Heimat-Heidi 31 – Heimatroman. Stefanie Valentin

Heimat-Heidi 31 – Heimatroman - Stefanie Valentin


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steht er drauf«, erwiderte Biggi. Ihr Mund verzog sich zu einem häßlichen Lächeln. »Wenn er sich künftig verdünnisiert, wissen wir ja, wo wir ihn zu suchen haben.«

      Danach war es einen Augenblick still am Frühstückstisch. Bis Josie aufstand.

      »Ihr könnt euch ruhig weiter mit euren internen Problemen beschäftigen«, sagte sie, »ich werd’ heute spazieren gehen.« Dann sah sie Rainer an. »Kommst du mit?«

      Der nickte und stand auf. »Sehr gerne. Hast du schon einen festen Plan?«

      Ohne sich noch mal umzuschauen, verließen die beiden die alte Gaststube, wo alle gemeinsam gefrühstückt hatten.

      »Diese kleine Zicke meint wohl, sie könnt’ sich mal so nebenbei an Rainer heranmachen, wie?« Biggi war plötzlich knallrot im Gesicht.

      »Wenn du so weitermachst«, erwiderte Jürgen, »dann ist Rainer noch während des Urlaubs nur noch Geschichte für dich. Es ist normalerweise nicht mein Ding, mich einzumischen, aber was du veranstaltest, spottet jeder Beschreibung.«

      »Kümmere dich um deinen eigenen Kram«, entgegnete Biggi ungewohnt laut.

      »Laß es sein«, sagte Ulla, griff nach Jürgens Hand und zog ihn vom Stuhl hoch. »Du weißt, daß wir heute nach Oberstdorf wollten. Und da fahren wir jetzt hin.«

      »Und ich?« rief Biggi ihnen hinterher. Doch da war es zu spät, sie saß alleine am Tisch.

      Heidi hatte derweil am Nachbartisch das Frühstücksgeschirr zusammengestellt.

      »War das eine ernst gemeinte Frage?« Sie sah Biggi aufmerksam an.

      »Klar war’s das«, erwiderte die, bevor sie vehement aufstand, so daß ihr Stuhl umkippte. »Die meinen wohl, mich kujonieren zu können. Aber da sind sie total neben der Spur. Ich weiß auch wie ich alleine klarkomme.«

      »Biggi…?« Heidi stand am Nachbartisch. Im Moment war keiner der Tische besetzt.

      »Ja?« Ihre Stimme klang gereizt.

      »Komm, setz dich mal.« Heidi zeigte auf einen Stuhl, zog einen zweiten heran und nahm Platz.

      »Was ist denn?« Biggi war nicht in der Stimmung, sich was sagen zu lassen.

      »Dir geht es doch nicht gut«, sagte Heidi, »wieso tust du alles, daß dieser Zustand sich nicht ändert?«

      »Hör auf, ich bin es leid, daß ich immer diejenige welche bin«, entgegnete Biggi. »Für Rainer scheine ich nicht mehr zu existieren, für Josie bin ich eh die Hex und wenn sich jetzt auch noch Ulla und Jürgen, das sind Kollegen von mir in der Schule, gegen mich stellen, dann kann ich gleich wieder nach Hause fahren.«

      »Schade, daß du dich nicht sehen kannst«, erwiderte Heidi.

      »Wieso…?«

      »Weil du sehen könntest«, antwortete Heidi, »wie ein sehr hübsches Mädchen sich selbst entstellt.«

      Einen Augenblick starrte Biggi Heidi verletzt und wütend an, dann drehte sie sich um und verließ die alte Gaststube, ohne noch einen Ton von sich gegeben zu haben.

      »Was ist denn bei unseren Stuttgarter Urlaubern los?« fragte Luise, als Heidi kurz darauf mit dem Frühstücksgeschirr in die Küche kam.

      »Wieso fragst du?« erwiderte diese.

      »Weil alle ausgesehen haben, als sei der Teufel persönlich hinter ihnen her«, antwortete Luise.

      »Weniger der Teufel«, sagte Heidi, »eher Biggi mit einer derartig miesen Laune, daß einem wirklich angst und bange werden kann. Sie ist derart kratzbürstig, vor allem gegen Rainer, dabei hätt’ grad’ sie allen Grund, ein bissel auf gut Wetter zu machen.«

      »Wieso?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

      »Ich hab’ doch mit ihr geredet«, erwiderte die. »Und sie hat mir gesagt, daß ihr ein Mißgeschick passiert sei.«

      »Ein Mißgeschick?«

      »Sie hat Rainer mal betrogen…!«

      »Oh!« Luise tat erstaunt. »Das hätt’ ich nicht gedacht. Sie hat doch immer so moralisch getan.«

      Heidi nickte. »So ist es. Und sie raucht auch, auch das hat sie voriges Jahr nicht getan.«

      »Und wenn man Rainer anschaut«, murmelte Luise, »dann weiß man, daß er weiß, was Biggi getan hat.«

      »So ist es«, bestätigte Heidi.

      »Und…?«

      »Was heißt und?«

      »Wie hat sie es Rainer erklärt?«

      »Gar nicht.«

      »Die beiden haben nicht darüber gesprochen?« Luise wiegelte den Kopf. »Dann ist die Sache schon zu Ende, Biggi weiß es nur noch nicht.«

      »So sehe ich es auch«, erwiderte Heidi. »Sie hat aber bis eben so getan, als ob sie alles im Griff hätte. Bis Josie und Rainer, sowie Ulla und Jürgen nacheinander verschwunden sind. Plötzlich ist sie alleine dagesessen.«

      »Und dann?«

      »Dann hab’ ich versucht, ihr ihre Position aufzuzeigen«, erwiderte Heidi, »und eben grad’ hab’ ich’s noch mal versucht.«

      »Und?«

      Heidi schüttelte den Kopf. »Nichts. Biggi ist derart zu und läßt nichts an sich heran. Der Ausrutscher mit dem anderen Mann sei unbedeutend, habe keinerlei Bezug zu ihrem Leben.«

      Luise lachte kurz. »Glaubt sie. Wie kann ein intelligentes Madel wie sie nur so dumm sein. Sie macht sich doch was vor, in jeder Beziehung.«

      »Sicher tut sie das«, erwiderte Heidi, »mir brauchst es nicht zu sagen. Sag’s ihr, sie scheint zu meinen, sie habe alles im Griff, dabei hat Rainer, so lang’ sie hier sind, noch kein einziges persönliches Wort mit ihr geredet.«

      *

      »Ich würd’ dich gern mal was Persönliches fragen.« Josie blieb stehen und sah Rainer fragend an.

      Die beiden gingen hinter dem Bergerhof einen Steig bergwärts. Luise hatte ihnen empfohlen, zur Barbara-Kapelle zu gehen, die erst kürzlich in privater Mission renoviert und wo anschließend ein junges Paar getraut worden war.

      »Frag nur.« Rainer wirkte, wenn Biggi nicht dabei war, ganz anders, viel entspannter.

      »Wieso bist du mit Biggi in Urlaub gefahren?« fragte Josie. »So wie ihr miteinander umgeht, wärd ihr besser in entgegengesetzte Richtungen aufgebrochen.«

      Rainer nickte. Er war ein großer, schlanker junger Mann mit ansprechendem Äußeren und ruhiger Gestik.

      »Wenn man es so betrachtet, dann ist es wohl wahr«, antwortete er. »Aber ich habe mir Klärung einiger Dinge erwartet. Doch wie es aussieht, ist Biggi nicht daran interessiert.«

      »Du liebst sie immer noch…?«

      Rainer zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Manchmal meine ich es, manchmal meine ich, meine ganze Beziehung zu Biggi sei ein einziger Irrtum gewesen.«

      »Dann trenn dich doch von ihr…!« Josie lächelte. »Du bist ein so netter Typ, auf dich stehen in der Firma alle Mädchen im passenden Alter.«

      Rainer verzog den Mund zu einem Lächeln. »Echt…?«

      Josie nickte. »Sicher echt. Du hast was, was den anderen abgeht. Du bist locker, hast immer was zu erzählen, spielst nie den Obertypen, obwohl du echt was drauf hast. Daß du abgelehnt hast, Abteilungsleiter zu werden, kann ich zwar verstehen, aber ich bedaure es auch, wie die meisten anderen. Warum willst du eigentlich nicht?«

      Da atmete Rainer tief durch. »Was soll ich da sagen? Man hat mir den Posten schon vor einiger Zeit angeboten. Anfangs wollte ich unbedingt, dann wurde mein Interesse geringer und heute weiß ich, daß ich nicht glücklich würde dabei. Ich muß meinen Mittelpunkt


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