Gesammelte Werke. Джек Лондон
will nichts davon hören. Sie sagt, dass wir bei unserer Heirat nichts von der Familie bekommen haben. Aber ich habe doch etwas für dich. Ich glaube nicht, dass du es raten kannst.«
Saxon sah ihn erwartungsvoll an.
»Sieh, als du mir erzähltest, dass du heiraten wolltest, fiel es mir ein, und da schrieb ich an Bruder George und bat ihn darum. Und Gott strafe mich, wenn er es nicht umgehend schickte. Ich sagte nichts davon, denn ich wusste ja nicht, ob er es vielleicht verkauft hätte. Er verkaufte ja die silbernen Sporen. Er brauchte wohl Geld. Aber das – ich ließ es in die Werkstatt schicken – Sarahs wegen – verstehst du – und dann brachte ich es heimlich gestern Abend her und versteckte es im Holzschuppen.«
»Ach, etwas, das Vater gehört hat! Ach, was ist es?«
»Sein Säbel.«
»Den er trug, wenn er sein rotes Streitross ritt! Ach, Tom, ein schöneres Geschenk hättest du mir nicht machen können. Lass uns zurückgehen. Ich will ihn sehen. Wir können durch die Hintertür hineinkommen. Sarah wäscht in der Küche – in der ersten Stunde hängt sie das Zeug nicht auf.«
»Ich sprach mit Sarah davon, dass du die alte Kommode, die Mutter gehört hat, haben solltest«, flüsterte Tom, während sie sich durch den engen Gang zwischen den Häusern hindurchschlichen. »Aber sie setzte sich auf die Hinterbeine. Sie sagte, dass Daisy ebenso gut meine Mutter wie deine gewesen sei, wenn wir auch jedes seinen Vater gehabt hätten, und dass die Kommode immer Daisys Familie und nicht der Kapitän Kits gehört hätte, und dass sie mein sei, und was mein sei, darüber hätte auch sie zu verfügen.«
»Es ist schon alles in Ordnung«, beruhigte Saxon ihn. »Sie hat sie mir gestern Abend verkauft. Sie wartete mit blitzenden Augen auf mich, als ich heimkam.«
»Ja, sie war den ganzen Tag, nachdem ich darüber geredet hatte, auf dem Kriegspfad. Wie viel hast du ihr dafür gegeben?«
»Sechs Dollar.«
»Nepp. Sie ist nicht die Hälfte wert«, brummte Tom. »Und die eine Seite ist ja ganz entzwei, und sie ist uralt.«
»Ich hätte gern zehn Dollar dafür gegeben. Ich hätte jeden Preis dafür bezahlt. Sie gehörte Mutter, weißt du. Sie stand immer in ihrer Stube.«
Im Brennholzschuppen zog Tom den verborgenen Schatz hervor und packte ihn aus. Zum Vorschein kam ein rostiger Säbel mit einer Stahlscheide von dem schweren Typ, der in den Tagen des Bürgerkrieges von den Kavallerieoffizieren gebraucht wurde. Daran hing eine mitgenommene Schärpe aus dicker roter Seide mit schweren Seidenquasten. Saxon hätte sie ihrem Bruder vor lauter Eifer fast aus den Händen gerissen. Sie zog die Klinge heraus und drückte den Stahl an ihre Lippen.
*
»Mein Gott, Bert! Du bist ja betrunken!« rief Mary vorwurfsvoll.
Zu viert saßen sie am Tisch in einem Zimmer bei Barnum. Das Hochzeitsmahl, das an sich recht einfach war, Saxon aber verschwenderisch erschien, war soeben beendet. Bert stand mit einem Glas kalifornischen Rotweins – von der Art, wie das Etablissement ihn für fünfzig Cent die Flasche liefert – in der erhobenen Hand da und versuchte, eine Rede zu halten. Sein Gesicht war rot, und seine schwarzen Augen glühten wie im Fieber.
»Du hast getrunken, ehe du herkamst«, fuhr Mary fort. »Das kann ich mit einem halben Auge sehen.«
»Geh zum Augenarzt, mein Schatz«, antwortete er. »Bertram weiß, was er tut. Und hier ist er nun aufgestanden, um einem alten Kameraden die Pfote zu drücken. – Bill, alter Junge, ich grüße dich. Du bist jetzt ein verheirateter Mann, Bill, und das wirst du wohl bleiben. Fertig mit den Kameraden, kein Urlaubsschein mehr. Du bist in den Hafen eingelaufen, du musst jetzt für dich selber aufpassen, ja, und dir eine Lebensversicherung kaufen und dich gegen Unfall versichern und Aktionär eines Bauvereins und einer gegenseitigen Darlehens- und Beerdigungskasse werden –«
»Jetzt hör aber auf, Bert«, unterbrach Mary ihn. »Von Beerdigung redet man nicht bei einer Hochzeit. Du solltest dich schämen.«
»Hallo, Mary, immer sachte! Ich sagte, was ich sagte, weil ich es meinte. Ich meine nicht dasselbe wie Mary. Was ich meine – jetzt will ich euch sagen, was ich meine. Ich sagte Beerdigungskasse, nicht wahr? Nun, das tat ich nicht, um die Freude an dieser festlichen Zusammenkunft zu verderben. Das sei weit von mir –. Soll ich euch sagen, warum? Weil du, Bill, so eine verteufelt hübsche Frau gekriegt hast, ja, Bill, so eine verteufelt hübsche Frau gekriegt hast, ja, eben darum! Alle Kameraden sind wild nach ihr, und wenn sie anfangen, ihr nachzulaufen, was tust du dann? Du kriegst was zu tun. Und brauchst du keine Beerdigungskasse, wenn sie in die Erde kommen? Doch. Kurz, es war ein Kompliment, das ich deinem guten Geschmack machen wollte, als Mary mich überfiel.«
Seine schimmernden Augen ruhten einen Augenblick mit gutmütigem Triumph auf Mary.
»Wer sagt, dass ich betrunken bin? Ich? Keine Spur! Ich sehe alles in einem klaren weißen Licht. Und da sehe ich Bill, meinen alten Freund Bill, und ich sehe nicht zwei Bills, ich sehe nur den einen. Billy gehörte nie zu denen, die zwei Gesichter haben. Billy, alter Junge, wenn ich dich als frischgebackenen Ehemann da sitzen sehe, dann tut es mir leid – –« Er schwieg plötzlich und wandte sich zu Mary. »Geh nur nicht gleich in die Luft, altes Mädel. Ich weiß, was ich sage. Bill, wenn ich dich hier sitzen sehe, dann kann ich nicht anders, ich muss trauern.« Er sah Mary herausfordernd an. »Über mich selber, wenn ich dich da sitzen sehe und weiß, welchem Glück du entgegen gehst. Hör, was ich sage. Du bist ein kluger Satan, Gott segne die Frauenzimmer! Du hast gut angefangen. Mach weiter so! Heirate, wer heiraten will, Gott mit ihm! Bill, ich grüße dich. Du bist der Mohikaner mit dem Skalp am Gürtel. Und du hast eine Frau gekriegt, die eine richtige Squaw ist. Minnehaha, ich grüße dich. Ich grüße euch beide, und die Kinderchen mit. Der Teufel hole sie!«
Er trank das Glas aus und sank auf seinem Stuhl zusammen, wo er sitzen blieb und dem jungen Paar zublinzelte, während die Tränen unbeachtet über seine Wangen rollten. Mary legte tröstend ihre Hand auf die seine, was ihm den Rest gab.
»Bei Gott«, schluchzte er. »Ich habe Grund genug zum Weinen. Ich verliere meinen besten Freund. Es wird nie wieder, wie es war – nie. Wenn ich an all den Spaß und all die frohen Stunden denke, die Billy und ich zusammen gehabt haben, dann könnte ich dich fast hassen, Saxon, wie du dasitzt und seine Hand hältst.«
»Schon gut, Bert«, lachte sie. »Sieh die an, deren Hand du hältst.«
»Ach, er hat nur einen Anfall«, sagte Mary mit einer Härte, der doch ihre freie Hand widersprach, die tröstend sein Haar streichelte. »Ermanne dich jetzt, Bert. Es ist alles in schönster Ordnung. Und jetzt ist Billy an der Reihe, dir auf deine feine Rede zu antworten.«
Bert trank ein