Die MarmorBlüte | Erotischer SM-Roman. Nova Ostermond
es denn nicht gut? Ich hätte gedacht, Sex mit dem Chef wäre eine epochale Erfahrung.«
»Hör auf, da war nix.«
»Also mich müsste er nicht zweimal bitten. So ein attraktiver, erfolgreicher Mann. Ich würde ihm zeigen, was er wert ist und ihm überall einen blasen.«
Mirella erinnerte das ans Schlucken und sofort hatte sie wieder diesen Geschmack im Mund. Bevor es sich zu einem Brechreiz entwickeln konnte, nahm sie schnell ein Kaugummi.
»Oooooh, du hast es getan! Jemandem einen Blowjob verpasst und es war so übel, dass dir jetzt beim bloßen Gedanken daran schlecht wird. Dann kann es nicht unser Alex gewesen sein. Ich wette, er schmeckt himmlisch!«
»Ute! Lass mich einfach in Ruhe arbeiten, okay?«
Alex kam hereingeschneit. »Ute, hör mal weg! Ich habe eine Überraschung für dich, Miri. Wir gehen einkaufen. Als Dank, dass du Hartmann an Land gezogen hast.«
»Echt?«, riefen Ute und Mirella gleichzeitig.
Sie fuhren zu einem Shopping-Center und Mirella steuerte sofort ihr Lieblingsschuhgeschäft an. Dort verliebte sie sich ziemlich schnell in ein Paar Riemchen-Pumps von Jimmy Choo. Es gab sie in Taupe, in Weiß und in Schwarz. Mirella konnte sich nicht entscheiden.
»Ach, komm, nimm alle drei!« Schon nahm ihr Alex die Schachteln ab und ging damit zur Kasse.
Im Auto meinte sie etwas schuldbewusst: »Die sind eigentlich viel zu schön zum Tragen.«
»Freut mich, wenn ich dir eine Freude machen konnte.«
»Ich hoffe, es ist noch etwas für mein Honorar übrig.«
»Das ist ein Riesenbudget, da fällt schon noch was ab für dich. Stimmt es, dass du noch Jungfrau bist?«
Was für eine Frage! Mirella war baff. Wie kam er jetzt darauf?
»Bryan erzählt so was. Also ich tippe nein, dafür bist du zu sexy. Aber höchstens zwei!«
»Das musst du schon selber rausfinden.« Mirella war peinlich berührt. Ihr erster Ausflug mit dem Boss und dann so was.
»Bryan sagt auch, du würdest zu Nutten gehen«, fand Mirella einen Weg, es ihm heimzuzahlen.
»Nein, ich lass sie ins Haus kommen«, sagte er laut lachend.
Sie starrte ihn etwas angewidert an.
Sogleich klärte er sie auf: »Dann könnte ich mich ja gleich in eine Petri-Schale voller HP-Viren setzen!« Der Satz kam ihr so bekannt vor. Genau den hatte sie selber erfunden – zu einer Aufklärungskampagne über Humane Papilloma-Viren.
»Nein, kleine Mirella, ich steh nicht auf Schlampen. Egal, welchen Grades.«
»Sehr sympathisch.«
»Ach ja, Bryan ... Der wandelnde Gerüchte-Umschlagplatz. Von ihm weiß ich auch, wann du dein Kettensägenmassaker hast.«
Mirella wurde blass. Das war nun wirklich kein Thema, das sie mit ihrem Chef besprechen wollte.
»Er sagt, du kriegst dann immer einen dicken Pickel am Kinn.«
Mirella fasste sich ermattet an die Stirn und konnte nicht glauben, dass ihr Zyklus Gesprächsthema in der Agentur war ...
Zum Glück waren sie zu Hause bei Mirella angekommen und sie musste nicht länger über dieses peinliche Thema diskutieren. Gegenüber heterosexuellen Männern vermied sie es, auch nur den leisesten Verdacht zu erregen, sie könnte, genau wie ihre Geschlechtsgenossinnen, einmal im Monat unpässlich sein. Sie wollte den Eindruck erwecken, als existierte das gar nicht.
Simon öffnete die Tür, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte. »Da ist ein Päckchen für dich. Conleys.«
»Ach, die Pumps.«
»Noch mehr Schuhe?«, kommentierte Alex das sofort.
Mirella zuckte mit den Achseln.
»Also, gute Nacht, war ein netter Tag«, meinte Alex.
Nett? Entweder er hatte eine Freundin oder sie verlor ihren Charme. Oder ging das mit dem Altern etwa los?
»Du, das mit dem ewigen Shoppen, meinst du nicht, das führt irgendwann zu deinem Ruin?« Simon war ernsthaft besorgt.
»Alex hat mir die Schuhe geschenkt.«
»Hast du ihm einen geblasen, oder was?«
»Sei nicht so ordinär! Es war eine Belohnung für den Hartmann-Auftrag. Außerdem ... kannst du auch mal an was anderes denken?!«
»Das ist schwer. Ich sehe dich jeden Tag, wie du gehst, wie du dich anziehst. Ich rieche, wie du duftest. Selbst auf der Toilette duftet es immer, wenn du drauf warst. Du bist die schönste Frau, die ich kenne, die belesenste und die coolste. Wenn du mir jemals einen Blowjob verpassen würdest, könnte ich danach happy sterben, weil eine Steigerung gäb’s dann für mich nicht mehr.«
Diese etwas andere Liebeserklärung rührte Mirella schon. Sie gab ihrem Zeigefinger einen Kuss und berührte damit seinen Schritt. »Du bist süß.« Dabei beließ sie es aber.
»So was will ein Mann hören, glaub mir!«
***
Heute war die Konferenz für die Markteinführung von »Hartmann’s Wet«. Mirella fühlte sich unwohl. Der dicke Pickel am Kinn war mal wieder da.
Mirella desinfizierte sich wie immer vor der Monatshygiene die Hände, wusch sie danach zweimal mit ihrer eigenen, antibakteriellen Flüssigseife, schrubbte dabei jeden einzelnen Finger und ließ das gerade noch erträglich heiße Wasser dann mindestens eine halbe Minute über ihre Hände laufen.
»Was haben Sie denn vor – eine OP?«
Mirella erstarrte. Jemand hatte sie bei der Vorbereitung zu einer ihrer OB-OPs erwischt. Und es war leider ein Mann! Ein gutaussehender noch dazu.
»Dies ist die Damen-Toilette.«
»Ich weiß, Alex schickt mich, eine Mirella Alsterlund soll zur Konferenz erscheinen. Sind Sie das?«
»Ja, das bin schon ich, aber ich muss noch ... ich kann nicht ... ich werde ...«, stammelte sich Mirella einen ab.
Der Mann lächelte milde, dann meinte er: »Sie haben Ihre Tage und bereiten einen Wechsel vor, nicht wahr?«
Die Röte in ihrem Gesicht kam dem Blut, das bestimmt bald durchsickern würde, wenn der Herr sie nicht endlich auf die Toilette gehen ließ, schon sehr nahe. Gott, war das peinlich! Gleich würde sie in Tränen ausbrechen.
»Ich sag einfach, Sie brauchen noch ein paar Minuten.«
Sie nickte nur, murmelte ein verwaschenes Danke und verschwand schnell in der Kabine. Die Tür mit dem Fuß zuziehend und die Klinke und das Schloss mit dem Ellbogen niederdrückend.
Der Mann schmunzelte, zog die Brauen hoch, aber war von dem extremen Hygiene-Bewusstsein der jungen Frau sehr angetan. Pussy de Luxe, dachte er. Vielversprechend ...
Frisch tamponiert und aufgeräumt erschien Mirella im Konferenzraum. Alex warf ihr einen strengen Blick zu, aber der Mann von eben lächelte sie breit an. Sie erkannte ihn an den blendend weißen Zähnen. Alex räusperte sich und stellte den Fremden neben sich vor. Oh je, es war der berühmte »Hartmann’s Wet«-Hartmann! Ihr neuer Auftraggeber ...
Na, da hast du ja den Einstand schlechthin hingelegt, beschimpfte sie sich innerlich.
In der Kaffeepause kam Corey Hartmann ihr nach und meinte: »Sie brauchen sich nicht zu schämen, das ist doch nur menschlich. Na ja ... Eigentlich übermenschlich. Ich war beeindruckt von Ihrer Gewissenhaftigkeit. Sind Sie in Wahrheit vielleicht Ärztin?«
Okay, Miri, du wirst für deine Ideen bezahlt, jetzt brauchst du gerade dringend eine!, dachte sie, war sonst aber komplett leer im Hirn. »Ich ...«
»Wie alt sind Sie? Siebenundzwanzig?«