Sinfonie der Lust | Erotischer Roman. Ayana Hunter

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Anzeichen dafür. Und seit Längerem gibt er sich beim Sex keine Mühe mehr und anscheinend stört es ihn nicht im Geringsten, wenn ich nicht zum Höhepunkt komme.«

      »Das muss doch aber nicht gleich heißen, dass er dich betrügt. Vielleicht ist er einfach zu gestresst«, versuchte ihre Freundin sie zu beruhigen.

      »Van, ich bin nicht blöd.« Lara erhob sich, holte einen Zettel aus einer Schublade und hielt ihn ihrer Freundin vor die Nase.

      »Berghotel ›Goldener Bär‹ …«, entzifferte Vanessa.

      »Mit mir war er nicht vor ein paar Monaten in Aspen zum Skifahren. Das war in der Zeit, als er eigentlich für drei Wochen auf einer Geschäftsreise gewesen sein sollte. Dazu gehörte wohl auch ein Abstecher mit seiner Geliebten. Meine Alarmglocken schrillen schon länger, aber ich bin einfach nicht in der Lage, ihm das an den Kopf zu knallen.« Ein Schluchzen drängte sich aus ihrem zugeschnürten Hals und dann fing sie an, hemmungslos zu weinen.

      Vanessa nahm sie in die Arme und tröstete sie:

      »Ich will dir mal was sagen: Michael ist ein Idiot. Eine bessere Frau als dich konnte er gar nicht bekommen.«

      Das half zumindest so weit, dass sie aufhörte, zu schluchzen.

      »Hast du einen Verdacht, wer sie sein könnte?«, hakte Vanessa nach.

      Sie zog die Nase hoch, schüttelte den Kopf und sagte dann: »Keinen blassen Schimmer. Er hat nie eine Andeutung gemacht.«

      »Okay. Du darfst dir das nicht länger gefallen lassen. Du musst ihn damit konfrontieren. Wenn ihm noch etwas an dir liegt, gesteht er vielleicht seine Affäre und dann kannst du immer noch entscheiden, ob du ihm eine Chance gibst. Aber wenn er dich weiter anlügt, schmeiß ihn raus. Und außerdem musst du an deinem Selbstbewusstsein arbeiten. Ich schau’ mir das so nicht länger an.«

      Vanessa zog ein Taschentuch aus ihrer Tasche und hielt es Lara vor die Nase: »Hier und nun trinken wir erst mal einen guten Tropfen Wein miteinander.« Sie holte eine Flasche spanischen Rotweins aus der Bar, entkorkte diesen und schenkte die Gläser voll. Lara schniefte noch immer, nahm dann aber einen tiefen Schluck, was ihr spürbar guttat.

      Ja, so ging es wirklich nicht weiter, da hatte ihre Freundin vollkommen recht. Aber die Situation war derart festgefahren, dass sie einfach nicht wusste, wie sie da rauskommen sollte, ohne seelischen Schaden zu nehmen.

      Bis spät in die Nacht unterhielten sie sich und am Ende blieb Vanessa sogar über Nacht. Irgendwie fühlte es sich richtig gut an, gegen Michaels Regeln zu verstoßen.

      ***

      Am nächsten Morgen wachte Lara verkatert auf. Von ihrer Freundin fand sie nur noch einen Zettel auf dem Frühstückstisch:

      Muss arbeiten. Rufe dich später an. Kopf hoch.

      hdl Van

      Dunkel erinnerte sie sich an die Worte ihrer Freundin. »Wenn er es dir nicht besorgt, dann such dir ein Abenteuer. Er braucht es doch nicht zu erfahren. Du bist fast dreißig und lebst das Leben eines Mauerblümchens. Du hattest noch nie jemand anderen im Bett. Die meisten Männer können Sex und Liebe gut voneinander trennen.«

      War das tatsächlich so? Waren Männer und Frauen so unterschiedlich gestrickt? Fehlte es ihrem Mann an Abwechslung im Bett? Warum suchte er sie woanders? Wirkte sie auf ihn vielleicht unerotisch und …? Die Kaffeemaschine lief noch, als das Telefon klingelte. Vanessa hatte den Alkoholexzess des vergangenen Abends besser weggesteckt, denn sie quasselte bereits wieder wie ein Wasserfall.

      »Habe ich dir schon die Story von meinem Sex-Chat erzählt?«

      Lara überlegte. Nein, Sex-Chat, an eine solche Geschichte müsste sie sich erinnern, oder nicht? Wie sollte das denn überhaupt funktionieren? Irgendwie war sie schon wieder neugierig. Der Gedanke an heiße, unanständige Unterhaltungen schob sogleich das fiese Hämmern in den Schläfen hinweg, das der Kater von gestern verursachte. Vanessa war echt ein einziges Mysterium. »Van, ich will es genau wissen«, antwortete sie und schenkte sich abermals Kaffee nach.

      »Gut, Süße, dann sperr mal deine Lauscher auf. Ich verspreche dir, es wird schmutzig und scharf.«

       2

      Oh mein Gott, schon wieder so eine Tussi, die ihren Text nicht beherrschte. Wenn das so weiterging, dann konnte sie die Verabredung mit Ben heute Abend getrost in die Tonne treten. Dabei hatte Vanessa sich schon so auf die Cocktailbar und die darauffolgende heiße Nummer gefreut. Die Laienschauspieler waren nur noch für diesen Tag gebucht, deshalb musste der Dreh heute im Kasten landen. Es fehlten aber immer noch zwei entscheidende Einstellungen und es war bereits 18.00 Uhr durch.

      »Abbruch. Sorry, du hast jetzt statt ›Sohn‹ ›dein Mann‹ gesagt. Außerdem hast du schon wieder vergessen, dich seitlich zur Kamera aufzustellen. Wir proben das besser noch einmal und starten dann wieder von vorn. Team bitte Stellprobe ab Szenenanfang.« Vanessa war Regisseurin aus Leidenschaft und hatte lange gebraucht, um als Frau in diesem Job Fuß zu fassen. Nun hatte sie eine Festanstellung bei einer Produktionsfirma, die für einen bekannten Privatsender arbeitete und sie war für die Herstellung der ganzen Staffel einer Dokusoap verantwortlich. Das bedeutete viel Stress und etliche Überstunden. Trotzdem würde sie um nichts in der Welt den Job mit jemand anderem tauschen wollen. Das war auch einer der Gründe, warum all ihre Partnerschaften gescheitert waren. Dem letzten Freund hatte jegliches Verständnis für ihre Tätigkeit gefehlt. Ständige Vorhaltungen und Eifersuchtsdramen konnte sie an einem arbeitsreichen Tag nicht auch noch gebrauchen. Sie hatte ihm den Laufpass gegeben und war nun froh, sich ihre Zeit wieder so einteilen zu können, wie sie es wollte. Allerdings musste sie zugeben, dass es komisch war, in eine leere Wohnung nach Hause zu kommen. Vanessa kehrte seit dieser Zeit in unregelmäßigen Abständen in der Cocktailbar »Metaxa Bay« ein. Da es sich bei diesem direkt an der Spree gelegenen Lokal um eine Strandbar handelte, musste das Wetter mitspielen, damit das gewünschte Urlaubsfeeling aufkommen konnte. Dort griff sie so manchen »Orgasmus« ab, und zwar nicht nur als Cocktail. Letzten Sommer hatten sie die Bar für eine Serie gebucht und seitdem war sie mehr oder weniger Stammkundin. Sie erinnerte sich immer noch gern an diesen Dreh. Das Set mit den Standkörben, Palmen und Kuschel-Lounges hatte etwas Magisches an sich. Sicher war auch die laue Sommerluft schuld daran gewesen, dass sie sich damals so wohlgefühlt hatte. Die nur spärlich bekleideten Laiendarsteller sorgten dann für das erotische Flair. Nackte Haut war für die Einschaltquoten immer gut. »Sex sells«, eine Weisheit, die besonders bei diesem Dreh wichtig gewesen war, bei dem es um eine Speed-Dating-Party ging. Ben war einer der gebuchten männlichen Laiendarsteller dieses Abends und seine Talkpartnerin war einfach zu blöde gewesen, ihren Text glaubhaft rüberzubringen, sodass Vanessa am Ende selbst einspringen musste, um der spärlich bekleideten Blondine zu erklären, worauf es ihr ankam. Irgendwie hatte der Schlagabtausch zwischen Vanessa und Ben dann eine Richtung eingeschlagen, die sie nicht mehr in den Griff bekommen hatte.

      »Ich bin die Jasmin, 26 Jahre alt, Friseurin, habe zwei kleine Möpse mit Namen Ali und Baba. In meiner Freizeit gehe ich gerne tanzen und was machst du so? – So, siehst du den Unterschied zwischen dir und mir? Du musst ihn ansehen und mit Blicken verführen, beug dich vor, damit er freie Sicht in deinen Ausschnitt hat. Du weißt doch, was Flirten ist, oder? Du sollst ihn anmachen«, versuchte Vanessa der Blondie die Szene näherzubringen und gewährte Ben dabei einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté.

      »Simon, 34 Jahre, Bauarbeiter, stehe mehr auf Muschis als auf Hunde. Auf haarlose, ich habe nämlich eine Tierhaarallergie.« Ben lächelte breit und zeigte auf ihre linke Brust: »Ist dies hier Ali oder Baba? Sind sie bissig oder kann ich die mal streicheln?« Als er sie anschließend dann noch fragte: »Und suchst du für heute Nacht auch was zum Poppen?«, hatte sie für einen Moment vergessen, dass alle Augen auf ihnen ruhten. In seiner Hose konnte Vanessa eine gewaltige Beule ausmachen. Ihr Gegenüber war einfach unschlagbar direkt und brauchte seine Rolle nicht zu spielen, weil sie ihm offensichtlich auf den Leib geschneidert war. Zwischen ihnen hatte es von der ersten Sekunde an geknistert. Als der Drehtag beendet war, hatte er ihr dann auch einfach einen Zettel in die Hand gedrückt.

      In zwei Stunden hier. Du schuldest mir noch eine Antwort

      und


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