Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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      »Das ist nicht da«, er­klär­te Sa­xon. »Wir ha­ben noch nichts be­stellt.«

      »Dann muss ich mor­gen da­für sor­gen.«

      »Wir brau­chen das Zim­mer nicht«, sag­te Sa­xon zu Bil­ly. »Und ich habe kei­ne Mö­bel da­für be­rech­net. Das Geld ist drauf­ge­gan­gen, um bes­se­re Tep­pi­che und einen bes­se­ren Herd zu kau­fen.«

      Bil­ly, der zu ihr ge­tre­ten war, hob sie vom Stuhl auf und setz­te sie auf sei­nen Schoß.

      »Das ist sehr recht, mein Mä­del­chen. Ich freue mich dar­über. Im­mer das Bes­te für uns. Und mor­gen Abend gehst du mit mir zu Sa­lin­ger und suchst ein Bett und einen Tep­pich aus und was sonst noch dazu ge­hört. Aber gut muss es sein. Kei­ne Kni­cke­rei.«

      »Das kos­tet fünf­zig Dol­lar«, wand­te sie ein.

      »Schön«, nick­te er. »Lass es fünf­zig Dol­lar kos­ten und nicht einen Cent we­ni­ger. Das Bes­te ist nicht gut ge­nug. Und was ha­ben wir von ei­nem lee­ren Zim­mer? Das ver­schan­delt uns das Haus. Sieh, von dem Au­gen­blick an, als ich die Mie­te be­zahl­te und den Schlüs­sel in die Tür steck­te, habe ich die­ses Nest­chen wach­sen und warm und be­hag­lich wer­den se­hen. Aber wenn dies Zim­mer hier leer und ohne Tep­pich da­steht, wer­de ich den gan­zen Tag nichts als den blo­ßen Fuß­bo­den se­hen. Ich wür­de mich be­tro­gen füh­len. Das Haus wür­de eine Lüge sein. Sieh nur die Gar­di­nen, die du drin­nen auf­ge­hängt hast, Sa­xon, da­mit die Nach­barn glau­ben, dass es mö­bliert sei. Sa­xon, die Gar­di­nen lü­gen. Das schickt sich nicht für uns.«

      »Ihr könnt es ja ver­mie­ten«, schlug Bert vor. »Ihr wohnt dicht an der Bahn, und zwei Stra­ßen von hier ist eine Wirt­schaft.«

      »Nicht um al­les in der Welt. Ich hei­ra­te Sa­xon nicht, um Zim­mer­her­ren zu be­kom­men. Wenn ich nicht für sie sor­gen kann – weißt du, was ich dann tue? Auf die Mole ge­hen und sa­gen: ›An dem geht nichts ver­lo­ren!‹ und mich mit ei­nem Stein um den Hals ins Was­ser plump­sen las­sen. Hab ich nicht recht, Sa­xon?«

      Es wi­der­sprach ih­rer Vor­sicht und ih­rem ge­sun­den Men­schen­ver­stand, aber es ge­fiel ih­rem Stolz. Sie schlang die Arme um den Hals ih­res Liebs­ten und sag­te, ehe sie ihn küss­te:

      »Du hast zu be­stim­men, Bil­ly. Was du sagst, soll gel­ten, heut und im­mer.«

      *

      Sa­rah war kon­ser­va­tiv. Ja, schlim­mer als das, sie war in ei­ner fes­ten Form er­starrt seit dem Au­gen­blick, als ihre Ver­liebt­heit vor­bei war, das heißt, seit sie ihr ers­tes Kind ha­ben soll­te. Die Form wa­ren die Vor­ur­tei­le und die Vor­stel­lun­gen, in de­nen sie von Kind auf er­zo­gen war. Der­ma­ßen war sie zum Ge­wohn­heits­tier ge­wor­den, dass die ge­rings­te Ver­än­de­rung im täg­li­chen Le­ben zu den Di­men­sio­nen ei­ner gan­zen Re­vo­lu­ti­on an­schwoll. Tom hat­te ver­schie­de­ne die­ser Re­vo­lu­tio­nen er­lebt, un­ter an­derm, so oft sie um­zo­gen. Nach dem drit­ten Um­zug hat­te er ge­nug, und seit­dem zog er nie mehr um.

      So kam es, dass Sa­xon es auf­ge­scho­ben hat­te, von ih­rer Hoch­zeit zu re­den, bis es durch­aus not­wen­dig wur­de. Sie er­war­te­te eine Sze­ne, und die be­kam sie.

      »Ein Bo­xer, ein He­rum­trei­ber, ein Tau­ge­nichts!« fauch­te Sa­rah, nach­dem sie alle Kala­mi­tä­ten er­schöpft hat­te, mit de­nen der Ver­lust von Sa­x­ons vier­ein­halb Dol­lar die Wo­che ihre und ih­res Man­nes Zu­kunft be­droh­te. »Ich möch­te wis­sen, was dei­ne Mut­ter sa­gen wür­de, wenn sie leb­te und sähe, dass du einen Tau­ge­nichts wie Bill Ro­berts hei­ra­test. Bill! Ach, dei­ne Mut­ter war viel zu vor­nehm, als dass sie einen Mann ge­hei­ra­tet hät­te, der Bill hieß. Und ich kann dir nur sa­gen, dass es jetzt kei­ne sei­de­nen St­rümp­fe und drei Paar Schu­he mehr ge­ben wird. Es dau­ert nicht lan­ge, und du wirst dich glück­lich prei­sen, wenn du in Lat­schen und baum­wol­le­nen St­rümp­fen zu fünf­und­zwan­zig Cent für zwei Paar her­um­lau­fen kannst.«

      »Ach, ich habe kei­ne Angst. Bil­ly ist schon der Mann, mir die Schu­he zu ver­schaf­fen, die ich brau­che«, ant­wor­te­te Sa­xon und warf stolz den Kopf zu­rück.

      »Du weißt nicht, wo­von du re­dest.« Sa­rah hielt inne und brach in La­chen aus – ein La­chen, das nicht den ge­rings­ten Hu­mor ent­hielt. »Pass nur auf, wenn erst Kin­der kom­men. Die kom­men heut­zu­ta­ge schnel­ler als Geld.«

      »Aber wir wol­len kei­ne Kin­der ha­ben – we­nigs­tens nicht, bis wir un­se­re Aus­s­teu­er be­zahlt ha­ben.«

      »So klug sind die jun­gen Leu­te heu­te – wie be­liebt? In mei­ner Ju­gend wa­ren die Mäd­chen zu ehr­bar, um et­was von sol­chen un­an­stän­di­gen Din­gen zu wis­sen.«

      »Es ist das ers­te Mal, dass ich höre, dass klei­ne Kin­der et­was Un­an­stän­di­ges sind. Gott, Sa­rah, du mit dei­nen fünf musst ja sehr un­an­stän­dig ge­we­sen sein! Bil­ly und ich ha­ben be­schlos­sen, dass wir nicht an­nä­hernd so un­an­stän­dig sein wol­len. Wir wol­len nicht mehr als zwei ha­ben, einen Jun­gen und ein Mäd­chen.«

      Tom hät­te fast laut ge­lacht, um des Frie­dens wil­len aber er­stick­te er sein La­chen in der Kaf­fee­tas­se. Sa­rah ließ sich kaum Zeit, Atem zu schöp­fen, als sie auch schon von ei­ner an­de­ren Sei­te an­griff.

      »Und so schnell zu hei­ra­ten! Wel­che Eile! Wenn das nicht un­an­stän­dig ist, dann weiß ich nicht. Ich weiß nicht, wie jun­ge Mäd­chen heu­te dar­über den­ken. Aber das kommt da­von, wenn man Sonn­tags aus­rennt und tanzt und so et­was. So­viel Leicht­fer­tig­keit und Un­sitt­lich­keit habe ich noch nie ge­se­hen.«

      Sa­xon war blass vor Zorn ge­wor­den. Wäh­rend aber Sa­rah in ih­rem Re­de­strom fort­fuhr, glück­te es Tom, mit sei­ner Schwes­ter zu ei­ner Ver­stän­di­gung zu ge­lan­gen, in­dem er sie durch eif­ri­ges Blin­zeln um Er­hal­tung des Frie­dens bat.

      »Es stimmt ja al­les, Schwes­ter­chen«, trös­te­te er Sa­xon, als sie al­lein wa­ren. »Es hat nur kei­nen Zweck, mit Sa­rah dar­über zu re­den. Bill Ro­berts ist ein net­ter Kerl, ich weiß al­ler­lei von ihm. Du be­kommst einen gu­ten Mann, und du wirst si­cher glück­lich mit ihm wer­den.« Er senk­te die Stim­me, und sein Ge­sicht er­hielt plötz­lich einen al­ten, mü­den Aus­druck, als er ängst­lich fort­fuhr: »Nimm dir eine Leh­re an Sa­rah. Zan­ke dich nicht. Was du auch tust, zan­ke dich nicht. Ein Mann muss mal et­was sa­gen dür­fen. Män­ner ha­ben auch ein biss­chen Ver­stand, wenn Sa­rah es auch nicht glaubt. Sieh, Sa­rah hat mich im Grun­de un­ge­heu­er lieb, wenn sie es auch nicht mer­ken lässt. Hab du dei­nen Mann lieb und, Gott stra­fe mich, lass es ihn mer­ken. Mit Küs­sen und Strei­cheln kannst du ihn zu al­lem brin­gen, was du wünschst. Lass ihm nur hin und wie­der ein­mal sei­nen Wil­len, dann lässt er dir auch dei­nen. Du sollst ihn nur lieb­ha­ben und dich auf ihn stüt­zen – er ist kein Dumm­kopf – dann wirst du auf Hän­den ge­tra­gen wer­den.«

      »Glaub mir, ich wer­de ihn schon lieb­ha­ben, Tom«, nick­te Sa­xon. »Und mehr als das, ich wer­de da­für sor­gen, dass Bil­ly mich liebt, und dass es da­bei bleibt. Und dann brau­che ich ihn we­der zu küs­sen noch zu strei­cheln, da­mit er tut, was ich wün­sche. Er wird es tun, weil er mich liebt. Ver­stehst du?«

      »Du hast das rich­ti­ge Ende er­wi­scht, Sa­xon. Halt es fest, dann wird es schon ge­hen.«

      Spä­ter, als sie sich den Hut auf­ge­setzt hat­te, um zur Plät­te­rei zu ge­hen, traf sie Tom an der Ecke war­tend.

      »Weißt


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