Chefarzt Dr. Norden 1164 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Chefarzt Dr. Norden 1164 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Ich habe keine Zweifel, dass Sie das werden.«

      Wenig später verließen Matthias und Aische gemeinsam die Behnisch-Klinik. Ein wenig verschämt erzählte er ihr von dem großen Lob, das Dr. Norden ausgesprochen hatte, wiegelte aber zugleich ab: »Er will mich wohl motivieren, immerhin stehe ich ja noch in der Probezeit.«

      »Er hat dich gelobt, weil du gut bist«, stellte Aische überzeugt richtig. »Freu dich, dass der Chef deine Arbeit zu schätzen weiß. Und sei nicht immer so bescheiden.«

      »Das hat Dr. Norden mir auch geraten.«

      »Na, siehst du, dann muss ja was dran sein.«

      »Natürlich freue ich mich über sein Lob. Aber ich halte es einfach für selbstverständlich, dass man sein Bestes gibt. Schließlich geht es um Menschenleben.«

      »Du bist eben Mediziner mit Leib und Seele. Ein bisschen Bewunderung wird da ja wohl noch erlaubt sein, oder?«

      Er lachte. »Wenn du mich bewunderst, beschwere ich mich nicht, mein Schatz.«

      »Das tue ich, unausgesetzt, und noch mehr, wenn du mich heute beim Abendessen wieder unterstützt, was Leilas Pläne angeht.«

      »Hat sie denn mittlerweile einen Platz im Wohnheim ergattern können? Das ist ja nicht ganz einfach.«

      »Sie denkt daran, zusammen mit einer Freundin, die ebenfalls Jura studieren will, eine Wohnung zu nehmen. Das müssen wir Papa heute Abend verklickern. Einfach wird es bestimmt nicht.«

      Matthias lächelte schmal. »Macht nichts, ich liebe die Herausforderung …«

      Die Celiks bewohnten eine geräumige Altbauwohnung im Münchner Stadtteil Haidhausen. Fatma war eine ausgezeichnete Köchin und freute sich immer sehr, ihre beiden Töchter wieder am Tisch zu haben. An Matthias Sommer hatte sie einen Narren gefressen. Sie behandelte ihren zukünftigen Schwiegersohn besonders liebevoll und verwöhnte ihn gern mit orientalischen Süßigkeiten, was der junge Mann sehr zu schätzen wusste. Zunächst aber unterhielt Matthias sich eine Weile mit Mehmet, wie es Sitte war, während Leila und Aische der Mutter in der Küche zur Hand gingen.

      Dabei wurde munter geplaudert. Fatma interessierte sich sehr für die Geschichten aus dem Klinikalltag, die Aische stets mitbrachte, und hörte ihrer Älteren aufmerksam zu. An diesem Abend ging es bei den drei Frauen aber um ein anderes Thema.

      »Dein Vater hat mich gestern gefragt, wann du und Matthias heiraten werdet. Ihr seid jetzt ein halbes Jahr verlobt …«

      Aische warf ihrer Mutter einen knappen Blick zu und erklärte: »Wir haben noch kein Datum festgelegt. So sehr eilt es uns nicht. Ich finde es schön, verlobt zu sein, und ich glaube, Matthias geht es genauso.«

      Fatma lächelte versonnen. »Ja, die Verlobungszeit ist etwas Besonderes, das stimmt. Aber du kennst deinen Vater. Er macht sich ständig Sorgen um euch Mädchen, hat Angst, dass etwas nicht stimmt, nicht so läuft, wie es sollte. Er fühlt sich eben noch immer für euch verantwortlich.«

      »Das muss er sich endlich abgewöhnen, wir sind erwachsen«, sagte Leila ärgerlich. »Wenn wir seinen Rat brauchen, sagen wir das schon. Hat er denn gar kein Vertrauen zu uns?«

      Fatma bedachte ihre Jüngere mit einem nachsichtigen Blick. »Das hat nichts mit Vertrauen zu tun, natürlich vertraut er euch. Aber er möchte eben, dass es euch gut geht, dass ihr glücklich seid. Und was er dazu tun kann, das tut er.«

      »Ich wäre sehr viel glücklicher, wenn ich meine eigenen Entscheidungen treffen könnte.«

      »Nun mach mal halblang«, bat Aische die Schwester. »Wir reden nachher mit Papa über deine Idee. Und ich bin sicher, dass wir ihn überzeugen können. Vielleicht nicht heute …«

      »Und bestimmt nicht morgen.« Leila seufzte. »Schon verstanden. Geduld bringt Rosen, nicht wahr?«

      »In deinem Fall wohl eher die Freiheit, die du anstrebst.«

      Mehmet unterhielt sich bei Tisch angeregt mit Matthias und stellte fest: »Man hört nur Gutes über dich, Aische. Du scheinst in deinem Beruf ebenso aufzugehen wie dein Verlobter.«

      »Ich arbeite gern in den Behnisch-Klinik«, bestätigte sie.

      »Und wie soll das werden, wenn ihr verheiratet seid?«

      »Ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird.«

      »Du willst also eine berufstätige Mutter werden?« Man hörte deutlich, dass Mehmet das nicht gut fand. »Und wie stehst du dazu, Matthias? Findest du nicht, dass Kinder ihre Mutter brauchen, dass eine Mutter daheim genug zu tun hat?«

      Fatma schüttelte leicht den Kopf und bedachte ihren Mann mit einem tadelnden Blick. Wie oft hatten sie schon über dieses Thema gesprochen. Mehmet war traditionell eingestellt, Fatma hatte sich ihm angepasst. Sie wusste aber, dass ihre Töchter moderne Mädchen waren, die anders dachten. Und sie hatte ihren Mann deshalb schon öfter gebeten, dieses Thema nicht zur Sprache zu bringen, wenn sie gemütlich zusammen aßen.

      Der junge Mediziner hob die Schultern. »Diese Entscheidung werde ich Aische überlassen. Wir kriegen das zusammen schon hin«, sagte er optimistisch.

      »Eine sehr liberale Einstellung. Ich frage mich, ob du damit auf Dauer glücklich werden wirst, Matthias.«

      »Das wird sich zeigen«, sagte der diplomatisch. »Aber ich werde ganz sicher meines Lebens nicht mehr froh, wenn ich versuchen sollte, Aische etwas vorzuschreiben. Sie hat ihren eigenen Willen. Das gefällt mir an ihr.«

      »Manche Leute haben eben mehr Glück als andere«, merkte Leila da spitz an. Ihr Vater bedachte sie mit einem fragenden Blick.

      »Was meinst du denn damit, meine Kleine?«

      »Na, zum Beispiel, dass ich nicht mehr klein, sondern längst erwachsen bin. Und gern auch so behandelt werden würde.«

      »Tue ich das denn nicht?«, wunderte ihr Vater sich.

      »Nein, das tust du nicht«, beharrte Leila fest. »Du siehst in mir immer noch das Kind, das man beaufsichtigen muss.«

      Mehmet schmunzelte. »Ein bisschen Aufsicht hat noch niemandem geschadet. Sofern man keinen Unfug vorhat …«

      »Also, das ist doch …«

      Aische legte ihre Hand auf Leilas Arm und bat begütigend: »Lasst uns mal ganz sachlich darüber reden. Leila würde gern mit einer Freundin zusammen ziehen, die ebenfalls Jura studieren wird. Ihr Name ist Stefanie Seegers, und sie ist nicht nur klug und fleißig, sondern auch schon sehr verantwortungsbewusst. Habe ich das richtig widergegeben, Leila?«

      Die Schwester nickte. »Stefanies Vater ist Anwalt. Vielleicht könnte ich in seiner Kanzlei ein Praktikum machen. Und die Miete würde sich auch halbieren, wenn wir uns eine Wohnung teilen.«

      »Wozu Miete zahlen, wenn du hier daheim alles hast, was du brauchst?«, hielt der Vater ihr entgegen.

      »Vielleicht lädtst du Stefanie mal zum Essen hierher ein, damit Papa sie kennenlernen kann«, schlug Aische vor.

      »Eine gute Idee«, stimmte Fatma zu. »Wenn es ein nettes und ordentliches Mädchen ist, wäre nichts dagegen zu sagen, dass die beiden sich eine Wohnung teilen, nicht wahr, Mehmet?«

      »Dagegen ließe sich sicher viel sagen. Aber bevor ich das tue, möchte ich diese Stefanie doch erst einmal kennenlernen«, gab der Familienvater nach. »Dann sehen wir weiter.«

      Leila war angenehm überrascht. »Du wirst sie ganz bestimmt mögen, Papa, ganz bestimmt!«, versicherte sie eifrig.

      »Wie gesagt, dann sehen wir weiter«, erwiderte er bedächtig.

      Als Aische und Matthias sich wenig später verabschiedeten, dankte Leila der Schwester überschwänglich. »Ich glaube, langsam wird er weich! Nur noch ein bisschen Geduld, dann habe ich es geschafft. Und das verdanke ich nur eurer Unterstützung!«

      »Noch hat er nicht ja gesagt«, erinnerte Aische das Mädchen. »Du


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