Wyatt Earp Classic 38 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Classic 38 – Western - William Mark D.


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Billy the Kid? No, Mister.«

      Flammende Zornesröte flog über das Gesicht des Geldverleihers. »Billy the Kid ist der schnellste Schütze in Texas, darüber gibt es jedenfalls keinen Zweifel. Doc Holliday und Wyatt Earp mögen schneller sein, well, das will ich nicht bestreiten – ich habe sie übrigens beide schon gesehen – aber Billy ist der schnellste Mann in Texas.«

      Das Geschoß saß. Der gerissene Legger hatte schnell die verwundbare Stelle des Coltmanns getroffen.

      Hoyt schob das Messer in den Gurt und richtete sich auf. »Well, ich werde mir Billy ansehen.«

      Legger erschrak. Teufel auch, was hatte er davon, wenn sich die beiden Gunslinger niederschossen? Nichts. Er brauchte Hoyt. An Billy hatte er nicht einen Augenblick ernsthaft gedacht. Er wußte genau, daß er einen solchen Mann gar nicht hätte anzuwerben brauchen. Wenn Billy solche »Aufträge« überhaupt annahm, dann auch gegen eine entsprechende Bezahlung, die seinem großen Namen angepaßt war.

      Legger nahm die lange dünne Virginia aus der Jackentasche, riß ein Zündholz an und zog hastig ein paar Rauchwolken aus der Zigarre.

      Plötzlich nahm er die Virginia aus dem Mund und stieß hervor: »Mein letztes Wort: Dreihundertfünfzig.«

      Wie eine Holzfigur stand der Revolvermann da und blickte zur Main

      Street hinüber. Er hatte die Linke gewohnheitsgemäß dicht über dem Hirschhornknauf seines Revolvers hängen, so als stünde er bereits im nächsten Gunfight.

      »Es ist nicht Ihr letztes Wort«, gab er frostig zurück.

      Legger sah ihn verblüfft an. Dann knurrte er: Dreihundertsechzig.«

      »Ich sagte ja, daß es nicht Ihr letztes Wort war.«

      »Sie nehmen an?«

      »Vierhundert.«

      Der Alabama-Mann zischte: »All right! Aber ich wünsche, daß die Bucks Ihnen die Hölle an den Hals bringen, Sie verdammter Halsabschneider.«

      Hoyt fuhr herum. Der Revolver flog in seine Linke. Ganz langsam senkte sich der Kopf des Revolvermannes auf die linke Schulter. »Hören Sie, Mister, mir scheint, daß sie näher an dem Sarg sind als der Zimmermann.«

      Legger war blaß geworden. Die Blitzreaktion des Texaners hatte ihn bis ins Tiefste erschrocken. Er schluckte und brachte stotternd hervor: »Keinen Ärger, Mr. Hoyt. Es ist alles klar. Sie kriegen die vierhundert. Gleich nach dem Fight werde ich…«

      »Zweihundert jetzt, den Rest später«, schnarrte der Schießer geschäftsmäßig.

      Legger sah, daß er bei dem Mann mit seinen Tricks nichts werden konnte. Er zog zweihundert aus der Tasche und warf sie dem Coltmann zu.

      Der Texaner blickte hartäugig in das Gesicht des anderen. »Heben Sie das Geld auf, Mister, und geben Sie es mir.«

      Ganz leise hatte er es gesagt, bedrohlich leise. Aber so nachdrücklich, daß sich der schleimige Wirt aus dem Sattel gleiten ließ und tatsächlich nach dem Geld bückte. Als er die Hand danach ausstreckte, sah er plötzlich die staubige Stiefelspitze des Revolvermannes auf dem Papierbündel.

      Legger wandte den Kopf und blickte hoch. Er sah wieder in das harte, grünflimmernde Augenpaar. »Was soll das?« fragte er zitternd. »Ich verstehe nicht.«

      »Sie geben mir die vierhundert voll.«

      »Aber…«

      »Vorwärts!«

      »Haben Sie etwa kein Vertrauen zu mir?« erboste sich der Salooner.

      Ein trockenes Lachen brach von den Lippen des Schießers. »Vertrauen? Bei einem Mann, der glaubt, mich in den Staub schicken zu können, sind zweihundert Bucks verdammt schlecht aufgehoben. Vorwärts, jetzt, vierhundert!«

      Win Legger begriff, daß er alles, aber auch alles bei diesem Coltmann falsch gemacht hatte. Er spürte, daß es absolut keinen Sinn hatte, es mit weiteren Verhandlungen zu versuchen. Wenn er diesen Mann mit dem »Job« beauftragen wollte, dann mußte er jetzt die vierhundert auspacken.

      Win Legger gab dem Schießer das Geld. Es zuckte in seinem Gesicht, als er Hoyt die vier Bündel überreichte. »Ich …«

      Der Gunslinger hob die Hand. »Sparen Sie sich lieber Ihre Worte, Mister. Es könnte mich die Lust anwandeln, diese schöne Stadt gleich zu verlassen.«

      Legger erschrak erneut. »Aber dann wären Sie …«

      Hoyt warf den Kopf herum. Wie Dolchmesser bohrten sich seine Smaragdaugen in das schwammige Gesicht des Geldverleihers.

      »Ich könnte vor meinem Abritt die bezahlte Kugel noch auf die Reise schicken, Mister«, sagte er gedehnt, »aber es ist durchaus möglich, daß sie den Mann trifft, der sie bezahlt hat. Yeah, so was soll’s geben.«

      Legger starrte den Revolvermann sprachlos an.

      Da schob der das Geld in die Hemdtasche und setzte sich in Bewegung.

      Legger sah ihm nach, zeichnete mit den Augen die eckige Silhouette nach, die die hochgewachsene Gestalt des Texaners in den stahlblauen Himmel warf.

      In schnurgerader Linie ging der Revolvermann auf die Main Street hinüber.

      *

      Websters Boardinghouse lag etwa dreihundert Yards weiter.

      Der Revolvermann blieb stehen. Mit gespreizten Beinen und steif herabhängenden Händen.

      Sein breiter Hutrand warf einen tiefen Schatten auf sein sonnenverbranntes, hartes, eckiges Gesicht.

      Mit einem Ruck warf er den Kopf hoch und brüllte: »Billings!«

      Er tat es ohne jede Erregung.

      Oben im Boardinghouse wurde eines der Fenster hochgestoßen.

      Ed Billings blickte auf die Straße. Als er den Schießer sah, den er natürlich wie jeder in der Stadt kannte, wurde er aschgrau. In rasender Schnelle begriff er, was das zu bedeuten hatte.

      Der Halsabschneider Legger hatte einen Gruß geschickt. Einen unmißverständlichen Gruß.

      Billings Frau stand zitternd in der Fensternische. »Was soll das bedeuten, Ed?« fragte sie entgeistert.

      Mit kaum bewegten Lippen gab der Zimmermann zurück: »Er fordert mich.«

      »Was?«

      »Yeah – ich muß auf die Straße.«

      Mit belegter Stimme hatte der Zimmermann es hervorgebracht. Er hatte inzwischen die ganze Brutalität der Situation begriffen, er wußte, daß er verloren war, daß ihm jetzt niemand helfen konnte. Niemand, keiner von all jenen Männern, die hinter Ted Sullivan standen und die ihn als Figur gegen Legger aufgestellt hatten.

      Billings atmete schwer.

      Da drang der zweite Schrei der Holzfigur von der Straße an sein Ohr.

      Der Zimmermann hob mit einer vagen Bewegung die Hand. »Yeah, ich komme.«

      Billings wandte sich ins Zimmer zurück. Seine Frau hatte nur einen kurzen Blick auf den Mann unten auf der Straße geworfen. Sie preßte ihre Hände um seine Rechte.

      »Geo Hoyt! Nein, Ed. Das kannst du nicht tun. Du kannst nicht hinuntergehen. Es ist Hoyt. Der Coltmann. Er wird dich ermorden.«

      Ermorden. Das war es. Die Frau hatte es ausgesprochen.

      Und es war die Wahrheit. Denn was Hoyt vorhatte, war blanker Mord. Auch wenn die Gesetze des Westens es anders sagten.

      »Ed!«

      Der Schrei der Frau gellte in seinem Ohr, als er bereits draußen auf dem Korridor stand und den alten, brüchigen, mit Schimmel besetzten Colt umschnallte.

      Er nahm den Colt nicht aus dem Halfter. Er prüfte ihn nicht, wog ihn nicht in der Hand.

      Wozu auch?

      Edward Billings wußte,


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