Wyatt Earp Classic 38 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Classic 38 – Western - William Mark D.


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att Earp Classic – 38 –

      George Hoyt war ein großer, breitschultriger Bursche mit kantigem, braungebranntem Gesicht, funkelnden grünen Augen und wildwucherndem, strähnigem Blondhaar. Er bevorzugte karierte grellbunte Hemden, enge Levishosen und hochhackige zweifarbige Stiefel mit überdimensionalen Sternradsporen, die bei jedem Schritt ein nervenzersägendes Klirren von sich gaben. In dem abgewetzten hellbraunen Halfter, das tief über dem linken Oberschenkel am patronengespickten Waffengurt hing, steckte ein großer fünfundvierziger Coltrevolver.

      Geo – wie er seit seinen Knabentagen genannt wurde – trug einen hellen Stetson, den er meistens weit aus der Stirn geschoben hatte.

      Er saß auf der obersten Stange des Corralgatters, zog mit den Spornrädern tiefe Furchen in das weiche Holz und kaute mit seinen starken Zähnen auf einem Zündholz herum. Das linke Auge hatte er zusammengekniffen und blinzelte zur Straße hinüber, die im hellen Sonnenglast des Mittags lag.

      Hinter ihm, in dem hohen Pferch, dösten fünf struppige Pferde mit hängenden Köpfen vor sich hin. Und hoch im flimmernden Stahlblau des wolkenlosen Texashimmels jubelte ein kleiner Sommervogel.

      Drüben lag die Stadt.

      Happy, dieses elende ausgebleichte Nest, das nicht einmal wußte, zu welchem County es gehörte. Die Hälfte der Bürger war dafür, daß man sich für Randall entschließe, während die andere Hälfte darauf schwor, daß die Stadt zum Swesher County gehörte. Mat Kelton, der Sheriff, hielt sich an Randall, es gab allerdings Leute, die behaupteten, daß er nicht selten erklärt habe, die Stadt gehört zu Sweshers County. Dies allerdings geschah nur dann, wenn es galt, einen gefährlichen Outlaw zu verfolgen, der sich nach Norden und somit ins Randall County gewandt hatte.

      Geo Hoyt kümmerte sich um diese Dinge nicht. Er wußte zwar, daß der große weißgraue Stein, der da drüben hinter der Scheune stand, die Grenze zwischen den beiden Countys markierte, hatte sich aber niemals Gedanken darüber gemacht. Die Jungs von der großen Ranch, mit denen zusammen er drüben auf den einsamen dürren Weiden am Prärie-Dog Fork aufgewachsen war, wußten alle nur, daß sie Texaner waren. Und das allein war für Geo wichtig.

      Die große Ranch in der Talmulde, zehn Meilen vom Memphis, hatte dem Vater gehört…, yeah, sie gehörte ihm heute noch, und sicher würde sie eines Tages Geo gehört haben, wenn die Sache mit Jeff Breakridge nicht gewesen wäre.

      Geo griff mit der Linken zur Brusttasche seiner abgetragenen hellen Lederweste und nahm sein Tabakzeug hervor. Während er sich mit seinen großen Händen aus den Durhamblättern und dem senfbraunen Papier eine Zigarette drehte, dachte er, wie so oft in den letzten Jahren, an den kleinen Cowboy Jeff.

      Es war nur eine kleine Geschichte. Aber immerhin war sie wichtig genug, das Leben des Texaners George Hoyt zu bestimmen.

      Breakridge war Vormann auf Vaters Ranch gewesen. Ein kleiner drahtiger Bursche, der die große Mannschaft der Hoyt Ranch immer in bester Ordnung gehalten hatte. Für Geo, dem einzigen Sohn des Ranchers, hatte der grauhaarige Cowboy immer eine besondere Schwäche gehabt. Der Junge hatte alles von ihm gelernt, was man im Leben auf der Weide können und wissen mußte.

      Auch das Schießen. Breakridge war ein Meisterschütze gewesen. Eine Tatsache, die immerhin bemerkenswert war, wenn man bedenkt, daß die meisten Cowboys zwar mit Ihren Colts umzugehen wußten, aber doch keine großen Schützen waren.

      Jeff hatte den ungebärdigen Ranchersohn nicht selten unter eigener Gefahr aus manch brenzliger Lage gerissen. Aber Geo hatte ihm keinen Dank gewußt. Im Gegenteil, der wilde Bursche hatte den schwerarbeitenden Vormann insgeheim wegen seiner schnellen Schußhand so sehr beneidet, daß mit der Zeit aus diesem Neid ein regelrechter Haß wurde.

      Eines Nachts lehnte Geo in Memphis im River Saloon an der Theke. Er war angetrunken. Plötzlich stand Jeff Breakridge in der Tür. Der Rancher hatte den Vormann geschickt, seinen erst siebzehnjährigen Sohn nach Hause zu holen. Flammender Zorn schoß in dem Burschen hoch. Und nach kurzem Redewechsel schrie Geo: »Zieh!«

      Es war nur eine Reflexbewegung gewesen, die die Hand des Vormanns zum Colthalfter geführt hatte. Break-ridge hatte und hätte nicht gezogen. Aber er hatte die Bewegung gemacht, sie allein war später so eine Art Rechtfertigung für Geos Schuß gewesen.

      Der siebzehnjährige texanische Ranchersohn George Hoyt hatte den Vormann Jeff Breakridge erschossen.

      Niemand hatte ihm etwas anhaben können, denn die Bewegung des Vormanns hatte die Sache zu einem fairen Gunfight gemacht. Wahrscheinlich hätte ohnehin niemand gewagt, den Sohn des mächtigen Großranchers anzuklagen.

      Breakridge hatte einen sinnlosen Tod sterben müssen. Sinnlos, weil ein siebzehnjähriger angetrunkener Bursche ihn, der gar nicht die Absicht gehabt hatte, sich tatsächlich auf einen Revolverkampf einzulassen, niedergeschossen hatte.

      Nein, es hatte niemanden im County gegeben, der Geo angeklagt hätte. Und doch gab es einen Mann, der von dieser Stunde an von dem Burschen nichts mehr wissen wollte. Dieser Mann war wichtiger für Geo als jeder andere Mann auf der Welt, sein eigener Vater.

      Austin George Hoyt hatte seinen Sohn von der Ranch verstoßen. »Mit einem Mörder habe ich nichts zu schaffen. Du bist mein Sohn nicht mehr.«

      In dieser Nacht hatte das zweite Leben des jungen Hoyt begonnen. Er hatte die Ranch verlassen und war mit seinem schwarzen Hengst ziellos westwärts geritten. Es dauerte auch nicht lange, da hörten sie daheim im Hall County von ihm. Er hätte oben im Duro Canyon eine Schießerei mit einem Mann aus Amarillo gehabt. Wenig später mußte der Rancher erfahren, daß Geo auf der berühmten Boys Ranch bei Tascosa in eine Schießerei verwickelt worden war.

      Dann kam unten aus Lamesa die düstere Nachricht, daß Geo Hoyt den Revolvermann Andrew Weatherland erschossen hatte.

      Eine Zeitlang war es still geblieben, dann wurde im County erzählt, Geo sei bei einem Duell in Penwell erschossen worden.

      Der Cowboy Perkins, der die Nachricht auf die Hoyt Ranch gebracht hatte, sah nur, daß sich das faltige Gesicht des Ranchers für einen Augenblick zusammenzuziehen schien.

      Seither waren die Nachrichten über den schon mysteriös gewordenen »schwarzen Reiter« ausgeblieben.

      Aber George Hoyt lebte noch. Die schwere Verwundung, die er sich im Kampf mit dem Revolvermann Jake Midland in Penwell zugezogen hatte, war von seiner robusten Natur überwunden worden.

      Er war weitergeritten. Hinüber nach New Mexico. Dann hinunter nach Arizona. Bald aber war er nach Texas zurückgekehrt. Wie jeden echten Texaner, so zog es den jungen Hoyt wieder in seine Heimat zurück. Er konnte nicht leben ohne dieses weite gelbbraune Land.

      So war er nach Jahren hierher nach Happy gekommen. Ohne jede Absicht, wie er überhaupt völlig ohne jede Absicht durch das Land zog.

      *

      Drüben aus dem zweiten Haus auf der rechten Straßenseite kam ein Mann.

      Geo konnte das Haus hier von seinem Platz aus noch gut sehen. Es war nicht viel größer als die anderen, war ebenfalls aus dem üblichen schlechten Bretterholz zusammengenagelt und wirkte ebenfalls so windschief, wie all die anderen auch. Was es von denen unterschied, war nur die Tatsache, daß es oben an seiner hohen Fassade ein grellweißes Schild mit den Buchstaben Saloon trug.

      Der Mann war groß und hatte einen schweren Körper. Er blieb auf der zweistufigen Vorbautreppe stehen und sah die Straße hinunter. Dann hatte er den Mann drüben am Corralgatter entdeckt.

      Dreihundert Schritte waren es bis dahin.

      Der Mann nahm einen kurzbeinigen Braunen von der Haltestange, zog sich in den Sattel und ritt zum Corral hinüber.

      Als er vor Geo hielt, stützte er sich aufs Sattelhorn. Er war ein Mann in den Vierzigern. Er hatte ein breitflächiges, schwammiges, wenig angenehmes Gesicht mit stechenden gelblichen Augen und einem aufgeworfenen Mund. Unter seinem breitrandigen Melbahut kam strähnig angegrautes Haar hervor. Er hatte einen mächtigen Leib, trug eine Jacke aus grauem Tuchzeug, eine auffällige gelbkarierte Hose und zu seinem grauen Kattunhemd eine schwarze Samtschleife.

      Als er jetzt sprach, schob er die Unterlippe links vor und ließ eine Reihe gelber starker Zähne sehen.


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