Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Parker, der sich nach wie vor beobachtet und erkannt fühlte, nahm seine schwarze Melone ab und stülpte sie mit der Spitze seines Universal-Regenschirms auf einen abstehenden, starken Zweig. Dahn duckte er sich und verschwand rechts vom Strauch in der Dunkelheit.

      Er hoffte, daß seine Melone Anreiz genug bot, einen weiteren Pfeil auf ihn abzuschießen.

      Er sah sich gründlich getäuscht!

      Nach einem widerlich scharfen Zischen durchschnittener Luft wurde sein linker Rockärmel sauber aufge-trennt.

      Parker verzichtete verständlicherweise auf alle Würde und hechtete mit einem Sprung, der fast jugendlich und sportlich zu nennen war, zurück in Deckung.

      Er fühlte sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut.

      *

      Leicht schockiert erhob sich Josuah Parker und überdachte seine Lage.

      Er war offensichtlich an einen Gegner geraten, der ebenfalls über einige Tricks verfügte. Um welche es sich handelte, wußte Parker nicht zu sagen. Er kam sich immer noch wie auf einem Präsentierteller vor. Sein Gegner schien Augen wie ein Luchs zu haben, für ihn schien die Dunkelheit nicht zu existieren.

      Als Parkers Überlegungen diesen Punkt erreicht hatten, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

      Infrarot!

      Der Bogenschütze mußte über ein Nachtzielgerät verfügen, das auf Infrarotbasis arbeitete. Zielgeräte die-ser Art existierten. Sie wurden von der Armee und von Spezialeinheiten der Polizei verwendet. Diese Zielge-räte waren ein unsichtbares »Licht« durch die Nacht und erfaßten jedes gewünschte Objekt. Die Zielobjekte ihrerseits waren aber nicht in der Lage, dieses Infrarotlicht zu sehen. Das menschliche Auge war auf solche Wellenlängen nicht geeicht.

      Jetzt wußte Parker genau, was zu tun war.

      Nebel! Das war die Lösung.

      Er aktivierte sofort einen seiner Spezialkugelschreiber, die er stets bei sich trug. Parker griff hastig nach solch einem Kugelschreiber, verdrehte die beiden Hälften gegeneinander und warf die Miniatur-Nebelbombe dann seitlich ins Gras.

      Er hoffte nur, daß die Infrarotstrahlen diesen Nebel nicht durchdrangen. Worauf es im Grund aber auch nicht ankam. Hauptsache, er verblüffte den unsichtbaren Schützen und konnte dessen Verwirrung ausnut-zen, eine andere Position zu beziehen.

      Nachdem der Kugelschreiber im Gras gelandet war, breitete sich eine meterhohe Nebelwolke, schnell aus. Während dies geschah, griff der Butler nach seiner Melone und lief mit fast fliegenden Rockschößen hinüber zum Haus.

      Seine Taktik mußte richtig gewesen sein.

      Er wurde nicht mehr von weiteren Pfeilen belästigt, erreichte die Hauswand und ging hier erneut in Stel-lung. Parker zog seine zusammenlegbare Gabelschleuder aus der Innentasche seines schwarzen Zweireihers und versorgte sich mit Munition.

      Diese Munition bestand aus kleinen Knallerbsen, die allerdings eine Sonderladung enthielten. Trafen die Knallerbsen auf einen einigermaßen harten Gegenstand, explodierten sie mehr als lautstark.

      Parker baute seinen Vorsprung weiter aus.

      Er verpulverte in schneller Reihenfolge drei dieser Geschosse, die er in einer Art Pillendose mit sich her-umtrug. Die Zwille erwies sich wieder mal als wirkungsvolle, weil lautlose Waffe.

      Der Gegner konnte weder sehen noch hören, woher die kleinen Spezialgeschosse kamen.

      Die erste Knallerbse flog weit im Park gegen einen Baumstamm und verursachte eine Detonation, die an eine mittlere Landmine erinnerte.

      Die zweite Knallerbse landete am rechten Torpfosten und schuf die Illusion einer hochgehenden Granate.

      Die dritte Knallerbse barst in entgegengesetzter Richtung los. Parker hatte sie über den Garagenanbau des Landhauses katapultiert. Das Geschoß krachte irgendwo in der Nähe des Swimming-pools.

      Mit der nächtlichen Ruhe in diesem vornehmen Wohnviertel war es damit vorbei.

      Die Armee schien ein Manöver zu veranstalten. So klang es wenigstens. In der näheren und weiteren Nachbarschaft wurden Lichter und Parkbeleuchtungen eingeschaltet. Die aus ihrer Ruhe hochgeschreckten Leute glaubten wahrscheinlich an eine nicht genehmigte Invasion. Rufe und Stimmen wurden laut.

      Auch der Park, in dem Parker sich befand, wurde hell.

      Gartenspots strahlten plötzlich Bäume und Sträucher an. Der Widerschein dieses Lichts reichte aus, Ein-zelheiten im gesamten Park zu erkennen.

      Der Butler entdeckte an der linken Trennmauer zum benachbarten Grundstück eine schlanke, große Ge-stalt, die sich gerade über die Mauer schob. Diese Gestalt trug ein enganliegendes, schwarzes Trikot.

      Ob es sich um eine Frau oder um einen Mann handelte, war nicht ganz klar.

      Auch für einen Schuß aus Parkers Universal-Regenschirm war es bereits zu spät.

      Josuah Parker gestand sich ein, daß er eine leichte Schlappe erlitten hatte.

      Dennoch schritt er würdevoll zurück zur Straße, wobei er unterwegs den auf ihn abgeschossenen Pfeil in einem Baumstamm entdeckte und barg.

      Dieser Pfeil war identisch mit den beiden anderen, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte.

      *

      »Ob Nachtzielgerät oder nicht, Mister Parker! Ich möchte wissen, wer ein Interesse daran hat, auf Parkbe-sucher zu schießen«, sagte Agatha Simpson sehr energisch.

      Parker saß wieder am Steuer seines hochbeinigen Wagens und fuhr in Richtung Londoner City. Mylady hatte darauf bestanden. Sie wollte der Wohnung von Marty Pearson den längst fälligen Besuch abstatten.

      »Ich sehe mich leider außerstande, Mylady darauf zu antworten«, gab Parker zurück.

      »Könnte diese Mandy Saxon den Bogenschützen zu ihrem Schutz engagiert haben?« ließ Kathy Porter sich vernehmen. Sie sprach scheu und schüchtern wie immer.

      »Das ist es, Kindchen.« Agatha Simpson nickte ihrer attraktiven Gesellschafterin erfreut und bestätigend zu. »Warum kommen Sie nicht auf solche Gedanken, Mister Parker?«

      »Ich werde darüber nachdenken, Mylady.«

      »Es ist ja nur eine Vermutung«, warf Kathy Porter schnell und fast schuldbewußt ein.

      »Aber sie klingt plausibel«, redete die Detektivin weiter. »Sie stimmt zudem genau mit meinen Überle-gungen überein.«

      »Wie Mylady meinen.« Mehr sagte Parker nicht. Er konzentrierte sich auf die Fahrbahn. Der Verkehr war um diese Zeit noch immer sehr stark.

      »Denken Sie doch an den ersten Pfeil, der Ihnen galt«, begeisterte sich Agatha Simpson, »dann an den Pfeil, der im Oberarm dieses Subjektes Pearson landete. Und jetzt der dritte Pfeil, der wieder auf Sie abge-schossen wurde! Dieses Flittchen hat sich einen Sportbogenschützen engagiert, um sich beschützen zu las-sen.«

      »Ein bestechender Gedanke, Mylady.«

      »Aber Sie sind natürlich nicht überzeugt.«

      »Durchaus, Mylady. Diesem Gedanken sollte man nachgehen.«

      »Ihre Begeisterung reißt einen förmlich mit«, gab Lady Simpson ironisch und leicht aufgebracht zurück. »Sagen Sie schon, was Ihnen an dieser Theorie nicht gefällt.«

      »Die Bedingungslosigkeit dieser Pfeilschüsse«, erwiderte der Butler höflich. »In allen drei Fällen versuch-te der Schütze, genaue Treffer anzubringen. Er begnügte sich keineswegs mit einer Warnung, er hatte es da-rauf angelegt, gefährliche oder tödliche Treffer anzubringen. So etwas kann Miß Saxon unmöglich veranlaßt haben.«

      »Und warum nicht? Wenn es doch um ihre Sicherheit geht?«

      »Weder Mister Rooters noch Mister Pearson haben versucht, Miß Saxon umzubringen. Miß Saxon mag an Reklame für ihren Sex-Report gelegen sein, Mylady, aber doch keineswegs an einigen


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