Schöne Gedichte. Joachim Ringelnatz

Schöne Gedichte - Joachim  Ringelnatz


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      Alsbald nun tasteten die Studenten

      Suchend,

      Fluchend,

      Mit Händen

      An Wänden.

      Und weil sie nichts fanden, zogen sie weiter.

      Schlüsselloch lachte heiter.

      (Die Herren erreichten ihr Zimmer nimmer.

      Eigentlich war die Sache noch schlimmer.

      Ich selbst war nämlich bei den Studenten –

      Doch lassen wir es dabei bewenden.)

      Es trafen sich von ungefähr

      Es trafen sich von ungefähr

      Ein Wolf, ein Mensch sowie ein Bär,

      Und weil sie lange nichts gegessen,

      So haben sie sich aufgefressen.

      Der Wolf den Menschen, der den Bär,

      Der Bär den Wolf. – Es schmeckte sehr

      Und blieb nichts übrig als ein Tuch,

      Drei Haare und ein Wörterbuch.

      Das war der Nachlaß dieser drei.

      Der eine Mensch, der hieß Karl May.

      Ein Pflasterstein

      Ein Pflasterstein, der war einmal

      Und wurde viel beschritten.

      Er schrie: »Ich bin ein Mineral

      Und muß mir ein für allemal

      Dergleichen streng verbitten!«

      Jedoch den Menschen fiel’s nicht ein,

      Mit ihm sich zu befassen,

      Denn Pflasterstein bleibt Pflasterstein

      Und muß sich treten lassen.

      Ruhe ist viel wert

      »Ruhe ist viel wert«,

      Sagte das Nilpferd

      Und setzte sich in ’was Weiches.

      Der Elefant tat ein Gleiches.

      Es lebte an diskretem Orte

      Es lebte an diskretem Orte

      Ein Stückchen Seife, bester Sorte,

      In einem Porzellanbehälter.

      Das ward mit jedem Tage älter.

      Weil es mit Moschusduft durchhaucht,

      Ward es vom Menschen gern gebraucht.

      Einstmals – das wann und wie ist schnuppe –

      Geriet es in die Erbsensuppe.

      Der Mensch benahm sich miserabel.

      Er stach die Seife mit der Gabel,

      Beroch sie roh und rief: »Pfui, Spinne!«

      Da schwanden ihr vor Angst die Sinne.

      Die Badewanne

      Die Badewanne prahlte sehr.

      Sie hielt sich für das Mittelmeer

      Und ihre eine Seitenwand

      Für Helgoländer Küstenland.

      Die andre Seite – gab sie an –

      Sei das Gebirge Hindustan,

      Und ihre große Rundung sei

      Bestimmt die Delagoabai.

      Von ihrem spitzen Ende vorn

      Erklärte sie, es sei Kap Horn.

      Den Kettenzug am Regulator

      Hielt sie sogar für den Äquator.

      Sie war – nicht wahr, das merken Sie? –

      Sehr schwach in der Geographie.

      Dies eingebildete Bassin.

      Es wohnte im Quartier latin.

      Es waren einmal zwei Gummischuh

      Es waren einmal zwei Gummischuh,

      Die waren stehen gelassen.

      Ihr Herr, der suchte sie immerzu

      Und konnte sie nirgend fassen.

      Er suchte sie nah und suchte sie fern,

      Er suchte sie vorn und hinten,

      Und die Gummischuhe suchten den Herrn

      Und konnten ihn nirgend finden.

      Der Herr durchsuchte die ganze Welt;

      Die Gummischuhe desgleichen,

      Und wenn die Sache so weitergeht,

      So werden sie nie sich erreichen.

      Ein Gemisch

      Es bildete sich ein Gemisch

      Von Stachelschwein und Tintenfisch.

      Die Wissenschaft, die teilt es ein

      In Stachelfisch und Tintenschwein.

      Der Fisch bewohnt den Ozean.

      Gefährlich ist es, ihm zu nahn.

      Das Tintenschwein trifft man in Büchern,

      An Fingerspitzen, Taschentüchern.

      Es ist – das liegt ja auf der Hand –

      Dem Igelschwein noch sehr verwandt.

      Der Lackschuh

      Lackschuh sprach zum Wasserstiebel:

      »Lieber Freund, du riechst so übel.

      Und du bist nach meiner Meinung

      Eine störende Erscheinung.

      Darum muß wohl von uns beiden

      Einer dieses Schuhhaus meiden.«

      Stiefel lächelte dazu

      Und begann: »Verehrter Schuh,

      Wenn du jenes Sprichwort kennst:

      Alles ist nicht Gold, was glänzt,

      Nimm es besser dir zu Herzen,

      Denn die Welt, sie liebt zu schwärzen,

      Was da glänzt, auch zieht sie keck

      Das


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