Wyatt Earp Classic 38 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Classic 38 – Western - William Mark D.


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Daumen über die Schulter auf Websters Boardinghouse. »Da ist er hineingegangen.«

      »Billy?« fragte Kelton und rieb sich unbehaglich das Kinn.

      Legger nickte.

      Der Sheriff nahm den fleckigen Stetson vom Kopf und wischte sich mit dem riesigen blau-weiß-karierten Taschentuch durchs Schweißband. »Ich werde ihn später aufsuchen.«

      Der Salooner verzog das Gesicht. Nachdem er die bedrückende Szene auf der Main Street verdaut hatte, war ihm sein eigenes Anliegen wieder eingefallen.

      Hoyt fiel aus. Er hatte die vierhundert Bucks kassiert und steckte im Jail. Und drüben, mitten auf der Straße, lag der zusammengekrümmte Körper des Zimmermanns.

      Legger starrte auf den Toten. Ganz langsam, Schritt für Schritt, näherte er sich ihm. Bis er vor der Leiche stand.

      Da lag er, der Einäugige und hatte sein Leben ausgehaucht.

      Ein unbehagliches Gefühl kroch dem Salooner bei diesem Anblick über den Rücken.

      Aber was sollte das? Er war ihn los, den Widersacher. Geo Hoyt hatte ihn aus dem Weg geräumt – für vierhundert Dollar.

      Und dann war da noch der Fremde. Legger wandte sich um, blickte zum Boardinghouse hinüber und schrak zusammen.

      Da drüben hinter dem hochgeschobenen Fenster stand der Fremde und blickte ihn an.

      Legger spürte den Blick förmlich durch sich hindurchgehen.

      Mit einem Ruck wandte er sich um, ging zu seinem Gaul, machte ihn von der Halfterstange los, zog sich mit hastigen Bewegungen in den Sattel und ritt davon.

      Aber auch daheim in seinem Zimmer oben über dem Spielsaloon sah er noch die Augen des Fremden.

      *

      Mat Kelton sprach nicht mit dem Fremden.

      Aber er ließ Hoyt auch nicht aus dem Jail. Andererseits hatte er auch nicht den Mut, im Office zu bleiben, da er fürchtete, dort von den Verwünschungen und Drohungen des Revolvermannes behelligt zu werden.

      Mat Kelton war kein sehr mutiger Mann. Vielleicht war er es früher einmal, damals, als die Roten noch die Ansiedlungen bedrohten, aber Jab Henderson hatte ihn zerbrochen. Yeah, der riesige Cowboy von Fenners Farm, mit dem Mat vor Jahren in der Schenke einmal zusammengeraten war.

      Henderson hatte ihn in einem wilden Fight so zusammengeschlagen, daß in Kelton etwas zerbrochen war. Seitdem war es mit seinem Mut nicht mehr allzuweit her. Die Leute in Happy wußten das – aber es kümmerte sie nicht, da der Sheriff selten in die Verlegenheit kam, Mut beweisen zu müssen.

      Aber es gab dort einen Mann, dem es nicht gleichgültig war, daß der Revolvermann hinter Gittern saß.

      Win Legger. Er machte sich berechtigte Sorgen darüber, wie Hoyt sich verhalten würde, wenn es ihm gelang, aus dem Jail zu entkommen. Und daß es dem Schießer gelingen würde, bezweifelte der Salooner absolut nicht.

      Was konnte er tun, den Mann da herauszubringen?

      Mit dem Sheriff sprechen? Yeah, er konnte versuchen, ihn zu bestechen. Kelton war ohnehin ein armer Mann, für ein paar blanke Dollars würde er sich schon bewegen lassen, die Gittertür zu öffnen.

      Legger machte sich nicht sehr froh auf diesen Weg. Als er das Office erreichte, blieb er lauschend stehen.

      Erst dann wagte er, die Tür zu öffnen.

      Der kleine Bureau-Raum war leer.

      Drüben links waren die beiden Zellen.

      Mit weitaufgerissenen Augen starrte der Salooner auf den Mann, der an den Gittern stand, die beiden schweren Fäuste um die Stäbe gespannt hatte und den Salooner aus wilden Augen anfunkelte.

      »Hör zu, Mister, du siehst jetzt zu, daß du den Sheriff herschafftst und ich hier herauskomme.«

      Legger nickte verstört. »Ja, deshalb bin ich ja hier, Mr. Hoyt. Ich wollte dem Sheriff Geld bieten, damit er Sie losläßt.«

      »Das will ich dir auch geraten haben. Schließlich habe ich die Schießerei deinetwegen gehabt.«

      Legger hatte den Türgriff schon wieder in der Hand. »Well, ich werde den Sheriff suchen.«

      »Vergiß das Wiederkommen auch nicht, Brother«, rief der Schießer ihm nach.

      Legger schob sich hastig hinaus.

      *

      Mat Kelton lehnte an der Theke des Saloons. Er hatte bereits den zweiten Whisky vor sich stehen.

      Als Legger die Schwingarme der Tür auseinanderschob, warf der Sheriff einen forschenden Blick in den Thekenspiegel.

      »Auf wen wartest du eigentlich?« fragte der gelbgesichtige Mann hinter dem Thresen. »Jedesmal, wenn sich die Tür öffnet, siehst du in den Spiegel.«

      Kelton setzte das Glas, das er bereits angehoben hatte, wieder ab. »Warten? Ich?« Er wischte sich mit der Hand den Nacken. Aber das unbehagliche, das beklemmende Gefühl, das da saß, vermochte er nicht zu vertreiben. »Auf wen soll ich denn warten?«

      »Eben, das meine ich auch«, kam es von der Tür her. Legger trat an die Theke und blieb neben dem Sheriff stehen. »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«

      Kelton musterte den Alabama-Mann mißtrauisch.

      Legger gab dem Keeper einen Wink. »Gib dem Sheriff noch einen Whisky, Joe.«

      Der Kerl hat doch was vor, dachte der Sheriff. Wann hatte man denn bisher gehört, daß der schiefgesichtige Blutsauger Winston Legger, einen Drink ausgab?

      Yeah, der Salooner hatte auch etwas vor. Und Kelton sollte es sofort erfahren. »Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen, Sheriff.«

      »Ja?« forschte Kelton unsicher.

      Legger sah sich im Schankraum um. Drüben neben dem Orchestrion saß ein alter Mann mit hängendem grauen Schnurrbart, eingefallenem Gesicht und schmalen hochgezogenen Schultern. Mit trüben Augen starrte er in sein Bier. Es war Ric Parrend. Sie sagten, er sei früher einmal ein berühmter Scout gewesen. Jahrelang soll er Planwagenkolonnen durch den Llano geführt haben. Bei einem Indianerüberfall war er dann so schwer verletzt worden, daß er nicht mehr über längere Strecken im Sattel sitzen konnte. Seitdem saß er nur noch im Saloon und vertrank das Geld, das er sich mühsam in jahrzehntelanger Arbeit erspart hatte.

      Legger kannte den Alten, er wußte, daß er nichts von ihm zu befürchten hatte.

      Und der Keeper stand bei dem Salooner im Lohn. Winston Legger konnte also frei sprechen.

      »Sie haben da nämlich einen Mann eingesperrt, Sheriff, der mein Freund ist.«

      Diese Unverfrorenheit war selbst Kelton zu viel. Er schob das Glas von sich und sah den Geldverleiher abweisend an. »Ihr Freund?«

      »Ja, Hoyt ist mein Freund. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«

      Der Sheriff hob die Schultern und ließ sie resigniert wieder fallen. »Meinetwegen«, sagte er mürrisch.

      Legger fuhr sich mit dem Daumennagel über die Unterlippe. »Ganz so gleichgültig sollte Ihnen die Sache nicht sein, Sheriff. Ich lege Wert drrauf, daß meine Freunde nicht im Jail sitzen.«

      Kelton stieß einen dünnen Pfiff durch die Zahnlücke. Daher wehte also der Wind?

      Mit einem Ruck goß der Sheriff die Flüssigkeit in die Kehle. Dann wollte er sich zum Gehen wenden.

      Legger lachte leise. »Damit wir uns richtig verstehen, Sheriff: Geo Hoyt kommt aus dem Jail.«

      Der Hüter des Gesetzes schickte ihm einen abschätzenden Blick zu. Aber er sagte nichts.

      Dann meinte Legger in fast vertraulichem Ton: »Wenn Sie sich die Sache richtig überlegen, haben Sie sich von Billy nur bluffen lassen. Was hat Geo denn getan? Er hat einen Mann gefordert und ihn im reellen Gunfight erschossen. Was gibt’s dagegen einzuwenden?


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