Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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– Ber­ge und Hän­ge, die in Ter­ras­sen ein­ge­teilt wa­ren. Den­ken Sie sich einen Hang, so steil, dass man nicht mit Pfer­den hin­auf­fah­ren kann! Das stör­te sie nicht. Sie bau­ten ihre Ter­ras­sen – eine Stein­mau­er – gute Mau­rer­ar­beit, sechs Fuß hoch – eine fla­che Ter­ras­se, sechs Fuß breit, im­mer hö­he­re Mau­ern und Ter­ras­sen – ganz bis oben hin­auf. Mau­er auf Mau­er, Ter­ras­se auf Ter­ras­se, bis eine Mau­er von zehn Fuß nö­tig war, um ei­ner Ter­ras­se von drei Fuß Raum zu ge­wäh­ren, und zwan­zig Fuß Mau­er für vier bis fünf Fuß Bo­den, wo sie Ge­trei­de und Ge­mü­se pflan­zen konn­ten. Und die Erde schlepp­ten sie in Kör­ben auf dem Rücken den Berg hin­an.

      Und über­all, wo ich hin­kam, war es das­sel­be – in Grie­chen­land, in Ir­land, in Dal­ma­ti­en –, denn ich bin über­all ge­we­sen. Sie sam­mel­ten je­des biss­chen Erde, das sie fin­den konn­ten, sam­mel­ten sie, ja, stahlen sie in Schau­feln und Hän­den, tru­gen sie auf dem Rücken Ber­ge hin­an und bau­ten Höfe – bau­ten sie auf den nack­ten Fel­sen. Se­hen Sie, in Frank­reich habe ich Berg­bau­ern in Was­ser­läu­fen nach Hu­mus gra­ben se­hen, wie un­se­re Vor­fah­ren in den ka­li­for­ni­schen Flüs­sen nach Gold gru­ben. Der Un­ter­schied ist nur, dass das Gold ver­schwun­den ist, wäh­rend der Bo­den der Bau­ern im­mer noch da ist, Ern­te auf Ern­te bringt und be­stän­dig et­was er­zeugt. Aber jetzt habe ich Ih­nen wohl bald ge­nug er­zählt.«

      »Mein Gott«, mur­mel­te Bil­ly be­nom­men. »Das ha­ben un­se­re Leu­te nie ge­tan. Es ist so merk­wür­dig, dass sie ver­drängt wur­den.«

      »Dort liegt das Tal«, sag­te Ben­son. »Se­hen Sie die Bäu­me! Se­hen Sie die Hän­ge! Das ist ein neu­es Dal­ma­ti­en. Se­hen Sie hin! Ein Ap­fel­pa­ra­dies! Se­hen Sie den Bo­den! Se­hen Sie, was sie dar­aus ge­macht ha­ben.«

      Es war kein großes Tal, das sich Sa­x­ons Blick zeig­te. Aber über­all, auf den fla­chen Fel­dern und über den nied­ri­gen Hö­hen­zü­gen, wa­ren die Zeug­nis­se vom Fleiß der Dal­ma­ti­ner zu se­hen. Und wäh­rend sie sah, hör­te sie im­mer noch auf Ben­son.

      »Wis­sen Sie, was die ers­ten Pio­nie­re mit ih­rem schö­nen Bo­den ta­ten? Sie be­pflanz­ten die Ebe­nen mit Ge­trei­de und be­nutz­ten die Berg­hän­ge als Wei­den für das Vieh. Und jetzt wer­den zwölf­tau­send Mor­gen als Ap­fel­gär­ten be­nutzt. Das ist eine gan­ze Se­hens­wür­dig­keit für Leu­te aus dem Os­ten, die auf Be­such nach Del Mon­te kom­men, und sie fah­ren mit ih­ren Au­to­mo­bi­len her­aus, um die Bäu­me in der Blü­te oder in der Rei­fe zu se­hen. Neh­men wir zum Bei­spiel Mat­teo Let­tu­nich – er ist ei­ner der ers­ten Ap­fel­bau­er. Er kam aus Cast­le Gar­den hier­her und wur­de Tel­ler­wä­scher. So­bald er die­ses Tal sah, wuss­te er, dass es sein Klon­di­ke war. Jetzt hat er sie­ben­hun­dert Mor­gen ge­pach­tet, be­sitzt selbst hun­dert­und­drei­ßig – die feins­ten Obst­sor­ten im gan­zen Tal – und ex­por­tiert vier­zig- bis fünf­zig­tau­send Kis­ten je­des Jahr. Er lässt je­den ein­zel­nen Ap­fel von Dal­ma­ti­nern pflücken. Ei­nes Ta­ges frag­te ich ihn im Scherz, wie teu­er er sei­ne hun­dert­und­drei­ßig Mor­gen ver­kau­fen wür­de. Er ant­wor­te­te im vol­len Ernst. Er er­zähl­te mir, was sie ihm Jahr auf Jahr ein­ge­bracht hat­ten, und be­rech­ne­te eine Art Durch­schnitt­sein­nah­me. Dann sag­te er, dass ich das als sech­spro­zen­ti­ge Ver­zin­sung rech­nen soll­te. Das tat ich, und es ka­men über drei­tau­send Dol­lar den Mor­gen da­bei her­aus.«

      »Aber was tun denn alle die Chi­ne­sen hier im Tal?« frag­te Bil­ly. »Bau­en die auch Äp­fel?«

      Ben­son schüt­tel­te den Kopf.

      »Das ist auch ein Punkt, in dem wir Ame­ri­ka­ner zu kurz kom­men. Hier im Tal wird nichts ver­geu­det, nicht ein Ap­fel­ge­häu­se oder eine Ap­fel­scha­le, aber es sind nicht Ame­ri­ka­ner, die die­ses Spar­sys­tem durch­füh­ren. Hier sind sie­ben­und­fünf­zig Öfen, in de­nen Äp­fel ge­dörrt wer­den, gar nicht zu re­den von all den An­stal­ten, wo Äp­fel ein­ge­macht wer­den, und von den Ap­fel­wein- und Es­sig­fa­bri­ken. Und es ist un­ser Freund, der Chi­ne­se, der dies Ne­ben­ge­schäft be­treibt. Sie ver­schif­fen jähr­lich fünf­zehn­tau­send Ton­nen Ap­fel­wein und Es­sig.«

      »Un­se­re Vä­ter ha­ben die­ses Land ge­schaf­fen«, sag­te Bil­ly nach­denk­lich. »Ha­ben da­für ge­kämpft, es der Um­welt zu­gäng­lich ge­macht, ha­ben al­les ge­tan.«

      »Ja, nur nicht sei­ne Mög­lich­kei­ten ent­wi­ckelt«, fiel Ben­son ihm ins Wort. »Wir ta­ten un­ser Bes­tes, um es zu ver­nich­ten, wie wir den Bo­den in Neu-Eng­land ver­nich­te­ten.« Er mach­te eine Hand­be­we­gung ir­gend­wo nach der an­de­ren Sei­te der Ber­ge hin­über. »Dort drü­ben liegt Sa­li­na. Dort könn­te man sich ein­bil­den, in Ja­pan zu sein. Und mehr als ein gu­tes klei­nes Obst­tal in Ka­li­for­ni­en be­fin­det sich heu­te in den Hän­den von Ja­pa­nern. Ihre Metho­de ist et­was an­ders als die der Dal­ma­ti­ner. Zu­erst ar­bei­ten sie als Ta­ge­löh­ner beim Obst­pflücken. Sie sind bes­ser als die ame­ri­ka­ni­schen Obst­pflücker, und die Yan­kees sind froh, wenn sie sie krie­gen kön­nen. Wenn sie dann stär­ker wer­den, bil­den sie Ge­werk­schaf­ten und ver­drän­gen die ame­ri­ka­ni­schen Ar­bei­ter. Aber die Obst­gar­ten­be­sit­zer sind im­mer noch froh. Der nächs­te Schritt ist, dass die Ja­pa­ner kein Obst mehr pflücken wol­len. Die ame­ri­ka­ni­sche Ar­beits­kraft ist ver­schwun­den. Die Obst­gar­ten­be­sit­zer sind hilf­los. Das Obst ver­fault an den Bäu­men. Dann mel­den sich die ja­pa­ni­schen Ar­bei­ter­füh­rer. Sie schwin­gen schon das Zep­ter. Sie ver­kau­fen das Obst an den Bäu­men. Die Obst­gar­ten­be­sit­zer sind voll­kom­men in ih­ren Hän­den, ver­ste­hen Sie. Und bald sind es die Ja­pa­ner, die im Tal re­gie­ren. Die Obst­gar­ten­be­sit­zer brau­chen nicht mehr hier zu woh­nen und ha­ben bald ge­nug da­mit zu tun, eine vor­neh­me­re Le­bens­art in den Städ­ten zu ler­nen und Rei­sen nach Eu­ro­pa zu ma­chen. Jetzt fehlt nur noch der letz­te Schritt. Die Ja­pa­ner kau­fen sie aus. Sie sind ge­zwun­gen, zu ver­kau­fen, denn die Ja­pa­ner be­herr­schen den Ar­beits­markt und kön­nen sie je­den Au­gen­blick rui­nie­ren.«

      »Aber wenn das so wei­ter geht, was wird denn schließ­lich aus uns?« frag­te Sa­xon.

      »Was es jetzt schon ist. Die von uns, die nichts ha­ben, ver­fau­len in den Städ­ten. Die von uns, die Bo­den ha­ben, ver­kau­fen ihn und ge­hen nach den Städ­ten. Ei­ni­ge wer­den grö­ße­re Ka­pi­ta­lis­ten, an­de­re ge­hen zum Hand­werk über, der Rest ver­braucht sein Geld und be­ginnt dann zu ver­fau­len, und wenn sie bei ih­rem Tode noch nicht ver­fault sind, so ver­fau­len eben ihre Kin­der.«

      Die lan­ge Fahrt war jetzt zu Ende, und beim Ab­schied er­in­ner­te Ben­son Bil­ly an die fes­te Ar­beit, die sei­ner war­te­te, so­bald er sie ha­ben woll­te.

      »Ich den­ke, wir gu­cken uns erst ein­mal den Staats­bo­den dort ein biss­chen an«, ant­wor­te­te Bil­ly. »Wir wis­sen noch nicht, was dar­aus wird, aber eins gibt es, wo­mit wir uns nicht ab­ge­ben – das ist si­cher.«

      »Was denn?«

      »Äp­fel zu drei­tau­send Dol­lar den Mor­gen zu pflan­zen.«

      Bil­ly und Sa­xon mar­schier­ten ein Stück­chen, ihre Bün­del auf dem Rücken. Er war der ers­te, der das Schwei­gen brach.

      »Und eins will ich dir sa­gen, Sa­xon! Das ma­chen wir nie, dass wir klei­ne Krü­mel Erde in Kör­ben einen Berg hin­auf­schlep­pen. Es gibt noch Platz ge­nug in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten.


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