Butler Parker 153 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 153 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Luftdruck erfaßt, dann war ein reißendes Krachen zu vernehmen.

      »Jetzt weiß ich auch, warum diese Sträuße Donnerbesen genannt werden«, sagte Mike Rander lakonisch und stäubte mit den Händen Erdstaub vom Anzug.

      »Der Druide, Sir, scheint sich in irdischen Sprengstoffen gut auszukennen«, bemerkte der Butler und zauberte aus einer seiner vielen Taschen eine kleine Kleiderbürste, »darf ich mir erlauben, Sir, Ihre Kleidung wieder in würdigen Zustand zu versetzen?«

      »Mann, Parker, Sie haben vielleicht Sorgen«, wehrte Mike Rander ab, »stellen Sie sich doch mal vor, Sie wären weitergefahren und hätten den Besen über das Autodach streifen lassen.«

      »Dies, Sir, wäre für sie und meine Wenigkeit ungemein peinlich gewesen«, versicherte Parker höflich wie immer.

      *

      Das Dorf Plain schien im Mittelalter stehengeblieben zu sein.

      Die noch durchweg im Fachwerkstil errichteten, windschiefen und viel Romantik ausstrahlenden Häuser standen entlang einer schmalen Straße und scharten sich um eine Art Dorfplatz. Im Mittelpunkt stand eine Steinsäule, die mit seltsamen Mustern bedeckt war. Allerdings konnte man sie nur bei einem ganz bestimmten Sonnenstand erkennen. Erst gegen Mittag vermochte man diese Zeichen und runenartigen Gebilde auszumachen.

      Josuah Parker stoppte sein hochbeiniges Monstrum vor einer Steinmauer, hinter der sich ein alter Friedhof befand. Hohe, mit Mistelpflanzen bedeckte Eichenbäume verliehen dieser Begräbnisstätte ein fremdes, abweisendes Aussehen. Jenseits der hinteren Begrenzungsmauer waren einige alte Fachwerkhäuser auszumachen, die allerdings unbewohnt schienen.

      »Dort drüben muß ein Gasthaus sein«, meinte der Anwalt, »werfen wir einen Blick rein, Parker. Vielleicht gibt’s schon etwas Trinkbares.«

      »Mehr als nur einige Gäste dürften sich dort bereits eingefunden haben, Sir.«

      »Eine ganz hübsche Ansammlung von Wagen, Parker.« Mike Rander musterte die Autos, die durchweg keinen neuen Eindruck machten. Es waren einfache Fahrzeuge, durchweg älteren Datums.

      Parker parkte sein hochbeiniges Monstrum seitlich neben dem Gasthof und stieg feierlich-gemessen aus. Es war für ihn eine selbstverständliche Pflicht, die Wagentür auf der Seite des Anwalts zu öffnen, doch Mike Rander war schneller.

      »Bemühen Sie sich nicht, Parker, ich bin schließlich kein alter Mann«, sagte er gelassen, »hören Sie, sollten wir nicht die Polizei informieren? Immerhin hat man doch versucht, uns in die Luft zu sprengen.«

      »Dieser Anschlag, Sir, könnte möglicherweise auch einer anderen Person gegolten haben«, antwortete Parker, »aber gegen eine Benachrichtigung ist grundsätzlich nichts einzuwenden.«

      Die beiden Männer gingen zum Eingang des Gasthofes und trafen hier einen Zivilisten, der sie mißtrauisch-prüfend anschaute.

      »Darf man fragen, wer Sie sind?« erkundigte er sich knapp.

      »Natürlich, Sie dürfen«, erwiderte Rander und ging weiter.

      »Moment mal, Sir, das war mehr als eine Frage«, sagte der Zivilist, »ich hätte es gern, wenn Sie sich ausweisen würden.«

      »Ich ebenfalls.« Rander lächelte unbefangen den schlanken, ein wenig aggressiv wirkenden Mann an.

      »Detective-Sergeant Mulligan.« Der Mann zeigte seinen Dienstausweis.

      »Mike Rander, Anwalt, Mr. Parker, Butler«, stellt der Anwalt vor, »weitere Fragen reichen Sie besser schriftlich ein.«

      »Entschuldigen Sie, Sir«, lenkte der Sergeant ein, »ich fürchte, ich habe mich bereits von einer gewissen Stimmung anstecken lassen.«

      »Sie sprechen mit einiger Sicherheit von einem gewissen Druiden, nicht wahr, Sir?« schaltete Parker sich ein und lüftete die schwarze Melone.

      »Sie wissen von dieser seltsamen Erscheinung?« Der Detective-Sergeant trat einen halben Schritt zurück und musterte Rander und Parker.

      »Wissen ist gut, Sergeant«, meinte Rander, »ich hatte den Eindruck, daß wir in die Luft gejagt werden sollten.«

      »Wie war das?« Sergeant Mulligan runzelte die Stirn, und Parker lieferte eine erstaunlich knappe Schilderung dessen, was Rander und er erlebt hatten.

      »Das ist ja ungeheuerlich«, urteilte Mulligan und schnappte nach Luft, »eine Sprengladung, versteckt in einem Strauß von Mistelzweigen?«

      »Eine hübsche Kombination, wie?« Rander lächelte.

      »Das wäre ja ein richtiger Mordanschlag gewesen!«

      »Der nicht unbedingt Mr. Rander und meiner Wenigkeit gegolten haben muß«, schränkte der Butler ein.

      »So oder so. Ich muß sofort die erforderlichen Schritte in die Wege leiten. Wo kann ich Sie erreichen?«

      »Erst mal hier im Gasthof, dann später auf Schloß Plaine«, meinte Anwalt Rander, »sagen Sie, Sergeant, seit wann treibt der Druide sich in dieser Gegend herum?«

      »Wir wissen davon amtlich erst seit drei Wochen, Sir, aber die Leute hier sagen, der Druide sei bereits seit fünf Wochen unterwegs. Sie sind zufällig hierher nach Plain gekommen?«

      »Wir wollen uns den Druiden zur Brust nehmen, Sergeant, aber sagen Sie’s nur nicht weiter.«

      »Sie wollen den Druiden stellen?« Detective-Sergeant Mulligan sah Rander und Parker erstaunt und zugleich auch ein wenig belustigt an. »Sie kommen wahrscheinlich aus einer Großstadt, oder? Sie werden nie verstehen, wie diese Menschen hier über Geister und Erscheinungen denken. Für sie sind das reale Erscheinungen.«

      »Womit die Leute wohl auch recht haben werden, Sergeant«, gab Mike Rander zurück, »der Druide ist ein Zweibeiner wie Sie und ich. Aber daran werden ja gerade Sie bestimmt nicht zweifeln, nicht wahr?«

      »Ich weiß nicht recht«, entgegnete der Sergeant zögernd, »es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die man mit dem Verstand allein nicht begreifen wird.«

      »Das hätte von Ihnen stammen können, Parker«, frotzelte Mike Rander. »Und darauf sollten wir einen Schluck nehmen, falls der Ausschank schon geöffnet ist.«

      Bevor Butler Parker darauf antworten konnte, strichen plötzlich einige Krähen flatternd um die Ecke des. Gasthofes. Sie gewannen nur mühsam an Höhe und stießen kreischende Schreie aus.

      Der Detective-Sergeant zog unwillkürlich den Kopf ein, Mike Rander runzelte die Stirn und Butler Parker löste sich wortlos aus der Gruppe und schritt überraschend schnell auf die Hausecke zu. Er hatte sie noch nicht ganz erreicht, als er das Getrappel von Pferdehufen hörte, das von einem Wiehern übertönt wurde. Parker bog um die Hausecke und sah gerade noch, daß ein Pferd in einer schmalen Gasse verschwand. Auf diesem Pferd saß eine Gestalt, die nicht gerade sonderlich zivilisiert aussah.

      »Haben Sie was gesehen?« hörte er hinter sich die Stimme von Sergeant Mulligan.«

      »Nichts«, gab Parker zurück, die Wahrheit ein wenig korrigierend, »meine Wenigkeit hatte allerdings den Eindruck, daß ein Pferd sich zu entfernen beliebte, wenn ich es mal so ausdrücken darf.«

      *

      »Hier rennt man gegen eine Wand des Schweigens«, sagte Sergeant Mulligan später, »die Leute auf dem Land sind mißtrauisch und verschlossen. Ja, und sie haben natürlich Angst vor diesem Druiden und seiner Sichel.«

      »Der seit fünf Wochen sein Unwesen treibt, Sir«, stellte Josuah Parker noch mal fest, »Sie sind zur Aufklärung dieser mehr als seltsamen Vorfälle nach Plain geschickt worden, wie man annehmen darf?«

      »Richtig«, bestätigte der Detective-Sergeant, »normalerweise sitze ich in Andover.«

      »Sie bleiben länger?« Rander beugte sich vor und deutete durch die Windschutzscheibe nach vorn, »hinter der nächsten Kurve hingen die Mistelzweige quer über der Straße.«

      »Ich werde solange bleiben, bis der ganze Unsinn aufgeklärt


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