Der neue Sonnenwinkel 75 – Familienroman. Michaela Dornberg
noch sehr wichtig war, dass sie sich auf ihn freute. Schließlich war er der erste Mann nach Horst gewesen, und Alex hatte sie akzeptiert wie sie war. Mehr noch, Alex hatte ihr das Gefühl vermittelt, eine begehrenswerte Frau zu sein. Er war an ihrer Seite gewesen, als sie diese unangenehmen Auseinandersetzungen mit Horst gehabt hatte, der in wenigen Tagen nicht mehr ihr Ehemann sein würde. Und ihre erste flüchtige Begegnung auf dem Bauernmarkt, die war schon magisch gewesen. Zumindest hatte sie das so empfunden, und seine Worte würde sie ebenfalls niemals vergessen, dass eine Frau wie sie sich ihre Blumen niemals selbst kaufen sollte.
Hatte sie sich da in etwas verrannt, weil so etwas noch niemand zu ihr gesagt hatte? Weil sie ausgehungert nach Worten gewesen war, die ihr selbst galten, nicht der Person, die sie über viele Jahre hinweg sein musste, von Horst erschaffen, der seine verstorbene Frau nicht loslassen konnte?
Ihre Gedanken drifteten ab in eine Richtung, die nichts weiter als Spekulation war.
Sie würde Alex gleich treffen, und eines stand fest, Bea freute sich darauf. Kam es nicht einzig und allein darauf an? Und das, was geschehen war, durfte sie auch nicht überbewerten. Sie standen ganz am Anfang ihrer Beziehung, nicht einmal die sogenannten Werbewochen waren vorbei. Sie hatten geglaubt zu wissen, wie der andere tickte, geglaubt, wohlgemerkt. Und das war dann halt in die Hose gegangen.
Bea beeilte sich, nach Hohenborn zu kommen, und als sie dort ihr Auto parkte, ärgerte sie sich ein wenig. Sie hätte sich doch etwas anderes anziehen sollen, vielleicht ein Kleid, weil Alex sie darin besonders hübsch fand.
Es war zu spät, außerdem hatte sie sich doch ganz fest vorgenommen, in erster Linie ihr eigenes Ding zu machen und keine Erwartungshaltungen zu erfüllen.
Schluss, aus.
Sie freute sich darauf, Alex zu treffen, und deswegen beeilte sie sich, zu dem kleinen Café zu kommen, mit dem Resultat, dass sie zu früh war, von Alex war noch keine Spur zu sehen. Warum denn auch, sie war mehr als eine Viertelstunde zu früh.
Doch das machte nichts, schließlich musste sie nicht in eisiger Kälte draußen stehen und auf ihn warten. Das war lediglich ein Gedankenspiel, denn draußen war es mild, und es schien die Sonne. Bea deutete das allerdings nicht als ein gutes Zeichen. Sie suchte einen schönen Tisch aus an einem der Fenster, ein wenig abseits von den anderen Tischen. Sie glaubte zwar nicht, dass es mit Alex eine heftige Auseinandersetzung geben würde. Doch es ging die Leute nichts an, was sie miteinander zu besprechen hatten. Es gab ja Menschen, die sich am liebsten zu einem an den Tisch setzen würden, um nur ja jedes Wort mitzubekommen, das da gesprochen wurde.
Bea bestellte sich bei der freundlichen Bedienung keinen Kaffee, sondern einen grünen Tee. Dann griff sie nach einem zufällig auf dem Tisch liegenden Prospekt und vertiefte sich in den. Das war auch eine Möglichkeit, Zeit totzuschlagen.
*
Vielleicht hatte jemand den Prospekt vergessen, oder der Besitzer des Cafés war ein Tierschützer und wollte seine Gäste auf die Bedrohung von Elefanten durch Wilderer aufmerksam machen. Wie auch immer, der Text war aufrüttelnd, weil man sich viel zu wenig Gedanken um Elefanten machten, weil sie von einem viel zu weit weg waren. Sie überlegte, ob sie nicht auch dem Spendenaufruf folgen sollte, als sie zusammenzuckte, weil sie ihren Namen hörte.
Sie hatte nicht mitbekommen, dass Alex das Café betreten hatte und nun vor ihr stand. Er trug eine Jeans, einen lässigen blauen Pullover, ein Outfit, das besonders gut zu seinen blonden Haaren und seinen blauen Augen passte.
Bea merkte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.
»Alex …«
Sie wollte etwas sagen, doch sie brachte kein einziges Wort über ihre Lippen. Man konnte vor lauter Entsetzen verstummen, doch umgekehrt war es ebenfalls möglich, wenn man sich freute.
»Ich bin aber nicht zu spät«, sagte er, deutete auf seine Armbanduhr.
Sie lächelte ihn an.
»Nein, bist du nicht, ich war zu früh. Vielleicht, weil ich es kaum erwarten konnte, dich zu sehen.«
Er erwiderte ihr Lächeln, und in ihrem Inneren ging die Sonne auf. Was für Gedanken sie sich doch gemacht hatte, und nun waren sie dahin wie Schnee in der Sonne.
»Das hast du schön gesagt, Bea.«
Er setzte sich, ergriff sofort ihre Hand, was ihr nicht unangenehm war.
»Du bist wunderschön«, bemerkte er, was bei ihr herunter ging wie Öl. Bestimmt hätte er noch mehr Komplimente gemacht, doch die Bedienung kam, um seine Bestellung aufzunehmen. Er wollte nur einen Kaffee trinken, allerdings einen Becher. Und Bea bestellte sich einen weiteren grünen Tee.
Sie sprachen nicht miteinander, schauten sich nur an, und das war gut so, denn die Bedienung kam erstaunlich schnell mit den Getränken zurück.
Als sie wieder weg war, ergriff Alex das Wort.
»Danke noch mal, dass du dich gemeldet hast. Es war dumm von mir, mich wie ein schmollender Junge zu benehmen. Doch da muss ich dir etwas erklären. Nach meiner Scheidung hatte ich hier und da mal Affären, doch es war nichts Ernstes. Als ich dich zum ersten Male auf dem Marktplatz erblickte, wusste ich, dass du die Frau bist, auf die ich gewartet habe. Und ich war überglücklich, dass das Schicksal uns erneut zusammenführte …, ich wusste sofort, dass du die Frau bist, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Ich habe es dir nicht gesagt, obwohl es mir auf der Seele brannte, um dich nicht zu überfordern, weil du ja erst die Scheidung hinter dich bringen musstest. Also plante ich für mich allein unser Leben.«
Erst hatte Bea sich wieder auf der Wolke der Glückseligkeit befunden nach all den wundervollen Worten, die er da gesagt hatte, doch seine letzten Worte ließen sie unsanft herunterpurzeln.
Was hatte er da gesagt?
Hatte sie richtig verstanden, dass er bereits ihr gemeinsames Leben geplant hatte? Geplant! Bei Bea gingen alle Alarmglocken an. Das hatte auch Horst getan, und so etwas wollte sie niemals mehr haben.
Sie verkniff sich eine Bemerkung. Mal sehen, was er noch zu sagen hatte. Aber sie entzog ihm ihre Hand, was er allerdings überhaupt nicht mitbekam. Er wirkte irgendwie wie entfesselt, oder aber er war einfach nur froh, endlich das aussprechen zu können, was ihm auf der Seele brannte.
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