Die Jobsiade: Ein komisches Heldengedicht in drei Teilen. Karl Arnold Kortum
solle den Dieb sans façon drum aufhangen,
Dieses wäre gewiß gar nicht christlich,
Vielleicht bessert der Anonymus einst noch sich.
38.
Ueberhaupt muß ich dir im Vertrauen sagen:
In unsern heutigen aufgeklärten Tagen
Ist Gottlob! die heilige Justiz
Nicht wie ehemals so scharf und spitz.
39.
Und um den Raub solcher Kleinigkeiten
Braucht Keiner mehr die doppelte Leiter zu beschreiten,
Wenigstens in unserm klugen Schildburg
Gehen viel größere Diebe frei und frank durch.
40.
Wenn du künftig Gelder willst aufsparen,
So rathe ich, solche vorsicht’ger zu bewahren;
Denn auf keinem Dinge in der Welt
Wird so allgemein speculirt als auf Geld.
41.
Ich und deine Mutter verstehn es besser,
Wir bewahren unsre Baarschaft hinter Riegel und Schlösser
Und geben sowol bei Tag als bei Nacht
Darauf sehr sorgfältig und ängstiglich Acht.
42.
Doch um deinen Geldmangel zu stillen,
Will ich noch einmal dein Verlangen erfüllen,
Und ich sende die Gelder mancherlei
Im versiegelten leinenen Sacke hiebei.
43.
Jedoch muß ich dir hienebst andeuten,
Es sind heur gar nahrlose Zeiten,
Und es fällt mir wahrlich gar schwer,
Alle Gelder zu nehmen woher.
44.
Mit dem Handel gibt’s nur Kleinigkeiten,
Denn es ist kein Geld unter den Leuten,
Und die Rathsherrnschaft wirft auch nicht viel ab,
Drum sind meine Einkünfte so knapp.
45.
Ich werde es also sehr gerne sehen,
Wenn du von der Universität thust gehen,
Zumalen da du, zu dieser Frist,
Gewißlich schon ausgelernet bist.
46.
Denn wenn du noch länger alda bleibest
Und das kostbare Studiren forttreibest,
So werde ich noch zum armen Mann
Und keine Gelder mehr schaffen kann.
47.
Wir werden dich hier mit großem Verlangen
Als einen gelehrten Sohn stattlich empfangen,
Besonders freut deine Mutter sich
Auf deine Zuhausekunft inniglich.
48.
Ich möchte dir gern etwas Neues schreiben,
Es thut aber Alles hier beim Alten bleiben;
Ich bin indessen früh und spat
Nach Gewohnheit gewesen oft im Rath.
49.
Da haben wir, in Pleno, thun dichten,
Um verschiedene Aenderungen einzurichten,
Damit in der hiesigen Polizei
Alles fein sauber und ordentlich sei.
50.
Deine Mutter hat an Zähnen viel ausgestanden;
Aber ein großer Wundarzt aus fremden Landen
Vor einigen Tagen hier kam
Und die bösen Zähne wegnahm.
51.
Deine Schwester Gertrud hat einen Freier,
Es ist der Procurator Herr Geier,
Die Sache ist schon gekommen sehr weit,
Und die Gertrud ist schon ziemlich breit.
52.
Unser Pfarrer ist immer kränklich,
Man hält seinen Zustand für bedenklich,
Stürbe einst dieser rechtschaffene Mann,
So würd’st du vielleicht unser Pfarrer dann.
53.
Unsers reichen Nachbars sein Lieschen
Vermeldet dir ein herzliches Grüßchen,
Das Mädchen wird wirklich artig und fein
Und könnte einst deine Frau Pfarrerin sein.
54.
Endlich grüßen dich allesammt wieder
Deine sämmtlichen Schwestern und Brüder,
Sie freuen sich über dein Wohlergehn
Und hoffen schier baldigst dich hier zu sehn.
55.
Ich beharre übrigens
Dein treuer Vater
Hans Jobs, pro tempore Senater.
N. S. Dein Schreiben mir zwar gefällt,
Aber verschone mich weiter mit Geld.
Sechszehntes Kapitel.
Wie Hieronimus ausstudirt hatte, und wie er nach seiner Heimat reisete, und wie es mit seiner Gelehrsamkeit bewandt war; fein artig im gegenwärtigen Kupfer vorgestellt.
1.
Sintemal man nicht ewig auf Universitäten
Bleiben kann, so war’s endlich vonnöthen,
Daß nach verflossener drei Jahren Zeit,
Sich Hieronimus machte zur Abfahrt bereit.
2.
Um seiner Eltern Verlangen und Willen,
Die nun seine Heimkunft begehrten, zu erfüllen,
That er Alles zu dieser Frist,
Was zum Abmarsche nöthig ist.
3.
Zwar brauchte er nicht viel einzupacken;
Denn außer Stiefeln, Degen, Weste und Jacken,
Und was man an seinem Leibe sonst sah,
War nicht ’s mindeste Geräthe da.
4.
Nach Büchern brauchte man gar nicht zu fragen,
Denn diese thaten ihm niemals behagen,
Und außer einer einzigen Predigt nur
Besaß er nicht die