BTS: Die K-Pop Superstars (DEUTSCHE AUSGABE). Adrian Besley
mit Fans über soziale Medien und Fan-Treffen gewinnen sie schnell die engagierteste und treueste Unterstützung. Diese Fans bekommen oft einen offiziellen Namen von der Gruppe, haben ihre eigenen Foren und schaffen eine unglaubliche Atmosphäre bei Konzerten. Die Gruppe Twice nannte ihren Fanclub Once, BIGBANG haben VIP und BTS haben natürlich ARMY.
K-Pop-Fans sind sehr einfallsreich. Sie geben sich mit simplem Geschrei und wildem Beifall nicht zufrieden (obwohl das passiert) und halten stattdessen Leuchtstäbe in der Farbe der Band hoch, manchmal sogar koordiniert in Wellenbewegungen, entwerfen riesige Banner zur Unterstützung und singen über die Intros und Pausen hinweg oder als Antwort auf Refrains.
Wenn eine neue Gruppe ein erfolgreiches Debüt aushandeln kann und eine Fangemeinde aufgebaut hat, haben sie die Chance auf ein „Comeback“. Dies bedeutet nicht, dass sie eine Zeitlang von der Bildfläche verschwinden oder eine Zwangspause einlegen müssen. Das ist nur der Begriff, der für die Veröffentlichung einer neuen Single oder eines neuen Albums verwendet wird, welche dann in den wöchentlichen Shows beworben werden. Nachdem vorher erneut Fotos und Vorabeinblicke in Shows veröffentlicht wurden, wird dem Comeback meist ein neues „Konzept“ verpasst: Image oder Sound werden auf subtile Weise oder im großen Stil verändert.
Hat sich eine K-Pop-Band einmal einen Namen gemacht, hat sie die perfekten Voraussetzungen, um auf der perfekten Welle zu reiten – die sogenannte „Koreanische Welle“, auch hallyu genannt. Die koreanische Kultur hat in den letzten zehn Jahren weltweit an Bedeutung gewonnen. Von Fernsehdramen über Kosmetik bis hin zu Popmusik: Die südkoreanischen Exporte liegen von Japan bis in die USA voll im Trend und sind beliebt. Psys Hit „Gangnam Style“ ist das offensichtliche Beispiel, aber BIGBANG, EXO und andere haben ebenfalls Einzug in die US-Billboard-Charts gehalten.
Um so weit zu kommen, bedarf es viel an Investitionen, Einfluss und Know-how des Entertainment-Unternehmens. Erfolg bringt Erfolg und die Big Three beherrschen und kontrollieren die K-Pop-Industrie. Einige Gruppen hatten bewiesen, dass es möglich ist, in der Branche Fuß zu fassen, aber es zu internationalen Superstars schaffen? Das ist sicher zu groß geträumt. Dazu bräuchte es jemanden, der sehr viel Erfahrung hat, ein wenig Glück und die Bereitschaft, dem K-Pop neue Maßstäbe zu setzen. Hier kommt Bang Si-hyuk ins Spiel.
Bang Si-hyuk war ein erfolgreicher Komponist und Produzent der Plattenfirma JYP, welche zu den Big Three gehört. Er hatte sich mit Gruppen wie g.o.d und Wonder Girls einen Namen als Hit-Macher gemacht und kam so zu seinem Spitznamen „Hitman“. 2005 verließ er JYP, um sein eigenes Entertainment-Unternehmen namens Big Hit zu gründen. Er hatte einige Erfolge mit der gemischten Jungs- und Mädels-Gruppe 8Eight und 2AM. 2010 plante er dann, eine Rap-Gruppe zu gründen. Dieser Plan war der Anfang dessen, was später zu einem K-Pop-Riesen wurde: BTS.
Kim Namjoon, der schon bald als Rap Monster (später RM abgekürzt) bekannt werden sollte, kam 2010 als Solo-Rapper zu Big Hit. Er hatte in der Untergrund-Szene gerappt, wo es rebellischer zugeht als beim Idol-K-Pop. Die Künstler sind unabhängig, aber treten vor verhältnismäßig kleinem Publikum auf. Als sich Bang Si-hyuk mit der Idee einer Rap-Band immer weiter anfreundete, steckte er RM und andere Untergrund-Rapper, wie Kidoh (der schließlich in der Idol-Gruppe Topp Dogg landete), Iron und Supreme Boi, zusammen in eine Band, die später um Min Yoongi (Suga) erweitert wurde.
Als sich Bang Si-hyuk mit der Idee immer weiter anfreundete, steckte er RM in eine Gruppe mit anderen Untergrund-Rappern.
Ende 2011 änderte Hitman Bang die Ausrichtung der Band, um einen weniger Rap- und mehr Mainstream-orientierten Sound mit Sängern und Rappern zu erzeugen. Tanz-Wunderkind Jung Hoseok (J-Hope), der sich im Jahr zuvor der Plattenfirma angeschlossen hatte, war ein möglicher Kandidat als Sänger (er wurde erst später Rapper). Daraufhin gingen einige der Rapper, weil sie unzufrieden mit dem Richtungswechsel waren. Supreme Boi blieb bei Big Hit, aber als Songwriter und Produzent. Er spielte eine wichtige Rolle für BTS – der achte Bangtan Boy in vielerlei Hinsicht. Pdogg, ein Big-Hit-Produzent (und immer noch ein wichtiges Mitglied des BTS-Produktionsteams), wurde damit beauftragt, diese Gruppe zusammenzustellen. Er hatte ungefähr 30 Auszubildende unter Vertrag und beobachtete sie, nahm sie auf, bewertete sie, unterteilte sie in Teams und gab ihnen Übungen.
Anfang 2012 hatten sich Jungkook, Taehyung (V) und dann Seokjin (Jin) beworben und traten dem Big-Hit-Team bei. Doch das Line-Up war immer noch nicht festgelegt. Mit dabei waren auch die Auszubildenden Jeong In-seong und Seung-Jun, die nun bei der Idol-Gruppe KNK sind, und Boys-Republic-Mitglied Suwoong. Für all diese Jungs, die sich dem anstrengenden Training unterzogen und dem Heimweh stellen mussten, war die Zukunft noch ungewiss: Vielleicht würden sie nicht in die Band kommen und selbst wenn sie es schaffen sollten, würde vor ihrem Debüt noch viel Zeit vergehen.
Im Frühsommer 2012 unterzeichnete Jimin, das letzte Mitglied der Gruppe, seinen Vertrag bei Big Hit. BTS nahmen endlich Form an. Vier der Mitglieder bildeten das, was K-Pop-Fans die „Rap Line“ nennen (Kidoh verließ die Gruppe Ende des Jahres), und vier die „Vocal Line“. Als Bandname kamen Big Kids und Young Nation mit in die engere Auswahl, doch Bangtan Sonyeondan, was übersetzt „Kugelsichere Pfadfinder“ (engl. „Bulletproof Boy Scouts“) heißt, war die bevorzugte Variante – zumindest von den Big-Hit-Bossen, deren Meinung am meisten zählte.
Bang Si-hyuk hatte endlich seine Gruppe zusammengestellt. Er hatte mit Rap Monster, dem Ersten, der sich Big Hit angeschlossen hatte, einen Frontmann, der intelligent und wortgewandt war und den Vorteil hatte, dass er fließend Englisch sprach. J-Hope war sein Haupttänzer und ein nationaler Tanzwettbewerbsgewinner. Jungkook war sein Maknae und hätte bei den Big Three unter Vertrag genommen werden können. Die anderen hatten gezeigt, dass sie bereit waren, die notwendigen Stunden harter Arbeit zu investieren und erschienen als vielversprechend. Doch vor allem waren sie eine charmante Gruppe von Jungs, die gegenseitig das Beste aus sich rausholten.
Bang Si-hyuk hatte eine Vision für seine neue Band. Er hatte ihnen einen Namen gegeben, der versprach, dass sie die Vorurteile und Nöte ihrer Generation bekämpfen würden. Sie würden sich für Teenager und junge Erwachsene einsetzen. Damit das funktionierte, befreite er den K-Pop von einigen seiner Fesseln. Angefangen bei der Rap Line, gab er der Gruppe die Möglichkeit, Beiträge zu den Texten zu leisten. Er ermutigte sie, frei über Themen zu sprechen, die junge Menschen beschäftigte, und ermöglichte ihnen den Austausch mit ihren Fans über jeden verfügbaren Social-Media-Kanal.
Bang Si-hyuk hatte endlich seine Gruppe zusammengestellt. Es gab einen Frontmann, einen Haupttänzer, und einen Maknae.
Bangtan Sonyeondan (schon bald nannten sie viele BTS) standen vor einer enormen Aufgabe. Ihre Plattenfirma hatte sehr wenig Geld, um sie zu unterstützen und die Vormachtstellung von EXO und Girls’ Generation (SM Entertainment) oder BIGBANG und G-Dragon (YG Entertainment) einzudämmen. Ihre Songs basierten auf US-Rap aus den 1990ern, der in Korea an Popularität verlor, und die rebellische Haltung ihrer Songs sorgte für hochgezogene Augenbrauen. Die Gruppe hatte bereits einen Berg zu bewältigen, bevor sie überhaupt angefangen hatten. 2013 rückte näher und sie wagten ihre ersten Schritte auf diesen Berg.
ZWEI
WIR SIND KUGELSICHER
Wisst ihr noch, wo ihr am 13. Juni 2013 wart? Das war ein Donnerstag und während ihr wahrscheinlich gerade schön in euren Betten vor euch hinträumtet, betraten in einer Fernsehmusikshow auf der anderen Seite der Welt, in Seoul, Südkorea, sieben Jungs die Bühne. BTS stand auf dem Programm.
Eines Tages wird der 13. Juni ein internationaler Feiertag sein, aber spulen wir ein wenig zurück … In Korea kursierten schon seit einiger Zeit interessante Fotos einer neuen Gruppe. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im K-Pop-Geschäft wusste Bang Si-hyuk, Geschäftsführer von Big Hit Entertainment, genau, wie man für Vorfreude auf einen neuen Act sorgte. 2012 ging Big Hits Blog online, der Bangtan Sonyeondan ankündigte, die Bandmitglieder vorstellte und den ersten Followern Fotos von ihnen präsentierte. Es war offiziell: Big Hit brachte eine Idol-Gruppe raus.
Es war offiziell: Big Hit brachte eine Idol-Gruppe raus.
Am 17. Dezember 2012 wurde ein YouTube-Account erstellt,