Butler Parker 181 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 181 – Kriminalroman - Günter Dönges


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im Fond des Wagens Platz genommen hatte, setzte Parker sich ans Steuer und ließ sein hochbeiniges Monstrum langsam anrollen.

      Er umfuhr die Blumenrabatte in der Mitte des Vorplatzes und steuerte dann das schmiedeeiserne Einfahrtstor an. Als er es passierte, entdeckte er ohne Schwierigkeiten den Wagen, in dem man auf Mylady und ihn wartete. Es handelte sich um einen kleinen Sportwagen italienischer Schule, in dem zwei Männer saßen. Sie trugen Sonnenbrillen und studierten unnötigerweise eine Stadtkarte.

      Nachdem Parker den Wagen passiert hatte, setzte der Sportwagen sich in Bewegung und nahm die Verfolgung auf. Die Dinge erhielten damit ihren fest vorausgeplanten Verlauf.

      *

      »Ich werde doch wohl hoffentlich verfolgt, oder?« erkundigte sich Agatha Simpson bereits nach wenigen Minuten.

      »In der Tat, Mylady«, erwiderte der Butler, »es handelt sich um einen italienischen Sportwagen mit zwei Insassen.«

      »Und wo werde ich die beiden Lümmel zur Rede stellen, Mr. Parker?«

      »Hegen Mylady spezielle Wünsche?«

      »Ich lasse Ihnen da völlig freie Hand, Mr. Parker.«

      »Wären Mylady mit dem Flughafen einverstanden?«

      »Genau das wollte ich gerade sagen, Mr. Parker.« Sie nickte wohlwollend, »wie gut Sie mich doch inzwischen verstehen. Nur weiter so.«

      Parker enthielt sich einer Antwort und konzentrierte sich auf den Straßenverkehr. Er fuhr über die M4 und ging davon aus, daß sich hier auf der sehr belebten Schnellstraße wohl kaum etwas ereignen würde. Dennoch blieb er auf der Hut. Vince Preston hatte jahrelang in den Staaten gelebt und entsprechende Mitarbeiter engagiert. Gangster dieses Zuschnitts waren nicht zimperlich.

      Parker konnte sich ferner vorstellen, daß ein Kraftprotz wie Vince Preston alles daransetzen würde, die erlittene Scharte wieder auszuwetzen. Niederlagen ertrugen solche Menschen nicht. Sie wollten um jeden Preis das letzte Wort haben.

      In der Höhe von Cranford Park verließ Parker mit seinem Wagen die M4 und bog nach Süden ab. Der kleine Sportwagen folgte beharrlich, und der Fahrer gab sich noch nicht mal die Mühe, dies zu verschleiern.

      Doch damit befand er sich bereits auf der Verliererstraße. Parker konnte in dieser Region, die nicht mehr so dicht bebaut war, die Kraft seines Wagenmotors geschickt ausspielen. Er gaukelte dem Fahrer des Sportwagens nun vor, sich absetzen zu wollen, ließ sich dann wieder einholen und machte sich zum gehetzten Wild, das nur noch die angstvolle Flucht kennt. Dieses neckische Spiel trieb er einige Minuten lang, bis er die Verfolger genau dort hatte, wohin er sie haben wollte. Als ein freies Gelände erreicht war, täuschte Parker einen Motordefekt vor. Er legte einen der vielen Kipphebel auf dem Armaturenbrett um und produzierte augenblicklich eine weiße Dampfwolke, die aus dem Kühlerverschluß drang. Parker verriß einige Male das Steuer, brachte das hochbeinige Monstrum in Schaukelbewegung und minderte dann jäh das Tempo.

      Die beiden Verfolger im Sportwagen schöpften keinen Verdacht. Blitzschnell holten sie auf und schoben sich mit dem Sportwagen an den immer langsamer werdenden schwarzen Wagen des Butlers heran. Der Beifahrer stemmte sich aus dem Sitz und gab Parker ein Zeichen, anzuhalten.

      Der Butler kam diesem Wunsch nach und ließ seinen Wagen ausrollen. Gleichzeitig öffnete er das Wagenfenster und machte sich bereit, seinen Verfolgern eine Überraschung zu servieren. Sie bestand aus einem völlig normal aussehenden Kugelschreiber, deren beide Hälften er gegeneinander verdrehte. Anschließend warf er diesen Kugelschreiber mit leichter Hand in den offenen Sportwagen.

      Und dann passierte es bereits ...

      Aus dem Kugelschreiber schoß eine weiße Nebelwolke, die dem Fahrer die Sicht nahm. Er bremste übertrieben hart, brachte seinen Wagen ins Schlingern und anschließend von der Straße. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Sportwagen auf einer sumpfigen Wiese landete und mit den Reifen tief einsackte.

      »Wegen mir hätte der Wagen sich überschlagen können«, sagte die ältere Dame boshaft, »Sie haben wieder mal zuviel Rücksicht genommen, Mr. Parker.«

      »Hoffentlich können Mylady meiner Wenigkeit noch mal verzeihen«, lautete Parkers Antwort. Er stieg aus und wartete auf das Erscheinen der Männer, die im dichten Nebel verschwunden waren. Auch der Sportwagen war jetzt nicht mehr zu sehen.

      In Parkers schwarz behandschuhten Händen befand sich eine Gabelschleuder, die einen soliden Eindruck, machte. Die beiden Gummistränge, die vorn an den Gabelenden befestigt waren, warteten auf viel Kraft, um sich dehnen zu lassen.

      In der Lederschlaufe der Zwille lag bereits das erste Spezialgeschoß des Butlers. Es handelte sich um eine Tonmurmel, die der Butler aus einer seiner vielen Westentaschen geholt hatte. Lady Agatha hatte inzwischen ebenfalls den Wagen verlassen und räsonierte.

      »Natürlich sind die beiden Subjekte längst davongelaufen«, meinte sie verärgert, »Sie haben die Lage wieder mal falsch eingeschätzt, Mr. Parker, und ich ...«

      »Der Beifahrer, Mylady«, meldete Parker, als der erste Mann aus der dichten Nebelwand kam und hustete.

      »Damit habe ich gerechnet, Mr. Parker«, erklärte sie umgehend, »warum schießen Sie denn nicht endlich?«

      »Mit Myladys Erlaubnis möchte meine Wenigkeit nicht den zweiten Mann unnötig warnen«, gab Josuah Parker zurück.

      »Unsinn, er liegt bestimmt auf der Wiese.«

      Sie hatte ihren Satz noch nicht ganz beendet, als der zweite Mann in den Nebelschwaden, die sich bereits auflösten, erschien. Auf ihn konzentrierte sich der Butler, zumal dieser Mann ungeniert eine Waffe in der rechten Hand hielt.

      Josuah Parker hob die Schleuder, zielte kurz und schickte dann die Tonmurmel auf die Reise. Der Butler kümmerte sich nicht weiter um diesen Verfolger, der übrigens bereits getroffen wurde, die Arme hoch in die Luft warf und dann wegsackte.

      Die zweite Tonmurmel war unterwegs.

      Der Beifahrer wollte nach seiner Stirn greifen, doch er fand dazu nicht mehr die Kraft. Er rutschte nach hinten weg und landete im sumpfigen Gras. Parker steckte die Gabelschleuder zurück in die Innentasche seines Covercoats, den er zuknöpfte, bevor er sich in Bewegung setzte. Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, schritt Parker dann würdevoll auf die beiden Männer zu, die sich nicht mehr rührten.

      Mit wenigen Handgriffen entwaffnete Parker sie, suchte und fand ihre Brieftaschen, ließ sie im Covercoat verschwinden und widmete sich dann seiner Herrin, die energisch auf ihn zukam.

      »Mylady sollten vielleicht auf die kleinen Wasserlöcher achten«, rief Josuah Parker.

      »Machen Sie sich nur keine Sorgen«, erwiderte sie unternehmungslustig, »ich habe ja schließlich Augen im Ko ...«

      Zu mehr reichte es nicht.

      Agatha Simpson trat voll in ein Wasserloch und stand plötzlich bis zu den Knien in einer dunklen, moorigen Brühe.

      »Sie haben mich absichtlich abgelenkt, Mr. Parker«, grollte sie prompt und schoß einen eisigen Blick auf ihren Butler ab, »darüber wird noch gesprochen werden, Mr. Parker. Sie wollten mir einen Streich spielen.«

      Es kostete Josuah Parker einige Mühe, ernst zu bleiben.

      *

      »Es kann sich doch nur um ein Mißverständnis handeln«, sagte Mike Rander, nachdem er Myladys Geschichte gehört hatte. »Mr. Parker dürfte über jeden Zweifel erhaben sein, Mylady.«

      »Er sah dieses Wasserloch, doch er warnte mich nicht«, behauptete Agatha Simpson, »aber ich werde mir das merken.«

      »Darf ich Mylady noch mal versichern, daß meine Wenigkeit völlig ahnungslos war?« fragte Josuah Parker. In seinem glatten Gesicht regte sich kein Muskel.

      »Und dann ließen Sie auch noch die beiden Subjekte laufen«, beschwerte sich Lady Agatha weiter, »ich hätte schon die Wahrheit aus ihnen herausgeholt.«

      »Welche Wahrheit, Mylady?« wollte der Anwalt


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