Die MarmorBlüte | Erotischer SM-Roman. Nova Ostermond
war keine der Frauen, die so etwas abstieß. Im Gegenteil, es machte sie stolz. Vielleicht räusperte er sich auch nach dem Ejakulieren?
***
»Komm, das müssen wir feiern!«, rief Davide aus, als sie auf der Straße waren.
»Die Ergebnisse sind doch noch gar nicht da!«, hielt sie dagegen.
»Nein, dass du meinem Eier-Doc gefällst. Er ist mit einem Ex-Model verheiratet und hat höchste Ansprüche.«
Davide war es also auch aufgefallen. Ob er jetzt sauer war? Wie viele Schläge würden es werden?
»Zwanzig«, sagte Davide.
»Was zwanzig?«
»Schläge. Darüber hast du doch nachgedacht.«
Das war ja unheimlich.
»Komm, wir machen’s im Auto!«, schlug er vor.
»Was machen? Ich mach mit dir gar nichts, ehe nicht die Ergebnisse da sind.«
»Vom Spanken hat sich noch niemand was geholt.«
Er stieg zuerst ein. Auf die Rückbank. Sie musste über ihn klettern. Sie trug ein Kleidchen. Das kam ihm sehr entgegen. Er zog ihr Höschen beiseite, hielt sie am Nacken und schlug zu. Ach, deshalb die getönten Scheiben! Es tat nicht weh. Nicht annähernd. Aber es machte sie heiß.
»Und – wirst du jetzt schlucken, Baby?«
»Wenn die negativen Befunde da sind, vielleicht.«
Ein weiterer Schlag, sie stöhnte auf. Noch drei harte Schläge in kurzen Abständen.
»Du wirst, glaub mir. Ich kette dich an den Couchtisch und du wirst mir dienen.«
Das erinnerte sie an »Neuneinhalb Wochen«, den Roman, nicht den Film.
Beim Wort »dienen« kam es ihr fast. Sie stellte es sich bildlich vor. Diese Großkotzigkeit seinerseits, diese Allmachtsfantasie.
»Wirst du auch scharf essen, damit dein Samen besser schmeckt?«
Davide zog sie an den Haaren. »Sei nicht so frech, sonst ...«
»Sonst?«
»Nehm ich den Gürtel.«
»Nur zu.« Gott, Mirella, was tust du da?
»Geh hoch!«
Sie kniete über ihm, damit er an seinem Gürtel nesteln konnte.
»Ach nein, ich kann hier schlecht ausholen. Wir fahren zu dir.«
Zu Simon? Auf keinen Fall! Heute war ein Fußballspiel und er hatte seine Kumpel eingeladen.
»Das geht nicht, Sir.«
»Dann zu mir.« Ja, das war ihr lieber.
***
Es war ein großes weißes Haus mit römischen Säulen. »The White House« nannte sie es gleich. Umgeben von hohen Tannen, sehr abgelegen – ihr war schon auf der Fahrt dorthin mulmig.
»Komm«, sagte er, nachdem er den Code eingegeben hatte, wirklich wie beim weißen Haus, es fehlten nur noch bewaffnete Wachtposten.
»Hast du ein Spielzimmer?«
»Eine Spieletage!«
Tatsächlich war eine ganze Etage nach SM-Norm eingerichtet. Aber alles mit erlesenem Geschmack und auf feinste Ästhetik bedacht. Die Wände schmückten bordeauxfarbene Seidentapeten mit floralem Golddruck. Die Möbel waren aus Mahagoni. Um die Sache abzurunden, wartete Davide auch noch mit einem riesigen, mallorquinischen Himmelbett auf, mit romantischen Schnörkeln und schwarzem Eisen-Gitter. Natürlich fehlte auch das obligatorische Andreaskreuz nicht. Es glänzten sogar zwei davon ledern, eins schwarz, das andere weiß.
Es gab einen Strafbock, der mitten im Raum stand. Strafböcke spielten eine große Rolle in ihren Fantasien, wenn sie masturbierte. Sie war dabei auf diesem Bock festgebunden, wurde von hinten gefickt und vorher ordentlich verdroschen. Der Fußboden war aus ebenfalls spanischen Kacheln. Sie wusste schon, warum. Blut und Sperma waren so bestimmt besser wegzuputzen.
An der Wand hingen überall Kettenvorrichtungen, Halsbänder, Handschellen, Stöcke, Peitschen, Gerten in allen erdenklichen Ausführungen.
»Wo hast du das alles aufgetrieben? Muss doch auffallen.«
»Im Internet«, erwiderte Davide und dann schob er hinterher: »Ich möchte, dass du hier kniest.« Er zeigte auf den Boden vor einem riesigen Foto an der Wand. Ein Schwarz-Weiß-Portrait von ihm selbst.
»Streck dabei die Hände aus.«
Mirella ging in die Knie und tat, was er sagte, wie hypnotisiert. Er nahm eine dünnen Stock aus seinem Arsenal und schlug ihr ohne weitere Vorwarnung auf die Finger.
»Aua!«, schrie sie auf.
Er lachte. »Das ist erst der Anfang, Kleines. Hast du ihn angemacht oder nicht?«
»Absolut nicht.« Der zweite Hieb.
»Man konnte riechen, welches Parfüm du in deine Muschi gesprüht hast.«
Ein dritter Schlag. »Das war nicht meine Absicht.«
»Du lügst.«
Ein vierter und fünfter. Zitternd zog sie die Hände weg.
»Du hast anscheinend keine Ahnung, worum es hier geht! Du gehorchst mir. Ich bestimme, was du tust.«
Sie hielt ihre bebenden, mittlerweile roten Hände wieder hin.
»So geht das nicht, ich muss dich fesseln. Komm«, sagte er und nahm ihr Handgelenk. Er führte sie zum Strafbock, beugte sie am Hals und drückte sie bäuchlings darauf. Er ging um sie herum und schnallte ihre Hände fest. Dann ihre Fußgelenke. Dabei spreizte er ihre Beine so, dass sie sich ihm offen präsentieren musste. Der Akt der Fesselung überwältigte sie, zog sie in seinen Bann. Sie war schon so erregt, dass sie glaubte, er bräuchte nur einmal ihr Geschlecht berühren und sie würde einen Orgasmus erleben, in dem sie sich völlig verlieren würde. Die Musik, »Jeanne Mas«, tat ihr Übriges.
Er konnte sie jetzt ficken. Von hinten, von vorn, in die Mumu, in den Mund und in den Arsch. Aber er berührte sie nur, um ihre Augen zu verbinden. Für einen Augenblick erfüllte sie Panik.
Ein angsterfüllter Seufzer entglitt ihr. Er streichelte ihren Kopf und sagte mit einer ruhigen, scheinbar psychologisch geschulten Stimme wie die eines Arztes oder Pfarrers: »Hab keine Angst.«
Er war weder das eine noch das andere. Er war ein Dom.
Himmel, worauf hab ich mich da eingelassen, dachte Mirella und sie begann, am ganzen Körper zu zittern. Daraufhin fuhr er mit seinem Daumen zärtlich über ihren Nacken, die Wirbelsäule, ihren Hintern. Plötzlich traf sie ein harter Schlag. Sie keuchte und wand sich in ihren Fesseln. Aber das Zittern war verschwunden. Davide ging um sie herum, sie konnte es spüren. Es hörte sich an, als würde er etwas aus dem Regal nehmen, ein Buch. Sie vernahm den dumpfen Pfiff, den eine Ledercouch macht, wenn man sich auf sie setzt. Jeanne sang leise und passend vom ersten Mal, während Davide seine kehlige Stimme erhob und zu lesen begann ...
Die Frau im Buch war Rubens ausgeliefert. Seiner Gnade, seinem Wohlwollen, seinem Geschmack, seiner Begierde.
Sie trug nur ihr schwarzes Spitzenensemble mit den kleinen Glitzersteinchen, das Rubens ihr in Monaco gekauft hatte. Sie hing mitten im Zimmer an einer Kette. Erwartungsvoll sah sie, wie er mit einer Neunschwänzigen in den Händen um sie herumschlich. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen wie ein kleiner Junge unmittelbar vor der Bescherung. »Du zählst mit. Es werden fünfzehn sein. Genug, um dich feucht zu machen, zu wenig, um dich gerecht zu bestrafen.«
Bei dem Wort »bestrafen« fühlte sie einen wonnigen Schauer zwischen den Beinen, nein, mehr als das, sie freute sich darauf wie auf ein neues schönes Kleid, das sie anziehen würde, um ihn geil zu machen.
Er trat an sie heran,