Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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wird sie bei Sandra Blumen streuen. Sie probt schon jeden Tag. Das wird eine Aufregung.«

      »Dann hat sie aber schon Übung. – Oh, Ricky, ich liebe dich.«

      Er sagte es zum ersten Mal, und ihre Augen leuchteten wie Sterne.

      *

      Sandras Hochzeit bot auch für Ulla einen willkommenen Gesprächsstoff, um Harald Herwig zu unterhalten. Sie hätte sonst gar nicht gewusst, was sie sagen sollte, weil sie heute Abend zum ersten Mal sein Gesicht sehen konnte. Nur die Stirn umgab noch ein Verband. Über die linke Wange zog sich eine lange, gezackte Narbe, die aber bereits ganz gut verheilt war. Sie war blass geworden, als sie diese sah.

      »Erschrecken Sie nicht vor mir, Ulla«, sagte er ironisch. »Einen schönen Anblick werde ich nie mehr bieten.«

      »Ich habe keine Narbe und biete dennoch keinen«, erwiderte sie leichthin.

      Forschend ruhten seine Augen auf ihrem schmalen Gesicht. »Mir gefallen Sie«, sagte er, doch darauf begann sie dann rasch von Sandra und Manuel zu erzählen.

      »Jetzt müssen Sie sich aber beeilen, damit Manuel endlich auf seine Kosten kommt«, scherzte sie. »Er ist noch ungeduldiger als sein Vater.«

      »Soll ich als Invalide im Rollstuhl an der Hochzeit teilnehmen?«, fragte er bitter. »Dann lieber gar nicht.«

      Ihre Lider senkten sich. »Das passt gar nicht zu Ihnen«, flüsterte sie.

      »Was passt dann zu mir?«

      »Optimismus! Sie waren doch anfangs so zuversichtlich.«

      »Aber mit der fortschreitenden Zeit wird man mürbe«, seufzte er. »Immer bekommt man ausweichende Antworten. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wenn ich …«

      Schnell legte sie zwei Finger auf seinen Mund. »Das sprechen Sie nicht aus«, sagte sie flehend. »Bitte nicht.« Sie machte eine kleine Pause, dann fuhr sie mit belegter Stimme fort: »Es ist noch gar nicht lange her, dass ich …«, wieder unterbrach sie sich, »ich bin nicht einfach ins Wasser gefallen. Es war keine morsche Brücke oder ein schwankender Steg.«

      Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Ich weiß, Ulla. Aber irgendwie war es wohl doch eine morsche Brücke oder ein wackliges Fundament, wie immer man es bezeichnen will. Weg mit den trüben Gedanken. Seien wir optimistisch. Vielleicht können wir auf der Hochzeit sogar zusammen tanzen.«

      »Ich kann nicht tanzen«, erwiderte sie. »Ich bin ein Mauerblümchen.«

      »Man kann sich auch eine ganze Menge einreden«, meinte er leichthin. »Warum lassen Sie Ihr Haar eigentlich nicht länger wachsen?«

      »Warum?«

      »Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr hübsch aussehen würde.«

      Feine Röte kroch in ihre Wangen. »Kurzes Haar ist praktischer«, stellte sie fest. »Außerdem habe ich scheußliches Haar.«

      »Sie haben hübsches Haar«, erklärte er. »Und sehr schöne Augen.«

      »Sie überschütten mich ja förmlich mit Komplimenten.«

      »Ich sage nur, was wahr ist, und heute kann ich es ja, da wir allein sind. Kommen Sie öfter mal allein, Ulla?«

      Überrascht sah sie ihn an. »Ist Ihnen das nicht zu langweilig?«

      »O ja, was sind Sie bloß für ein Mädchen. Ricky ist mit ihren Gedanken ohnehin immer abwesend. – Was machen Sie morgen, Ulla?«

      »Manuel hüten, weil bei Ullrichs Party ist.«

      »Schade, dass ich euch nicht Gesellschaft leisten kann«, seufzte er. »Aber denken Sie wenigstens mal an mich.«

      *

      Mit Ricky war alles wieder in Ordnung. Inge stellte es mit Genugtuung fest, aber lange konnte sie sich darüber nicht freuen, denn nun überraschte sie ihr Sohn Jörg mit einer unerwarteten Nachricht. Er hatte angerufen und angekündigt, sehr geheimnisvoll, dass er morgen nicht allein kommen würde.

      »Er kann uns doch nicht einfach vor die vollendete Tatsache stellen«, erklärte sie ihrem Mann und war so deprimiert, wie man es gar nicht gewohnt von ihr war.

      »Warum soll er nicht mal ein Mädchen mitbringen?«, stellte Werner Auerbach begütigend fest. »Er wird erwachsen. Inge, damit müssen wir uns langsam abfinden.«

      »Er hat nie etwas von einem Mädchen geschrieben«, widersprach sie. »So schnell kann ich mich damit auch nicht abfinden.«

      Die Kinder waren nur neugierig, Ricky allerdings auch ein wenig skeptisch. »Bin ja gespannt, was das für eine Biene ist«, meinte sie.

      »Vielleicht ein Hippiemädchen«, überlegte Hannes.

      Doch diese kühne Hoffnung sollte enttäuscht werden. Lou Ramin war alles andere als ein Hippiemädchen. Sie sah aus, als wäre sie einer Modezeitschrift entstiegen.

      »Da bleibt mir die Luft weg«, flüsterte Hannes. Inge blieb sie auch weg, als Lou ihr hoheitsvoll die Hand reichte. Was ist nur in den Jungen gefahren, dachte sie entrüstet. Aber Jörg schien völlig fasziniert zu sein, während Werner schockiert war, als sie ihm einen betörenden Blick schenkte.

      »Recht verlassene Gegend«, stellte sie herablassend fest. »Ist hier überhaupt was los?«

      Ihr Ton passte nicht ganz zu ihrer Aufmachung, aber Werner Auerbach war bereit, um des lieben Friedens willen, dies zu überhören.

      »Wo hast du die denn aufgegabelt?«, fragte Hannes seinen großen Bruder bei der ersten Gelegenheit. Er erntete einen empörten Blick dafür.

      »Benimm dich!«, zischte er. »Ihr Vater ist Bankier!«

      »Da ist er was Rechtes«, murrte Hannes. Seine Meinung stand bereits fest. Da hatte ihnen Jörg was Schönes aufgeladen. Das würde ein grässliches Wochenende werden.

      Inge dachte sorgenvoll an die Party bei Ullrichs. Sie wussten, dass Jörg kommen wollte und hatten ihn selbstverständlich auch eingeladen. Sie überlegten nun krampfhaft, wie sie es verhindern konnten, dass er mit diesem arroganten Ding dort aufkreuzte.

      »Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen«, erklärte sie stöhnend ihrem Mann. »Ich hätte Jörg für vernünftiger gehalten.«

      »Vielleicht ist sie ganz nett«, räumte er ein. »Wir sind ihr doch alle fremd, das ist immer komisch für ein Mädchen.«

      »Das Haus ist ja sehr ansprechend«, stellte Lou währenddessen fest, als Jörg sie herumführte, »aber es steht am falschen Platz.«

      Henrike hörte es und dachte unwillkürlich daran, dass sie dies auch einmal gesagt hatte.

      Es stimmte sie toleranter, aber bald sollte sie erkennen, dass Toleranz Lou gegenüber nicht angebracht war.

      Sie fand an allem etwas auszusetzen und verscherzte sich alle Sympathien, als sie Bambi in barschem Ton anredete, sie solle ihnen nicht dauernd nachlaufen.

      »Ich finde kleine Kinder lästig«, sagte sie zu Jörg, als Bambi sich geschwind verzogen hatte.

      »Du bist es nur nicht gewohnt«, meinte er einlenkend. »Bambi ist ein süßes Kind.«

      Ihm war komisch zumute. Hier in dieser Umgebung sah plötzlich alles ganz anders aus. In München hatte er an Lou nichts auszusetzen gefunden, ganz im Gegenteil. Es hatte ihm geschmeichelt, dass sie ihn bevorzugt hatte. Sie konnte sehr amüsant sein, aber hierher passte sie wohl doch nicht.

      »Wir haben ein sehr schönes Familienleben, Lou«, fuhr er kleinlaut fort, als sie ihn spöttisch betrachtete.

      »So richtig schön spießig«, höhnte sie. »Du lieber Himmel, dein Vater ist doch ein bekannter Wissenschaftler und zugegeben auch ein schicker Mann. Aber bei euch hat wohl Mama die Hosen an.«

      Jörg starrte sie fassungslos an. »Sie ist eine wundervolle Mutter«, stieß er hervor.

      »Das


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