Mut zur Geilheit | 10 Erotische Geschichten. Brooklyn Collins
Tee, und als wir spürten, dass wir uns irgendwie mochten, bestellte er noch zwei Gläser Sekt. Wir stießen an, ich verliebte mich in seine blauen Augen, die hinter seinen Brillengläsern so schön funkelten.
Wir stellten fest, dass wir beide an der Universität studierten. Roland hatte Jura belegt, ich Germanistik. Wir tauschten unsere Telefonnummern aus, sprachen dann fast täglich miteinander.
Am folgenden Sonntag verabredeten wir uns wieder in der Kirche. Ich weiß noch genau, dass der Pfarrer über eine Bibelstelle sprach, die lautete: ›Du wirst mich den Pfad des Lebens erkennen lassen.‹
Noch am selben Abend landeten wir in meinem Bett und erlebten unsere erste zärtliche Liebesnacht. Wir hatten uns nackt ausgezogen und erkundeten mit zitternden Händen und flatternden Zungen den Körper des anderen. Roland hatte einen wunderschönen Schwanz, der sich mir erwartungsvoll entgegenstreckte. Als seine Finger zum ersten Mal über meine Schamlippen strichen, spürte ich, wie der Liebesnektar aus meiner Muschi tropfte und über meine Oberschenkel rann. Ich warf Roland einen flehenden Blick zu. Endlich! Endlich bohrte er seinen Schwanz ganz tief in mein kleines Heiligtum. Wir kamen gemeinsam in einem rauschhaften Orgasmus.«
Stopp! Mein Weinglas war leer, mein Kopf schwirrte. Ich musste aufstehen und ein paar Schritte umhergehen.
Rebecca! Rebecca Dalton! Die Germanistikstudentin! Plötzlich fiel mir ihr Name ein, und vor meinem geistigen Auge schwebte eine mittelgroße Frau mit langen blonden Haaren, einem kleinen, festen Busen, einem flachen Bauch, einer von blonden Locken umrahmten Möse und langen schlanken Beinen.
Gut, über dreißig Jahre waren vergangen, seitdem wir beide während des Studiums ein paar Wochen lang zusammengelebt hatten. Wir hatten uns während der Messe kennengelernt. Ob es ausgerechnet dieses neblige Lied war, wie soll ich das noch wissen? Wir hatten ein paar schöne Stunden miteinander verbracht, meistens in unserem großen Doppelbett. Aber nach Semesterschluss habe ich dann die Uni gewechselt. Danach gab es noch ein paar Telefonate, und dann war Schluss! Endgültig!
Also, verehrte Miss Carla Culingus, was immer Sie da erzählen: Mit mir kann es doch wohl nichts zu tun haben. Schon deshalb nicht, weil ich damals noch gar keine Brille trug. Oder doch? Jetzt mal ganz ehrlich: Es gibt sicherlich Millionen von Menschen, die sich auf Kirchenbänken kennengelernt haben. Und es gibt zahllose Katholikinnen und Katholiken, die sowohl fromm sind als auch voller sexueller Leidenschaft. Was war daran so ungewöhnlich? Dennoch bewunderte ich ihre blühende Fantasie. Oder hatte sich da jemand ihr anvertraut?
Egal. Ich füllte mein Glas, setzte mich wieder, blätterte wahllos im Buch herum und las schließlich weiter auf Seite sechsundfünfzig.
Großer Gott! Na und?, schoss es mir sofort durch den Kopf. Auch das beweist noch gar nichts.
»Fast jeden Sonntag fuhren Roland und ich in seinem roten Mini ins Grüne und suchten einen versteckten lauschigen Winkel. Dort liebten wir uns nach Herzenslust, und ich entdeckte mein himmlisches Verlangen, von Roland anal genommen zu werden, während ringsherum die Vögel zwitscherten. Einmal wären wir beinahe von Spaziergängern erwischt worden, doch dies geilte uns beide noch mehr auf. Ja! Warum sollten ein paar Spießer nicht zuschauen und staunen, wie Roland seinen Ständer durch meine Rosette stößt, ihn wieder herauszieht, wieder hineinstößt. Mein Gott, sein Schwanz bescherte mir das Paradies auf Erden!«
Können Sie sich vorstellen, liebe Carla Culingus, wie viele Studenten einen roten Mini fahren? Das ist doch nichts Besonderes! Und das Vögeln in offener Landschaft, egal in welche Öffnungen, das kommt doch mehr als einmal vor, oder?
Ich spürte, wie der Wein mir zu Kopf stieg. Aber ich konnte nicht aufhören – weder aufhören zu trinken noch aufhören zu lesen. Irgendwie verschwamm die Realität meines Wohnzimmers in einem dichten Nebel – wie in dem Kirchenlied.
Das Buch fiel auf den Teppichboden. Ich hob es hoch, schlug es wieder auf und landete zufällig auf Seite hundertdreiunddreißig.
»Roland liebte seine Modelleisenbahn, die er in einer Ecke unseres Wohnraums aufgebaut hatte. Erst kürzlich hatte er sich eine neue schwarze Lokomotive gekauft. Während er sie mit der Fernbedienung über die Schienen lenkte, kniete ich mich vor ihn hin und öffnete den Reißverschluss seiner Hose.
Sein langer schlanker Penis hüpfte mir entgegen. Ich streckte meine Zunge heraus und leckte über den blau-geäderten Schaft. Dann zog ich die Vorhaut zurück und legte seine dicke rosafarbene Eichel frei. Ich leckte mehrmals über den Eichelrand, schließlich schleckte ich den Lusttropfen ab, der sich vorn an der hübschen Ritze gebildet hatte.
Nun nahm ich auch meine Hand zu Hilfe und rieb über den Schaft, der inzwischen steinhart geworden war. Ich spürte, dass Roland bald kommen würde, und wusste, wie gern er es hatte, wenn ich seine Sahne komplett schluckte. Ich ließ deshalb seinen Schwanz ganz tief in meinen Rachen gleiten. Doch dann geschah es: Kurz bevor er kam, entgleiste die Lok und prallte gegen ein Bahnhofshäuschen.
Roland erschrak, zog seinen Schwanz aus meinem Mund und beugte sich nach vorn. Nachdem er die Lok wieder auf die Schienen gestellt hatte, war sein Schwanz fast vollständig eingeschrumpft, und Roland schaute mir ganz traurig in die Augen.«
Verdammt, Carla Culingus, wieso machst du Schluss an dieser Stelle? Es ging doch noch weiter! Warum schreibst du denn nicht, dass dieser Roland, der eigentlich Andrew heißt, seinen Schwanz schon kurz nach dem Lokunglück wieder hochgewichst hatte. Dass er ihn danach in die klatschnasse Möse dieser Carla, die eigentlich Rebecca heißt, gestoßen hatte. Dass er mit lautem Gebrüll seine cremige Sahne verspritzt hatte. Dass Rebecca ihm anschließend den Schwanz abgelutscht hatte. Und so weiter, und so weiter.
Mein Handy klingelte, aber ich ging nicht dran. Stattdessen wankte ich zur Kellertür, hielt mich am Geländer fest und stieg langsam die Stufen hinunter. Ich betrat meinen Hobbyraum, der fast vollständig von meiner Modelleisenbahn ausgefüllt war, die ich mir in Jahrzehnten aufgebaut hatte. Ja, dort hinten links, auf einem Abstellgleis, da stand sie, diese schwarze Lokomotive, die wohl nicht im Traum daran gedacht hatte, jemals in einem erotischen Roman aufzutauchen.
Ich war fix und fertig. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und legte mich ohne Abendessen ins Bett.
***
Nachts träumte ich, wie ich in einem roten Mini durch dichten Nebel fuhr und dabei völlig die Orientierung verlor. Schließlich wachte ich schweißgebadet auf.
Ich kochte mir einen starken Kaffee und kam ins Grübeln. Frage eins: Sollte ich irgendwie reagieren? Denn zweifelsfrei stand fest, dass diese erotische Geschichte von Rebecca Dalton und mir handelte. Aus meinem Vornamen Andrew hatte die Autorin einfach Roland gemacht. Alles andere stimmte, war tatsächlich passiert – bis in die kleinste sexuelle Einzelheit. An welchem Ort sich all das ereignete, hat diese Carla allerdings verschwiegen. Kein Wort von London-Bexley, aber was soll’s?
Antwort auf Frage eins: Ja, ich sollte reagieren, ich wollte diesen Fall nicht einfach ad acta legen.
Frage zwei: Wie sollte ich reagieren? Versuchen, Rebecca Dalton ausfindig zu machen? Abgesehen von ihrem Allerweltsnamen war sie vielleicht verheiratet und hieß heute ganz anders. Carla Culingus kontaktieren? Ich rief am Computer die Amazon-Seite auf und gab ihren Namen ein.
Bingo! Das Cover der »Ekstatischen Momente« erschien mit dem Hinweis: »Geben Sie die erste Bewertung für diesen Artikel ab«. Kein Wort über die Autorin, kein Foto. Von einer Adresse ganz zu schweigen. Also Fehlanzeige.
Frage drei: Könnte mir der Verlag weiterhelfen?
Antwort: Ja, dieser Versuch versprach die größte Aussicht auf Erfolg.
***
Am nächsten Tag, einem Montag, wählte ich die Nummer von Black Lion Books. »Ich habe Ihr Buch ›Ekstatische Momente‹ gelesen und würde gern mit der Autorin Carla Culingus Kontakt aufnehmen. Wo finde ich diese Frau?«
Die Dame am Telefon war nett und höflich, aber auch deutlich: »Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die Pseudonyme unserer Autorinnen und Autoren nicht preisgeben dürfen.«
Aha, ein Pseudonym also. Nun ja, wer heißt denn