Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren


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Funkelnde Augen blickten kalt auf Willobie. Er saß da wie ein Haufen Elend.

      »Der ist als Town Marshal erledigt, Jungs«, stellte Nolan Fury fest, »aber als Mann noch nicht ganz. Er kann noch denken und reden. Das muß noch aus ihm heraus. Prügeln wir es also aus ihm heraus.«

      »Und dann?« wollte der rotblonde Harris wissen.

      »Dann lassen wir ihn laufen.« Fury schüttelte den Kopf. »Wenn er dann noch laufen kann. Und wenn er nicht verhungern will, wird ihm nichts anderes übrigbleiben, als an fremden Türen zu betteln.«

      Die jungen Männer grinsten.

      Willobie wollte leben. Überleben. Darum griff er nicht nach dem Colt.

      Die wilden Engel rückten noch näher heran und traten fast schon auf ihn.

      Nolan Fury nickte gelassen.

      Da begann es.

      Sie machten ihn fertig.

      *

      Als er zu sich kam, graute der Morgen.

      Frühnebel hüllten die Baumkronen ein. Dunst hing wie eine schwebende graue Decke über dem Fluß, verbarg die flachen Ufer.

      Die Wild Angels waren verschwunden.

      Das Gras um Willobie war zerstampft und blutig. Es war sein Blut.

      Vor seinen Augen verschwamm alles blutrot. Das Gesicht war zerschlagen und dick angeschwollen.

      Liegend übergab er sich.

      Mühsam schob er sich durch das Gras, kroch aus der Senke, erreichte das Ufer. Auf dem Wasser sah er sein Spiegelbild. Es war ein fremdes Gesicht. Und noch nicht einmal ein Gesicht. Das war eine aufgequollene Masse. Blutverschmiert.

      Jede Rippe schmerzte. Wenn er einatmete, hatte er das Gefühl, als würde der Brustkorb auseinanderfliegen.

      Kraftlos sackte er in das seichte Wasser und rollte sich auf die Seite. Der Körper zitterte wie unter Schüttelfrost. Er hatte kein Fieber. Das waren die Nerven. Er war so restlos zerschunden, daß er eigentlich tot sein müßte.

      Sie hatten versucht, ihm den Mannesmut zu nehmen und ihm den letzten Rest von Willen zu zerbrechen.

      Vielleicht war ihnen das auch gelungen.

      Er konnte sich zuerst kaum an was erinnern. Nur allmählich wurde ihm klar, was geschehen war.

      Er trank vom kühlen Wasser. Blut rötete es. Stöhnend kroch er ans Ufer zurück.

      Lange lag er wie leblos im Gras. Über ihm erhellte sich der Himmel. Die Sonne ging auf.

      Irgendwie schaffte er es bis zu seinem Maultier. Wie er in den Sattel kam, wußte er später nicht zu sagen. Langsam trug ihn das Tier davon. Er verlor das Bewußtsein. Das Maultier wußte den Weg zum Stall.

      So kam Willobie nach Cottonfield zurück.

      Viel eher, als die Wild Angels vermutet hatten.

      Der Arzt wurde gerufen. Männer trugen Willobie in eine Zelle und legten ihn auf die Pritsche. Der Doc tastete ihn ab.

      »Er muß sofort in ein richtiges Bett. Jemand muß ihn pflegen und –«

      Willobie stöhnte und öffnete die geschwollenen Augen. Mit schwacher Stimme sagte er: »Die Fremden –?wollen auf die – Rooster-Farm! Stellt ein – Aufgebot zusammen und – reitet hin. Schnell! Helft –?Arlene Rooster und beschützt sie.«

      Weiter kam er nicht, er war wieder bewußtlos.

      *

      »Wo willst du hin, Cal? Bleib hier, Cal, reit’ nicht weg!«

      Arlene Rooster stürzte aus dem Haus, das Kleid gerafft. Trommelnde Hufe schaufelten Staub hoch. Sekundenlang stand die Frau mitten im Staub und kannte den jungen Cal nicht mehr sehen.

      »Ich komm’ wieder, Mam!« schrie er zurück und jagte zum Fluß hin davon.

      »Mam« hatte er sie genannt. Mutter. Für ihn blieb sie die Mutter. Aber gerade das konnte sie nicht trösten.

      Ratlos ließ sie die Hände sinken, drehte sich um und blickte die drei Farmhelfer an. Einer sagte: »Ich kann ihm nachreiten, Ma’am.«

      »Nein, laß es«, antwortete sie. »Cal ist wilder, als du glaubst. Der ist stur. Nur einer kann ihn zurückholen, aber der ist nicht hier.«

      »Ja, Ihr Mann, Ma’am. Ein Wort von Ihnen, Ma’am, und wir suchen nach seinen Mördern!«

      »Ich brauche euch hier auf der Farm. Nur einer kann Cal zurückholen: Maverick Rooster.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Maverick wird die Mörder seines Bruders suchen. Ich mach’ mir Sorgen um Cal. Er denkt noch immer an Rache.«

      Cal ritt am Fluß entlang. Durch die Schatten des Baumgürtels und über kleine Lichtungen.

      Er wollte den Tod seines Pflegevaters rächen.

      Irgendwo im Fluß vermutete er die jungen Killer und ihren bärtigen Anführer. Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Sie waren in seiner Nähe.

      Gut versteckt hinter hohem, dichtem Grün, lagen und saßen sie im Schatten. Ihre Pferde erholten sich mehr und mehr. Schon bald würden sie wieder einen Ritt von mehreren Tagen aufnehmen können.

      Das ferne Sundance Corral reizte sie. Dort wollten sie sich austoben. Mit den billigen Mädchen, bei Whisky und Bier, in verräucherten Pulquerias und besseren Saloons.

      Während Cal sich ihnen näherte, sprach Nolan Fury über Roosters Grab.

      »Wir suchen danach, Jungs. Was soll Rooster drei Fuß tief unter der Erde liegen und sich langweilen. Wir nehmen ihn mit nach Sundance Corral. Dann weiß jeder dort, wer wir sind. Roosters Sieger. Seine Bezwinger!«

      Die jungen Burschen grinsten, fanden das lustig. Nur Kid Fairbanks hatte was einzuwenden. Auf einem Grashalm kauend, sagte er: »Ihr vergeßt alle immer wieder einen Mann –?und vor dem müßt ihr euch höllisch in acht nehmen: meinen Alten!«

      »Unsinn, Kid. Rede mit ihm. Er war doch auch mal Bandit. Oder etwas Ähnliches. Wie Lobo Rooster. Die beiden sind nie Marshal oder Sheriff gewesen. Immer Kopfgeldjäger. Haben sich auf eine lohnenswerte Spur gesetzt und den steckbrieflich gesuchten Mann abgeschossen. Manchmal gleich ’ne ganze Bande. Er muß dich verstehen, Kid – uns alle.« Nolan Fury zupfte am verfilzten Bart. »Hast du nicht mal gesagt, daß dein Vater diesen Lobo Rooster am liebsten umlegen würde?«

      »Er meinte es anders.« Kid spuckte Grasbrei aus. »Er wollte sich mit Rooster messen. Wollte endlich wissen, wer der Mann mit den schnelleren Eisen ist. Die Ungewißheit wurmte ihn. Weil er immer im Schatten von Lobo Rooster gestanden hatte.«

      »Na, jetzt steht er im Sonnenschein und brauchte dafür nicht einen einzigen Finger zu krümmen! Dankbar sollte er uns sein!«

      »Da kennst du ihn schlecht. Wir haben ihm was weggenommen.« Kid Fairbanks rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Ihm war auf einmal nicht gerade wohl zumute. Seine Stimme klang heiser: »Vielleicht haßt er uns deswegen und jagt uns! Dann können wir alle unser letztes Gebet sprechen! Mein Alter ist eiskalt, der schreckt vor nichts zurück! Der bringt einen nach dem anderen um.« Tief atmete er ein. »Vielleicht sogar mich.«

      In diesem Moment raschelte es in ihrer Nähe. Jäh fuhren sie hoch, hielten jeder in der Rechten einen Colt und in der Linken ein Gewehr.

      Fury machte eine Bewegung mit der Colthand. Daraufhin schwärmten sie aus, glitten um die Sträucher.

      Möglich, daß es ein Tier gewesen war, auf dem Weg zum Wasser. Doch um diese Tageszeit war das unwahrscheinlich. Antilopen gingen im Rudel zur Tränke. Kojoten und Wölfe blieben im Schatten. Pumas und Grislys gab es hier nicht.

      Es konnte nur ein Mensch sein.

      Der Bärtige gab einen Zischlaut von sich. Daraufhin rannten alle los, durchbrachen die Sträucher, suchten mit feuerbereiten Colts. Plötzlich hörten sie


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