BTS: Die K-Pop Superstars (DEUTSCHE AUSGABE). Adrian Besley
es keine Verschnaufpause. Es fanden Treffen mit den Fans statt, Radiosendungen und Tanzunterricht – und neue Tracks mussten aufgenommen werden. Es war eine Achterbahnfahrt und eine schnelle dazu. Sie mussten sich gut festhalten.
Innerhalb weniger Wochen nach ihrer Abschieds-Phase, als 2 Cool 4 Skool Platz 5 der südkoreanischen Album-Charts erreichte, nahmen BTS neue Tracks auf. Die Countdown-Uhr der Webseite von Big Hit Entertainment kehrte zurück, zusammen mit einem neuen Trailer, der am 27. August 2013 veröffentlicht wurde. Im Trailer fielen Turnschuhe mit BTS-Logo, ein Ring, Mikrofon und eine Beatbox in Zeitlupe herab, als RM die Geschichte von „No More Dream“ fortsetzte. Bei getragener Hintergrundmusik sagte er auf Englisch: „Es ist Zeit, sein eigenes Leben zu leben, eigene Entscheidungen zu treffen, jetzt, bevor es zu spät ist.“ Als der Beat einsetzte, rappte RM in seiner Muttersprache, bis die fallenden BTS-Gegenstände durch Glas krachten.
Eine Woche später erschien ein Konzepttrailer. Er zeigte die Gruppe, wie sie schwarze T-Shirts, Shorts und lange BTS-Socken trugen, von bewaffneter Polizei umzingelt waren und dann, einer nach dem anderen, ermordet wurden. Die Idole lagen auf dem Boden, bis RM, der heimlich entkommen war, zurückkehrte, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Wachgerüttelt rissen sie sich ihre schwarzen Hemden vom Leib und enthüllten weiße, ärmellose T-Shirts. Ihre Tanzbewegungen waren schnell und intensiv. Es ist offensichtlich, dass sie seit dem Debüt noch einen Gang höher geschaltet hatten, was sich in unglaublichem Popping und makelloser Synchronizität äußerte. Bis heute einer ihrer besten Tänze!
Es ist offensichtlich, dass sie seit dem Debüt noch einen Gang höher geschaltet haben … Bis heute einer ihrer besten Tänze!
Die Jungs verrieten in ihren VLogs und Tweets, dass die Nervosität, die sie bereits vor ihrem Debüt spürten, aber im Adrenalinrausch ihres ersten Auftritts verloren gegangen war, wieder da war, doch auch, dass sie sich noch steigern wollten. Doch können sie das? Die Antwort ist „N.O“, ein Track, der am 10. September 2013 veröffentlicht wurde.
Das Video zu „N.O“ zeigte sie in einer kalten, dystopischen Schule, in der uniformierte, unter Drogen stehende und seelenlose Schüler unter der Überwachung bewaffneter Beamter unterrichtet wurden. Als Jungkook eine Schulrebellion anführte, gab es einen Schnitt und ein helles, weißes Studio und eine Außenszene mit riesigen Steinhänden war zu sehen, in der getanzt wurde. Die Choreografie setzte nicht auf unerschöpfliche Energie, sondern konzentrierte sich auf die emotionale Geschichte, obwohl immer noch einige atemberaubende Moves zu sehen waren, nicht zuletzt, als Jimin, der so oft wegen seiner Größe gehänselt wird, den Helden spielte. Er sprang von der Rückseite des Sets und vollführte einen akrobatischen Mid-Air-Spin und einen Kick, der alle unterdrückenden Polizisten mit einem Schlag umhaute.
Vor allem aber feierte das Video das Aussehen der Gruppe – im Kollektiv und individuell. Das Schwarz wich einem Engelsweiß, obwohl Vs unverwechselbare „Faith“-Kette, Sugas Kopftuch und RMs alte Sonnenbrille immer noch für genügend Bling-Bling und Hip-Hop sorgten. Die Frisuren der Jungs hatten sich ebenfalls verändert: am auffallendsten war Jimins neuer, glänzender Pottschnitt, aber auch Suga hatte nun schokoladenbraune Locken und Vs Haar war heller mit einer violetten Tönung.
Den gesamten September über promoteten sie die neuen Singles „N.O“ und „Rise of Bangtan“. In der K-Pop-Welt herrscht unglaublich harte Konkurrenz, weshalb BTS viel dafür tun mussten, um eine Fangemeinde aufzubauen. Sie veranstalteten Fan-Treffen in Korea, posteten eifrig in den sozialen Medien, brachten die Bangtan Bombs auf YouTube heraus und nahmen vor allem an den wöchentlichen Fernsehmusikshows teil, in denen auf Basis von den höchsten Verkaufszahlen, den meisten Streams und Zuschauerstimmen ein Show-Gewinner bestimmt wurde.
Obwohl sie mit den extrem populären und stark beworbenen K-Pop-Acts wie G-Dragon noch nicht konkurrieren konnten, vielen BTS auf. Ein Auftritt in der Fernsehshow Music Bank bereitete den Fans ein unerwartetes Vergnügen. Als sich die Jungs ihre Uniformen vom Leib rissen, um ihre weißen T-Shirts zu enthüllen, rissen RM und Jimin, die alles gaben, versehentlich auch noch ihr halbes T-Shirt ab. Ihr könnt euch davon selbst ein Bild machen – sucht auf YouTube nach „Rap Mon and Jimin ripping their shirts“.
Das neue Album mit zehn Tracks war das zweite Album ihrer Schultrilogie, trug den Namen O!RUL8,2? (was im Englischen für „Oh! Are you late, too?“ („Oh, bist du auch spät dran?“) steht) und wurde am 11. September 2013 veröffentlicht. Das CD-Paket beinhaltete ein Poster und ein Booklet mit neuen Fotos sowie zwei Fotopostkarten und eine Biografie der BTS-Mitglieder als Cartoon.
RMs erster Trailer erwies sich als das Album-Intro und führte logischerweise in „N.O“ über, die beworbene Single. Der Text befasste sich, so wie das Video andeutete, wieder mit der Schule. „N.O“ (was für „No Offence“ („Nichts für Ungut“) steht) handelte davon, sich zu weigern, die Erwartungen der Eltern im Bezug auf die Bildung zu erfüllen. Es erweiterte die Themen von „No More Dream“, indem es den intensiven Druck und die erbarmungslosen Routinen ansprach, die den Schülern auferlegt werden, besonders in Südkorea. Kann man glücklich werden, wenn man bloß „eine Lernmaschine“ ist? Die Botschaft lautete, dass jedem noch andere Türen offen stehen: „Warte nicht damit, dir deine Träume zu erfüllen, bis es zu spät ist.“
Die Botschaft lautete: „Warte nicht damit, dir deine Träume zu erfüllen, bis es zu spät ist.“
Die Botschaft wurde anfangs von mitreißenden orchestralen Klängen begleitet, bevor der Beat einsetzte und Rap und Gesang dominierten. Der Text war ziemlich gleichmäßig unter der Gruppe aufgeteilt. Jungkook mit dem Spitznamen „Golden Maknae“, rappte sogar eine Runde.
Als Nächstes erklang „We On“, ein echtes Juwel mit einigen sehr coolen (und schnellen) subtilen Reimen im Rap, die im starken Kontrast zu den süßen Melodien von Jungkook und Jimin standen. Das Lied war eine stolze Botschaft an diejenigen, die BTS gedisst hatten, doch nun, da sie ihr Debüt hatten, bei ihnen angekrochen kamen. Darauf folgte „R U Happy Now?“, ein Skit, in dem die Band darüber sprach, wie müde sie wären, aber auch, wie zufrieden sie mit dem seien, was sie erreicht haben.
In „If I Ruled the World“ sang die Rap Line von ihren wildesten Träumen von Ruhm, Erfolg und Vertrauen (Träume, die jetzt in Erfüllung gehen!), und der Refrain hatte Ohrwurmpotenzial, das durch Vs wundervolle, samtige Stimme umso größer war. Auf diesen Track folgte der konträre Song „Coffee“. Es ging um Teenager und das Schlussmachen, wobei der süße Geschmack des Caramel Macchiatos, den sie zusammen tranken, im Kontrast zu der Bitterkeit des Americanos steht, der nun alleine getrunken wird. Clever, was?
„Cypher Pt. 1“ war ihr erster ernsthafter Rap (nachdem es beim vorherigen Album eher lustig zuging). Er war fröhlich, überzeugend und bewies, dass sie reimen konnten, was sie mit „Rise of Bangtan“ (manchmal auch „Attack on Bangtan“ genannt, ein Witz, der sich auf die beliebte japanische Manga-Serie Attack on Titan bezieht) weiter unter Beweis stellen werden sollten. Ein Favorit bei Live-Auftritten, denn der Song macht gute Laune und steckt voller Energie. Ein weiterer BTS-„La-la-la“-Song.
„Paldogangsan“, einer der ersten BTS-Songs, wurde im August 2011 aufgenommen und ist besser bekannt als „Satoori Rap“. Satoori sind koreanische Dialekte und dieser Song ist ein Rap-Battle zwischen den verschiedenen Dialekten von Suga und J-Hope, wobei zwischendurch auch mal RM mit seinem Standard-Seoul-Dialekt zu hören ist. Auf der Bühne stellte die Gruppe aus Spaß eine Mannschaft aus dem Osten (Gyeongsan) und eine aus dem Westen (Jeolla und Seoul) gegenüber.
Nach all dem Rap war es nur fair, dass die Vocal Line das letzte Wort hatte. „Outro: Luv in Skool“ dauert vielleicht nur anderthalb Minuten, aber ist wunderschön gesungen und die vielen Klicks auf YouTube sind sicherlich nicht zuletzt denjenigen zu verdanken, die sich die letzten Worte des Songs (und Albums) mehrmals anhörten: „Jungkook will mit dir ausgehen!“
Die Koreaner lieben ihre TV-Shows. Stars dabei zuzusehen, wie sie Spiele spielen, tanzen oder absurde Aufgaben bewältigen, ist ein nationaler Zeitvertreib. Als neue Band war es für BTS nicht einfach, zu einer solchen Show eingeladen zu werden – warum also nicht selbst eine Fernsehshow machen? Der MTV-Sender des südkoreanischen Senders SBS hatte bereits Erfolge mit den Gruppen Block B auf Match Up