Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Helen Portcliff verwandelte sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr in eine Megäre. „Es ist ein großer Unterschied, ob sie auf dem brennenden Wasser herumtreiben und langsam den Tod finden, oder ob Sie hier liegenbleiben dürfen, finden Sie nicht auch?“

      „Sie dürften pervers sein“, stellte Rander fest.

      „Werft ihn ins Wasser! Und dann das Benzin anzünden!“ Helen Portcliff hatte sich aufgerichtet und sah Bantam und Carter wild an.

      „Darf ich davon abraten, wenn ich mich dazu äußern darf?“ Die Stimme von Josuah Parker war nicht zu überhören. Er stand oben an der Tür zum Schwimmkeller und hielt eine Handgranate in der Hand.

      *

      Rander atmete hörbar erleichtert auf. Das war die Rettung in letzter Sekunde! Auf seinen Butler konnte er sich eben doch verlassen!

      „Los, holt ihn herunter! geiferte Helen Portcliff ihre Mitarbeiter an.

      „Davor möchte ich tunlichst warnen! Parkers Stimme klang sanft, fast überhöflich. „Ich habe die Handgranate hier in meiner Hand bereits entsichert. Sollte man auf mich schießen, wird sie meiner Hand entfallen und sofort zünden. Über den Mechanismus solch einer Waffe brauche ich die anwesenden Männer ja wohl nicht besonders aufzuklären!“

      Henderson, Bantam und Carter zuckten zurück.

      „Worauf wartet ihr noch?“ Helen Portcliffs Stimme überschlug sich.

      „Eine Detonation würde das Luft-Gas-Gemisch zur Explosion bringen“, warnte Parker, „das bereits verdunstete Benzin würde verheerende Wirkung haben.“

      Henderson, Bantam und Carter sahen das sofort ein. Nicht aber Helen Portcliff.

      „Dann gehen wir eben alle zum Teufel“, schrie sie mit schriller Stimme. Sie hatte plötzlich eine kleine Schußwaffe im der Hand und wollte den Butler niederschießen.

      Bantam war dagegen.

      Er hatte nicht die geringste Lust, in die Luft zu fliegen. Mit einer schnellen Handbewegung schlug er ihr die Waffe aus der Hand. Helen Portcliff schrie gellend auf, warf sich über die Waffe und riß sie noch einmal an sich.

      Sie schaffte es, den Schuß zu lösen.

      Gewiß, Josuah Parker wurde zwar nicht getroffen, doch das Geschoß prallte gegen die Steigeleiter, die ins Wasser hinunterführte und verursachte dabei so etwas wie einen Funken.

      Dieser Funke reichte aus, das Gasgemisch zur Explosion zu bringen. Nach einer bösen Erschütterung flammte das Benzin auf der Wasseroberfläche des Schwimmbeckens auf. In Bruchteilen von Sekunden wurde der Badekeller zu einer wilden Flammenhölle.

      Schreiend rannten die Damen davon.

      Schweigend, aber nicht weniger schnell folgten die Herren des Spionageringes. Da Parker höflich zur Seite getreten war, konnten sie alle ungehindert den Keller verlassen.

      Parker stieg schnell, aber nicht unter Verzieht auf Würde, zu seinem jungen Herrn hinunter und zerschnitt dessen Fesseln.

      „Darf ich Sie bitten, sich um Mister Portcliff zu kümmern?“ fragte er dann höflich, während Rander bereits nach Luft schnappte und glaubte, bei lebendigem Leib gebraten zu werden.

      Rander zerrte den wie starr dastehenden Portcliff über die Stufen nach oben. Dabei schaute er sich nach seinem Butler um, der von der wütenden Flammenhölle kaum berührt oder beeindruckt wurde. Parker ging auf Helen Portcliff zu, die wie verloren in die Flammen starrte, die über die Wasseroberfläche des Schwimmbeckens brodelten und zuckten. Sie hielt den kleinen Browning in der Hand, schien ihn aber vergessen zu haben.

      „Kommen Sie!“ sagte Parker leise zu der Chefin des Spionagerings, „Sie sollten hier nicht länger verweilen, Mrs. Portcliff!“

      Sie hatte nur gespielt.

      Sie hatte es in unmittelbarer Nähe der Flammenhölle nur ausgehalten, um den Butler ganz sicher erledigen zu können. Sie riß den Browning hoch und zischte: „Sie werden bezahlen, Parker! Für alles, was Sie mir angetan haben. Sie werden in der Hölle rösten!“

      Ein Schuß peitschte auf.

      Sie ließ den Browning aus der Hand fallen, taumelte und sah den Butler ungemein überrascht an. Dann fiel sie zur Seite und drohte in das brennende Schwimmbecken zu fallen. Parker riß sie im letzten Moment zurück und zerrte sie dann energisch aus der Reichweite der Flammen, die sich schnell weiter ausbreiteten.

      Jetzt wehrte sie sich nicht mehr.

      Sie griff nach der verletzten Schulter, schluchzte trocken auf und ließ sich dann von Sergeant Halloway in Empfang nehmen. Halloway hatte geschossen. Er war von Parker alarmiert worden und zusammen mit seiner Einsatzgruppe „hierher zur Villa gefahren.

      „Jetzt wird’s aber auch Zeit für Sie, Parker“, sagte Halloway, als er Helen Portcliff abführte und dann seinen Leuten zuschob, „Der Fall ist geklärt und erledigt. Die Leute sitzen bereits im Transportwagen!“

      „Auch Miß Clark?“

      „Natürlich!

      „Sie sollte man etwas besser und nachsichtiger behandeln“, schlug Parker vor, während er mit Halloway den Keller verließ, „sie hat Mister Rander und meiner Wenigkeit schließlich den Tip gegeben, hierher zur Villa zu fahren!“

      „Sie wird schon mit einem blauen Auge davonkommen!“

      *

      Während die alarmierte Feuerlöschpolizei sich mit der brennenden Villa befaßte, standen Rander, Halloway und Parker neben dem hochbeinigen Monstrum des Butlers. Seit der Massenverhaftung waren gut und gern dreißig Minuten verstrichen. Die Villa brannte noch lichterloh und war wohl kaum zu retten.

      „Ich weiß nicht, wie ich mich bedanken soll“, sagte Halloway, „in Rekordzeit haben Sie diesen vertrackten Fall gelöst. Damit haben Sie mir graue Haare erspart.“

      „Lassen Sie’s gut sein“, winkte Rander lächelnd ab. „Hauptsache, diesen Gaunern wurde das Handwerk gelegt. Wer das geschafft hat, ist schon nicht mehr wichtig. Ich möchte sogar sagen, daß es für meinen Butler und für mich eine angenehme Abwechslung war!“

      „In der Tat, Sir“, erlaubte Parker sich bemerkbar zu machen, „es schmeichelt einem alten, müden und relativ verbrauchten Mann, von reizenden Nymphen und Nixen umgeben zu sein.“

      „Die Sie aber um ein Haar umgebracht hätten!“ Halloway wiegte den Kopf zweifelnd hin und her.

      „Diese Risiken muß man in Kauf nehmen, Sir.“ Parker ließ sich nicht beirren. Dann sah er auf seine zwiebelförmige Taschenuhr und wandte sich an Rander: „Darf ich darauf aufmerksam machen, Sir, daß Sie in dreißig Minuten in der Industrie- und Handelskammer erwartet werden?“

      „Wir sehen uns später“, meinte Halloway.

      „Ganz sicher.“ Rander nickte Halloway zu und ging zusammen mit seinem Butler hinüber zum hochbeinigen Monstrum. Als sie im Wagen des Butlers Platz genommen hatten, griff Parker in die Tasche seines Zweireihers und zog die bewußte Handgranate hervor, die er den Gangstern im Schwimmkeller gezeigt hatte. Er legte sie ohne jede Vorsicht in das Handschuhfach.

      „Sind Sie wahnsinnig?“ schrie Rander und sprang entsetzt hoch, „Sie haben doch den Sicherungsstift herausgezogen.“

      „Nun, Sir, messen Sie dem keine Bedeutung bei“, bat Josuah Parker würdevoll, „selbstverständlich handelte es sich um eine Plastikhandgranate, wie man sie in einschlägigen Spielwarengeschäften leider erstehen kann. In diesem Fall muß ich jedoch gestehen, daß sie ihre Wirkung nicht verfehlte! Ich hoffe, Sir, Sie waren mit meiner bescheidenen Wenigkeit zufrieden.“

      „Zufrieden?“ Rander schmunzelte und setzte sich wieder behaglich zurecht, „Sie sind unerreichbar, aber das wissen Sie wohl selbst!“

      Parker errötete.

      „Sie schmeicheln einem alten Mann“, gestand er dann leicht verschämt,


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