Butler Parker 153 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 153 – Kriminalroman - Günter Dönges


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eine erste Theorie gebildet habe.«

      »Mylady werden meine Wenigkeit sicher wieder mal verblüffen«, prophezeite Parker.

      »Natürlich«, sagte sie mit fester Stimme und nickte nachdrücklich, »ich denke, ich werde jetzt erst mal das gesamte Personal verhören.«

      »Ein begrüßenswertes Vorhaben, Mylady, zumal sich nur drei Angestellte im Schloß befinden.«

      »Mehr nicht?« Sie zog erstaunt eine Augenbraue hoch.

      »Sir Robert hat vor einigen Wochen fast das gesamte Personal beurlaubt, Mylady. Übrigens bei voller Weiterzahlung der Bezüge. Fünf Personen kamen so in den Genuß einer Arbeitspause.«

      »Was für eine Geldverschwendung!« Lady Agatha seufzte. »Und wer befindet sich noch hier im Schloß?«

      »Der Koch, der Verwalter und eine Art Kammerdiener, Mylady, der allerdings keineswegs ein Butler ist.«

      »Sind diese Leute vertrauenswürdig, Mr. Parker?«

      »Eine Äußerung dazu, Mylady, wäre noch zu verfrüht. Fest dürfte stehen, daß alle drei Personen Angst haben.«

      »Einer dieser drei Burschen ist natürlich der Druide, Mr. Parker.« Lady Agatha wußte es wieder mal ganz genau und legte sich fest.

      »Wie Mylady wünschen und befehlen.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an. »Mylady wünschen sicher festzustellen, aus welchen Motiven heraus einer dieser drei Angestellten als Druide auf tritt.«

      »Mit solchen Kleinigkeiten befasse ich mich grundsätzlich nicht, Mr. Parker. Finden Sie das heraus.« Sie winkte huldvoll und deutete dann auf die breite Freitreppe. »Geleiten Sie mich in mein Apartment. Es gibt doch Fernsehen im Zimmer, oder?«

      »Selbstverständlich, Mylady.« Parker nickte.

      »Ich möchte den Kriminalfilm um Mitternacht nicht versäumen«, redete sie weiter, »sie sind zwar durch die Bank weg sehr albern, aber wer möchte sich nicht hin und wieder amüsieren!«

      Parker folgte seiner Herrin in respektvollem Abstand. Man hatte die erste Stufe der Treppe noch nicht ganz erreicht, als plötzlich ein markerschütternder Schrei zu hören war.

      »Sehr hübsch«, sagte Lady Agatha unbeeindruckt und lächelte fast verklärt, »man will eine Lady Simpson erschrecken! Albern, Mr. Parker, sehr albern!«

      Sie hatte den Satz kaum beendet, als ein zweiter Schrei erfolgte, der in ein dunkles, ersticktes Röcheln überging.

      »Sehr eindrucksvoll«, kommentierte die alte Dame, »Mr. Parker, ich kann nur hoffen, daß Ihre Nerven intakt sind!«

      *

      Parkers Nerven waren intakt, denn er blickte ruhig und gelassen auf einen untersetzten Mann, der etwa vierzig Jahre zählte. Dieser Mann, der eine Art Livree trug, wankte die Treppe herunter und hielt sich den linken Arm. Deutlich war der blutgetränkte Ärmel der Jacke zu erkennen.

      »Sollten Sie sich verletzt haben, Mr. Madlon?« fragte Parker.

      »Der Druide«, keuchte der Mann, rutschte in sich zusammen, fing sich aber in letzter Sekunde ab und setzte sich auf die steinerne Treppe.

      »Sie haben Druiden gesehen?« Agatha Simpson machte einen animierten Eindruck.

      »Vor der Zimmertür von Sir Robert, Mylady«, lautete die Antwort des Kammerdieners. Er nahm ängstlich den Kopf herum und schaute hinauf zur Galerie. Der Mann zitterte vor Angst, Schmerz und Nervosität. »Als der Druide mich sah, warf er eine Sichel nach mir und traf mich ... Hier am Arm! Sehen Sie doch!«

      »Ich habe schließlich Augen im Kopf«, herrschte Lady Agatha den Unglücklichen an. »Nun reißen Sie sich mal zusammen! Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine harmlose Fleischwunde. Ja, ich möchte wetten, daß es so ist. Wie sah der Druide aus? Ich wünsche augenblicklich eine genaue Beschreibung.«

      »Mir wird schlecht, Mylady«, keuchte der Kammerdiener und hüstelte.

      »Das verbitte ich mir.« Sie blitzte ihn an.

      »Vielleicht könnte man erst mal den Tatort in Augenschein nehmen, Mylady«, schlug Parker vor.

      »Genau das wollte ich gerade sagen.« Sie nickte und setzte sich in Bewegung. »Und das, Mr. Parker, werde ich übernehmen. Verarzten Sie diesen Mann. Sie können dann ja später nachkommen.«

      »Mylady wollen allein hinaufgehen?«

      »Selbstverständlich, Mr. Parker. Dieser Druide soll es wagen, mit Sicheln nach mir zu werfen!« Der Pompadour an Myladys linkem Handgelenk geriet prompt in gefährliches Pendeln. In diesem perlenbestickten Handbeutel befand sich der sogenannte Glücksbringer der älteren Dame. Dabei handelte es sich um ein echtes Pferdehufeisen, das nur oberflächlich in Schaumstoff gehüllt war.

      »Warten Sie hier«, sagte Parker, der seine Herrin auf keinen Fall allein gehen lassen wollte. Er drückte den Kammerdiener gegen das Geländer aus Sandstein und folgte Agatha Simpson, die erstaunlich behend nach oben eilte.

      »Sie haben wohl Angst, allein in der Halle zu bleiben, wie?« Die Lady hatte Parkers Schritte gehört, blieb kurz stehen und sah ihren Butler amüsiert an.

      »Eine gewisse Besorgnis soll keineswegs ausgeschlossen werden«, läutete Parkers vieldeutige Antwort. Er dachte an die Unternehmungslust seiner Herrin, die sich stets kopfüber ins Getümmel stürzte.

      »Nun, dann kommen Sie«, sagte sie großzügig, »aber ich fürchte, dieser Flegel von einem Druiden wird sich längst in Sicherheit gebracht haben.«

      Was sich als richtig erwies ...

      Der lange, verwinkelte Korridor war leer. Parker hielt Ausschau nach einer Sichel, konnte die Tatwaffe jedoch nicht finden. Lady Agatha stand inzwischen vor der Tür zu Sir Roberts Zimmer und pochte mit ihrer nicht gerade kleinen Faust machtvoll gegen die schweren Eichenbohlen.

      »Öffnen Sie, Robert«, rief sie dazu mit dröhnender Stimme, »hier spricht Lady Agatha. Öffnen Sie sofort, sonst breche ich das Schloß auf!«

      »Sir Robert scheint ein wenig indisponiert zu sein, Mylady«, gab Josuah Parker zu bedenken, als keine Antwort erfolgte.

      »Brechen Sie das Schloß oder auch die ganze Tür auf«, verlangte die energische Frau und deutete auf eine Ritterrüstung, die in einer nahen Nische stand, »benutzen Sie die Hellebarde, Mr. Parker.«

      »Wie Mylady wünschen.« Parker blieb jedoch stehen und drückte die schwere Eisenklinke, worauf die Tür sich öffnen ließ. Er sorgte dafür, daß die ältere Dame sich nicht vor ihm ins Zimmer schieben konnte und betrat als erster den großen, kahl wirkenden Raum.

      »Was ist denn nun?« fragte die Detektivin ungeduldig und schob Parker zur Seite.

      »Mylady dürften sich in der Wahl der Tür ein wenig geirrt haben«, sagte Parker höflich, »dies hier ist lediglich eine Abstellkammer.«

      »Unsinn«, erwiderte sie, »das ist Sir Roberts Schlafzimmer. Er selbst hat mir ja alle Räume gezeigt. Oder sollte dort hinten sein Schlafzimmer sein?« Sie deutete auf eine andere Tür.

      »Mylady erlauben, daß man sich vergewissert?« Josuah Parker ging zu der bezeichneten Tür und pochte höflich an. Dann drückte er die Klinke und zog die Tür an. Sie ließ sich nicht öffnen, dafür hörte man hinter dem Türblatt einen Schuß!

      *

      »Klingt ja alles sehr spannend, Parker«, sagte Mike Rander, »und wer hatte diesen Schuß abgefeuert?«

      »Sir Robert, Sir«, antwortete der Butler, »er sagte später aus, er habe den bereits zitierten Druiden gesehen.«

      »Lächerlich, Parker. Glauben Sie etwa an diese Erscheinung?«

      »Mylady erklärte bereits, bei dem Druiden müsse es sich um eine Person aus Fleisch und Blut handeln. Dieser Ansicht schloß meine Wenigkeit spontan sich an.«

      »Und ich werde es selbstverständlich auch tun, Parker«,


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