian ist schon gar nichts mehr anzufangen.«

      Man hatte mit dem Essen auf den Hausherrn gewartet, und Rosemarie Rückert zeigte sich hocherfreut, Ricky zu sehen. Stella blinzelte hintergründig, und Fabian war schrecklich verlegen.

      »Ich wollte eigentlich nur schnell guten Tag sagen«, murmelte Ricky, »weil Stella erzählte, dass Sie am Wochenende nicht herauskommen.«

      »Und jetzt isst du mit uns«, erklärte Rosemarie Rückert herzlich. Fabian warf Ricky einen Blick zu, bei dem es ihr heiß und kalt wurde. Dann aber sagte er spöttisch: »Herwig wird doch nicht schon entlassen worden sein? Oder ist die Besuchszeit verschoben worden?«

      »Ulla besucht ihn. Ich begleite sie nur«, erwiderte Ricky trotzig.

      »Ich finde es sehr nett, dass ihr euch um ihn kümmert«, meinte Rosemarie Rückert, während sie die Suppe in die Teller füllte. »Der arme Kerl. Es muss ja trostlos sein, wochenlang nur vier kahle Wände anzustarren.«

      »Ricky kann ihm ja ein paar Bilder malen«, knurrte Fabian.

      »Zeichnen ist mein schlechtestes Fach, Herr Dr. Rückert«, gab sie schlagfertig zurück.

      »Liebe Güte, seit wann denn so formell? Wir sind doch unter uns«, meinte Dr. Rückert senior konsterniert.

      »Seit Fabian Frau Auerbach zu mir sagt«, platzte Ricky heraus.

      »Da waren wir aber nicht unter uns«, konterte er. »Dr. Limmer ist ein Freund von unserem lieben Studiendirektor Franck, Frau Auerbach.«

      Stella kicherte, Rosemarie Rückert schüttelte den Kopf. »Was hat denn der gute alte Limmer damit zu tun?«, fragte sie irritiert.

      »Seiner Tochter ist Erlenried zu abgelegen«, bemerkte Heinz Rückert. »Jetzt interessieren sie sich für die Rosch-Villa.«

      »Brrr«, machte Stella. »Das Haus scheint eine besondere Anziehungskraft für solche Leute zu haben. Nach dem Lebejüngling das Amüsiermädchen.«

      »Stella«, sagte ihr Vater mahnend.

      »Ist doch wahr. Die Marion ist doch mannstoll.«

      »Diese Jugend«, stöhnte Rosemarie.

      »Wir sind nicht so schlimm wie unser Ruf, Mamachen«, meinte Stella. »Ich habe erst neulich gelesen, dass die Statistik ausweist, dass wir ausgesprochen treu sind. Solche Typen wie Marion Limmer hat es zu jeder Zeit gegeben. Und wenn wir mal das Mittelalter betrachten wollen – ich muss schon sagen, von Moral war da auch nicht viel zu spüren.«

      »Ich finde, dass die Schnitzel heute ausgesprochen zäh sind«, lenkte Rosemarie Rückert ab.

      »Sie sind ausgezeichnet«, widersprach ihr Ehemann. »Wie sind wir eigentlich auf Marion Limmer zu sprechen gekommen?«

      Fabian stöhnte hörbar. »Weil diese blöde Gans unserer lieben Ricky scheinbar Grund zur Eifersucht gegeben hat.«

      »Wie dir der arme Herr Herwig«, warf seine Mutter anzüglich ein. »Sprecht euch darüber aus, wenn ihr mit dem Essen fertig seid, Kinder.«

      »Müssen wir darüber noch reden, Ricky?«, fragte Fa­bian, als man sie allein gelassen hatte.

      »Wie sie dich angehimmelt hat!«, stieß Ricky hervor. »Und du hast getan, als wäre ich gar nicht vorhanden.«

      »Ich konnte doch nicht anders. Sie sind eng befreundet mit unserem Direx.«

      »Und außerdem warst du – völlig unbegründet, wie ich betonen möchte – eifersüchtig auf den armen Harald Herwig.«

      »Ja, ich bin eifersüchtig«, gab er zu. »Es ist doch einfach widersinnig, dass wir uns nur mal ab und zu sehen dürfen. Es macht mich verrückt, Ricky.«

      Da lag sie schon in seinen Armen. »Wir müssen es doch durchstehen, Fabian«, flüsterte sie.

      »Aber wie? Weißt du, welche Höllenqualen ich jeden Tag ausstehe?«

      »Es geht ja vorbei«, machte sie sich selber Mut. »Alles hat einmal ein Ende, Fabian.«

      »Aber unsere Liebe nicht. Versprich es mir, Liebes!«

      »Meine Liebe ist so groß wie die weite Welt«, sagte sie träumerisch. »Ich werde meinen nächsten Aufsatz über Christian Morgenstern schreiben. Die deutsche Lyrik ist an der Reihe, Herr Studienassessor.«

      »Wie wäre es mit Balzac?«, murmelte er. »Liebe ist genauso notwendig wie Brot!«

      »Ob das dem Direx gefallen würde?«, meinte sie lächelnd, um dann mit einem abgrundtiefen Seufzer fortzufahren: »Noch zweihundertzweiundachtzig Tage müssen wir warten, bis wir heiraten können.«

      Zärtlich tippte er auf ihr feines Näschen. »Das hast du wenigstens nicht über diese komische Marion Limmer vergessen.«

      »Ist sie komisch?«

      »Aus meiner Sicht schon. Paps wird sich jetzt natürlich Vorwürfe machen, dass er die Führung nicht selbst übernommen hat, aber er hatte einfach keine Zeit. Da musste ich mich opfern.«

      »Aber dass du Charly zurückgepfiffen hast, wird Bambi


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