Versuch über die physische Erziehung der Kinder. Ferdinand Wurzer

Versuch über die physische Erziehung der Kinder - Ferdinand Wurzer


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wenn es eine Kleinigkeit sey für den Neugebornen, die Temperatur des Mediums, worinn er sich aufhält, von 96° Fahr. plötzlich auf 32° herunter zu bringen. Oder als wenn man den menschlichen Körper wie einen Stahl durch plötzliches Löschen hart machen könnte. Diese Mode ward schon einigemal in verschiedenen Gegenden und zu verschiedenen Zeiten befolgt. Das thaten noch nicht sehr lange russische Mütter. Raulin[11] zeigt in einem eigenen Kapitel, daß bey den Alten die kalten Bäder für die Kinder üblich gewesen seyen. Und dies fand zu jeder Zeit hier und da Beifall. Floyer glaubt, die rachitische Krankheit sey nur erst seitdem entstanden, da man in der englischen Kirche aufgehört, die Kinder bey der Taufe ganz einzutauchen, und sie statt dessen blos besprengt habe. Cullen[12] versichert, daß er in allen den Familien, in welchen man die Kinder von ihrer Geburt an alle Morgen in kaltes Wasser getaucht habe, nie ein Beispiel von einem rachitischen Kinde gesehen habe. Vermuthlich war das der Fall, weil es nur äußerst starke Kinder waren, die das überlebten; die andern wurden wahrscheinlich durch diese Operation nicht bloß von der englischen Krankheit, sondern von allen Uebeln, die uns diesseits des Vorhangs der Ewigkeit befallen können, radikal geheilt[13].

      Auch Venel[14] ist für die kalten Bäder, und immer noch giebt es einige Aerzte, die dieser Methode nicht ganz abgeneigt sind, vorzüglich die, die das Rauhe der Erziehung nicht genug vertheidigen können, und ihren ganzen Plan so einrichten, als wenn sie aufgestellt wären, unsere Kinder als Rekruten nach Lappland zu schicken. Offenbar ist diese Sitte aus der irrigen Voraussetzung entsprungen: „Kälte stärkt.“ — Unglücklicher Weise wird meistens nach jener Eisprobe gleich noch eine Art von Feuerprobe vorgenommen, die immerdar, wenn sie ausgehalten werden kann, einen sehr soliden Fond von Kräften des neugebornen Kindes voraussetzt: ich meine das Wickeln. Neun Monate war es in seiner Mutter in einer fast kuglicht zusammengerollten Lage; aber so wie es zur Welt kömmt, so spannt man es gleich kerzengerade in Windeln, umwickelt es recht nachdrücklich mit Binden, und damit dieser kleine mummisirte Martyrer gar nicht friere, so wird er erst in ein Kissen gebunden, mit diesem unter Federbetten in eine Wiege vergraben, diese wieder mit einer Himmeldecke verwahrt, und wenn das Glück gut geht, nun — zum heissen Ofen gesetzt. In der That sollte man glauben, daß einem Menschen, der solche Qualen hat ertragen können, keine andere im Laufe seines künftigen Lebens unerträglich fallen könnten.

      Aber was sollen wir dann nun thun in dieser Periode? — Das, was augenscheinlich die Natur gebeut. Sie verträgt nie Sprünge, und wohl am allerwenigsten hier. Man soll das Kind also die Abwechselung der Temperatur so wenig, wie möglich, fühlen lassen. Man soll es daher gleich in ein Bad von lauwarmem Wasser bringen, das die Wärme des menschlichen Körpers hat, und ihm da gelinde den käsigten Ueberzug abwaschen. Brouzet[15] sagt: die Haut bekomme dann eine rosenartige Röthe; und nach Vandermonde[16] sollen die Kinder um so schöner werden, je röther sie nach ihrer Geburt wären, und das ist warlich ein Umstand, der unsere Mütter sehr interessirt. Das Kind hier wie einen Hering mit Salz einzupöckeln, wie Galen[17] schon anrieth, und nach ihm Unterwood, ist widersinnig; es prickelt die Haut, und verursacht ein unangenehmes Jucken. Andere empfehlen, wie Camper z. B. das Waschen mit Seife; allein das lauwarme Wasser thut hier doch wohl dasselbe. Unzweckmäßig sind auch die Zusätze von riechenden Salben, Wein und aromatischen Wässern bei gesunden Kindern; weil diese mehr oder weniger reizen, und hier ist doch gar nichts nöthig, als — das Abwaschen der käsigten Materie.

      Nach diesem Bade trockne man das Kind ab, ziehe ihm die Kleider an, von denen wir unten reden werden, und halte es so warm, daß es die Temperatur des vorigen Aufenthalts nicht vermißt. Man lege es erst zu seiner Mutter ins Bette, und fange allmählig an, es vor und nach etwas mehr und mehr an die Atmosphäre zu gewöhnen, indem man es zuweilen am Tage aus dem Bette herausnimmt, und in dem Zimmer herumtragen läßt.

      Aber wie sieht es mit seiner ersten Nahrung aus? — Mir deucht, es leide keinen Widerspruch zu behaupten, daß die Mutter dem Kinde die Brust reichen müsse; wenn nicht physische Fehler es ihr schlechterdings unmöglich machen.

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