PAPA m.b.H.. Christoph Falbl
dem von uns so gut geplanten Liebesabend hatte ich die Wunderpille zeitlich perfekt eingeworfen und war für alles bereit. Und es war wunderbar. Meine Frau sexy, verführerisch. Ich männlich und stark, und als wir uns dem lang ersehnten Höhepunkt näherten, passierte das Unglaubliche.
Taps, taps, taps ... kleine Schritte waren im Vorzimmer zu hören. Plötzlich die Stimme unserer Tochter: »Ich muss aufs Klo.«
Panik im elterlichen Schlafzimmer! Ich lebe eine gleichberechtigte Partnerschaft, also sprang ich gleich auf, um meine Tochter vor dem Schlafzimmer abzufangen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich auch die Handschellen, mit denen meine Frau ans Bett gefesselt war, nie und nimmer schnell genug aufbekommen hätte. Das Problem, das sich jetzt aber offenbarte, war die Tatsache, dass meine körperliche Zuneigung für meine Frau physiologisch klar ersichtlich war. Das ist bei uns Männern halt so. Vor allem wenn den natürlichen Abläufen pharmazeutisch unter die Arme gegriffen wird. In meiner Panik habe ich mir also einfach einen weiten Bademantel übergeworfen, mich nach vorne gebückt, um das Offensichtliche zu verbergen, und bin zu meiner Tochter raus.
Wir sind gemeinsam Richtung Klo abgezogen. Sie voran, ich gebückt, oder eher gebeugt, hinter ihr her. Sie hat sich auf die Toilette gesetzt und mit Seelenruhe ihr Geschäft erledigt. Ich wollte eigentlich nur möglichst schnell aus der Situation raus und bin gebückt rückwärts aus dem Klo. Leider hatte ich unsere kleine Waschmuschel nicht bedacht und bin voll mit dem Steißbein dagegen geknallt. Der Schmerz schoss mir durch den Körper, ich schnellte in eine aufrechte Position hoch und drückte das Kreuz durch. Dabei ging der Bademantel auf.
Meine Tochter bekam so große Augen, wie man sie sonst nur bei gutmütigen Monstern in PIXAR-Filmen sieht. Sie deutete auf mein pharmazeutisch geschmiedetes Wunderwerk und sagte: »Papi, was hast du da?«
Jetzt hat die Pharmazie mit ihren blauen Pillen für uns Männer ein Problem wunderbar gelöst. Ein weiteres aber verschärft. Männer in diesem Zustand sind nur eingeschränkt denkfähig. Das Blut, und damit für logisches Denken dringend benötigter Sauerstoff, konzentriert sich in den mittleren Körperregionen. Wir sind also temporär unzurechnungsfähig und dank der Pharmazie schaffen wir es sogar, diesen Zustand zeitlich erheblich zu verlängern. Ich war also genau in so einem Moment mit der Frage meiner Tochter konfrontiert. Immerhin hatte ich genug Geistesgegenwart, mich trotz höllischer Schmerzen wieder nach vorne zu beugen und den Bademantel zu schließen. So hatte ich auch einige Sekunden gewonnen, um mir für meine knapp vierjährige Tochter eine gute Antwort zu überlegen.
»Rita, du weißt doch, dass Mami oft schimpft, weil ich was nicht gemacht oder vergessen habe. Die Mami sagt ja auch immer, dass Männer so vergesslich sind. Das hat der liebe Gott dann auch einmal bemerkt und beschlossen uns zu helfen. Wenn es regnet, dann nehmen wir ja einen Regenschirm mit. Und oft vergessen wir den dann in einem Geschäft oder Lokal. Und damit das nicht mehr passiert, hat uns der liebe Gott das (ich deutete Richtung mittlere Körperregion) gegeben, damit wir da den Regenschirm hinhängen können und nicht vergessen.«
Rita fand die Erklärung völlig logisch. Ich war aus dem Schlamassel raus. Außerdem, wenn Kinder dann wieder einschlafen, erinnern sie sich eh an nichts mehr. Oder sie haben am nächsten Morgen nur eine vage Vorstellung, dass sie irgendwas geträumt haben. Ich begleitete meine Tochter – der Chemie geschuldet noch immer vorgebeugt – zu ihrem Bett. Gab ihr noch ein Küsschen, und als ich aus dem Zimmer schlurfte, schlief sie schon wieder. Voller Stolz und mit Rückenschmerzen kehrte ich ins Schlafzimmer zurück.
»Alles okay, sie schläft wieder. Das war kein Problem.«
Zwei Tage später war ich an der Reihe, unsere Tochter vom Kindergarten abzuholen. Ich kam rein und eine junge Kindergartenpädagogin kam mir entgegen.
»Guten Tag, Fälbl, ich komme meine Tochter Marita holen.«
»Einen Moment.«
Die junge Frau drehte sich um und ließ mich im Vorzimmer stehen. Ich dachte, sie wird wohl jetzt Rita holen. Doch dann kam sie zurück. Und nicht mit Rita, sondern mit zwei weiteren Kindergartenpädagoginnen. Alle strahlten und lächelten mich an. Also bitte – nicht falsch verstehen. Ich flirte gerne und freue mich, wenn mich junge, attraktive Frauen anstrahlen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es diesmal nicht um mein gutes Aussehen und meinen unwiderstehlichen Charme ging.
Und prompt trat die junge Kindergartenpädagogin, die mich begrüßt hatte, einen Schritt vor und sagte: »Herr Fälbl. Schön, dass sie da sind. Aber es ist so schade, dass es heute nicht regnet.«
Ich habe mich wochenlang nicht mehr in den Kindergarten getraut. So geniert habe ich mich. Aber den Sex mit meiner Frau habe ich trotzdem nicht aufgegeben. Und was wir alles dafür getan haben, damit wir noch zu unseren erotischen Phasen kommen. Manchmal sind wir dafür sogar aus dem Schlafzimmer ausgezogen. In unserem Bett lag dann unser Sohn und schlief tief und fest, während wir für den Sex ins Kinderzimmer gingen. Ja, das war verrückt.
Aber ich gebe auch zu, dass es zum Teil aufregend war. So ein kleiner Ortswechsel hat ja auch seine erotischen Anreize. Beim ersten Mal hat mich das total überrascht. Meine Frau ist während des Aktes abgegangen wie eine Rakete. »Ja, Ja, Ja ... Oooohh ... Ahhhh. JAAAaaaaa!« Ich war total begeistert. Ich habe erst danach bemerkt, dass sie die ganze Zeit auf einem dieser Gladiatoren von Playmobil gelegen ist, der ihr mit seinem Dreizack in den Allerwertesten gepikt hat.
Damit unser Sohnemann lernte endlich in seinem eigenen Bett zu schlafen und wir unser Terrain zurückerobern konnten, versuchten wir es eine Zeit lang mit einer Art »Schlafbegleitung«. Kaum hörte meine Frau ein Geräusch, bin ich raus und habe ihn beruhigt und wieder in sein Bett gebracht. Dann habe ich ein paar Minuten bei ihm gewartet, bis er wieder eingeschlafen war.
Bei der Taktik gab es dann aber schnell ein Problem. Bis ich von der »Schlafbegleitung« zurückkam, war meine Frau schon längst nicht mehr »in Stimmung«. Die ganze knisternde Erotik war nicht einmal mehr eine kleine Glut. Also habe ich mir da auch was überlegt. Ich wollte ihm den Sieg nicht zugestehen. Ich hatte eine Idee. Ich bin in ein bestimmtes Geschäft gegangen und habe, wie soll ich es jetzt nennen, ein »Spielzeug« für meine Frau gekauft. Man könnte das Ding auch als Banane mit Vibrationsalarm beschreiben. Allein der Kauf war schon ein Theater. Die Verkäuferin hat mir das Ding dann auch noch in so einem typischen Plastiksackerl mitgegeben, die man in diesen Geschäften bekommt. Die sind fast immer schwarz oder dunkelgrau und haben keinerlei Werbeaufdruck, damit sie eben unauffällig sind. Das Problem ist nur, dass in der heutigen Zeit nur mehr die Sackerln solcher Geschäfte ohne jeglichen Werbeaufdruck sind. In einer modernen Geschäftsstraße fällst du überhaupt erst auf, wenn du eine Plastiktüte trägst, die dunkelgrau bzw. schwarz und werbefrei ist.
Ich bin also mit dem Ding nach Hause und habe es meiner Frau präsentiert. Ich habe ihr gleich erklärt, dass ich es gekauft habe, damit sie in Stimmung bleibt, wenn ich wieder mal den Sohn zurück ins Bett bringe. Sie hat das gut gefunden und dank unseres Sohnes konnten wir es auch gleich ein paar Mal probieren. Und es hat ganz toll funktioniert. Meine Frau war begeistert. Mir ist dann nur aufgefallen, dass, wenn ich mich meiner Frau erotisch annäherte, sie immer plötzlich sagte: »Psst. Hörst du das? Da war doch was im Vorzimmer? Schau mal, ob er schon wieder unterwegs ist.«
Ich bin natürlich gleich raus, aber da war nie was und vor allem niemand. Irgendwann hat es mir gedämmert und ich habe an unserer Schlafzimmertür gelauscht und höre meine Frau: »Uuuh, jaaaa, guuut.«
Also da ist mir der Kragen geplatzt. Ich bin rein ins Schlafzimmer, habe auf das Spielzeug gezeigt und gesagt: »Also entweder geht er oder ich!«
Na ja, die paar Tage im Kinderzimmer habe ich auch geschafft.
Der Trafikant
Na ja, jetzt ist sie auch ausgezogen. Meine kleine Rita. So klein ist sie ja nicht mehr. So sehr es mich schmerzt, es zuzugeben, hat es auch seine Vorteile, dass sie mich verlassen hat. Für diesen Vollkoffer. Ich habe mich entschlossen, wieder mit dem