Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren


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vier Schweinen.

      Dies war auch eine Art Rache des Halunken Carlos: Er saß nun in dem hohen Lehnstuhl, den man für ihn aus dem Wohnzimmer von Isaak B. Bloomefield geholt hatte. Der selbsternannte General Carlos Ramirez thronte über den Leuten und sogar noch über dem auf der Kiste stehenden Adam Harper.

      Neben Harper standen zwei der Kerle, die in Blitzesschnelle zu Beherrschern von Wagon Creek geworden waren.

      »Ihr werdet lernen, dass man mir zu gehorchen hat!«, donnerte Don Carlos über die Menge hinweg und rollte drohend die schwarzen Augen. »Was diesem Schurken passiert, kann euch auch geschehen, wenn ihr nicht meine Befehle befolgt. Lugo – adelante!«

      Lugo, der Kerl, der das Seil hielt, wartete, bis Jericho die Worte des Don übersetzt hatte. Er fletschte dabei – und Jericho erinnerte sein Anblick an den eines Pavians – zu der Übersetzung die Zähne und starrte die Leute drohend an.

      Jericho übersetzte und blickte dabei auf Don Carlos’ breite rote Schärpe, in der Harpers Revolver steckte.

      Einen Satz, dachte Jericho, nur einen Satz machen. Ich bekäme sie heraus, setzte sie ihm noch auf den dicken Bauch und könnte abdrücken, aber dann wäre ich tot. Die würden mich zum Sieb schießen. Nur die Ruhe bewahren, nichts Unüberlegtes tun. Die Teufelei beginnt gleich, und ich muss zusehen. Seid klug wie die Schlange, aber ohne Falsch wie die Tauben, was? Hier hilft nur Falschheit!

      »Lugo – ahora! Lugo – jetzt!«

      Betty Harper schrie gellend auf. Und dann bückte sich Lugo, riss das Seil mit und…

      Ich hab’s gewusst, dachte Jericho, ich habe das schon mal drüben in Mexiko erlebt. Verdammte Schweinerei!

      Lugo zog das Seil blitzschnell durch die Schlinge, die der andere Kerl aus dem Strick um Harpers Fußgelenke geformt hatte. Schwupp, da hatte er schon den Knoten gemacht, fuhr hoch, sah nach oben zu seinen beiden Amigos auf dem Dach des Hotels.

      »Estirar – estirar! Ziehen – ziehen!«

      Lugos schriller Schrei hallte über die Straße. Und dann passierte es in so rasender Geschwindigkeit, dass keiner der Bewohner von Wagon Creek das Resultat dieses Ziehens erkannte, ehe es nicht vorlag.

      Jericho sah den Ruck, der das Seil in die Höhe fliegen ließ, bis es straff gespannt war. Er blickte zu den beiden Halunken auf dem Dach empor, deren Köpfe oben verschwanden und wieder auftauchten. Gleichzeitig schlug Emilio dem Pferd auf die Kruppe. Der Gaul ging an, flog los. Das Lasso riss die Kiste unter Adam Harper fort, mit dem in Sekundenschnelle etwas geschehen war, was kaum einer der entsetzten Zuschauer begriff. Harper hatte sich sozusagen um sich selbst gedreht, als hätte ihm jemand eine Stange durch den Bauchnabel gesteckt. Urplötzlich fuhren seine Beine in die Höhe, während sein Kopf nach unten sauste.

      Adam Harper hing an den Beinen, nicht am Hals. Und dann riss man ihn vom Dach aus mit zwei harten Rucken ein Stück höher, sodass sein Kopf nun gut zwei Schritt über dem Boden schwebte. Adam Harper glich einer Menschenpuppe, die sich pendelnd am zuckenden Seil bewegte und hin und her schwang.

      »Adelante – vorwärts!«

      Emilios kreischender Schrei ließ die Leute zusammenfahren. Sie glotzten wie gelähmt auf die pendelnde Puppe Adam Harper, die einen Stoß erhielt und nun weit ausschwang – hin und her. Und Emilios Gaul raste am Gehsteig entlang, an den Zuschauern vorbei, die erschrocken zusammenfuhren, als Emilio sein Pferd auf den Hinterhacken steigen ließ und es herumriss.

      »Öhöh!«, kam es gurgelnd als Vorbote des ersten Lachens aus Don Carlos’ dickem Hals. »Öhöh!«

      Jericho stand still, den Blick auf Emilio gerichtet, der jetzt die Macheta herausriss. Die Sonne fing sich auf der langen, breiten Klinge und ließ sie blitzen.

      »Yaihyyhh, yaihyyhhh!«

      Emilio feuerte kreischend den Gaul an, raste auf den pendelnden Adam Harper zu, dem das Blut bereits in den nach unten hängenden Kopf absank. Harper wurde schwindlig und schlecht, er verdrehte bereits die Augen. Nach unten hängend und dazu auch noch pendelnd, das war wohl zu viel für Adam Harpers armen Kopf, durch den tausend Gedanken gerast waren. Harper glich einem menschlichen Pendel – und Emilio raste auf dieses Pendel zu. Dabei wirbelte er die Macheta um seinen Kopf. Es sah aus, als kreiste irgendetwas flirrend im Sonnenlicht.

      Die Frau Harpers sah das Pferd heranrasen, jenen flirrenden Kreis und dann aus dem Kreis ein blinkendes Etwas werden, als Adam, ihr Mann, dem Gaul entgegenpendelte. Die Macheta zischte nun, aus vollem Jagen geschlagen, auf den am Strick hängenden, pendelnden Körper Harpers zu. Die Frau wusste nichts von diesem Spielchen, das einmal die Azteken erfunden haben sollten und das die Mexikaner wie früher die ersten Spanier unter Cortez »Partida Macheta« das Macheten-Spiel genannt hatten. Es war schließlich ein Spiel, wenn auch ein grausiges. Da hing jemand als menschliches Pendel an einem Baum. Und derjenige Halunke, der auf das Pendel zujagte, durfte sein Pferd nicht verhalten, auch nicht zur Seite treiben – er musste schnurgerade seine Bahn abreiten und dabei versuchen, ob er – sich nur aus dem Sattel lehnend – das Pendel treffen konnte. Natürlich nur an einer Stelle – möglichst genau am Hals, damit der Kopf herunterfiel und durch den Sand kollerte.

      Sie hatten es seit tausend oder mehr Jahren so gespielt – rennend und zu Fuß, solange sie noch keine Pferde kannten. Die Spanier hatten ihnen die Pferde gebracht und dieses Spiel etwas spannender gemacht. Und nun trieben es die »Mejicaneros«.

      Emilios Macheta zischte durch die Luft – fegte um Armeslänge an dem Pendel Adam Harper vorbei.

      »Uhhh!«, machte Don Carlos enttäuscht. »Baaah – schlecht!«

      »Mierda de Perro!«, fluchte Emilio und jagte noch zwanzig Schritt weiter, ehe er den Gaul wieder herumriss, der trompetend wieherte, weil Emilio nun seine Wut an dem armen Tier ausließ und ihm die Riesensporen in die Weichen bohrte. »Adelante Yaiihhhiiihhh!«

      Das Tier bäumte sich auf, raste erneut zurück. Und wieder war das Flirren da. Betty Harper brachte nun jedoch keinen Laut mehr heraus. Sie hatte das Spiel begriffen und konnte vor Grausen keinen Laut mehr herausbringen.

      Das Pendel schwang, das Pferd raste heran. Und wieder verfehlte Emilio sein Ziel.

      Irgendwann, das erkannten nun alle Leute von Wagon Creek, würde Emilio treffen. Irgendwann, das wusste auch Harper, dessen Gesicht dunkelrot geworden war, würde er als letztes Geräusch das Pfeifen der Machetaklinge hören.

      Er drehte sich am Seil, an dem er pendelte, er sah aus der Drehung, dass der Gaul herumstob und wieder heranraste.

      Und dann geschah das, was Jericho erwartet hatte – aus vollem Jagen flog Emilio empor, stand plötzlich auf dem Sattel und schlug zu.

      Die Klinge zerschnitt das Seil wie einen dünnen Bindfaden. Harper stürzte ab, krachte hin, prallte in den Staub der Fahrbahn und blieb liegen – röchelnd und spuckend, halb benommen und dem Wahnsinn nahe.

      »Eh«, brüllte Don Carlos und war aufgesprungen. »Du – Weib, jetzt kannst du ihn haben, aber ich schwöre es dir und allen: Der Nächste, der nicht gehorcht und meine Befehle genau befolgt, fällt nicht herunter. Dessen Kopf rollt durch den Staub, verstanden? Habt ihr begriffen, was ihr zu tun habt, eh?«

      Sie hatten begriffen, weil diese Lernmethode immer einen einmaligen Erfolg bescherte. Das Grausen war ein zu guter Lehrmeister.

      »Vamos!«, sagte Don Carlos grinsend, als er sich umwandte. »Gehen wir – der Spaß ist vorbei. Hast du gesehen, Leichenbestatter? Guter Spaß, ja? Höhöhö …, verdammt, mein Bein! Du, du glauben, sie gehorchen jetzt, ja?«

      »Ja«, sagte Jericho knapp. »Sicher, Su Excelencia.«

      »Gut, gut – und jetzt machen andere Sache – du kommen!«

      Was hat er denn jetzt schon wieder vor, dachte Jericho. Der Halunke musste eine neue Gemeinheit ausgebrütet haben.

      *

      Der Gewehrlauf zuckte blitzschnell vorwärts und traf Isaak B. Bloomefields Leib. Er war groß, dieser Isaak Bloomefield, er war hager und glich


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