Balboa: Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Heinrich Joseph von Collin

Balboa: Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen - Heinrich Joseph von Collin


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      Zum höchsten Richteramt’ auf Darien

      Berief mich unsers Königs Majestät.

      Ich folgte freudig diesem schönen Rufe,

      Der lange schon mein Wunsch im Stillen war.

      Seit Pedrarias Spanien verließ,

      Um hier des Königs Stelle zu vertreten,

      Fand in Madrid ich keine Ruhe mehr.

      Das Loos der Wilden unter diesem Herrscher

      Schien mir bedauernswerth. Ich sehnte mich

      Ihr Schicksal zu erleichtern. — Selbst im Schlafe

      Rief mich gebietend mancher düstre Traum

      An dieses Ufer. Mit dem ersten Schiffe

      Flog ich nach Hispanjola, weilte dort

      Nur einen Tag, und segelte hierher.

      — Doch sprecht nun auch, mein Freund! Was geht hier vor?

      Denn dieser Saal, mit Kränzen ausgeschmückt,

      Und dieser Fahnen, dieser Waffen Prunk,

      Die Dienerschaft, zur Feier aufgeregt,

      Verkündet Festlichkeit, verkündet Freude.

      Linares.

      Für uns! für euch! Frohlocket guter Greis!

      Die Tochter Pedrarias, euer Zögling —

      Jeronimo.

      Der Engel! — geht’s ihm wohl? Ist sie nun glücklich?

      Erhörte Gott mein sehnlichstes Gebet?

      Linares.

      In einer Stunde seht ihr sie vermählt.

      Jeronimo.

      Vermählt? Vermählt! Wie habt ihr mich erschreckt.

      Doch auch nach ihrer Neigung? sprecht, mit wem?

      Linares.

      Der Bräutigam ist ganz Mariens werth;

      Der Name sey euch Bürge: — Balboa!

      Jeronimo.

      Scherzt ihr mit meinem Alter, junger Mann?

      Linares.

      Dann müßt’ ich euch so innig nicht verehren.

      Jeronimo.

      Vergebt! Mit Balboa? Wie unbegreiflich!

      Ich kenne Pedrarias und den Groll,

      Der wider diesen Balboa ihm grimmig

      Die Brust erfüllt, an seinem Leben zehrt. —

      Mit Balboa die Tochter Pedrarias?

      Hier glimmt ein Unheil! — Freund, so kenn’ ich ihn:

      Eh’ er dem Feinde seine Tochter gönnte,

      Eh’ würd’ er sie dem Meere selbst vermählen.

      Ihr staunet? — Ja! So denkt ein Pedrarias.

      Linares.

      Ihr werdet selbst des Festes Zeuge seyn.

      Jeronimo.

      O wie ganz anders treff’ ich alles an.

      In Hispanjola scholl der frohe Ruf:

      Ein Meer gen Westen habe Balboa,

      Mit ihm zu neuen segensreichen Ländern

      Entdeckt die langgesuchte sichre Pforte?

      Wie freute sich im Herzen mancher Christ,

      Das heil’ge Kreuz dort aufgepflanzt zu seh’n;

      Wo, hingeführt vom milden Balboa,

      Der Indier es zwanglos ehren würde. —

      Die Sage wäre falsch? Der Held noch hier?

      Linares.

      Wahr sprach der Ruf. An jenem Meere harrten

      Wir schon der Abfahrt. Jedem Krieger klopfte

      Das kühne Herz mit frohem Ungestüm,

      Bald einzudringen in das Paradies,

      Wohin bisher mißgönnend die Natur

      Den reichsten Schatz des edlen Gold’s verbarg.

      Jeronimo.

      Unsel’ges Gold! — Doch, Linares, sprecht weiter!

      Linares.

      Da kommt ein Bothe keuchend angeritten,

      Bringt Vasko Nunez schriftlichen Befehl,

      Zurückzukehren und mit aller Eile,

      Weil Pedrarias wicht’ge Dinge noch

      Mit ihm bereden müsse. Wir erstarrten.

      Die ganze Mannschaft murrte. Doch der Held

      Verwies uns dieses Murren, flog hinweg.

      Wir folgten nach, nur eine kleine Zahl,

      Doch in derselben jeder, Mann für Mann,

      Zu seinem Schutz’ auf Kampf und Tod entschlossen.

      Jeronimo.

      Und Pedrarias? — Wie empfing er ihn?

      Linares.

      Verschlossen, finster, kalt, nach seiner Art.

      Auch das Geschäft war nicht der Reise werth;

      Ein kurzes Briefchen hätt’ es abgethan.

      Nun sah ich klar, er gönne meinem Herrn

      Die Ehre nicht, und halt’ ihn nur zurück. —

      Ich wache, bin zu Schutz und Wehr gefaßt;

      Fest kett’ ich seine Treuen hier zusammen.

      Denn nicht besorg’ ich bloß, ich weiß es, Freund:

      Noch haßt den Helden heimlich Pedrarias.

      Jeronimo.

      Und wählt ihn doch zu seinem Tochtermann?

      Linares.

      Weil er ihn wählen muß, Jeronimo.

      Laßt ein Geheimniß eurer Brust vertrau’n.

      Es hat sich durch Ximenes Balboa

      Gewendet an des Königs Majestät,

      Erzwungen dieses Bündniß, das wohl nur

      Durch solches Vorwort möglich werden konnte.

      Jeronimo.

      Wer kann den stolzen Pedrarias zwingen?

      Linares.

      Den list’gen sagt, dann stimm’ ich mit euch ein.

      Jeronimo.

      That Balboa den Schritt mit ihrem Wissen?

      Linares.

      Er denkt zu zart, um ihre Kindlichkeit

      Auch nur mit leisem Vorwurf zu belasten.

      Maria liebet innig ihren Vater; —

      Nur im Verborg’nen weint sie ihre Thränen,

      Die seine Rauhheit täglich ihr entpreßt.

      Jeronimo.

      So zieht sie nun mit Balboa hinweg?

      Linares.


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