Sinfonie der Lust | Erotischer Roman. Ayana Hunter
blinkenden Leuchtreklame, die von der anderen Straßenseite her in die Wohnung schien und in regelmäßigen Abständen Schatten an die Decke warfen. Vanessa war befriedigt und fühlte sich pudelwohl in ihrer Haut. Ein ordentlicher Orgasmus war die beste Medizin gegen einfach alles. Dieser Schwebezustand machte die Ärgernisse des Alltags nichtig und klein. Es gab kein besseres Gefühl, als derart begehrt zu werden.
»Hier, Baby.« Ben drückte ihr eine Flasche in die Hand.
»Danke.« Vanessa hörte ihr Handy klingeln. »Hier, halt mal kurz«, bat sie Ben. Als sie nach kurzem Suchen das Gerät endlich in der Hand hielt, war der Teilnehmer bereits weg. »Verpasster Anruf von Lara« las sie auf dem Display. Süße, jetzt nicht, dachte sie und hatte dabei ein schlechtes Gewissen. Vielleicht sollte sie doch kurz zurückrufen. Ben sah sie mit gerunzelter Stirn an. Nein, definitiv nicht jetzt, dieser Abend war für ihren Spaß reserviert, um ihre Freundin musste sie sich ein anderes Mal Gedanken machen.
»Alles gut bei dir? Du siehst aus, als würdest du über etwas nachdenken. Hat’s dir nicht gefallen?«
»Nein, nein, alles gut. Nein, nicht nur gut, fantastisch war es! Es ist nur … Lara wollte mich erreichen.«
»Deine Freundin, bei der du am Sonntag gewesen bist?«
»Sie glaubt, ihr Mann betrügt sie. Und ich vermute, sie hat damit recht …«
»Wäre nicht der Erste, der seine Alte verarscht.«
»Rede nicht so. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.«
»Warum? Will sie sich was antun?« Er nahm einen Schluck aus der Flasche.
»Quatsch. Du bist so unsensibel wie ein Holzhammer.«
»Der Hammer hat dir eben aber noch ganz gut gefallen, oder?«
Vanessa sah sein breites Grinsen und knuffte ihn in die Seite. Und dann kam ihr eine Idee. Lara brauchte auch einen Ben. Einen Typen, der ihr zeigte, wo der Hammer hing. Jetzt grinste sie auch. Aber wollte sie Ben mit ihrer besten Freundin teilen? Nein, eher nicht.
»Du grinst, als hättest du grad im Lotto gewonnen.« Ben streichelte ihr über die Nippel, die sich unter seinen Berührungen erneut wie unruhiges Wasser kräuselten.
»Ich glaube, ich weiß, wie man ihr helfen kann. Ich muss nur einen passenden Ben für sie finden.«
»Ich suche mir meine Liebhaberinnen gerne selbst aus. Also vergiss deine Idee schnell wieder. Ich bin kein Mann für alle Fälle!«
»Nein. Obwohl ich zugeben muss, dass ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe. Lara braucht einen sensiblen Mann. Einen, der ihr mangelndes Selbstwertgefühl wieder aufpoliert. Ich weiß nur noch nicht, wo ich den finden soll.«
»Was soll das sein? Dachtest du dabei an einen Mann oder einen Außerirdischen? Einen sensiblen Mann?« Ben lachte auf: »Du willst einen Schwulen für Lara?«
»Du bist echt unmöglich. Nein, natürlich nicht. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Lara ist sehr feinfühlig und so besonders. Wollen wir es mal so sagen, sie ist das totale Gegenteil von mir.«
Ben schielte zur Decke, als könne er dort eine Lösung des Problems finden.
»Mein Freund Marc ist auch anders. Total. Der lebt auf einem eigenen Planeten. Er könnte ebenso mal eine Frau gebrauchen, die ihn nicht nur wie einen dressierten Hund vorführt.« Er saugte an ihrer harten Knospe. »Aber im Ernst, können wir da nicht ein anderes Mal drüber reden? Ich habe gerade wieder Appetit.«
»Nein, warte, lass uns diesen Gedanken noch zu Ende führen. Was meinst du damit? Du machst mich neugierig.«
»Ach, nichts. Der hängt immer noch diesem Miststück nach, das ihm schon seit Jahren den Kopf verdreht. Ich habe ihm gesagt, er soll die Schnalle endlich vergessen und sich mal was Ordentliches suchen.«
»Hm, das sind wirklich zwei hoffnungslose Romantiker, die ihr Leben vergeuden, anstatt sich einfach zu amüsieren«, grübelte sie.
»Das könnte uns beiden nicht passieren!«, bemerkte Ben zwinkernd.
»Wenn ich nur wüsste, wie ich Lara aus ihrem Schneckenhaus locken kann. Wenn er etwas mit Musik am Hut hätte, wäre das eine gute Basis.«
»Musik?«
»Ja, sie hängt ständig in einem Forum rum, aber nicht etwa, um sich dort einen Liebhaber an Land zu ziehen, nein, sie diskutiert nur über Klavierkonzerte und so anspruchsvolle Dinge.« Vanessa rekelte sich. »Ich möchte duschen. Es klebt überall.«
»Duschen? Ich dachte eigentlich an etwas anderes, mein Honigmäulchen. Aber die Idee ist nicht schlecht.« Er stand auf und warf sie über die Schulter. »Komm, meine Magd, du darfst mich jetzt waschen.«
»Ben, du bist unmöglich, du denkst immer nur an dein Vergnügen.« Sie trommelte mit den Fäusten gegen seinen Rücken.
»Sag das nicht, als Gegenleistung würde ich mir sogar Gedanken machen, wie wir unseren beiden Verhuschten auf die Sprünge helfen können.«
»Du meinst also, wir sollten sie mal zusammenbringen? Vielleicht könnten wir einfach zu viert essen gehen?« Sie baumelte immer noch kopfüber. Ben stellte sie zurück auf ihre Füße. Und schob sie unter die Dusche. Er drehte das Wasser auf und küsste sie leidenschaftlich.
»Das kannst du getrost vergessen. So einfach ist das nicht. Marc würde Verdacht schöpfen, dass er verkuppelt werden soll und dann würde er sofort auf stur schalten. Da könnte ihm Angelina Jolie nackt auf dem Silbertablett serviert werden.«
»Ja, vielleicht hast du recht. Lara würde mir auch einen Vogel zeigen. Für so ein Abenteuer würde sie nicht einfach ihre Ehe wegwerfen.«
»Außerdem wäre das doch keine echte Herausforderung.« Er griff nach dem Duschgel und begann damit, sie ausgiebig zu waschen. »Du weißt doch, wie gerne ich spiele, die beiden sollen sich mal schön ganz von selbst kennenlernen. Wenn man es richtig anstellt, muss man nur ein ganz klein wenig nachhelfen.«
Sein glitschiger Finger bahnte sich einen Weg zwischen ihre Pobacken. Vanessa schnappte nach Luft. »Oh, ja.« Wie öde wäre das Leben ohne seine Spiele? Sie stöhnte. Und was wäre ihr Liebesleben ohne seinen Sex?
5
Wenn man Ben danach fragte, was er beruflich täte, sagte er für gewöhnlich, dass er Leiter eines Geheimdienstes sei. Diese Antwort war so absurd, dass keiner mehr genauer nachzufragen wagte. Vielleicht war es nicht nur seine spezielle Art von Humor, die ihn so etwas erwidern ließ, sondern auch die Tatsache, dass er im Leben gern mehr erreicht hätte, als nur die gute Seele einer Maschinenschlosserwerkstatt zu sein. Es gab keinen Grund, sich dieses Jobs zu schämen, schließlich war er Vorarbeiter und die rechte Hand seines Chefs. Bei ihm liefen viele Fäden zusammen. Seine lockere, aufgeschlossene Art seinen Mitmenschen gegenüber hatte ihn in eine Position gebracht, die keiner Ämter und Titel bedurfte. Jedenfalls hatte er in seinem Job ein mehr als gutes Auskommen und es gab keinen Grund zu klagen.
Ganz so weit hergeholt war die Sache mit dem Geheimdienst dann aber doch nicht. Er sammelte Informationen über Menschen und speicherte diese in einer kleinen privaten Datenbank ab. Rein informativ natürlich, wie er sich einredete, um sein Gewissen zu beruhigen, denn er würde dieses Wissen nur einsetzen, um sich selbst zu schützen. Niemals wieder wollte er als Opfer dastehen, weil er jemandem auf den Leim gegangen war, der sein Vertrauen nicht verdiente. Diese Lehre hatte er gezogen. Überraschungen in Bezug auf Menschen in seinem Umfeld konnte und wollte er sich nicht mehr leisten. Negative Erlebnisse der Art wie damals, als er ausgeraubt wurde, zum Beispiel. Oder auch bei der Sache mit Marc, als ihm gewisse Informationen gefehlt hatten und es fast zu einer Katastrophe gekommen wäre. Das alles bestärkte ihn in seinem Willen, jederzeit die Kontrolle zu behalten. Er wusste, dass es eine Macke war, aber es tat niemandem weh und es gab ihm ein gutes Gefühl.
Wegen Marc, dieser Knalltüte, saß Ben jetzt auch schon wieder vor seinem Notebook und beendete den Registrierungsvorgang in einem Online-Musikforum. »Hardrock« und »Metal« hatte er beim Ausfüllen des Profils