Heimat-Heidi 31 – Heimatroman. Stefanie Valentin

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sah Rainer mit ihren großen Augen einen Moment bewundernd an, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange.

      »Entschuldige, aber mir war danach«, sagte sie. Dann zeigte sie bergwärts. »Da hinten muß irgendwo diese Kapelle sein. Man soll dort heiraten können. Wie wär’s? Willst du nicht in dieser Kapelle heiraten?«

      Rainer lachte. »Davor bewahre mich ein immer klarer Geist.«

      »Willst du nie heiraten?« Josie sah Rainer aufmerksam an.

      Der lächelte. »Früher wollte ich heiraten. Das heißt, bis zum November vergangenen Jahres wollte ich es.«

      »Und dann plötzlich nicht mehr? Wieso nicht…?«

      »Warum soll ich es eigentlich länger für mich behalten?« Rainers Stimme klang ziemlich traurig und verbittert.

      »Was sollst du für dich behalten?« Josie ahnte plötzlich, daß Rainer was Schwerwiegendes offenbaren würde.

      »Biggi hatte im vergangenen Jahr eine Affäre«, sagte er. »Als ich es erfahren habe, ist eine Welt für mich zusammengebrochen. Ich hab’ gemeint, ich könnt’ nicht mehr atmen. Ich hab’ gemeint, mein Herz bleibt stehen.«

      »Mar’ und Josef…!«

      »Ich hab’ mich nie so gedemütigt gefühlt wie in jenem Moment«, fuhr Rainer fort. »Ich war völlig von der Rolle, habe wochen-, was red’ ich denn, monatelang schlecht geschlafen, und Biggi hat nicht für nötig befunden, nur ein Wort mit mir darüber zu reden.«

      »Das darf nicht wahr sein«, murmelte Josie. »Wie… wie bist du denn dahintergekommen?«

      »Wenn wir zusammen geschlafen haben, wollte sie plötzlich, daß ich ein Kondom nehme…!«

      »Au weia…!«

      Rainer nickte. »Das hab’ ich auch gedacht. Au weia, was ist denn da passiert?«

      »Und Biggi hat nie mit dir darüber gesprochen?«

      Rainer schüttelte den Kopf. »Nicht ein einziges Mal.«

      Dann waren beide eine Weile still. Sie gingen weiter, und als sie die Kapelle sehen konnten, blieb Josie stehen.

      »Du… du liebst Biggi aber noch«, sagte sie, »denn wenn du es nicht tun würdest, hättest du nicht so sehr daran zu knabbern.«

      »Das habe ich mir auch lange eingeredet«, antwortete Rainer. »Doch inzwischen weiß ich, daß es nicht stimmt.«

      »Was stimmt denn nicht…?«

      »Ich fühle mich betrogen«, sagte Rainer, »betrogen und ausgenutzt. Wenn andere Umstände eingetreten sind, und das sind sie ja nun mal, dann möchte ich nicht behandelt werden wie ein kleines Kind, verstehst du? Ich will, daß man mich ernst nimmt.«

      »Bei allen guten Geistern«, murmelte Josie, »das sitzt aber tief bei dir, total tief…!«

      *

      »Steffi…?«

      »Ja?«

      »Kommst herunter zum Kaffee?«

      »Ich mag nicht.«

      »Die Mizzi vom Lohhof ist da.«

      »Ich komme…!«

      Heidi ging zurück in die Küche, wo Mizzi Buchner bei Luise am großen Tisch saß und gerade in ein Stück Apfelkuchen biß, den Luise kurz zuvor gebacken hatte.

      »Ich find’s riesig bei euch«, sagte das ausgenommen aparte Mädchen. »Vor allem wie ihr miteinander umgeht, das ist schon toll.«

      Heidi lächelte dünn, und Luise lachte.

      »Frag gleich mal die Steffi, ob die’s auch so sieht«, erwiderte die Seniorchefin des Bergerhofs.

      »Wieso?« Mizzi sah die beiden Bergerhof-Frauen abwechselnd an. »Was ist mit Steffi?«

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