Heimat-Heidi 30 – Heimatroman. Stefanie Valentin

Heimat-Heidi 30 – Heimatroman - Stefanie Valentin


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      Roswitha gelang es dann schließlich, ihre Tochter Geli dem Grundner-Max nicht nur vorzustellen, sondern ihm quasi symbolisch die Verantwortung für ihre Tochter zu überlassen.

      »Wenn du bei der Geli bist«, hatte sie einmal zu ihm gesagt, »dann fürcht’ ich net, daß ihr was zustößt.«

      Der Max war ein netter Bursche, aber nicht gerade mit sehr viel Intellekt ausgestattet, so daß er nicht merkte, was die Roswitha im Sinn hatte.

      Irgendwann hielt er sich dann für Gelis Burschen und die Geli hatte sich, so schien es zumindest, auch mit ihrem Schicksal abgefunden.

      Als der Max sie einmal mit nach Hause nahm, er wohnte im Haus seines Onkels, da unterzog der sie einer gründlichen Inspektion. Er stellte allerhand Fragen, vor allem, wer sie war und warum ihre Mutter nach dem Tod ihres Vaters nicht wieder geheiratet habe.

      »Da müssen S’ meine Mutter schon selbst fragen«, hatte Geli ein wenig patzig geantwortet, »wahrscheinlich, weil sie es ohne Mann auch geschafft hat.«

      Der Onkel hatte weiter nichts dazu gesagt, doch er war mit der Wahl seines Neffen einverstanden gewesen. Danach behandelte er die Geli ausgesprochen freundlich und im Laufe des knappen Jahres, als die beiden als Paar galten, gestaltete sich Gelis Beziehung

      zum Onkel sogar ausgesprochen freundschaftlich.

      Vor zweieinhalb Monaten dann hatte Onkel Ludwig zum ersten Mal Roswitha eingeladen, und bei ihrem Besuch hatte er vorgeschlagen, daß sein Neffe Max und die Geli heiraten sollten.

      Da war Roswitha am Ziel ihrer Träume gewesen. Allein, wenn sie sich umsah, und ahnte, wie der Onkel lebte, all das hatte sie sich als junges Mädchen schon für sich erträumt, aber nicht verwirklichen können.

      Roswitha hatte genickt und gemeint, wenn Geli und Max das genauso sehen, dann sollte der Max bei ihr um Gelis Hand anhalten.

      Onkel Ludwig hatte gegrinst. »Da bist ganz und gar altmodisch, oder?«

      Roswitha hatte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

      »Ja«, sagte sie, »wenn du es so nennen magst. Aber ich nenn’ es nicht altmodisch. Das Gegenteil wär’ dann neumodisch. Müßt’ dann die Geli bei mir um Max’ Hand anhalten?«

      Es hatte einen Augenblick gedauert, dann war Ludwig Grundner aufgestanden und hatte einen hausgebrannten Hochprozentigen geholt.

      »Der paßt zu dir«, hatte er gesagt, »ich hab’ zuerst meine Zweifel gehabt, deinetwegen und der Geli wegen auch. Aber ich hab’ mich belehren lassen. Du hast heut’ meine letzten Zweifel zerstreut. Du hast es net einfach gehabt, seit dein Mann vor zehn Jahren so plötzlich verstorben ist. Man hat dich jedoch nie klagen hören, und das gefällt mir.«

      Eine Woche später war der Max bei Roswitha erschienen. Im Trachtenanzug und mit zwei Blumensträußen. Einen gab er Geli, den anderen Roswitha. Dann hielt er bei ihr um Gelis Hand an.

      Roswitha hatte ihn Platz nehmen lassen und dann darlegen lassen, wie er der Geli mal ein angenehmes Leben bieten wolle.

      Max hatte mit den Schultern gezuckt und gemeint, er erbe mal alles vom Onkel.

      »Ist das so festgelegt?« hatte Roswitha wissen wollen.

      Max hatte genickt. »Schon seit Vaters Zeiten. Der hat damals einen Erbvertrag mit dem Onkel gemacht. Daß ich mal alles erben werd, das steht fest.«

      Das war die Auskunft gewesen, die die Roswitha haben wollte. Nach einigem Hin und Her, was sie aber nur zum Schein veranstaltet hatte, hatte sie schließlich eingewilligt, daß Geli den Max heiratete.

      »Den Termin«, hatte Max gesagt, bevor er gegangen war, »den mußt’ mit dem Onkel ausmachen, da legt er großen Wert drauf.«

      Ludwig Grundner war denn zwei Tage später bei Roswitha erschienen und sie hatten den dritten Sonnabend im August als Hochzeitstermin festgelegt, und als Ludwig meinte, er würde die Hochzeit im Braukeller in Fischen veranstalten, hatte Roswitha den Kopf geschüttelt.

      »Gefeiert wird im Bergerhof«, hatte sie gesagt, »da hab’ ich damals meinen Mann geheiratet, und da soll auch die Geli heiraten. Wenn du das net zahlen willst, dann zahl’ ich. Ich hab’ mir das Geld jahrelang vom Mund abgespart.«

      »Respekt…!« Ludwig Grundner hatte ein paarmal genickt. »Wie du willst, dann feiern wir halt im Bergerhof. Aber daß ich die Kosten für die Feier übernehm’, das wirst mir schon gestatten, oder?«

      Roswitha hatte sofort zugestimmt und sich mit dem Grundner-Ludwig auf den dritten Sonnabend im August als Hochzeitstermin geeinigt.

      Je näher der Termin kam, desto zufriedener war die Roswitha geworden. Und je zufriedener Roswitha geworden war, desto unruhiger wurde die Geli. Und sie stritt bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit dem Max.

      »Das hat nix damit zu tun, daß sie was gegen dich hat«, erklär-

      te Roswitha ihrem zukünftigen Schwiegersohn, wenn der bei Geli wieder mal auf heftigen Widerspruch gestoßen war. »Ich erinnere mich an meine Brautzeit, ich bin derart nervös gewesen, daß ich selbst nimmer gewußt hab’, was überhaupt los ist.«

      Damit konnte der Max ein wenig beruhigt werden, aber es war keine Erklärung für Gelis Unruhe. Und wer auch immer versucht hätte, sie zu erklären, er wäre dabei gescheitert, denn selbst Geli war der Grund nicht bewußt, und zwar weil sie sich jeden Gedanken in diese Richtung verbot.

      Erst als sie an jenem Tag auf dem Bergerhof erschien, und Heidi und Luise sie auf dem Parkplatz aus dem Wagen steigen sahen, gestand sie sich ein, warum sie so unruhig war.

      »Was ist mit dir?« fragte Heidi, als sie die Tür aufgeschlossen hatte und Geli eintrat. Ihrem verweinten Gesicht war anzusehen, wie fertig sie war. »Du schaust aus, als hättest du Sorgen, dabei sollt’ ein junges Madel, das dabei ist zu heiraten, keine Sorgen

      haben, sondern fröhlich dreinschauen und aufgeschlossen durch die Welt gehen.«

      Sofort begann Geli wieder zu weinen, und zwar so heftig, daß Heidi gar nicht wußte, was sie tun sollte.

      »Ja, Herrschaftseiten, Madel«, murmelte sie, »was ist denn los? Du bist ja ganz und gar neben der Spur! Hat’s was damit zu tun, daß du in drei Wochen heiraten willst?«

      Geli nickte, reden war ihr nicht möglich.

      »Da setz dich her«, Heidi war nicht in ihr Büro gegangen, sondern in die Stube ihres privaten Wohnbereichs. »Ich hol’ uns mal etwas zu trinken. Magst einen Tee?«

      Wieder nickte Geli nur. Ihr Schluchzen hörte Heidi noch, als sie die Treppe hinunter in den Bereich der Gaststuben ging.

      »Was ist denn mit der Geli? Ausgeschaut hat’s, als wenn sie wer weiß wie geweint hätt’.« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

      »Und wie«, sagte die.

      »Und warum weint sie?«

      »Es hat was mit ihrer bevorstehenden Heirat zu tun«, antwortete Heidi, während sie das Teewasser aufsetzte.

      »Hat sie das gesagt?«

      »Ich hab’ sie gezielt danach gefragt, reden konnte sie bisher noch nichts.«

      »Und sie kommt hierher zu dir, wenn sie Probleme mit ihrer bevorstehenden Heirat hat? Wieso denn das?« Luise sah Heidi zweifelnd an.

      Die nickte. »Ich kann es dir net sagen, jedenfalls noch net, später ist’s vielleicht möglich. Ich kann dir nur sagen, daß sie oben in meiner Stube hockt und weint, was die Tränendrüsen hergeben.«

      »Ob der Max nebenher eine andere hat?« Luise sprach leise vor sich hin. »Das gibt’s ja schon mal, und ein junges Madel, das bis über beide Ohren verliebt ist, und kurz vor der Hochzeit erfährt, daß ihr Bursch über die Stränge schlägt, das kann dann schon mal die Verzweiflung befallen.«

      Heidi nickte. »Was genau der Grund ist, weiß ich noch net. Ich weiß nur, daß es sie arg getroffen haben muß.«


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