Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
Verfügung. Neuheiten dieser Art interessierten ihn schon fast automatisch.
Es wirkte fast wie ein kleines Wunder, als er anschließend hinüber zur Kellertreppe ging. Der Boden unter seinen Schuhen schien sich in festen, leicht knirschenden Sand verwandelt zu haben. Parker rutschte nicht ein einziges Mal aus.
Auch die vorbehandelte Treppe bot nun keine Schwierigkeiten mehr. Ungeschoren erreichte er ihren oberen Absatz, öffnete vorsichtig eine Tür und betrat einen fensterlosen, fast viereckigen Raum in dem auf langen Stellagen Drahtrollen und Kartonpappe lagen, Dinge, die ihm im Moment noch nichts sagten.
Er hörte ein dumpfes Rauschen, als würde hinter diesem Raum intensiv gearbeitet.
Parkers Neugier wuchs. Wohin mochte er geraten sein? Wer arbeitete um diese Zeit noch? Schließlich hatte der gesetzlich geregelte Feierabend langst eingesetzt.
Dieses Rätsel war schnell gelöst, als er die Tür öffnete, die das Rauschen anschwellen ließ.
Er stand an der Stirnseite einer kleineren Halle, die nur spärlich erleuchtet war. In langer Reihe gab es hier eine Anzahl von Automaten, die Gardinen webten.
Interessiert begutachtete der Butler eine dieser Maschinen. Der große Webstuhl war vollautomatisch und arbeitete mit beeindruckender Schnelligkeit. Man konnte mit den Augen deutlich verfolgen, wie Zentimeter um Zentimeter der fertiggewebten Gardine aus dem Stuhl kroch und dann, ebenfalls automatisch, aufgerollt wurde.
Der Lärm, den diese Webstühle verursachten, war außerordentlich.
Parker, der nicht überrascht werden wollte und an die Warnungen der Nichten und Neffen im Keller dachte, rechnete mit irgendwelchen Wachen in diesem Arbeitssaal und ging vorsichtig weiter. Dabei registrierten seine Augen immerhin interessiert und mit Wohlgefallen die Arbeiten der Webstühle und die verschiedenartigen Muster der Gardinen.
Sie reagierten aber auch auf die beiden Kleiderschränke, die an der Längswand standen und die sich jetzt in Bewegung setzten. Die schweren Schraubenschlüssel in ihren Händen redeten eine deutliche Sprache …
„Mr. Atkins möchte ich nicht unbedingt noch einmal sprechen“, erklärte Mike Rander, nachdem die weißhaarige, kleine fast zierliche Dame ihn wieder eingelassen hatte.
„Wem darf ich Sie dann melden, Mr. Rander?“
„Ich weiß es nicht … Ich weiß nur von einer Dame, die sich Tante Ethel nennt!“
„Mrs. Ethel Flanders?“ Die zierliche, weißhaarige Dame nickte lächelnd. „Auch Ihr Butler unterhielt sich bereits mit unserer lieben Freundin … Diese Unterhaltung dauerte allerdings nicht lange.“
„Ich weiß nicht, ob die Tante, die ich meine, Tante Ethel Flanders ist“, antwortete Rander mit Nachdruck, „vielleicht kommt es darauf auch gar nicht an. Es handelt sich um Memoiren.“
„Wie erstaunlich! Auch Ihr Butler erwähnte bereits irgendwelche Memoiren. Um welche handelt es sich, wenn ich neugierig sein darf?“
„Um die eines gewissen Paul Wake“, erwiderte Rander, jetzt die Katze aus dem Sack lassend, „aber wahrscheinlich sagt Ihnen dieser Name gar nichts, oder?“
„Ich bedaure!
„Das dachte ich mir bereits. Sehen Sie, Miss …“
„Mrs. Tilda Halldy“, sagte sie, und stellte sich endlich vor.
„Sehen Sie, Mrs. Halldy“, nahm Rander den Faden wieder auf, „ich wäre bereit, diese Memoiren einzutauschen … Gegen das Leben und die Freilassung meines Butlers …“
„Bitte, Sir …! Jetzt verstehe ich Sie aber wirklich nicht mehr …!“
Mrs. Tilda Halldy sah den Anwalt irritiert an. „Sind Sie sicher daß Sie mich meinen …?“
„Nein, eben nicht.“ Rander lächelte, „aber vielleicht können Sie meine Worte an die richtige und entsprechende Stelle weiterleiten. Danke schön im voraus, Mrs. Halldy …! Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht! Falls man mich zu sprechen wünscht, so bin ich in meiner Privatwohnung zu erreichen. Die genaue Adresse dürfte ja inzwischen bekannt sein.“
Rander wandte sich um und ging zurück zur Glastür. Er hatte sie noch nicht ganz erreicht, als er seinen Namen hörte.
„Ja, bitte?“ Er wandte sich zu Mrs. Halldy um, die ihm nachgekommen war.
„Sind Sie wirklich sicher, daß Sie einen Freund dieses Hauses meinten?“ wollte sie noch einmal wissen.
„Fast sicher“, erwiderte Rander lächelnd, „und wenn nicht, nun, so vergessen Sie das, was ich gesagt habe. Vielen Dank für Ihre Geduld!“
Er ging und ließ eine nachdenkliche Dame zurück, die weißhaarig war und klein und zierlich wirkte.
Die beiden Kleiderschränke waren Profis, wie Josuah Parker natürlich sah.
Er hätte sich mit ihnen nach allen Regeln der Kunst herumschlagen können, doch daran lag ihm nichts. Ein friedlicher Bürger wie der Butler verabscheute Gewaltmaßnahmen.
Er lüftete höflich seine schwarze Melone.
„Ich erlaube mir, Ihnen einen guten Abend zu wünschen“, sagte er, „des weiteren bin ich befugt, Ihnen Grüße von Schwester Gwen auszurichten. Sie wartet im Keller auf Sie!“
Die beiden Schläger wurden für einen kurzen Augenblick aus der Fassung gebracht. Höflichkeiten dieser Art hatten sie wahrscheinlich schon seit vielen Jahren nicht mehr gehört.
Sie grinsten den Butler ein wenig unsicher an.
„Schwester Gwen meint, daß ich Sie darauf aufmerksam machen soll …!“ Bei dem Wörtchen darauf zeigte Parker mit dem ausgestreckten linken Arm nach oben.
Prompt fühlten die beiden Schläger sich nun veranlaßt, hinauf zum Dach der Halle zu sehen. Als sie den Blick samt Kopf wieder senken wollten, verstanden sie die Welt nicht mehr.
Ihre Augen verglasten leicht, als ein äußerst harter und schwerer Gegenstand in sekundenschneller Folge gegen ihr Kinn pochte. Sie wurden leicht in den Knien weich und sahen im Heruntergehen dicht vor ihren Augen einen Bambusgriff, der ganz offensichtlich zu einem Regenschirm gehörte.
Parker fand in der Nähe einen Transportkarren auf vier kugelgelagerten Rollen, verfrachtete die beiden Schläger darauf und schob sie nach hinten zum Keller.
Dabei kam er auf der anderen Längsseite an einer langen Tischreihe vorbei, auf denen wohl versandfertige Gardinenballen verpackt wurden. Und hier entdeckte er zu seiner Freude auch jede Verpackungsautomaten, die in ihrer blitzschnellen Arbeit so einmalig und faszinierend sind.
Es handelt sich um Vorrichtungen mit denen man Kollies jeder Größe per Draht unverrückbar fest zusammenzwirbelte.
Parker machte einen Versuch. Er konnte nämlich einfach nicht widerstehen.
Er schob einen der Kleiderschränke auf den Verpackungstisch, schob ihn unter den Stahlbügel und löste mit dem Fuß den Verpackungsvorgang aus.
Es war amüsant …!
Der Drahtbügel schlang den Draht um den noch schlafenden Gangster und drehte die abgeschnittenen Drahtenden geschickt zusammen. Parker, der das Sinnvolle dieses Mechanismus sofort einsah, lieferte aus dem Handgelenk sein Meisterstück.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der erste Kleiderschrank einem gut verschnürten Paket glich.
Der zweite Kleiderschrank wurde auf ähnliche Art und Weise zu einem überdimensionalen Rollschinken.
Wohlgefällig betrachtete Parker sein Werk. Er hatte darauf geachtet, daß den beiden Kleiderschränken kein gesundheitlicher Schaden entstand. Nun durfte er zufrieden und auch sicher sein. Diese beiden Vertreter der Unterwelt konnten nur noch mit einer Kneifzange befreit werden. Und die mußte sogar noch besonders scharf sein. Die beiden Kleiderschränke waren inzwischen zu sich gekommen, da sie schon einiges vertragen konnten. Als sie zu einer Schimpf- und Drohkanonade ansetzen