Butler Parker 178 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 178 – Kriminalroman - Günter Dönges


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bescheidene Wenigkeit erlaubt sich, Sie, Mr. Craine, Lady Simpson vorzustellen.«

      »Lady Simpson?« Bernie Craine hüstelte nervös. Dieser Name schien ihm einiges zu sagen. Die beiden anderen Männer hingegen glaubten wohl an einen Scherz.

      »Woher hast du denn diese Ulknummern, Bernie?« fragte der kleinere der beiden Männer.

      »Die sind ja direkt variétereif«, urteilte der zweite Gast und lachte schallend.

      »Meinen Sie mich?« erkundigte sich die ältere Dame. Ihr perlenbestickter Pompadour geriet in leichte Schwingung.

      »Klar doch, altes Mädchen«, erwiderte der Kleinere und lachte ebenfalls hemmungslos. Lady Agatha nickte erfreut ob dieser Antwort, schob ihre majestätische Fülle vor und ... verabreichte dem Lachenden eine ihrer gefürchteten Ohrfeigen.

      Der so Behandelte flog fast aus dem Ledersessel und lachte nicht mehr.

      »Sagten Sie altes Mädchen zu mir?« fragte Agatha Simpson den zweiten Gast.

      »Ich ... ich hab’ kein Wort gesagt«, behauptete der Mann und hob abwehrend die Hände, dabei zog er unwillkürlich den Kopf ein. Doch dann jaulte er gequält auf. Lady Agatha hatte die Spitze ihres linken Schuhs gegen das rechte Schienbein des Mannes gesetzt.

      »Wagen Sie es nicht noch mal, eine wehrlose Frau zu beleidigen«, warnte Agatha Simpson die beiden Männer, »ich könnte sonst nämlich ärgerlich werden.«

      »Guter Gott, was haben Sie da getan?« Bernie Craine war kreidebleich und rang die Hände, »das sind... Äh... Also wissen Sie, Lady, es sind meine Gäste.«

      »Wer sind die beiden Subjekte?« wollte die Detektivin umgehend wissen.

      »Eine baldige Antwort wäre angebracht«, schaltete Josuah Parker sich höflich ein.

      »Zwei Besucher aus den Staaten«, erwiderte Bernie Craine hastig, »ich kenne ihre Namen noch nicht und ...«

      »Sie haben die Stirn, mich belügen zu wollen?« Agatha Simpson klatschte ihren Pompadour auf die Brust des Nachtclubbetreibers. Bernie Craine atmete daraufhin zischend aus und wurde in den Sessel zurückgeworfen. Dann schnappte er nach Luft und fingerte nach seiner Brustpartie. Er hatte das Gefühl, von einem auskeilenden Pferd getroffen worden zu sein.

      »Hale Brady und Lefty Sonteff«, stöhnte Craine, »sie wollen hier in London einen Club aufmachen.«

      »Sie wollen nicht zufällig gestohlene Autos aufkaufen?« fragte die ältere Dame ungewöhnlich freundlich. Sie verzichtete wieder mal auf jede Einleitung und kam sofort zur Sache.

      »Gestohlene Autos?« Craine zwinkerte nervös. »Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Mr. Parker wird Ihnen die Einzelheiten mitteilen, mein Bester.« Die ältere Dame hatte Flaschen und Gläser auf einem Beistelltisch entdeckt und bediente sich umgehend. Sie entschied sich für einen doppelten Brandy. Die Besucher aus den Staaten blickten völlig konsterniert auf die Gäste. Sonteff, der kleinere der beiden Männer, strich vorsichtig über seine brennende Wange, Brady massierte sein schmerzendes Schienbein. Bernie Craine tastete sich mit der linken Hand vorsichtig an eine auf dem Schreibtisch angebrachte Klingel heran.

      »Mylady würde es mit Sicherheit als einen unfreundlichen Akt betrachten, Mr. Craine, falls Sie die Klingel betätigen sollten«, erklärte Josuah Parker höflich, worauf Craine hastig seine Hand zurückzog und sich zum Ausgleich mit seiner leicht geprellten Brustpartie befaßte.

      »Sie also lassen Luxuswagen stehlen«, schaltete die Detektivin sich ein, die nachhaltig ihren Kreislauf gestützt hatte. Ihre Wangen färbten sich rosig. Sie blickte streng auf Craine.

      »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Sie eigentlich reden«, antwortete der Betreiber des Nachtclubs schnell.

      »Mylady geht davon aus, Mr. Craine, daß Sie Personen kennen, die in diesem Gewerbe tätig sind«, fügte der Butler hinzu, »und dazu sollten Sie sich vielleicht ein wenig ausführlicher äußern.«

      »Wagen werden doch immer gestohlen«, meinte Craine, »das ist ein alter Hut.«

      »In diesem speziellen Fall scheint man es jedoch auf Luxuswagen abgesehen zu haben, von denen als sicher anzunehmen ist, daß sie ihre Käufer finden werden.«

      »Ich ... Ich könnte mich ja vielleicht mal umhören«, schlug Bernie Craine vor.

      »Mit einem Namen und der entsprechenden Adresse wäre Mylady bereits gedient«, antwortete der Butler.

      »Oder soll ich noch mal beleidigt werden?« erkundigte sich Lady Agatha hoffnungsfroh und versetzte ihren Pompadour erneut in leichte Schwingung.

      »Jimmy Stoker«, gab Craine schleunigst zurück, »aber von mir haben Sie den Namen nicht. Ich habe kein Wort gesagt. Ich weiß von nichts.«

      »Und wo kann Mylady besagten Mr. Jimmy Stoker finden?« lautete Parkers nächste Frage.

      »Auf der anderen Seite der Themse, in Lambeth«, erwiderte Craine, »in der Nähe vom Hospital. Stoker hat da einen Lkw-Verleih.«

      »Verdammt, was ist hier eigentlich los?« fragte der Mann aus den Staaten, der Sonteff hieß.

      »Das hier alles kann doch nicht wahr sein«, wunderte sich sein Begleiter der laut Craine Hale Brady hieß.

      »Sie hatten soeben die Ehre, Lady Simpson kennenlernen zu dürfen«, sagte Josuah Parker gemessen, »Sie sollten sich dieses Vorzugs bewußt sein.«

      »Wollen Sie mich vielleicht noch mal angreifen?« fragte die ältere Dame.

      »Kein Gedanke daran, Lady Simpson«, warf Bernie Craine hastig ein, »ich sag’ das auch für meine Besucher.«

      »Schade, sehr schade«, erwiderte die ältere Dame, »Mr. Parker, wäre da sonst noch etwas?«

      »Mylady verfügen über alle Informationen, die zur Zeit benötigt werden«, erklärte Josuah Parker, »zu einem späteren Zeitpunkt können Mylady ja durchaus noch mal zurückkommen.«

      »Mit Vergnügen«, lautete ihre Antwort, »ich weiß bereits jetzt, daß ich mich hier nie langweilen werde.«

      *

      »Natürlich sind die beiden Lümmel aus den Staaten die Aufkäufer der gestohlenen Luxuswagen, Mr. Parker«, behauptete Agatha Simpson fünf Minuten später. Sie saß wieder im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und hatte den Fall aus ihrer Sicht bereits gelöst.

      »Ein reizvoller Gedanke, Mylady«, kommentierte der Butler höflich die Feststellung seiner Herrin.

      »Ich hätte die beiden Subjekte zu mir ins Haus einladen sollen«, redete Lady Agatha munter weiter. »Dort hätte ich mich dann in aller Ruhe mit ihnen unterhalten können.«

      »Mylady verzichteten jedoch darauf, um diesem erwähnten Mr. Jimmy Stoker einen Besuch abzustatten.«

      »Richtig, da gibt es ja noch diesen Straker«, sagte sie und bewies damit, daß sie sich wieder mal einen Namen nicht merken konnte.

      »Stoker, Mylady, Jimmy Stoker«, korrigierte Parker geduldig. Er kannte ihre Schwäche.

      »Wie auch immer, Mr. Parker«, Ihre Stimme nahm einen ungeduldigen Klang an. »Also gut, vielleicht finde ich dort bereits die beiden gestohlenen Wagen.«

      »Mit Überraschungen ist stets zu rechnen, Mylady. Mr. Craine könnte die bewußte Adresse absichtlich genannt haben, um Mylady in eine Falle zu locken.«

      »Dann wird dieser Lümmel aus dem Nachtclub aber noch einiges erleben«, gab Agatha Simpson munter zurück, »so etwas würde ich mir nie bieten lassen.«

      Ein Gefühl für Gefahr war Lady Agatha unbekannt. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, daß ihr ernstlich etwas passierte. Sie hielt es einfach für selbstverständlich, daß man sie respektierte.

      Für Butler Parker lagen die Dinge selbstverständlich nicht so klar wie für Lady Simpson. Gewiß, seiner Ansicht nach waren die beiden Besucher


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