Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
warten Sie denn noch?“
„Hoffentlich enttäusche ich Sie nicht zu sehr, Madam, wenn ich Ihnen versichere, daß ich nicht die geringste Neigung oder Absicht habe, Sie umzubringen“, erwiderte Parker indigniert, „darf ich fragen, wieso Sie zu dieser an sich doch recht beklagenswerten Unterstellung kommen?“
„Ich weiß, was ich weiß“, sagte sie und erhob sich zögernd, „Ihr komisches Aussehen kann mich nicht täuschen, Mister Parker. Aber ich lasse mich nicht so ohne weiteres abschlachten wie Norman Edwards, damit Sie’s nur genau wissen!“
Worauf sie den Butler erneut wütend angriff …
*
„Parker wird schon kommen“, meinte Mike Rander und streckte sich im weichen, warmen Sand hin, „erzählen Sie mir lieber, Pamela, was mit der ‚Seejungfrau‘ eigentlich los ist.“
„Das wissen Sie nicht? Sie sind doch mit Paul Broken befreundet.“ Pamela sah ihn erstaunt an.
„Von einer Freundschaft zwischen Broken und mir kann überhaupt keine Rede sein“, gab Rander zurück, „er ist einer meiner Klienten. Und das erst seit einigen Tagen.“
„Wie lernten Sie ihn kennen?“ Pamela lehnte mit dem Rücken gegen einen Palmstamm und sah den jungen Anwalt ruhig, aber dennoch irgendwie prüfend an.
„Ich hatte geschäftlich in Honolulu zu tun“, meinte Rander lächelnd, „vielleicht wissen Sie, daß ich Anwalt bin. Also, Broken rief mich im Hotel an und bat um einen Besuch. Er kam und erzählte mir von seinen Sorgen. Anschließend kam es zur Einladung auf die ‚Seejungfrau‘. Was dann passierte, haben Sie ja miterlebt.“
„Kapitän Curson ist genau in den Orkan hineingefahren“, meinte Pamela Clayton und runzelte die Stirn, „finden Sie nicht auch?“
„Das kann ich nicht beurteilen, Pamela. Aber jetzt sind Sie an der Reihe. Was haben Sie denn mit Broken und mit der ‚Seejungfrau‘ zu tun?“
„Gar nichts!“
„Na, diese Auskunft ist aber mehr als dünn.“
„Sie entspricht aber der Wahrheit. Ich las eine Anzeige im ‚Honolulu-Star‘. Broken suchte für eine Ferienfahrt so eine Art weibliche Besatzung. Seglererfahrung war die Voraussetzung. Ich ging hin, ließ mich von ihm interviewen und wurde engagiert. Gegen ein sehr gutes Honorar übrigens!“
„Als was ließen Sie sich engagieren?“
„Broken wollte mich als eine Art Hostess mit Borderfahrung. Als Partygirl, wenn Sie so wollen, aber durchaus ehrbar. Ich sagte zu, weil ich ja nicht allein an Bord sein sollte.“
„Broken engagierte also noch die übrigen Damen?“
„Richtig. Kathy Lombard und dann May Owen, Judy Harless und Hazel Belmont. Sie kennen sie ja von der ‚Seejungfrau‘ her.“
„Kannten Sie sich untereinander?“
„Das geschah hier an Bord, hier lernten wir uns erst kennen. Die Hostessen hatten alle die Anzeige gelesen und sich bei Broken beworben.“
„War es nicht eigenartig, daß männliche Besatzungsmitglieder fehlten, Pamela?“
„Wir sollten ja die Besatzung sein, Mister Rander. Das war ja die Idee von Broken. Er wollte seine ‚Seejungfrau‘ mit Seejungfrauen bevölkern, wie er sich ausdrückte. Die Marotte eines Millionärs, wenn Sie mich fragen!“
„Sind Sie von Kapitän Curson getestet worden?“
„Ein wenig … Viel verlangte er nicht. Vergessen Sie doch nicht, Mister Rander, daß es sich um eine Ferienfahrt handeln sollte. Ein wenig herumschippern zwischen den Inseln. Mit dem Orkan hatte doch kein Mensch gerechnet.“
„Eine Frage, die Sie nicht zu beantworten brauchen, Pamela. Haben Sie sich schon häufiger als Hostess oder als, sagen wir, Playgirl anheuern lassen?“
„Na, und?“ Sie sah ihn erstaunt an, „ich will doch nicht hoffen, daß Sie mir irgendwelche unmoralischen Absichten unterschieben.“
„Unsinn, ich bin kein Moralapostel.“ „Selbst wenn, Mister Rander! Was ich nicht will, will ich eben nicht! Und sollte man mir auch Dollarnoten in jeder Menge anbieten. Ich habe diesen Job als Hostess schon oft übernommen und bisher nie Schwierigkeiten gehabt. Das ist doch so. Reiche Leutchen wollen sich für eine gewisse Fahrt mit netten Mädchen umgeben und damit angeben. Solch ein Mädchen bin ich. Fragen Sie mich nur nicht, ob ich dabei glücklich bin! Vielleicht suche ich den Mann fürs Leben. Vielleicht bin ich aber auch nur eine verworfene Abenteuerin.“
„Eben“, sagte Rander trocken und lächelte, „jeder nach seiner Facon, Pamela. War Ihnen der Name Broken bekannt?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nur sehr indirekt. Ich weiß, daß er Millionär ist, aber was besagt das schon. Er ist Schiffsreeder und soll eine Menge Trampfrachter und Tanker laufen haben. Und sein Geschäftspartner ist Keswick. Mehr weiß ich nicht. Doch, noch etwas weiß ich, aber das sollte unter uns bleiben.“
„Großes Ehrenwort!“
„Keswick ist ein unangenehmer Patron! Er scheint fünf Hände zu haben, so ist er hinter einem her. Aber damit muß ich privat fertig werden.“
„Sollten Sie in dieser Hinsicht Ärger bekommen, brauchen Sie sich nur an mich zu wenden, Pamela.“
„Ich werde mich daran erinnern. Was ist denn, Mister Rander?“
Rander war plötzlich aufgesprungen und sah in den Palmenwald hinein.
„Parker kommt“, sagte er, „und er scheint uns etwas mitgebracht zu haben.“
*
„Lassen Sie mich los! Sofort loslassen!“
Kathy Lombard lag auf Parkers rechter Schulter und strampelte mit ihren wohlgeformten Beinen wie ein trotziges Kind. Sie trommelte mit ihren Fäusten gegen Parkers Rücken und schrie leicht auf, als der Butler sie höflich, aber nachdrücklich in den weichen Sand kippte. Sie sprang sofort wieder auf und sah Pamela Clayton völlig überrascht an.
„Pamela?“ fragte sie dann ungläubig.
„Was ist denn, Kathy?“ Pamela schüttelte fragend und erstaunt den Kopf.
„Dieser Grobian hat mich fast umgebracht“, sagte Kathy Lombard wütend und rieb sich die Kehrseite.
„Aber, Parker!“ Mike Rander grinste und sah seinen Butler fragend-verweisend an, „was haben Sie denn mit der jungen Dame gemacht? Sollte ihre gute Erziehung durch den Schiffbruch gelitten haben?“
„Keineswegs, Sir, wie ich versichern darf.“
„Umgebracht hätten Sie mich fast!“ beschwerte Kathy Lombard sich erneut.
„Gewisse Umstände, Sir, auf die ich nicht näher eingehen möchte, zwangen mich, Miß Lombard von meiner Harmlosigkeit zu überzeugen.“
„Mußten Sie mir deswegen den Po versohlen?“ Kathy Lombard rieb sich erneut die Kehrseite, während Pamela und Rander jetzt unverhohlen lächelten.
„Nur so konnte ich beweisen, Madam, daß ich keineswegs das bin, was Sie einen Killer nannten!“
„Wie, bitte?“ Pamela sah Kathy überrascht an, „wie bist du denn auf diese Behauptung gekommen?“
„Das geht dich nichts an“, reagierte Kathy Lombard überraschend scharf und wütend, „laß dich nur nicht einwickeln, mehr will ich nicht sagen.“
Sie trat dem Butler sehr undamenhaft gegen das linke Schienbein und rannte zurück in den Busch.
„Ein Verhalten, das ich keineswegs als ladylike bezeichnen möchte“, sagte Parker indigniert und rieb sich verstohlen die schmerzende Stelle.
„Sie haben noch Glück gehabt.“ Rander grinste wie ein großer Lausejunge, „stellen Sie sich