Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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drei Tage dar­auf, fuh­ren Sa­xon und Bil­ly nach der End­sta­ti­on und mach­ten sich zum zwei­ten Mal nach San Juan auf. Der Weg war vol­ler Pfüt­zen, aber die Son­ne schi­en, der Him­mel war blau, und über­all sah man eine schwa­che An­deu­tung von kei­men­dem Grün. Vor Ben­sons Hof war­te­te Sa­xon, wäh­rend Bil­ly hin­ein­ging, um sich sei­ne sechs Dol­lar für die drei Tage Pflug­ar­beit ge­ben zu las­sen.

      »Er wü­te­te wie ein Stier, weil ich ge­hen woll­te«, sag­te er, als er wie­der­kam. »An­fangs woll­te er gar nichts da­von hö­ren – sag­te, in ein paar Ta­gen hät­te er wie­der Ar­beit für mich, es gäbe nicht so vie­le gute Leu­te, die mit vier Pfer­den fah­ren, dass man sie, ohne zu muck­sen, ge­hen las­sen könn­te.«

      »Und was sag­test du?«

      »Ach, ich sag­te nur, ich müss­te wei­ter. Dann ver­such­te er, mich zu über­re­den, und ich sag­te, ich hät­te mei­ne Frau mit, und sie hät­te es ver­flucht ei­lig, wei­ter zu kom­men.«

      »Aber das hast du doch auch, Bil­ly?«

      »Selbst­ver­ständ­lich, aber nicht so wie du! Teu­fel auch, ei­gent­lich ge­fiel mir das Pflü­gen sehr gut. Vor der Ar­beit hab ich kei­ne Angst mehr. Ich hab die Ge­schich­te jetzt weg, und du kannst dar­auf schwö­ren, dass ich un­ge­fähr eben­so gut pflü­gen kann wie alle an­de­ren.«

      Eine Stun­de spä­ter hör­ten sie ein Au­to­mo­bil hin­ter sich, und sie tra­ten an den We­grand, um es vor­bei zu las­sen. Aber das Au­to­mo­bil fuhr nicht vor­bei. Es war Ben­son, der dar­in saß, und er war al­lein und hielt bei ih­nen an.

      »Wo wol­len Sie hin?« frag­te er Bil­ly, warf aber gleich­zei­tig Sa­xon einen has­ti­gen, for­schen­den Blick zu.

      »Nach Mon­te­rey – wenn Sie so weit fah­ren«, lach­te Bil­ly.

      »Sie kön­nen bis Wat­son­ville mit­fah­ren. Das sind zu Fuß und mit dem Ge­päck meh­re­re Tage. Klet­tern Sie nur her­auf!« Dann wand­te er sich di­rekt zu Sa­xon. »Ha­ben Sie Lust, auf dem Vor­der­sitz zu sit­zen?«

      Sa­xon sah Bil­ly an.

      »Tu es nur!« sag­te er zu­stim­mend. »Es sitzt sich groß­ar­tig vorn. Ja, das ist üb­ri­gens mei­ne Frau, Herr Ben­son.«

      »So, Sie wa­ren es also, die mir den Mann nahm?« sag­te Ben­son gut­mü­tig brum­mend und wi­ckel­te sie in den Man­tel.

      Sa­xon gab zu, dass es al­ler­dings ihre Schuld wäre, und bald in­ter­es­sier­te sie sich eif­rig da­für, wie er den Wa­gen in Gang setz­te.

      »Ja, ich wäre ein elen­der Land­wirt, wenn ich nicht mehr Bo­den hät­te, als Sie je ge­pflügt hat­ten, ehe Sie zu mir ka­men«, sag­te Ben­son pfif­fig über die Schul­ter hin­weg zu Bil­ly.

      »Ich hat­te noch nie einen Pflug in Hän­den ge­habt – au­ßer ei­nem ein­zi­gen Mal«, ge­stand Bil­ly, »aber man muss ja ler­nen.«

      »Für zwei Dol­lar den Tag?«

      »Ja, wenn man je­mand fin­det, der sie ei­nem gibt«, sag­te Bil­ly wohl­wol­lend.

      Ben­son lach­te herz­lich.

      »Sie ler­nen schnell!« sag­te er an­er­ken­nend. »Ich konn­te schon se­hen, dass Sie noch kei­ne nä­he­re Be­kannt­schaft mit ei­nem Pflug ge­macht hat­ten. Aber Sie grif­fen die Sa­che sehr ver­nünf­tig an. Nicht ein Mann von zehn, die ich auf der Land­stra­ße krie­gen kann, könn­te leis­ten, was Sie am drit­ten Tage ge­leis­tet ha­ben. Aber Ihre Stär­ke ist nun doch Ihr Pfer­de­ver­stand. Als ich Sie an dem Mor­gen auf­for­der­te, die Lei­nen zu neh­men, tat ich es halb im Scherz. Sie sind ein ge­üb­ter Kut­scher und üb­ri­gens auch ein ge­bo­re­ner.«

      »Er ist so gut zu Pfer­den«, sag­te Sa­xon.

      »Ja, mehr als das«, Ben­son wand­te sich wie­der zu ihr. »Ihr Mann hat den rich­ti­gen Griff. Das ist schwer zu er­klä­ren. Aber das ist es eben – der Griff. Der ist fast wie ein In­stinkt. Und wenn es not­wen­dig ist, gut zu Pfer­den zu sein, so ist es noch not­wen­di­ger, den Griff zu ha­ben. Ihr Mann hat den Griff. Die Pro­be zum Bei­spiel, die ich mit ihm an­stell­te, als ich ihn den Wa­gen mit den vier Pfer­den fah­ren ließ! Mit Freund­lich­keit al­lein hät­te er es nicht fer­tig­ge­bracht. Dazu war es zu ver­wi­ckelt und schwie­rig. Es ge­hör­te der Griff dazu. Das konn­te ich im sel­ben Au­gen­blick se­hen, als er an­fing. Er hat­te nicht den ge­rings­ten Zwei­fel. Und die Pfer­de hat­ten auch nicht den ge­rings­ten Zwei­fel. Sie hat­ten gleich Füh­lung mit ihm. Sie wuss­ten, was zu tun war, und wuss­ten, dass sie es zu tun hat­ten. Sie fürch­te­ten sich nicht, wuss­ten aber doch, dass der Mann auf dem Kutsch­bock ih­nen über war. Als er die Lei­ne fass­te, fass­te er gleich­zei­tig die Pfer­de. Er hat­te den Griff, ver­ste­hen Sie? Er nahm sie und brach­te sie dort­hin, wo er sie ha­ben woll­te, schwang sie auf und nie­der, rechts und links, ließ sie zie­hen, lo­cker­te die Zü­gel und ging rück­wärts, und sie wuss­ten, dass es schon ge­hen soll­te. Ach, Pfer­de kön­nen selbst­ver­ständ­lich dumm sein, aber Idio­ten sind sie auch nicht. Sie wis­sen, ob der rich­ti­ge Kut­scher mit ih­nen fährt, wenn es mir auch ein Rät­sel ist, wie sie das so schnell be­grei­fen kön­nen.«

      Ben­son hielt inne, ein we­nig är­ger­lich über sei­ne ei­ge­ne Red­se­lig­keit, und sah Sa­xon for­schend an, ob sie ihn ver­stan­den hät­te. Ihr Ge­sichts­aus­druck be­frie­dig­te ihn, und er füg­te mit kur­z­em La­chen hin­zu: »Pfer­de sind nun mal eine mei­ner Lei­den­schaf­ten. Ja, das glau­ben Sie viel­leicht nicht, weil ich mit ei­ner sol­chen Stink­ma­schi­ne fah­re? Ich wür­de auch viel lie­ber mit ei­nem Paar tüch­ti­ger Pfer­de fah­ren. Aber das wür­de mich mehr Zeit kos­ten und, was noch schlim­mer wäre – sie wür­den mir zu viel Sor­ge ma­chen. So ein Ding wie das hier hat we­der Ner­ven noch Glie­der noch fei­ne Seh­nen – man braucht es nur rat­tern zu las­sen.«

      Sa­xon war bald ganz in das Ge­spräch mit ih­rem Wirt ver­tieft. Sie war sich klar dar­über, dass sie hier einen ty­pi­schen mo­der­nen Land­wirt vor sich hat­te. Das Wis­sen, das sie schon ge­sam­melt hat­te, mach­te, dass sie sich ver­hält­nis­mä­ßig leicht aus­drücken konn­te, und wenn Ben­son sprach, war sie ganz ver­blüfft, wie viel sie von dem, was er sag­te, ver­ste­hen konn­te. Auf sei­ne di­rek­te Fra­ge er­zähl­te sie ihm von ih­ren und Bil­lys Aus­sich­ten, gab ihm einen klei­nen Ein­blick in ihr Le­ben in Oa­k­land und ver­weil­te aus­führ­li­cher bei ih­ren Zu­kunfts­plä­nen.

      Es war bei­na­he wie ein Traum, als sie vor der Baum­schu­le bei Mor­gans Hü­gel er­fuhr, dass sie schon zwan­zig Mei­len ge­fah­ren wa­ren, eine be­deu­tend län­ge­re Stre­cke, als sie an die­sem Tage zu ge­hen ge­dacht hat­ten. Und im­mer noch schnurr­te die Ma­schi­ne wei­ter, und kaum hat­te sie ir­gend­ei­nen Punkt in der Fer­ne er­blickt, so wa­ren sie auch schon vor­bei.

      »Ich konn­te auch nicht be­grei­fen, warum ein so tüch­ti­ger Mensch wie Ihr Mann sich auf der Land­stra­ße her­um­treibt!« sag­te Ben­son.

      »Ja«, lä­chel­te sie, »er er­zähl­te mir, dass Sie ihn für einen gu­ten Mann hiel­ten, dem es schlecht ge­gan­gen sein müss­te.«

      »Ja, se­hen Sie, da­mals wuss­te ich nichts von Ih­nen. Aber jetzt ver­ste­he ich al­les, wenn ich auch sa­gen muss, dass es heut­zu­ta­ge et­was sehr Un­ge­wöhn­li­ches ist, ein paar jun­ge Leu­te wie Sie und Ihren Mann mit dem Bün­del auf dem Rücken her­um­zie­hen und nach Bo­den su­chen zu se­hen. Und da fällt mir ge­ra­de et­was ein, was ich Ih­nen er­zäh­len will.« Er wand­te sich zu Bil­ly. »Ich er­zähl­te eben


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