Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer

Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer


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In diesem mystischen Moment begriff sie, dass es zwischen Liebenden geheime Strömungen, Verbindungen gab, die man nicht mit dem Verstand erklären konnte. Bevor sie einander berührten, waren ihre Seelen ineinander geflossen.

      Später ruhte sie wie ein schnurrendes Kätzchen in den Armen ihres Mannes, kuschelte sich an ihn und murmelte glücklich: »Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr.«

      Matthias seufzte. »Ich bin so froh, dass du mich nicht nur wegen Heidi und Carsten in Kauf genommen hast.«

      »Nein, Matthias, nein. Ich glaube, das hätte ich gar nicht gekonnt. Zuerst, als mir die Idee kam, die neue Mutti der Kinder zu werden, dachte ich an eine Vernunftheirat. Aber ich glaube, wenn nicht von Anfang an Liebe und echte Zuneigung dabei gewesen wäre, ich hätte dich gar nicht heiraten können.«

      »Das glaube ich dir aufs Wort. Du bist so ehrlich, so offen, du hast ein reines Herz. Jede Heuchelei liegt dir fern.«

      »Danke, dass du mich so siehst, Matthias.« Sie küsste ihn zärtlich. »So bin ich sicher noch nicht, aber so möchte ich werden, bei dir, mit dir.«

      Wortlos umarmte sie ihren Mann, und sie fühlte sich so geborgen, so unendlich geborgen.

      In dieser Nacht sprachen sie nicht über die Zukunft.

      *

      Ein sommerseliger Tag schüttete sein Sonnengold über den Wald und das einsame Forsthaus. Die Natur träumte in tiefstem Frieden, als habe es nie Hass und Neid und Habsucht auf der Welt gegeben. Vor der Gartenpforte, neben der sich die Heckenrosen wie zartrosa Schmetterlinge leise im Sommerwind wiegten, stoppte ein ansehnlicher, offenbar funkelnagelneuer Mittelklassewagen.

      Mit Schwung wurde der Schlag aufgestoßen. Björn Hartmann war es, der elastisch und tatendurstig aus dem Auto sprang. Julia sah ihn vom Küchenfenster aus, und sie schickte unwillkürlich ein Stoßgebet zum Himmel: »Nein, bitte nicht! – Bitte, lass ihn in guter Absicht kommen!«

      Ihre Knie waren weich und zitterten, als sie Björn entgegeneilte. Er strahlte. Mit ausgestreckten Armen stürmte er auf sie zu. Es schien, als ob er sie überschwänglich in die Arme reißen wollte, doch dann begnügte er sich damit, ihre Oberarme zu umspannen.

      »Julia, es ist so weit!« Seine Stimme klang triumphierend.

      »Was denn? Was ist so weit?«, fragte sie fast tonlos.

      »Ich habe alles geregelt, ich habe uns eine schöne Vierzimmerwohnung gemietet und auch bereits einen festen Job in Aussicht. Jetzt könnt ihr endlich zu mir kommen, du und meine Sprösslinge.«

      Er sah sie erwartungsvoll an, dass sie irritiert die Lider senkte. In ihrem Herzen war plötzlich Nacht.

      Er schüttelte sie. »Julia, bist du denn nicht froh, dass jetzt endlich alles in geordnete Bahnen kommt?«

      »Du irrst dich, Björn. Ich bleibe hier!«

      »Aber Julia! Nun mache es doch nicht so spannend! Du und ich und die Kinder, wir sind eine phantastische Familie! Ich verstehe ja, dass du dich Matthias gegenüber anständig verhalten willst, aber hat er sich dir gegenüber fair verhalten? Nein! Also ist es seine Schuld, wenn er jetzt allein bleiben muss!«

      »Er wird nicht allein bleiben, Björn«, antwortete sie sehr ernst. »Ich werde meinen Mann nicht verlassen.«

      »Julia, sei doch kein Kindskopf. Man kann auch alles übertreiben. Es geht doch um die beiden Kinder. Oder willst du auf die Kinder verzichten?«

      Julia schüttelte den Kopf. »Nein, Björn. Ich erwarte von dir, dass du deine Kinder bei uns lässt, für immer, damit wir für sie sorgen können wie bisher.«

      »Wie bitte?«, fragte der Abenteurer entgeistert. »Das erwartest du von mir? Einfach so?«

      »Ja. Ich will dir auch sagen, warum. Weil du ein ehrlicher und guter Mensch bist. Du bist kein Ganove, du bist kein Erpresser!«

      »Vielen Dank. Aber ich liebe dich, und ich liebe meine Kinder. Und beides ist für mich ungeheuer wichtig, das weiß ich inzwischen nur zu genau. Gleich morgen werden wir den besten Rechtsanwalt aufsuchen, um deine Ehe für ungültig erklären zu lassen, Julia.«

      »Meine Ehe ist gültig, und sie bleibt es. Bitte, Björn, enttäusche mich nicht. Ich werde unser schönes Sommerabenteuer nie vergessen. Ich werde dich immer als einen liebenswerten, anständigen Kerl in Erinnerung behalten – aber mehr kann zwischen uns nicht sein.«

      »Du bist momentan ein bisschen verwirrt, Julia. Deine Entscheidung würde dir schon sehr bald leidtun, das weiß ich. Darum muss ich jetzt für uns beide denken und handeln.«

      »Björn, wie schön und wie einfach könnte alles sein, wenn …«

      »Wenn ich den Trottel markiere!«, unterbrach er sie höhnisch. »Wenn ich als der Hanswurst dastehe, dem man die Frau und die Kinder wegnehmen kann, eine Frau, die nicht mit Gold aufzuwiegen ist, und liebe, nette Kinder, um die mich so mancher Vater beneiden würde.«

      »Björn, in was hast du dich da hineingesteigert? In was hast du dich da verrannt?«

      »Ich? Du hast dich in etwas hineingesteigert. Mein Gott, lehre mich die Weiber verstehen. Bist du in meinen Armen nicht glücklich gewesen? Antworte!«

      »Das Leben besteht nicht nur aus dieser Art von Glück, von der du sprichst.«

      »Ach nein.«

      »Außerdem liebe ich Matthias. Ich liebe ihn, verstehst du? Liebe ist hundertmal, tausendmal mehr als Leidenschaft, die morgen schon zu Ende sein kann.«

      Abermals packte er sie. »Zu Ende? Hast du davor Angst? Julia, ich verspreche dir, ich werde der treueste Ehemann sein, den du dir nur vorstellen kannst.«

      »Ich sage nein, und dabei bleibt’s!«

      Da verhärtete sich sein Gesicht. »Gut, wie du willst. Dich kann ich nicht zwingen, mich zu begleiten. Aber meine Kinder nehme ich mit.«

      Er stieß sie von sich und lief in den Garten, denn hinter den Haselnussbüschen hatte er Heidi und Carsten entdeckt. Unwillkürlich drückten sich die Kinder tiefer ins Gebüsch, versuchten sich unsichtbar zu machen.

      »Hallo, ihr beiden!«, rief Björn betont heiter. »Kommt her, kommt zu eurem Vati. Ich habe eine Riesenüberraschung für euch. Ihr kommt mit zu mir. Ja, wir ziehen jetzt in die Stadt – das wird ein Leben. Ihr werdet staunen, was es da alles gibt. Nie mehr Langeweile. Hundert Abwechslungen warten auf euch, also los!«

      Doch Heidi und Carsten wichen vor seiner unechten Fröhlichkeit zurück, wollten fliehen. Mit blitzschnellen Griffen hatte Björn die beiden erwischt.

      »Hiergeblieben! Man hat euch wahrscheinlich gegen mich aufgehetzt, aber ich bin nun einmal euer Vater, da kann man nichts machen. Von nun an habt ihr mir zu gehorchen. Kommt ins Haus und packt eure Klamotten.«

      »Und Mami?«, fragte Heidi weinerlich.

      »Eure Mami – also eure Tante Julia – kommt später nach, heute noch nicht, aber bald.«

      »Ist das wahr, Mami?«, fragte Carsten. Der Siebenjährige starrte Julia, die vor Entsetzen nicht fähig war, irgendetwas zu unternehmen, misstrauisch an.

      »Ich – ja, ich weiß noch nicht«, stammelte sie. Sie, die sonst so selbstsicher war, fühlte sich hilflos wie ein welkes Blatt im Wind.

      Björn zerrte die Kinder über den Rasen.

      »Wir wollen nicht fort!«, schrie Heidi auf. »Mami, hilf uns doch.«

      Da kam wieder Leben in Julia. Sie stürzte auf Björn zu, vertrat ihm den Weg und fauchte: »Du nimmst die Kinder nicht mit!«

      »Wer will mich wohl daran hindern? Ich habe mich bereits vorsorglich mit dem Jugendamt in Verbindung gesetzt. Die Leutchen kommen sofort, ich brauche nur anzurufen, und leisten Amtshilfe, wie es so schön heißt.«

      »Du unternimmst nichts, bevor nicht dein Bruder hier ist!«, schrie Julia außer sich. Angst krampfte sich mit Eishänden um ihr Herz.

      »Natürlich


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