Mine | Erotischer SM-Roman. Myriam Brixton
gesehen war das Mädchen für mich ein Glücksgriff. Und ich für sie. Sie musste nur einen Mann bedienen, das war für sie ein großer Vorteil. Sie musste nicht auf der Straße stehen und sich jedem anbieten, der an ihr vorbeifuhr. Für mich war es ein finanzielles Kinderspiel, ihr ein Studium zu ermöglichen. Dafür hatte Isabell ihren Beitrag dazu zu leisten. Bei näherer und emotionsloser Betrachtung erkannte ich einen fairen Deal. Eine Win-win-Situation.
Das Gebäude, in dem ich das Dachgeschoß bewohnte, gehörte mir. Es war ein Hochhaus mit siebzig Etagen. Die Büros und Apartments waren vermietet, doch es würde ein Leichtes sein, eine Garçonnière für Isabell frei zu machen. So hätte ich sie gleich in meiner Nähe, wann immer die Lust mich überkam.
Und selbst auf die Gefahr hin, dass ich das Interesse an ihr verlor, bevor sie ihr Studium abgeschlossen hatte, war mir ihre Anwesenheit in diesem riesigen Gebäude egal. Sie würde ihre Ausbildung trotzdem fortsetzen können. Das sollte mein wohltätiger Beitrag sein. Vorausgesetzt, sie studierte in der Mindestzeit, denn nur Menschen mit Ehrgeiz verdienten es, unterstützt zu werden.
Isabell lag nackt vor mir und in ihrem Blick glaubte ich, Hoffnung zu erkennen.
»Wir werden eine Vereinbarung abschließen. Du bekommt deine Wohnung, ich bezahle deine Studiengebühren und alles, was du sonst noch zum Leben brauchst. Im Gegenzug dazu bist du meine persönliche Angestellte, die mir für sexuelle Dienste zur Verfügung steht. Andere Männer sind tabu. Die Spielregeln bestimme ich.«
Ich hob das Glas und hielt es ihr entgegen. Isabells kleiner Körper setzte sich auf und ich nahm ihren tiefen Atemzug wahr. Zögerte sie etwa? Dann aber stieß sie ihr Glas an meines.
Ich betrachtete das Mädchen in diesem Moment als meinen Besitz und spürte innerlich eine tiefe Zufriedenheit. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mich ein Deal zuletzt derartig befriedigt hatte. Ich fragte mich, warum ich nicht schon viel früher Dinge erworben hatte, die der persönlichen Freude dienten und nicht der reinen Vermehrung von Kapital.
Uff. Der Deal war beschlossen. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich nun freuen, oder losheulen sollte. Hiermit war ich die vertraglich verpflichtete Prostituierte des Herrn Jonathan. Das war demütigend. Ich schüttete das Glas hinunter und verschwand im Bad. Unter der Dusche ließ ich den Tränen freien Lauf. Ich schrubbte meinen Körper, bis er rot war. Ich wollte die widerfahrene Erniedrigung abwaschen.
Als ich nach einer endlosen Dusche meinen Körper mit dem weichen Hotelhandtuch abtrocknete, hatte ich das Gefühl, als hätten die Tränen ihren Beitrag geleistet. Ich fühlte mich der Sache gewachsen.
Ich würde studieren und darauf freute ich mich! Basta.
Als ich das Bad verließ, saß Jonathan an seinem Laptop. Er sah mich an und lächelte.
»Ich habe soeben unseren Deal in schriftliche Form gebracht. Ich hole dich morgen Abend zum Essen ab und wir beide werden die Vereinbarung unterzeichnen. Wo wohnst du?«
Seine Frage nach meiner Adresse kam unerwartet. Aber ich war es seit vielen Jahren gewohnt, zu lügen. Unentdeckt zu bleiben, war stets mein oberstes Ziel. So schlug ich ihm souverän vor, uns wie immer unter der Laterne zu treffen. Jonathan war einverstanden. Wir verabredeten uns also um neunzehn Uhr des nächsten Tages unter der Laterne, um mein neues Leben vertraglich zu regeln. Jonathan stand auf und ging ins Bad, während ich mich anzog und das Hotel verließ. Die Tage in meiner Höhle am Fluss waren gezählt. Bald würde ich das Leben einer jungen Studentin führen können, wenngleich mit einer entscheidenden Abweichung.
Als ich aus dem Badezimmer kam, war Isabell bereits verschwunden. Es war mir recht, ich schätzte ihren distanzierten Umgang. Ich hatte nicht vor, Gefühle ins Spiel kommen zu lassen. Obgleich ich durchaus noch einmal Lust auf sie gehabt hätte.
Allerdings war ich über mich selbst erstaunt. Eigentlich hatte ich Isabell nichts zu sagen. Dass ich die Vertragsunterzeichnung im Zuge eines gemeinsamen Abendessens erledigen wollte, überraschte mich selbst. Eine Unterschrift war schnell gesetzt. Wozu schleppte ich das Mädchen dafür in ein Restaurant?
Dass sie mir ihre Adresse nicht verraten wollte, gefiel mir. Obwohl sie keine Prostituierte im herkömmlichen Sinne war, benahm sie sich doch auf ihre Art sehr professionell.
Ich übernachtete im Hotel und kehrte erst am nächsten Vormittag in mein Apartment zurück. Den restlichen Tag verbrachte ich im Fitnessraum, um meinen Oberkörper zu trainieren und schwamm anschließend noch eine ganze Stunde in der Gegenstromanlage auf meiner Terrasse.
Später informierte ich den Hausverwalter, dass ich binnen einer Woche ein freies und gleichzeitig möbliertes Apartment in meinem Gebäude benötigte. Seinen Einwand, dass dies so schnell nicht möglich sein würde, weil sämtliche Immobilien vermietet waren, ließ ich nicht gelten. Ich wies ihn darauf hin, dass mit Geld alles machbar war.
Bevor ich mich für den Abend zurechtmachte, druckte ich den vorbereiteten Vertrag in zweifacher Anfertigung aus.
Ich rasierte mich und zog mir einen dunkelgrauen Anzug von »Valentino« an. Der Blick in den Spiegel stellte mich zufrieden. Dass ich mich so herausputzte, hatte nichts damit zu tun, dass ich Isabell gefallen wollte. Das Mädchen hatte ich gekauft, ich musste sie nicht erobern. In dem Fall war mein Aussehen nur mir selbst wichtig.
Kurz vor halb sieben stieg ich in den Porsche und machte mich auf den Weg zu Isabells Laterne. Ich hatte einen Tisch im »Nestor« reserviert und hoffte, Isabell würde Tischmanieren vorweisen können. Das »Nestor« gehörte zu den nobelsten Restaurants der Stadt und viele meiner Geschäftspartner verkehrten dort.
Als ich um die Kurve bog, sah ich sie bereits unter der Laterne stehen. Zu meinem Entsetzen trug Isabell auch heute wieder ihr gleiches Kleid und ihre geschmacklosen Schuhe. Ich sah auf die Uhr. Mist, um diese Zeit hatten die Boutiquen natürlich bereits geschlossen.Ein Mädchen in einem derart billigen Outfit ins »Nestor« zu führen, diente nicht unbedingt meinem Ruf als gediegener Ästhet. Es war vielmehr peinlich und sah so aus, als hätte ich gerade ein kleines Flittchen von der Straße aufgelesen. Im Grunde sah es genau so aus, wie es war.
Ich stieg aus dem Auto, um Isabell die Beifahrertür zu öffnen. Wortlos fuhren wir zum »Nestor« und es entging mir nicht der kritische Blick des Empfangskellners, als er uns die Tür öffnete.
Wir folgten ihm zu unserem Tisch. Ich rückte Isabell den Stuhl zurecht und setzte mich ihr gegenüber. Das Mädchen war hübsch. Im Licht der Kerze sah sie aus wie eine Prinzessin aus einem geheimnisvollen Land. Das warme und gedämpfte Licht verzauberte selbst das billige Kleid in eine Abendrobe, obwohl sich bei genauerem Hinsehen bereits Fäden vom Stoff lösten.
Ich bestellte eine Flasche weißen Dom Pérignon Vintage 1998 und der Ober überreichte uns die Speisekarte.
In meinem Hohlraum angekommen, schlief ich sofort ein. In dieser Nacht träumte ich viel und erwachte am nächsten Morgen voller bizarrer Erinnerungsfragmente. Ich wusch mein Kleid im Fluss, damit es bis zum Abend auch bestimmt trocken sein würde. Es war ein wolkiger Tag und die Sonne zeigte sich nur selten.
Den restlichen Tag verbrachte ich mit Tagträumen, in denen ich mir meine Zukunft ausmalte. Tagträume hatten mir all die Jahre hindurch geholfen, meine Trostlosigkeit in eine schöne, bunte Welt zu verwandeln. In diesen Träumen war ich die Heldin. Eine Heldin, die ein erfolgreiches Leben führte.
Mein heutiger Tagtraum brauchte keine Fantasiegeschichte zu sein. Vielmehr versuchte ich, mir die Wirklichkeit vorzustellen, die vor mir lag.
Am frühen Abend quälte ich mich in gewohnter Weise in meine High Heels und zog mein Kleid über.
Mehr als pünktlich stand ich an meinem Platz und erwartete Jonathan. Er rauschte in seinem Geschoss um die Kurve und öffnete mir die Wagentür. Ich roch sein feines Männerparfum. Jonathan trat an diesem Abend ausgesprochen elegant auf.
Er führte mich in ein piekfeines Restaurant. Mit meinen Eltern war ich, wenn überhaupt, nur in einfache Gaststätten zum Essen gegangen. Hier hingegen handelte es sich um etwas sehr Nobles. Das war auf den ersten Blick zu erkennen. Jonathan schob mich vor sich her zu unserem Tisch und half mir, den Sessel