Die Gurke Liesabetta und das Schaf Emil gehen auf eine Weltreise. Winfried Rochner

Die Gurke Liesabetta und das Schaf Emil gehen auf eine Weltreise - Winfried Rochner


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Weltreise bestens ausgerüstet! Vielen Dank, liebes Schaf Emil, und vielen Dank, liebe Bäuerin“, jubelte Liesabetta, verabschiedete sich und ging nach Hause, um alles für ihre Weltreise zu packen.

      *

      Allein in der Dunkelheit

      „Wo fange ich an, was packe ich ein für die große Reise?“ Die Gurke legte den Rucksack auf einen Stuhl und alles, was sie darin unterbringen wollte, auf den Fußboden, den Tisch und die übrigen Stühle. Eben einfach alles ausgebreitet um sich herum. „Nein, ist das aber viel!“, seufzte sie und betrachtete die verstreuten Sachen. „Das soll alles in den Rucksack? Der ist viel zu klein. Einen größeren kann ich nicht tragen, da knicken ja meine schönen Beine ein“!

      Liesabetta wagte noch einen letzten Rundblick, ehe sie mit den Dingen auf dem Tisch begann: einem Hemd und kurzen Hosen, einem Paar Hausschuhe und Socken. Das alles sollte erst einmal im Rucksack verschwinden. Obenauf das Essen – Wurst- und Käsestullen, eine große Flasche Tee sowie Äpfel und Bananen. Liesabetta packte alles erst mal geordnet in den Rucksack, der dadurch schon gut gefüllt war. Nun fehlten noch der Pullover und der Schal, doch diese passten auch mit Quetschen und Drücken nicht mehr hinein.

      „Nun gut, dann ziehe ich den Pullover gleich an und lege den Schal um. Nun kann es losgehen!“, meinte sie schließlich und hängte sich außerdem noch eine Kartentasche um. Darin befanden sich sämtliche Karten der Welt, auch eine von Brandenburg und eine von Thüringen, die besonders schöne Wanderwege zeigten. Den Rest, welcher nicht mehr in den Rucksack passte, räumte die Gurke wieder weg. Sie warf noch einen letzten Blick auf ihr Zuhause, bevor sie vor die Tür hinaustrat.

      Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und Liesabetta schwang die Beine. Sie lief den langen Weg entlang, kam auf eine Wiese, überquerte diese und marschierte danach durch den Wald. Sie begegnete keinem Menschen, keiner Gurke, keinem Schaf, nicht einmal ein Hund tauchte auf. Indessen hatte sie ein wenig Hunger bekommen und es wurde Zeit, etwas zu essen. Sie setzte sich auf einen Baumstumpf, holte ihren Proviant heraus und biss herzhaft in die Käsestulle, die schnell aufgegessen war. Nach ihrem Mahl wurde Liesabetta müde, sie legte sich ein Weilchen unter den Baum und schlief ein paar Stündchen.

      Als sie erwachte, war es fast dunkel, sie sprang auf und überlegte, was das Schaf Emil wohl gerade tat. Während sie so in ihre Gedanken versunken war, wurde es immer dunkler und die Schlafenszeit rückte heran. Allerdings war die Gurke nicht müde, da sie kurz zuvor ein ausgiebiges Schläfchen gehalten hatte, und wanderte weiter auf ihrem Weltreisepfad.

      Als die Nacht vollständig angebrochen war und Liesabetta nichts mehr außer einigen unheimlich leuchtenden Augen rechts und links des Wegesrandes sah, wusste sie nicht, wem oder was diese gehörten. Kalte Schauer liefen ihr über den Rücken und sie rannte, so schnell sie konnte, um aus dem finsteren Wald zu verschwinden.

      Gerade als Liesabetta der Atem auszubleiben drohte, sah sie links vor sich etwas Helles durch die Bäume schimmern. Sie eilte dem Licht entgegen und wäre fast über einen Stock gefallen, als sie plötzlich vor einem Haus stand.

      Zaghaft klopfte die Gurke an und eine feste Stimme meldete sich: „Herein, wenn’s kein Schneider ist!“

      Liesabetta öffnete die Tür, trat schüchtern ein und ein großer ungekämmter Mann begrüßte sie lautstark: „Guten Abend, Gurke, was will sie zu so später Stunde?“

      „Nichts“, sprach sie zaghaft, „ich bin schon so lange unterwegs, habe feurige Augen im Walde gesehen und bin in furchtbarer Angst hierhergelaufen.“

      „Ha, ha, ha“, dröhnte es aus dem Munde des zerzausten Mannes, „das waren nur Katzenaugen und auf dem Baume sitzt der alte Uhu mit seinen Jungen.“

      „Kann ich bei Euch warten, bis es hell wird?“, brachte Liesabetta stotternd ihre Bitte vor.

      „Natürlich, setz dich hier auf den Hocker und strecke deine schönen Beine aus.“ Dabei strich er sich über den Bart. „Stecke deine Füße in meine Pantoffeln, darin ist es gemütlicher als in deinen Schuhen.“

      Er stellte sie ihr auffordernd vor die Füße, sie schlüpfte dankbar hinein und machte es sich auf dem Hocker bequem. Nach einiger Zeit merkte die Gurke jedoch, wie ihr vom langen Laufen die Beine wehtaten, und sie wollte sie sich etwas vertreten. Doch als sie aufstand, bekam sie ihre Füße nicht hoch, denn diese klebten wie angewurzelt am Fußboden fest.

      Der Ungekämmte hatte sie beobachtet und rief: „Bleibe nur ruhig sitzen, bei solchen Gästen kleben die Schuhe immer am Boden. Ich finde dich so schön, dass mir das Wasser im Munde zusammenläuft. Solch eine saftige grüne Gurke habe ich lange nicht mehr gegessen.“ Seine Augen funkelten gierig, während er in die Küche ging. Liesabetta hörte, wie er ein Messer wetzte. Ein Geräusch, das ihr den Angstschweiß aus den Poren presste. Sie schaute sich hilflos um und wusste nicht, wie sie aus dieser misslichen Lage entkommen sollte.

      Plötzlich schaute ein Mäuschen aus einem Dielenloch hervor und sauste blitzschnell um Liesabettas Füße. Ein gehöriger Schrecken durchfuhr die Gurke, sie sprang hoch, glitt dabei aus den Pantoffeln und war frei! Nun aber rasch fort von diesem Unglücksort! Barfuß, wie sie jetzt war, ergriff sie hastig ihren Rucksack und rannte zur Tür hinaus, ehe der Messerwetzer ihr an die Gurgel gehen konnte.

      Der Wald war nun, obwohl er ihr zunächst Angst gemacht hatte, ihre Rettung! Sie kroch ins Unterholz und hörte den Mann immer wieder an ihrem Versteck vorbeistolpern und wilde Verwünschungen ausstoßen. Doch er fand sie nicht und verschwand schließlich wieder fluchend in seiner Hütte.

      Als endlich die Sonne durch die Zweige schien, schlich sich Liesabetta lautlos davon. Die herumliegenden Äste und Tannenzapfen pikten in ihre nackten Füße. Bald humpelte sie unter Schmerzen im Walde umher. Nach einer Weile hörte sie Autos in der Ferne brummen und wandte sich in diese Richtung.

      Endlich, als die Gurke bald nicht mehr laufen konnte, hatte sie die Straße erreicht. Es fuhren viele Autos vorbei. Liesabetta wartete, bis ein netter Mann kam, der keine Gurken aß. Diesen hielt sie an und reiste bis zum nächsten Dorf mit ihm mit. Dort stand sie nun, übermüdet, mit zerschundenen Füßen und den noch übrig gebliebenen Stullen in der Hand. Alle, die vorbeigingen, schauten sie mitleidig an. Viele fragten: „Wo willst du hin, Gurke?“, aber sie wusste es selbst nicht.

      Jedenfalls so lange nicht, bis eine andere schöne, schlanke Gurke des Weges kam. Diese schaute mitleidig auf Liesabettas Füße und kaufte ihr im nächsten Geschäft ein Paar Schuhe. Nicht so schön wie ihre eigenen mit den roten Sohlen, jedoch fest und passend. Dankbar umarmte Liesabetta ihre Retterin, diese winkte ab, wünschte ihr viel Glück auf der weiteren Reise und ging davon, um sich wieder ihren eigenen alltäglichen Angelegenheiten zu widmen.

      Liesabetta lief in ihren feinen Schuhen durch die fremde Stadt. Sie war ziemlich klein, eigentlich war es eher ein Dorf. Die Leute nickten ihr freundlich zu und ein Junge fragte sie, woher sie den schönen Hut hätte.

      „Vom Rotkäppchen, es hat ihn mir ausgeliehen und wird wohl im Winter am Kopf frieren. Zum Glück ist jetzt aber Sommer.“ Glücklich spazierte sie weiter den Bürgersteig entlang an einer Kirche vorbei und erschrak fürchterlich, als die Glocken plötzlich zu läuten begannen.

      „Warum läuten sie so laut?“, fragte Liesabetta einen Mann, der stehen geblieben war und zuhörte.

      „Es ist zwölf Uhr mittags, da läuten sie immer. Hast du das nicht gewusst?“, gab er zur Antwort.

      Liesabetta schüttelte den Kopf, so etwas war ihr noch nie aufgefallen. Die Kirchenglocken läuteten nicht sehr lange, danach begleitete der Mann sie ein Stück. Sie erzählte ihm, dass sie auf einer Weltreise sei und noch sehr lange laufen müsste, um ihr Ziel zu erreichen, und dass sich alles Notwendige dafür in ihrem Rucksack befände.

      Am Stadtausgang verabschiedeten sich die beiden und Liesabetta zog allein weiter. Diese Begleitung hatte ihr


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