Gesammelte Werke. Джек Лондон
aber vor zu bleiben, wo er war. Als Saxon durch den schmalen Gartenweg mit den Blumenbeeten ging, sah sie zwei Männer, die mit dem Gemüse beschäftigt waren – der eine war ein alter Chinese, der andere war ebenfalls alt und dunkeläugig und offenbar auch Ausländer. Hier gab es Zierlichkeit, Tüchtigkeit und äußerste Ausnutzung des Bodens – das konnte selbst ihr ungeübtes Auge sehen. Die Frau erhob sich von den Blumen und wandte sich der Eintretenden zu, und Saxon sah, dass sie in mittleren Jahren, schlank und einfach, aber nett gekleidet war. Sie trug eine Brille, Saxons unmittelbarer Eindruck von ihrem Gesicht war, dass sie freundlich, aber etwas nervös aussah.
»Ich brauche heute nichts«, sagte sie, ehe Saxon Zeit fand, etwas zu sagen, begleitete aber die Ablehnung mit einem freundlichen Lächeln. Saxon stöhnte innerlich bei dem Gedanken an den Rucksack. Die Frau hatte offenbar gesehen, wie sie ihn niedersetzte.
»Wir sind keine Hausierer«, erklärte sie hastig.
»Ja, da müssen Sie wirklich meinen Irrtum entschuldigen.«
Diesmal war das Lächeln der Frau noch freundlicher, und sie wartete ruhig, dass Saxon sagen sollte, was sie wünschte.
Das kam Saxon zupass, und sie begann dann auch ohne weitere Einleitung:
»Wir suchen Ackerboden. Wir wollen Landwirtschaft betreiben, wissen Sie, und ehe wir Boden kaufen, müssen wir uns klar darüber werden, was wir haben wollen. Und als ich Ihren hübschen Hof sah, musste ich etwas von Ihnen hören. Denn sehen Sie, wir verstehen nichts von Landwirtschaft. Wir haben unser ganzes Leben in der Stadt verbracht, und jetzt haben wir uns entschlossen, auf dem Lande zu wohnen und froh und glücklich zu sein.« Sie hielt inne. Ein seltsamer Ausdruck trat in das Gesicht der Frau, aber ihre Liebenswürdigkeit wurde nicht geringer.
»Aber woher wissen Sie denn, dass Sie auf dem Lande glücklich werden?« fragte sie.
»Das weiß ich gar nicht. Ich weiß nur, dass arme Leute in der Stadt nicht glücklich sein können, wo es immer Streiks und dergleichen gibt. Wenn Sie auch auf dem Lande nicht glücklich sein können, dann gibt es nirgends Glück, und das finde ich nicht gerecht, was meinen Sie?«
»Das ist sehr vernünftig gedacht, mein Kind. Aber vergessen Sie nicht, dass es viele arme Leute auf dem Lande gibt und auch viele unglückliche.«
»Aber Sie sehen doch weder arm noch unglücklich aus«, sagte Saxon schnell. »Sie sind wirklich reizend.«
Saxon sah, wie die andere vor Freude errötete, und die Röte färbte ihr Gesicht noch, als sie fortfuhr:
»Aber ich eigne mich vielleicht auch besonders dazu, auf dem Lande zu leben und etwas von meiner Arbeit zu haben. Wie Sie selbst sagen, haben Sie Ihr ganzes Leben in der Stadt verbracht. Sie wissen nichts vom Land. Es würde Sie ganz entmutigen.«
Saxons Gedanken kehrten zurück zu den furchtbaren Monaten in dem kleinen Haus in der Pine Street.
»Ich weiß jedenfalls, dass das Leben in der Stadt mich ganz entmutigt. Vielleicht wird es auf dem Lande ebenso sein, aber deshalb ist es doch meine einzige Möglichkeit, verstehen Sie? Das oder nichts. Außerdem ist meine Familie vom Lande. Es ist gleichsam eine natürlichere Lebensweise. Und was noch besser ist – hier stehe ich, und das beweist doch, dass ich mich innerlich nach dem Lande sehne und, wie Sie es nennen, mich besonders für das Land eignen muss – sonst wäre ich ja gar nicht hier.«
Die andere nickte beifällig und sah Saxon mit steigendem Interesse an.
»Der junge Mann –«, begann sie.
»Das ist mein Mann. Er war Kutscher, bis der große Streik ausbrach. Ich heiße Roberts, Saxon Roberts, und mein Mann heißt William Roberts.«
»Und ich heiße Frau Mortimer«, sagte die andere und neigte höflich den Kopf. »Ich bin Witwe. Und wenn Sie Ihren Mann bitten wollen einzutreten, so werde ich versuchen, einige Ihrer vielen Fragen zu beantworten. Sagen Sie ihm, dass er sein Bündel in den Garten legen soll. – Also was für eine Menge Fragen ist es, die Sie an mich richten wollen?«
»Ach, alles mögliche. Wie machen Sie es, dass es sich lohnt? Wie haben Sie das Ganze eingerichtet? Was hat der Boden gekostet? Haben Sie selbst das schöne Haus gebaut? Wie viel bezahlen Sie den Leuten? Wo haben Sie alles gelernt – was wächst am besten, und was lohnt sich am meisten? Wie kann man es am besten verkaufen? Wie machen Sie es mit dem Verkauf?« Saxon hielt inne und lachte. »Ach, ich habe noch kaum angefangen. Warum haben Sie überall Blumen an den Beeten? Ich habe die portugiesischen Gehöfte in der Nähe von San Leandro gesehen, aber dort sind nie Blumen und Gemüse durcheinander.«
Frau Mortimer hob die Hand. »Lassen Sie mich zuerst die letzte Frage beantworten. Das ist gewissermaßen der Schlüssel zu allem anderen.«
Aber jetzt trat Billy hinzu, und die Erklärung musste aufgeschoben werden, bis er vorgestellt war.
»Die Blumen fingen Ihren Blick, nicht wahr, mein Kind?« begann Frau Mortimer wieder. »Und die Blumen veranlassten Sie, einzutreten und zu mir zu kommen. Ja, und deshalb sind eben die Blumen mit dem Gemüse zusammengepflanzt, um die Aufmerksamkeit der Leute anzuziehen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Menschen auf diese Weise in meinen Garten gelockt wurden. Es ist ein guter Weg, der viel von Leuten aus der Stadt befahren wird. Nein, mit Automobilen habe ich kein Glück gehabt. Die können vor Staub nicht sehen. Aber ich fing an, als alle Menschen noch mit Pferden fuhren. Leute aus der Stadt kamen beständig vorbeigefahren. Ihre Aufmerksamkeit wurde angezogen, erst von meinen Blumen und dann von meinem Haus. Dann sagten sie zu dem Kutscher, dass er halten sollte. Und, nun ja, ich richtete es eben so ein, dass ich meistens im Vordergarten war, sodass sie ein Gespräch mit mir anfingen. Und es endete denn auch meistens damit, dass ich sie einlud, meine Blumen anzusehen – und selbstverständlich mein Gemüse. Alles war frisch, rein und nett. Es tat alles seine Wirkung. Und« – Frau Mortimer zuckte die Achseln – »es ist eine alte Geschichte, dass der Magen durch die Augen sieht. Der Gedanke an Gemüse, das zwischen den Blumen wuchs, gefiel ihnen. Sie wollten mein Gemüse haben. Sie mussten es haben. Und sie bekamen es zum doppelten Marktpreis und bezahlten gern.
Sehen Sie, ich kam, wenn ich so sagen darf, in Mode. Niemand verlor dabei. Das Gemüse war wirklich ausgezeichnet, so gutes Gemüse, wie es nur je auf dem Markt zu haben war, und oft auch frischer. Und zudem schlugen meine Kunden zwei Fliegen mit einer Klappe; denn sie konnten sich gleichzeitig einbilden, etwas Gutes zu tun. Sie bekamen nicht nur das beste und frischeste Gemüse, das zu haben war, sondern sie hatten auch gleichzeitig die Befriedigung, zu wissen, dass sie einer würdigen, bedürftigen Witwe helfen. Ja, und es verlieh ihrem Hause ein gewisses vornehmes