Der neue Sonnenwinkel 75 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel 75 – Familienroman - Michaela Dornberg


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meine Liebe, und darüber vergisst du alles. Denke mal daran, dass dieser nette Kollege von Jens unheimlich an dir interessiert war. Du hast ihm nicht einmal die Chance gegeben, dich anrufen zu dürfen.«

      Ausgerechnet Nicki musste ihr so etwas sagen! Ihre Freundin, die in ihrem Privatleben ein ziemliches Durcheinander hatte. Roberta sagte ihr das jetzt allerdings nicht, obwohl sie immer offen und ehrlich zueinander waren. Es würde zu endlosen Diskussionen führen, und darauf hatte sie jetzt keine Lust. Außerdem hatte sie das mit Paula doch mehr mitgenommen, als sie es für möglich gehalten hätte.

      »Nicki, dieser Felix Stein, so hieß er doch, nicht wahr, der war ein angenehmer Unterhalter. Aber für mich, um jetzt mal deine Worte zu gebrauchen, null Erregung.«

      Nicki begann zu lachen.

      »Also gut, dieser Punkt geht an dich, Felix reißt wirklich niemanden vom Hocker. Aber es gibt ja auch noch andere Männer auf der Welt, und die wirst du nicht kennenlernen, wenn du weiterhin dieses Auffanglager bist. Du glaubst nicht, wie schnell sich das herumsprechen wird. Paula hat es immerhin von Babette, und dann wird es vielleicht irgendwann eine Claudia, eine Lore, eine Mia oder was weiß ich geben, und alle werden sie bei dir anklopfen oder dir ihre Kinder vor die Tür legen.«

      Roberta hatte einfach keine Lust, jetzt mit ihrer Freundin weiter über dieses Thema zu sprechen, deswegen wechselte sie das Thema.

      »Sag mal, Nicki, du warst erst ziemlich enthusiastisch wegen einer Wohnung in unserem Neubaugebiet, und nun höre ich darüber nichts mehr.«

      Roberta spürte, dass es Nicki ziemlich unangenehm war, jetzt ausgerechnet darüber zu reden.

      »Ach …, das ist passé.«

      Eine knappe Ansage, wenn man bedachte, dass Nicki drauf und dran gewesen war, in den Sonnenwinkel ziehen zu wollen, in dem sie doch eigentlich nicht einmal tot überm Zaun hängen wollte.

      Normalerweise begnügte Roberta sich mit solchen Aussagen, hinterfragte sie nicht. Doch diesmal wollte sie Nicki nicht so einfach davonkommen lassen, besonders nicht, weil sie die Hintergründe wirklich interessierten.

      »Nicki, was heißt das? Hast du etwas anderes in Aussicht? Du wolltest deine Wohnung doch Jens Odenkirchen verkaufen, weil der für sich und die Frau, die er heiraten wollte, mehr Platz brauchte.«

      Roberta glaubte zu spüren, wie Nicki jetzt die Augen verdrehte. Sie kannten sich halt nicht nur gut.

      »Es hat sich erledigt«, antwortete Nicki nach einer kurzen Pause, Wieder hinterfragte Roberta es, ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit.

      »Was heißt das, Nicki? Erledigt? Lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, sonst sprudelt es nur so aus dir heraus.«

      »Also gut, Roberta, die Hochzeit wird nicht stattfinden, diesmal war es nicht die Frau, die ihn verlassen hat, sondern der gute Jens hat kalte Füße bekommen. Es ist ihm wohl bewusst geworden, dass er als Ehemann nicht weiterhin munter von einer Blüte zur nächsten fliegen kann.«

      Ihre Freundin Nicki und deren Nachbar!

      Roberta war wirklich eine äußerst kluge Frau, doch aus den beiden wurde sie einfach nicht schlau. Sie war ja nach wie vor der Meinung, dass Nicki und Jens das ideale Paar waren, doch sie hütete sich davor, das noch einmal zu erwähnen. Sie hatte sich in dieser Sache nicht nur einmal den Mund verbrannt.

      Weil sie sich halt so gut kannten, musste Nicki noch etwas hinzufügen, weil Roberta nichts gesagt hatte.

      »Komm, sprich es aus, Roberta«, forderte Nicki ihre Freundin auf, »lass deinen Spruch los, was für ein wundervolles Paar Jens und ich sind. Nun ist ja alles wieder offen, nicht wahr?«

      Roberta fühlte sich durchschaut. Es stimmte tatsächlich, sie hielt Jens und Nicki für das perfekte Paar, und das in jeder Hinsicht, optisch, sie verstanden sich blendend. Doch man konnte niemanden zu seinem Glück zwingen.

      »Stimmt«, gab Roberta zu, »doch ich werde ganz gewiss nicht mehr davon anfangen, Nicki. Es ist schade, dass sich das mit der Wohnung hier zerschlagen hat. Ich hätte dich sehr gern in meiner Nähe gehabt wie in früheren Zeiten. Wir sehen uns viel zu selten. Ich vermisse unser häufiges Beisammensein schon.«

      »Ich doch auch, Roberta. Ich verspreche dir, so oft wie es nur geht zu dir in den Sonnenwinkel zu kommen. Doch es gibt auch die umgekehrte Richtung. Raff dich häufiger auf, auch mal zu mir zu kommen. Das solltest du ebenfalls bedenken, ehe du dir wieder so einen Pflegefall ins Haus holst.«

      »Nicki, lass es gut sein«, mahnte Roberta, und Nicki bekam sofort ein schlechtes Gewissen. »Tut mir leid, das hätte ich jetzt nicht sagen dürfen. Wenn du so willst, kann ich mich ja in die Reihe der Pflegefälle mit einfügen. Was du schon alles für mich getan hast, immer noch tust.«

      Das wollte Roberta nicht hören, weil es für sie ganz selbstverständlich war, für Nicki da zu sein. Jetzt wechselte sie das Thema und begann über Julia und Tim zu sprechen.

      »Jetzt sind die beiden endgültig weg, und glaub mir, Nicki, das fühlt sich richtig komisch an, und es macht einen traurig, zu wissen, dass die Ära ›Seeblick‹ für immer vorbei ist. So etwas bekommen wir niemals wieder, für viele der Stammgäste war es ja so etwas wie ein zweites Wohnzimmer.«

      Das bestätigte Nicki sofort.

      »Nun ja, auf jeden Fall muss sich unsere gute Alma jetzt keine Sorgen mehr machen, dass dir ihre Kochkünste nicht mehr genügen, und du deswegen in den ›Seeblick‹ gehst. Diese überflüssigen Bedenken hatte sie ja immer, dabei kann Alma es jederzeit mit diesen beiden Spitzenköchen aufnehmen. Ich könnte mich in alles hineinknien, was Alma kocht. Ich liebe sie überhaupt über alles, weil sie ein so warmherziger Mensch ist. Und glaube mir, liebe Roberta, das sage ich jetzt nicht, weil sie mir immer Essen mitgibt, wenn ich euch besuche.«

      Nicki seufzte. »Alles verändert sich. Irgendwie sind Julia und ihr Tim zu beneiden, dass sie aus einer sehr gesicherten Existenz heraus den Absprung in eine ungewisse Zukunft geschafft haben. Das ist ein Risiko, und ich finde, das geht man nur ein, wenn man sich miteinander sehr sicher fühlt, dass man das Privatleben voranstellt.«

      Beinahe hätte Roberta jetzt gesagt: wie seinerzeit auch Roberto mit der Entscheidung, alles aufzugeben, in die Toscana zu gehen. Sie verkniff es sich, doch das hätte sie nicht gemusst, weil Nicki von sich aus davon anfing.

      »Julia und Tim, und zuvor hat Roberto ja auch nichts anderes getan, als alle Zelte abzubrechen. Und nun sitzt er mit Frau und Kindern in der großartigen Toscana. Ich möchte nicht darüber nachdenken, dass eigentlich ich die Frau an seiner Seite hätte sein können.«

      Nicki konnte es einfach nicht lassen, immer wieder davon anzufangen, dabei war sie es doch gewesen, die Schluss gemacht, die Roberto verlassen hatte, der wirklich sehr unter dieser Trennung gelitten hatte. Auch wenn Nicki immer das Gegenteil behauptete, Roberta war überzeugt davon, dass sie es nicht loslassen konnte, dass der Schatten von Roberto noch immer in deren Leben herumgeisterte.

      »Nicki, quäle dich doch nicht mehr mit den Gedanken an die Vergangenheit, an Roberto, es ist für immer und alle Zeiten vorbei.«

      Nicki widersprach sofort, doch ihre Stimme klang dabei nicht überzeugend.

      »Roberta, das weiß ich doch. Aber manchmal frage ich mich einfach, ob ich damals nicht einen ganz großen Fehler gemacht habe.«

      Roberta beschloss, jetzt dazu nichts mehr zu sagen. Zum Glück litt Nicki nicht ständig unter dieser Trennung, aber wenn sie sich an Roberto erinnerte, konnte sie sich ganz gehörig in etwas hineinsteigern. Das musste sie also jetzt auf jeden Fall verhindern. Sie begann über alles Mögliche zu reden und brachte sich damit beinahe um Kopf und Kragen. Und natürlich durchschaute Nicki das.

      »Liebste Freundin, ich habe dir mehr als nur einmal gesagt, was für eine grottenschlechte Schauspielerin du doch bist. Also lass es. Es ist wirklich alles gut. Ich habe keine Ahnung, wohin meine Reise noch gehen wird, mit Roberto sollte ich sie offensichtlich nicht antreten, denn wäre er mein wirklicher Mr Right gewesen, hätte ich mich nicht von ihm getrennt. Ich sage


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