Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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schwarzer Küchenpfeffer«, erläuterte der Butler, »übrigens eine ausgesuchte Qualität, wie Sie vielleicht inzwischen festgestellt haben.«

      »Verdammter Gauner...!« brüllte der junge Mann. Dann griff er den Butler übergangslos an. Er hatte die feste Absicht, noch einmal mit seinem Totschläger zuzulangen. Er holte weit aus und schlug dann zu, zumal Parker sich nicht vom Fleck weggerührt hatte.

      Der junge Mann erlebte seine zweite Niederlage.

      Bevor der Totschläger sein Ziel erreichen konnte, schob der Butler den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms unter das Armgelenk des jungen Mannes.

      Der Schläger brüllte auf.

      Er hatte das Gefühl, als sei sein Arm in Stücke zerbrochen worden. Er fiel auf die Knie und ließ einen zweiten Weinkrampf über sich ergehen.

      »Ich muß feststellen, daß Ihre Erziehung große Lücken aufweist«, tadelte der Butler, »wie ein Taschendieb sehen Sie nicht aus. Ein durchschnittlicher Wegelagerer sind Sie gewiß auch nicht. Wer gab Ihnen den Auftrag, meine Brieftasche zu durchsuchen? Sollte man Sie beauftragt haben, meine Identität festzustellen?«

      Der junge Mann stöhnte und rieb sich vorsichtig den schmerzenden Arm.

      »Einige kühle Umschläge werden genügen, um Sie wieder in Form zu bringen«, sagte Parker, »richten Sie Ihrem Auftraggeber aus, daß ich Überfälle nicht sonderlich schätzen.«

      »Dir zahlen wir’s noch heim!« drohte der heulende junge Mann. »Dich nehmen wir noch auseinander.«

      Parker, an Drohungen dieser und ähnlicher Art hinreichend gewöhnt, kümmerte sich nicht weiter um den Burschen. Er legte den Griff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und schritt von dannen.

      Ungehindert erreichte er den Ausgang des Friedhofes und wechselte hinüber zu seinem hochbeinigen Monstrum, das auf dem Parkplatz stand. Er setzte sich ans Steuer seines recht ungewöhnlichen Privatwagens und fuhr davon.

      Doch er bog schon in die erste Querstraße ein, wendete und beobachtete dann die Zufahrtsstraße zum Friedhof »Schattenhain«. Er wollte herausbekommen, wer ihn hatte niederschlagen und berauben wollen.

      Lange brauchte er nicht zu warten.

      Ein Ford tauchte auf und rollte langsam über die Hauptstraße. Am Steuer erkannte Parker den jungen Schläger, der sich während der Fahrt immer wieder die Augen wischte und sie mit einem Taschentuch austrocknete. Der ordinäre schwarze Küchenpfeffer schien noch immer zu wirken.

      Der Butler prägte sich das Kennzeichen des Wagens genau ein. Es beruhigte ihn zu sehen, daß der Ford hier in Los Angeles registriert war. Das vereinfachte die weiteren Ermittlungen.

      Minuten später, als er sicher sein konnte, daß der Ford auf der großen Durchgangsstraße war, verließ Parker die Seitenstraße und rollte würdevoll zurück zu seinem Hotel, ohne sich dabei um die teils entsetzten, teils amüsierten Blicke zu kümmern, die seinem Privatwagen galten.

      *

      »Wo haben Sie so lange gesteckt?« erkundigte sich Mike Rander, nachdem der Butler das geräumige Hotelzimmer betreten hatte. »Es wird langsam Zeit für uns. Die Maschine geht in einer guten Stunde. Sie wollen ja schließlich noch Ihr Monstrum verladen lassen, oder?«

      »Ich habe mir die Freiheit genommen, Sir, den Friedhof Schattenhain zu besuchen.«

      Mike Rander, der hinter dem Schreibtisch stand und einige Akten sortierte, sah ruckartig hoch.

      »Sie waren auf einem Friedhof?« fragte er dann überrascht.

      »In der Tat, Sir. Ich besuchte das Grab von Mister Glenn Hastings.«

      »Ich begreife!« Mike Rander sah seinen Butler kopfschüttelnd an. »Sie rechnen also immer noch damit, daß ich diesen Fall übernehme, wie?«

      »Noch ist es kein Fall, Sir, wenn ich mir diesen bescheidenen Hinweis erlauben darf.«

      »Stimmt haargenau, Parker. Und darum werden wir Los Angeles auch verlassen. Richard Hastings muß sich damit abfinden, daß sein Sohn nicht mehr lebt. Sinnlos, nach Rätseln zu suchen. Ich habe mir die Geschichte von ihm genau erzählen lassen.«

      »Glenn Richard ertrank auf See, wenn ich recht verstanden habe, Sir.«

      »Richtig, Parker. Er geriet mit seiner Motorjacht in einen plötzlichen Sturm. Das Boot kenterte, und Glenn Hastings ertrank. Er wurde nach Tagen erst gefunden und dann beigesetzt Was soll daran schon sensationell oder rätselhaft sein?«

      »Mister Richard Hastings vermutet jedoch ein Verbrechen, Sir.«

      »Ein Hirngespinst, weiter nichts...! Glenn Hastings war der typische Playboy, der auf Kosten seines Vaters lebte. Und das noch nicht einmal schlecht. Wieso sollte dieser Playboy einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein? Und das ausgerechnet auf hoher See? Nein, nein, Parker, die Sache ist klar für mich. Ein Vater will und kann sich mit dem Tod seines einzigen Sohnes einfach nicht abfinden. Das ist der einzige Grund, warum Richard Hastings ein Verbrechen vermutet Die Natur kann er schlecht anklagen, also sucht er nach einem Schuldigen, der für ihn greifbar ist.«

      »Darf ich Ihnen ein kleines Erlebnis erzählen, Sir?«

      »Erlebnis? Soll das heißen, daß Sie schon wieder was erlebt haben, Parker?«

      Der Butler nickte und nahm sich die Freiheit, von dem Zwischenfall auf dem Friedhof zu berichten.

      Mike Rander hörte schweigend und fast desinteressiert zu. Er nahm sich noch nicht einmal die Mühe, dieses Desinteresse zu verbergen. Er wollte einfach nicht in einen neuen Kriminalfall hineingezogen werden. Schließlich war er Anwalt und Strafverteidiger in Chikago. Dort gab es genug für ihn zu tun.

      Es war ein reiner Zufall, daß er mit Richard Hastings, dem Vater des ertrunkenen Glenn Hastings, zusammengetroffen war. Mike Rander hatte im Rahmen einer juristischen Beratung für einen Ölaufsichtsrat seinen alten Klienten Richard Hastings wiedergetroffen. Und war dann gleich mit der wirklich tragischen Geschichte von und um Glenn Hastings’ Tod konfrontiert worden.

      »Ich würde also zu behaupten wagen, Sir, daß dieser junge Schläger nur den Auftrag hatte, meine Identität festzustellen«, schloß der Butler in diesem Moment seine Geschichte.

      »Ihrer Ansicht nach stand der Bursche also seit Tagen auf dem Friedhof und wartete darauf, daß sich irgendein Besucher das Grab von Glenn Hastings zeigen ließ«, spottete Mike Rander und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wenn Sie mich fragen, Parker, dann sind Sie an einen Ganoven geraten, der sich auf Friedhöfe spezialisiert hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!«

      »Darf ich fragen, Sir, warum der junge Mann nach dem Diebstahl der Brieftasche nicht sofort die Flucht ergriffen hat, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre?«

      »Sie hatten doch Zeit und Gelegenheit, den jungen Mann danach zu fragen«, gab der Anwalt ironisch zurück. »Es bleibt dabei, Parker, wir fliegen in einer Stunde. Sorgen Sie für Ihr Gepäck! Diesmal lasse ich mich nicht umstimmen!«

      Parker verbeugte sich und verließ das Zimmer seines jungen Herrn. Mike Rander sah seinem Butler wieder einmal kopfschüttelnd nach. Es war schon ein Kreuz mit diesem Parker! Überall witterte sein Butler Kriminalfälle. Und erstaunlicherweise trog ihn kaum sein Gefühl. Parker schien die Kriminalfälle magnetisch an sich zu ziehen. Sie schienen nur darauf zu warten, von ihm geklärt zu werden.

      Mike Rander wollte sich gerade wieder seinem Aktenkoffer widmen, als sich das Telefon auf dem Schreibtisch meldete. Er hob ab und meldete sich.

      »Verschwinde, Junge«, sagte eine gedämpfte und verzerrte Stimme, die weder drohend noch verbindlich klang, »stochere nicht in alten Geschichten herum, verschwinde! Und zwar auf dem schnellsten Weg, sonst wird es dir leid tun, Los Angeles je gesehen zu haben!«

      »Hallo, mit wem spreche ich?« fragte Mike Rander.

      Statt einer Antwort hörte er nur ein feines Klicken in der Leitung, ein Zeichen dafür, daß die Gegenseite bereits aufgelegt


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