Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren


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sein Arm schwenkte, der Lauf des Revolvers senkte sich.

      »Schieß, Doc, schieß!«

      Es war wieder Charlie Youngs Stimme, der er gehorchte. Er sah das Untier Carlos verschwimmen und drückte doch noch ab, schoss nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät.

      »Uaaah!«

      Den tierischen Aufschrei des Schweinehundes hörte er noch, ehe das nächste Brüllen in seinen Ohren hallte.

      Er sah den klobigen Schatten umfallen, als der dritte Knall kam und die Kugel ihm in die Brust fuhr.

      »Schieß, Doc, schieß!«

      Geht …, geht nicht mehr, Charlie, dachte der alte Doc, ich kann nicht mehr, ich kann …

      Rumms!

      Der vierte Knall ließ den Alten zuckend auf die Seite kippen. Den hörte er noch, ehe das Singen begann und die Schwärze, die vielleicht eine halbe Sekunde vorher wie eine Wolke über ihn gekommen war, sich wieder lichtete.

      Dass sie schrien, fluchten, durcheinanderriefen, hörte er nicht mehr, der alte Alec. Er sah ein schönes Bild – eine Wiese mit vielen gelben Blumen, über der das Mondlicht lag und die Tautropfen überall wie kleine Perlen funkeln ließ. Dort, wo der Dunst aufstieg wie lichter Nebel, dort war sie, das wusste er und blickte hinüber. Und dann kam sie, das Haar so blond, die Augen so blau und das schöne weiße Kleid an, das er ihr in Tucson gekauft hatte.

      Ich komme schon, Liz, dachte Alec Sheppard und lief ihr entgegen, sah sie die Arme heben und ihr schönes, sanftes Gesicht in einem Lächeln erblühen, Liz, ich komme, ich komme!

      Der tote Doc Alec Sheppard, den sie in Wagon Creek Säufer-Doc genannt hatten, er lächelte, während Don Carlos wie ein Tier brüllte und seinen durchlöcherten Oberschenkel umklammerte.

      »Demonio – Teufel! Der Hund, das Schwein, das dreckige, elende Schwein, bringt es um, bringt es um!«

      »Er ist tot, Don Carlos«, stotterte Rual, aber der Teufel Carlos schien es nicht zu begreifen, sondern brüllte: »Gebt mir einen Revolver, gebt mir eine Waffe, damit ich den Schweinehund erschießen kann. Der lächelt noch, der lächelt, der Hund!«

      »Er ist doch schon tot!«, sagte Rual verstört. »Mi General – er ist doch längst tot, verstehst du nicht?«

      »Tot?«, gurgelte Carlos mit zuckenden Lippen und flackernden Augen.

      »Tot, ja? Aber er lächelt, siehst du nicht, er lächelt doch, der Hund. Mach das Lächeln kaputt, mach es kaputt, Rual!«

      »Si, mi General!«

      Rual ging los – Jericho schloss die Augen und sah vorher noch, dass Haymes und Isaak B. Bloomefield leichenblass wurden. Dass Rual den Fuß hob, sah er nicht mehr.

      Du Satan, dachte Jericho, du verfluchter Satan, dafür bezahlst du irgendwann.

      »Raus mit ihm, raus!«, schrie Carlos gepresst, den nun die Schmerzen zu peinigen begannen. »Schafft ihn aus meinen Augen, den Hund. Ohhooo, mein Bein – ohhh!«

      Jericho machte die Lider erst auf, nachdem das Getrappel der Sandalen der Bravados genauso verstummt war, wie jenes widerwärtige Schleifgeräusch.

      Was denkt dieser Satan jetzt, grübelte Jericho.

      Der Satan lag still und dachte an Villa Mendoza, dieses Drecknest in der Sierra, das er damals genommen hatte. Da war dieses Weib gewesen, schön wie die Sünde, glutäugig, schwarzhaarig, und er hatte es zu sich schaffen lassen. Er hatte gleich gesehen, das sie eine Gitana gewesen war, eine Zigeunerin aus Andalusien, eine echte mit dem Feuer und der Wildheit im kochenden Blut.

      »Komm«, hatte er befohlen. »Komm, trink und tanz!«

      Er war schon angetrunken gewesen, hatte ihr die Flasche hingehalten.

      »Ich trinke nie, Señor.«

      »Du trinkst und tanzt, oder … Da hatte sie gewusst, was ihr blühen würde, wenn sie nicht tat, was der große Don Carlos verlangte – der Herr über Leben und Tod in Villa Mendoza. Sie hatte getrunken und getanzt. Und dann hatte er sie zu sich gewinkt und ihr befohlen, den Rock auszuziehen, die Bluse abzustreifen.

      »Los, ich will dich sehen wie du bist, wie deine Schenkel zittern, dein Becken zuckt, deine Brüste …«

      »No, por favor. Señor – bitte, nicht, Señor!«

      »Tue es, oder …«

      Sie hatte es getan und war drei Wochen seine Geliebte geblieben, bis er eine andere gefunden hatte – jünger, bereitwilliger alles ausführend, was er verlangte. Und dann, ehe sie gegangen war, hatte sie seine Hand genommen, auf die Linien gestarrt.

      »He, was soll das – das ist doch Unsinn, du Närrin! He, was liest du denn, na?«

      »Du wirst nicht sehr alt, Carlos, du wirst sterben, ehe du das halbe Jahrhundert alt sein wirst.«

      »So, du Bestie, werde ich das? Dann will ich bis dahin aber leben wie ein König, verstanden? Was fällt dir ein, mir so etwas zu sagen, du Lügnerin? Ich und keine fünfzig Jahre alt werden – hahaha!«

      Gelacht hatte er, ihr einen Tritt gegeben, dass sie hingestürzt war.

      »Du wirst sterben, Carlos, wie ich es gesagt habe. Die Handlinien lügen nicht.«

      »Scher dich fort, Weib, geh zum Teufel mit deinem Unsinn! Vielleicht erzählen dir die Handlinien auch noch, wer mich umbringen wird, was? Hahahahaha!«

      Draußen war gerade Sam vorbeigegangen, Sam, der Gringo, der den einen Krieg gerade hinter sich gehabt und in einen anderen im anderen Land gezogen war, weil er nichts anderes als töten gelernt hatte. Sam, der Gringo, war vorbeigegangen. Und Consuela, die schwarzhaarige Hexe mit den langen Beinen, hatte gekeucht: »Ein Gringo wird dich umbringen, Carlos! Weit, weit von hier – ein Gringo tötet dich!«

      Wann immer er sich auf amerikanisches Gebiet gewagt hatte, der Satz war ihm nicht aus dem Kopf gegangen.

      Verflucht, dachte Carlos, nun habe ich niemand, der sich richtig auf Wunden versteht.

      Diablo, mein Bein, wer soll mich denn von diesen Tölpeln anständig verbinden? Momento – momentito, die Leute haben mir doch erzählt, dass dieser Leichenbestatter dem Säufer dabei geholfen hat.

      »Du – Leichenbestatter – du!«

      »Si«, sagte Jericho gelassen. »Si, Excelencia?«

      »Du verstehst dich auf Wunden, hat man mir erzählt?«

      »Ein bisschen, Su Excelencia, ein bisschen!«

      »Komm her, sieh dir mein Bein an!«

      »Si.«

      Jericho erhob sich, dachte an Spanischen Pfeffer in einem frischen Schusskanal, der selbst den Oberteufel zum Geheul treiben würde, nur …, danach würde der Pfefferstreuer wie Alec Sheppard sterben.

      »Du, wenn du mich quälst, bist du tot, verstehst du?«

      »Ja«, sagte Jericho ganz sanft. »Ich werde ganz vorsichtig sein, Excelencia, mi General, aber dennoch könnte es etwas weh tun.«

      »Du, ich warne dich – tut es sehr weh, bist du tot!«

      »Ja«, sagte er, »ja, mi General.«

      Jericho schlitzte das Hosenbein auf, nachdem er um ein scharfes Messer gebeten und es auch bekommen hatte. Nur hielt man ihm dabei das Gewehr in den Rücken. Er hätte ja vielleicht dasselbe wie der Doctor versuchen können, que?

      Die Kugel hatte den Röhrenknochen gestreift, war etwas deformiert abgeglitten und hatte ein ziemliches Loch gemacht, als sie ausgetreten war. Dennoch war die Wunde nicht gefährlich. Gut verbunden müsste der Satan Carlos sogar gehen können.

      Jericho sagte es ihm, als er ihm den Verband anlegte. Danach gab er dem Kerl auf dessen Verlangen auch noch etwas von seiner Medizin gegen das Fieber. Und dann erlebte er etwas, was er nicht erwartet hatte.

      »Du«,


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