Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
meinte Parker gelassen. »Ich habe nämlich Zeit genug gehabt, den Apparat unbrauchbar zu machen!«
Die Reaktion von Coltax bestand in einem wütenden Aufschrei. Dann riß er eine Pistole aus der Tasche und feuerte auf Parker.
Parker wurde nicht getroffen. Dazu war er einfach zu schnell. Doch als Coltax einen zweiten Schuß anbringen wollte, schlug der Butler mit seinem Universal-Regenschirm zu.
Coltax brüllte auf, als die Waffe aus seiner Hand zu Boden fiel. Er wollte sich mit seinen nackten Fäusten auf den Butler werfen, doch Parker bremste den aufgebrachten und rasenden Mann mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Schirms.
Coltax stöhnte leise auf, sackte in sich zusammen und fiel in einen Bürosessel. Parker griff nach der Waffe, stellte sie sicher und wendete den Telefonapparat herum.
Mit einigen schnellen, geschickten Handgriffen reparierte er den absichtlich hervorgerufenen Fehler. Dann stellte er den Apparat wieder auf den Tisch und rief Criswood an.
Für ihn war der Fall erledigt. Zumal er das Geständnis von Coltax auf dem Miniatur-Tonbandgerät mitgeschnitten hatte!
18.30 Uhr!
Obwohl Coltax nicht mit Frisco gesprochen hatte, war die Kernladung drüben in Frisco nicht hochgegangen. Das stand inzwischen einwandfrei fest.
Criswood war innerhalb weniger Minuten wieder zu einem netten, höflichen Menschen geworden. Rander lächelte nur, wenn er Parker betrachtete. Es wunderte ihn kaum, daß der Butler wieder einmal überlegen durchs Ziel gegangen war.
Coltax befand sich bereits in Haft. Er saß draußen in einem Streifenwagen der Polizei und haderte mit seinem Schicksal.
»Bleibt die letzte Frage!« sagte Criswood. »Wo steckt das vierte A-Geschoß? Es kann sieh ja nicht in Luft aufgelöst haben. Hat Coltax darüber nichts gesagt?«
»Er schweigt sich aus, Sir«, erwiderte der Butler, »er muß wohl erst seiner grenzenlosen Enttäuschung Herr werden.«
»Ich bin erst wieder vollkommen ruhig, wenn dieses verdammte Ding sichergestellt ist. Aber jetzt können wir ja in aller Ruhe in Frisco danach suchen.«
»Warum in Frisco, Sir?« erkundigte sich Parker.
»Wissen Sie etwa, wo dieses Ding sich befindet?«
»Nur hier in Miami, Sir!«
»Wie kommen Sie denn darauf?« Criswood staunte nur noch.
»Weil man mir auf dem Umweg über Coltax zuerst weismachen wollte, daß ein betonschwerer Schrankkoffer nach Frisco transportiert wurde. Wozu dieser Umstand, fragte ich mich? Doch wohl nur, um Spuren zu verwischen und von Miami abzulenken.«
»Tatsächlich, das leuchtet ein, Parker. Aber wo hier in Miami?«
»Sie müßten das Versteck längst erraten haben, Sir.«
Mike Rander hatte bereits begriffen. Schließlich kannte er die Art der Beweisführung seines Butlers.
»Sie meinen?« Criswood getraute sich kaum, seinen Verdacht laut auszusprechen.
»Das sicherste Versteck ist dieses Büro«, sagte der Butler und deutete auf den Fußboden. »Wie ich mich bereits informiert habe, existiert dort ein Heizungskeller mit Öltanks und Brenner. Dort müßte sich das Geschoß befinden.«
»Das, das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte Criswood und griff sich unwillkürlich an den Kopf. »Das darf doch nicht wahr sein!«
»Ich weiß nicht, was Sie gegen solch eine Lösung einzuwenden haben«, meinte Anwalt Rander lächelnd. »An Ihrer Stelle würde ich zumindest mal nach suchen lassen!«
Criswood stutzte, lief dann aus dem Büro und kommandierte draußen mit seinen Leuten herum.
»Sind Sie sicher?« fragte Rander, sich dann an seinen Butler wendend.
»Vollkommen sicher, Sir, sonst hätten mich meine Gedanken zum erstenmal getrogen!«
»Dann wissen Sie auch sicher, wo sich die Dollarmillion befindet, oder? Die ist nämlich prompt abgeholt worden.«
»Sie kann sich meiner bescheidenen Meinung nach nur in dem Ferienhaus von Miß Ginger Coltax befinden, Sir. Dieses Ferienhaus befindet sich in der Nähe von Pennsuco in den Everglades, also nicht weit von der Stelle entfernt, wo die dollarschweren Koffer abgestellt werden mußten.«
Bevor Mike Rander etwas sagen könnte, stürmte Criswood herein. Schon allein seinem Gesicht war anzusehen, daß Parker ihm den richtigen Tip geliefert hatte.
»Stimmte haargenau«, sagte er überglücklich, »das verdammte Ding liegt unversehrt im Keller. Ich lasse es gleich wegschaffen! Sagen Sie, Parker, woher haben Sie das nun wirklich gewußt?«
»Nun ja, Sir, die CIA lieferte mir für meine Arbeit auf der »Insel der Haie‹ einen Miniaturgeigerzähler«, erinnerte der Butler und sein Gesicht nahm einen verschmitzten Ausdruck an. »Ich muß gestehen, daß ich vergaß, dieses Gerät wieder abzuliefern! Es leistete mir allerdings wertvolle Hilfe, als ich mich zum erstenmal mit Mister Coltax hier im Büro unterhielt. Es zeigte eine gedämpfte leichte Strahlung an, die mich mißtrauisch werden ließ.«
»Er arbeitet eben mit allen Tricks«, sagte Rander auflachend. »Er kann Ihnen auch den richtigen Tip geben, wie Sie die Dollarmillion wieder zurückholen können.«
»Diesmal glaube ich Ihnen, bevor ich den Beweis dafür habe«, antwortete Criswood. »Schade, wirklich schade, daß Sie nicht zur CIA wollen. Wir hätten da tolle Jobs für Sie parat, Parker!«
»Zur gegebenen Zeit werde ich auf Ihr Angebot zurückkommen«, meinte der Butler würdevoll, »im Augenblick sind Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit zu sehr beschäftigt.«
»Soll das heißen, daß Sie sich schon wieder in den nächsten Fall stürzen wollen, Parker?«
»Die Umstände zwingen Mister Rander und mich dazu, Sir! Chikago und seine Unterwelt verlangen dringend nach einer Schockbehandlung. Dieser Aufgabe möchte Mister Rander sich auf keinen Fall entziehen.«
»Sagen Sie lieber, daß Sie’s kaum erwarten können, bis es wieder losgeht«, wehrte Mike Rander entschieden ab. »Wer hetzt mich denn von Fall zu Fall?«
»Die widrigen Umstände, Sir«, gab der Butler gemessen zurück.
»Die demnach Josuah Parker heißen müssen«, erklärte Criswood auflachend. »Wenn es Sie nicht gäbe, Parker, müßte man Sie direkt erfinden!«
»Das dort ist sein Grab«, sagte der Angestellte und wischte sich seine groben, verarbeiteten Hände am Overall ab. »Viel ist noch nicht zu sehen. Aber kommen Sie mal in ein paar Wochen vorbei, dann steht die Kuppel. Dann werden Sie Augen machen!«
Parker nickte und wandte sich interessiert um.
Er stand auf dem Friedhof »Schattenhain« in Santa Monica. Ein Park hätte nicht besser gepflegt sein können. Es gab sattgrüne Rasenflächen, Trauerweiden, die eigentlich gar nicht traurig aussahen, Baumgruppen und viele Grabdenkmäler, die sich an pompösem Ausdruck zu übertreffen schienen.
»Wann wurde Mister Glenn Hastings beerdigt?« fragte Josuah Parker den Angestellten.
»Vor vier Wochen«, war die Antwort des biederen Mannes. »War übrigens 'ne miese Beerdigung.«
»Darf ich fragen, wie ich das verstehen soll?«
»Na ja, ich meine man so... Hastings war doch’n bekannter Bursche, oder etwa nicht? Und wer ging mit im Trauerzug? Ganze sechs Leutchen! Da kenn’ ich andere Begräbnisse!«
»War Mister Hastings tatsächlich so bekannt?« fragte Parker höflich.
»Na, hören Sie mal! Das war doch ’n Playboy, wie er im Buch steht.