Red Dirt Heart: Flammende Erde. N.R. Walker

Red Dirt Heart: Flammende Erde - N.R. Walker


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      Während ich ein bisschen liegen gebliebenen Papierkram aufarbeitete, konnte ich Teile ihrer Unterhaltung mitanhören. Nicht dass ich absichtlich gelauscht hätte, aber sie saßen in der Nähe meines Fensters.

      »Das ist wirklich wunderschön«, sagte Travis. »Ich glaube nicht, dass ich jemals ein solches Orange am Himmel gesehen habe.«

      »Ja, es ist wunderschön«, antwortete George. Nach einem kurzen Moment des Schweigens fragte er: »Wie gefällt's dir so weit?«

      »Alle sind sehr nett«, antwortete Travis sofort. »Ich gebe zu, ich hatte mir Charlie älter vorgestellt. Ich hätte nicht gedacht, dass der Boss eines Betriebs wie diesem in meinem Alter ist.«

      Bei der Erwähnung meines Namens spitzte ich die Ohren. Ich legte die Papiere aus der Hand und lauschte.

      »Er ist ein wirklich guter Mann«, sagte George. »Ich hab vor ihm für seinen Dad gearbeitet und ich werde so lange für Charlie arbeiten, wie er mich haben will. Er ist ein harter Boss. Lässt sich von keinem die Butter vom Brot nehmen und erwartet viel, aber er ist fair. Anfangs, als er die Farm übernommen hat, wollten viele der Männer nicht für ihn arbeiten. Nichts gegen Charlie, ganz im Gegenteil – um genau zu sein, hielten sie ihn für zu streng. Aber das bedeutete nur, dass die Männer, die genug Eier in der Hose hatten, um zu bleiben, die besten waren.«

      Ich musste darüber lächeln, aber ich hörte ihnen nicht länger zu und konzentrierte mich stattdessen auf die E-Mails, Rechnungen und Briefe. Das war der Teil meiner Arbeit, den ich am wenigsten mochte, und ich versuchte jeden Abend nach dem Essen, ein paar Stunden lang mit dem ganzen Papierkram auf dem Laufenden zu bleiben, der mit dem Betrieb der Station einherging.

      Es wurde bereits ziemlich spät, als ich den Laptop herunterfuhr und aufstand, um ins Bett zu gehen. Auf dem Weg durch die Diele zu meinem Zimmer bemerkte ich, dass die Vordertür immer noch offenstand. Ich streckte meinen Kopf nach draußen, um sicherzugehen, dass ich nicht irgendwen im Dunkeln sitzen ließ, wenn ich die Lichter ausmachte, und entdeckte Travis, der allein auf einem der Verandastühle saß.

      Ich fragte mich, ob etwas nicht stimmte und öffnete die Tür langsam etwas weiter. »Alles in Ordnung?«

      Er sah zu mir herüber und lächelte. »Alles bestens«, sagte er. »Es ist nur so schön hier draußen.« Ich setzte mich neben ihn und er fügte schnell hinzu: »Ich halte dich nicht vom Schlafen ab, oder?«

      »Ach was«, sagte ich, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und seufzte. »Nachts ist es wirklich schön hier draußen.«

      »Es ist unfassbar still.«

      »Hast du Jetlag oder so?«, fragte ich.

      »Nein, nein«, sagte er. »Ich war vier Tage in Sydney, bevor ich hier raus geflogen bin. Den ersten Tag hab ich geschlafen.«

      Ich nickte, unsicher, was ich sagen sollte. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, Konversation zu halten.

      »Du hast ein tolles Team«, sagte er. »Sie scheinen eine nette Truppe zu sein.«

      »Das sind sie. Sie werden dich vielleicht ein bisschen triezen, um zu sehen, ob du was taugst, aber das meinen sie nicht böse.«

      »Kann ich dich was fragen?«

      Ich starrte hinaus in die Dunkelheit und fragte mich nervös, was da jetzt wohl kam. »Sicher.«

      »Was hat es mit all den Spitznamen auf sich? Jeder hat irgendeinen komischen Namen.«

      Ich lachte. »Keine Ahnung, wir Aussies machen das halt so. Auch wenn sich ein Name nicht abkürzen lässt, kürzen wir ihn ab. So wie Fish die Kurzform von Fisher ist. Aber Ernies richtiger Name ist Chris. Keinen Schimmer, wo da der Ernie-Teil herkommt.«

      »Und Bacon?«

      »Na ja, er kommt von einer Schweinefarm…«

      Er warf den Kopf zurück und lachte. Es war ein tiefes Grollen, das es unmöglich machte, nicht zu lächeln. Es unmöglich machte, ihn nicht anzusehen. »Und Trudy ist die einzige Frau?«

      »Ja«, nickte ich. »Aber lass dich nicht täuschen. Sie ist die Härteste von allen und hat einen höllischen rechten Haken.«

      Travis machte große Augen. »Sie hat dich geschlagen?«

      »Nicht mich. Aber ich hab davon gehört. In der Stadt dachte wohl irgendein Typ einmal, er könnte was nicht so ganz Anständiges zu ihr sagen, und na ja –« Ich schüttelte den Kopf. »Das sollte man wirklich lassen.«

      Er lachte. »Ich werd's mir merken.«

      »Also«, versuchte ich, das Thema zu wechseln. »Ein Abschluss in Agronomie?«

      »Agrarwissenschaften, ja«, sagte er. »Bodenbeschaffenheiten, Klimaeigenschaften, Produktion, dieses Zeugs.«

      »Wenn du die Ökoregionen von Texas studiert hast, warum wolltest du hierher kommen?«, fragte ich. »Ich meine, wir haben hier völlig andere Böden, anderes Klima, anderes Getreide, andere Jahreszeiten, andere Produktionssysteme. Ich war noch nie in Texas«, gab ich zu, »aber ich bin ziemlich sicher, was die menschliche Interaktion mit dem Land angeht, ist das hier alles sehr weit weg von dem, was du studiert hast.«

      Travis sah mich an, oder vielmehr, starrte mich an. Ein Lächeln breitete sich langsam über seinem Gesicht aus. »Du klingst, als wüsstest du, wovon du redest.«

      »Tu nicht so überrascht«, spöttelte ich. »Ich weiß über ein bisschen mehr Bescheid als nur über den roten Staub hier.«

      »Du hast Agrarwissenschaften studiert?«

      »Hab ich«, antwortete ich. »Ich hab allerdings keinen Abschluss. Ich musste zurückkommen, um den Betrieb zu übernehmen.«

      »Wie weit bist du gekommen?«

      »Hab von vier Jahren drei geschafft.«

      Er verzog das Gesicht. »Oh Mann. Das ist echt Scheiße«, sagte er leise, aber dann blickte er hinaus in die Dunkelheit, so als würde er verstehen, was Verantwortung bedeutete. »Ich habe einen Abschluss«, sagte er. »Und du sprichst von den Unterschieden in Bodenbeschaffenheit und Produktion, als würde es deshalb keinen Sinn für mich machen, hierher zu kommen. Aber das ist genau der Grund, warum ich hier bin. Weil hier alles anders ist.«

      Und dann redete er darüber, dass er lernen wollte, außerhalb dessen zu denken, was er wusste. Er behauptete, bereits über die Farmwirtschaft in Texas Bescheid zu wissen und dass die Wissenschaft dahinter zu akademisch war. Was sollte es bringen, zu lernen, was er bereits wusste, sagte er. Aber er konnte nicht aus einem Buch lernen, wie wir hier die Wüste bewirtschafteten. Er sagte, was er wirklich lernen wollte, sei, wie man die gleichen Ziele unter so völlig verschiedenen Bedingungen erreichte.

      Ich fragte ihn, warum das für ihn so wichtig sei. »Wenn du am Ende doch nur texanisches Farmland bewirtschaften wirst, welchen Unterschied macht es dann, wie wir die Dinge hier draußen erledigen?«

      »Ich weiß theoretisch, wie man bei uns zu Hause den größtmöglichen Ertrag erzielt«, sagte er. »Aber wenn ich lerne, wie jemand anderes das Gleiche unter komplett anderen Voraussetzungen erreicht, dann muss mir das beim Bewirtschaften einer Ranch auch zugutekommen.« Er war für eine Weile still. »Ich schätze, ich bin ein bisschen ein Querdenker.«

      Ich lächelte ihn an. »Nun, ich hoffe, ich kann genauso viel von dir lernen wie du von mir.«

      Er lehnte sich im Stuhl zurück und hob das Handgelenk vor sein Gesicht. »Verflixt! Sieh mal, wie spät es schon ist!«

      Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war fast ein Uhr morgens. Mann, wir hatten stundenlang geredet.

      Travis stand auf. »Tut mir leid, dass ich dich wach gehalten habe.«

      Ich erhob mich ebenfalls. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Nicht dein Fehler.«

      »Um welche Zeit stehen wir auf?«, fragte er.

      »Um fünf. Ich erledige meistens schon das eine oder andere vor dem Frühstück.«


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