Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre | Erotischer SM-Roman. Katy Kerry
von zu Hause gewohnt war, hob ich das Pflanzgefäß an, unter dem ich meinen Hausschlüssel sicher verwahrt vorfand, und sperrte die Eingangstür auf. Neugierig war ich, wie mein Heim auf Jeremy wohl wirken würde.
Als ich die Tür öffnete und den Lichtschalter im Vorraum betätigte, sah ich ihn erwartungsvoll an. Mein Säbelzahntiger sauste um die Ecke, um im Wohnzimmer zu verschwinden, dabei stieß er ein aufgebrachtes Miau aus. Jeremy beachtete ihn nicht weiter und folgte dem widerspenstigen Wollknäuel notgedrungen.
Über einen schmalen Gang am Ende des Flurs erreichten wir die Treppe, die in den oberen Bereich führte. Bestimmt hatte Jeremy nun einen kleinen Nebenraum erwartet, doch stattdessen stand er in einem weitläufigen Wohnbereich und sah sich erstaunt um. In der Mitte des Salons hatte ich die Küche angesiedelt. Sie war mein zentraler Punkt. Ihr gegenüber stand eine bequem gepolsterte cremefarbene Sitzgarnitur mit vier nicht ganz gleich großen runden Renaissance-Tischchen. An der Wand hatte ich Vaters Landschaftsbilder, die er selbst in Irland gemalt hatte und auf die ich besonders stolz war, aufgehängt.
Den Holzdielenboden hatte ich mit einem Öl nachdunkeln lassen, dies war ein optimaler und besonderer Kontrast zu dem gewachsten Betonfußboden und den alten Backsteinen.
Jeremy stellte sich vor den Kamin, dessen Kaminsims mit vielen mitgebrachten Nippsachen Irlands bestückt war. Daneben hatte ich einen Schrank aus Birkenholz in die Wand einbauen lassen, der mir als Stauraum diente.
»Sieht fühlbar gemütlich aus«, stellte er bewundernd fest. »Vor allem dein Stil, Altes mit Neuem zu kombinieren, gefällt mir sehr.«
»Danke für die Blumen«, bemerkte ich wohl gelaunt und zog mir unter seinem intensiven Blick mein Etuikleid aus, nachdem ich ihn darum gebeten hatte, mir den Reißverschluss zu öffnen. Auf dem Sofa lag ein schwarzes Stretchkleid, das bedeutend bequemer war. Ich schlüpfte hinein. Aus dem Schrank holte ich rasch einen Stringtanga und zog ihn an.
»Komm.« Dabei fasste ich nach seiner Hand und führte ihn an die wuchtige, bereits historische Treppe heran, deren gedrechselter Handlauf gut in der Hand lag. Unterhalb davon gab es eine kleine Nische, dort hatte ich einen alten Sekretär aus dem 18. Jahrhundert untergebracht, der mir als Aufbewahrung für meine Akten, die ich aus dem Gericht mit nach Hause schleppte, diente.
»Aha!«, bemerkte er scharfsinnig. »Du weißt aber schon, dass es nicht erlaubt ist, Akten aus dem Gerichtsgebäude zu entfernen.« Er hatte mich ertappt, Mist.
»Du verrätst mich doch nicht etwa, oder?« Dabei vergrub ich meine Zähne so fest in der Unterlippe, dass es bereits schmerzte. Sein Blick wirkte zunächst streng, dann entspannten sich seine Gesichtszüge allmählich und er brachte ein zaghaftes Lächeln hervor.
»Nein, natürlich nicht.« Unterdessen nahm er mich zärtlich in den Arm und sah mich bedeutsam an. »Meine gewissenhafte, verbissene, kleine Staatsanwältin.« Ich rümpfte die Nase.
»Klein, aber oho!«, entgegnete ich nachdrücklich. Er grinste und hielt seinen Kopf schief.
»Zeigst du mir jetzt dein Schlafzimmer?«, fragte er gespannt. Ich spitzte meine Lippen, setzte einen arroganten Blick auf und sah nach oben. Ohne eine Antwort abzuwarten, hob er mich mit einem Mal hoch und trug mich eilenden Schrittes die Treppe hinauf. Als er die Tür aufschlug, war er offenbar sehr erstaunt und ließ mich langsam wieder auf den Boden gleiten.
In sein Blickfeld war das außerordentlich große Fenster gerückt, das nun dank meiner Idee eine breite Sitzfläche darunter hatte und mit zwei weißen mit rosa Rosen bedruckten Polstern ausgestattet war, die zum Sitzen einluden, wobei man eine wunderschöne Aussicht auf den Garten hatte.
Davor stand mein imposantes Doppelbett. Es stammte aus der Renaissance, einer längst vergessenen Zeit, wie ich zunächst gedacht hatte, als ich es hier stehen gesehen hatte. Von Anfang an hatte ich mich nicht davon trennen können, also hatte ich es restaurieren und eine neue Matratze einsetzen lassen. Nun erstrahlte es in ganz neuem Glanz. Elegant und geschmackvoll stand es da. Weiß mit Blattgold verziert, vier gedrechselte Säulen ragten zur Decke empor, geschwungene Abschlüsse zierten die Enden derer und verbanden sie miteinander. Im vorderen Teil bewachten zwei Engel meinen wohlverdienten Schlaf. Das Kopfende war aus weißem gestepptem Leder gefertigt, in der Mitte war ein ovaler Spiegel angebracht. Am Fußende thronte ein weiterer eindrucksvoller Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Selbst Jeremy schien beeindruckt zu sein.
Vor das Bett hatte ich einen Tisch gestellt, dessen Glasplatte von einer extravaganten, femininen, weißen Marmorfigur gehalten wurde, die sich ihrem Angebeteten hingebungsvoll entgegenrekelte. Es war ein imposantes Meisterwerk. Neben dem Bett hatte ich eine farblich dazu passende Kommode mit sechs kleinen Schubladen aufstellen lassen, auf der anderen Seite thronte eine prächtige Stehlampe. Sie stammte aus dem Jahre 1920 und hatte einen aus Nussbaum geschnitzten Fuß. Jeremy war sichtlich begeistert, denn er betrachtete sie eingehend.
»Wow, Sie haben Geschmack, Miss Cooper. Und erst das Bad, einfach Weltklasse.« Ich gluckste. Klar, wer hatte schon ein Schlafzimmer mit integriertem Bad?
»Die Badewanne stammt noch aus dem vorigen Jahrhundert und wurde mit einem Holz, das von einem alten englischen Bahnhof abgetragen wurde, verkleidet. Sie zählt zu meinen Lieblingsstücken in diesem Haus.«
»Ich bin beeindruckt. Da kann ich mich mit meinem Penthouse in Chelsea verstecken«, meinte er ironisch.
»Nun ja, bis auf deine merkwürdigen Bilder an der Wand und dem überdimensionalen Deckenschmuck im Wohnzimmer ist es ganz passabel eingerichtet«, bemerkte ich etwas hochnäsig. Meine Aussage verleitete Jeremy zum Lachen.
»Wohl nichts für abstrakte Kunst übrig«, lächelte er listig und drückte mich sachte in die Kissen meines imposanten Bettes. Wenig später lagen seine begierigen Lippen auf meinem Mund und arbeiteten sich lustvoll an meinem Hals voran. Zu gern hätte ich es zugelassen, aber ich hatte noch einen wichtigen Fall zu bearbeiten. Energisch schob ich ihn zur Seite.
»Bitte nicht! Ich muss noch arbeiten. Eigentlich wollte ich den Samstag für das Studium meines Falles nutzen, stattdessen habe ich mich mit dir in schwindelige Höhen gewagt. Das heißt jetzt nicht, dass ich es nicht genossen habe«, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen und trippelte aus dem Schlafzimmer. Bestimmt blieb ein verdutzter Jeremy zurück, als ich nach unten lief. Er ließ nicht lange auf sich warten und trottete die Treppe nach unten, stellte sich etwas beleidigt hinter mich, da ich schon auf meinem bequemen Chefsessel saß und mich meinem interessanten Fall widmete.
»Worum geht es?«, fragte er neugierig.
»Ein brisanter Fall. Einem Mitglied des Londoner Stock Exchange, vielleicht sogar dem Vorsitzenden selbst, wirft man vor, er hätte bei einer höchst zweifelhaften Party seine Hilfeleistung unterlassen. Die betroffene Frau ist ihren Verletzungen dabei erlegen. Die vollständige Akte landete vor einigen Wochen auf meinem Schreibtisch. Ich hatte nicht sofort Zeit gefunden, mich damit auseinanderzusetzen. Inzwischen hat sich jemand Zutritt zu meinem Büro verschafft und dem Dossier sämtliche Beweise entzogen. Es fehlen Protokolle der örtlichen Polizei und auch dort sind sie nicht mehr auffindbar. Jetzt frage ich mich, wer das getan hat und welche Veranlassung er dazu hatte. Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass ich keine Ahnung habe, wer der Kerl ist und in welchem Zusammenhang er zur Londoner Börse steht.« Jeremy stieß einen verächtlichen Laut aus.
»Das liegt doch klar auf der Hand! Wenn es eine höchst delikate Angelegenheit ist, kannst du dir sicher vorstellen, warum die Mitglieder und der Vorsitzende in die Sache nicht verwickelt werden möchten.« Angestrengt sah ich ihn an. »Weißt du, wer augenblicklich der Chairman des Londoner Stock Exchange ist?« Er schob den Hocker, der in der Nähe stand, herüber und setzte sich neben mich.
»Da muss ich passen«, sein Blick vermittelte mir beständige Gefühlskälte, fast schon brüsk kam er mir vor, bevor er fortfuhr und scheinbar wieder einlenkte. »Clark Anderson ist gerade eben in den Ruhestand versetzt worden, wer sein Nachfolger ist, weiß ich nicht.« Ich überlegte. »Nun, der alte Knacker wird es ja wohl nicht gewesen sein, denke ich.« Jeremy verzog seinen Mund und lächelte missbilligend.
»Mit Sicherheit nicht! Aber ich denke, den Fall wirst du heute auch nicht mehr lösen können.