Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


Скачать книгу
sehr unruhige und bewegte Nacht“, sagte die weißhaarige, zierliche Dame, die die Empfangshalle wohl nie zu verlassen schien. Sie hatte Mike Rander geöffnet und lächelte ihn freundlich an.

      „Diese allgemeine Unruhe wird sich hoffentlich bald legen“, antwortete Mike Rander, der in der rechten Hand ein Päckchen von der Größe eines Schnellhefters trug, „Sie wissen, daß ich Ihnen ein Manuskript überreichen soll?“

      Mrs. Tilda Halldy nickte wissend mit dem Kopf.

      „Man hat mich informiert. Darf ich es haben, ich werde es sofort weiterleiten, Mr. Rander!“

      „Und ich werde hier warten!“

      „Wollen Sie nicht hinüber ins eigentliche Empfangszimmer kommen?“ Mrs. Tilda Halldy deutete einladend mit der Hand auf eine Tür.

      „Ich bleibe lieber hier sitzen“, sagte Rander und schüttelte lächelnd den Kopf, „so kann man mich wenigstens von der Straße aus sehen!“

      „Wie Sie wünschen, Mr. Rander!“ Mrs. Halldy ging und verschwand hinter einer Tür. Mike Rander zündete sich eine Zigarette an und wartete. Er wartete auf den Eklat, der bald erfolgen mußte. Immerhin befand sich im überreichten Päckchen und Schnellhefter nur der Teil einer alten Prozeßakte. Von den Memoiren Paul Wakes konnte natürlich nicht die Rede sein. Schließlich besaß er sie ja auch gar nicht.

      „Warten Sie, Sir? Kann ich Ihnen behilflich sein?“ Rander schrak zusammen, als er rechts von sich plötzlich eine Stimme hörte. Er sah hoch und ärgerte sich, daß er das Kommen dieses jungen Mädchens völlig überhört hatte.

      „Tragen Sie Gummisohlen unter den Schuhen?“ erkundigte er sich.

      „Selbstverständlich“, gab das junge, etwa zwanzigjährige Mädchen zurück. Es trug eine sehr nette Schwesternkleidung, die irgendwie sexy wirkte und ihre straffen Formen auf keinen Fall unterschlug. „Haben Sie schon mit Mrs. Halldy gesprochen?“

      „Ja, danke!“ Rander war selbstverständlich aufgestanden und nutzte die Gelegenheit, eine Angestellte des Hauses einmal unter vier Augen sprechen zu können. „Sind Sie schon lange hier im Altersheim beschäftigt, Miss?“

      „Ich heiße Judy Carpenter. Wie lange ich hier schön bin, Sir? Etwa seit einem Jahr.“

      „E in ruhiger Job?“

      „Das kann man bestimmt nicht sagen. Die alten Damen und Herren sind oft etwas anstrengend. Dafür ist die Bezahlung aber erstklassig!“

      „Sie können sicher meinen Freund Randy Atkins, nicht wahr?“

      „O ja, natürlich, Sir! Ein sehr ruhiger und zurückhaltender Mensch.“

      „Kennen Sie auch Tante Ethel?“

      „Meinen Sie Mrs. Flanders?“

      „Richtig, Mrs. Flanders … Noch sehr rüstig, wie?“

      „Sehr“, gab Judy Carpenter zurück. „Vor allen Dingen, wenn sie in ihrem Elektrorollstuhl sitzt …!“

      „Mrs. Flanders kann nicht gehen?

      „Nur sehr mühsam, Sir … Sie leidet an einer schweren Arthritis!“

      Mike Rander wollte darauf antworten, neue Fragen stellen und weitere Informationen sammeln, doch gab es leider in diesem Augenblick einen bedauerlichen Kurzschluß.

      Das Licht erlosch schlagartig, nachdem fast gleichzeitig damit der typische Knall einer durchgeschlagenen Sicherung von der Empfangsloge zu hören war.

      „Oh …!“ schrie Judy Carpenter ängstlich auf und warf sich hilfesuchend an die Brust des jungen Anwalts.

      „Aber nicht doch. Nur ein Kurzschluß“, sagte Rander lächelnd. Er zuckte zusammen, als er einen Stich im Oberarm spürte, wollte etwas sagen, wollte schreien, wollte gegen die sofort einsetzende lähmende Müdigkeit ankämpfen und verlor das Bewußtsein. Er hörte im Hinübergleiten in diese Ohnmacht ein fast ängstliches, hastiges Atmen und ein Wort, das fast wie eine Entschuldigung klang …

      „Los, McLean, da ist was passiert!“

      Lieutenant Madford und McLean sprangen aus ihrem Dienstwagen und rannten durch den letzten Teil der Seitenstraße auf das Altersheim zu.

      Dabei kam er zu einem bedauerlichen Zwischenfall.

      Sie übersahen in der Dunkelheit ein dünnes Nylonseil, das auf dem Boden lag und in einer Höhe von etwa 20 Zentimetern an einem Hydranten befestigt war.

      Als sie es erreichten, wurde dieses dünne, fast unsichtbare Nylonseil plötzlich hoch- und straffgezogen. Es führte vom Hydranten aus hinüber in einen noch dunkleren Hausflur.

      Das Ergebnis war frappierend und bestürzend zugleich. Sowohl Madford als auch McLean stolperten natürlich aus vollem Lauf und schlugen der Länge nach zu Boden.

      Hohe Bäume fallen tief!

      McLean, der massige Grizzlybär, blieb bewußtlos und – wie sich später zeigte – mit einer Platzwunde an der Stirn liegen. Lieutenant Madford verlor zumindest die Übersicht. Als er sich aufrappelte, um sich um seinen Sergeant zu kümmern, erhielt er einen bösen Handkantenschlag auf eine nicht näher zu nennende Körpergegend, die ihn nun auch in eine Ohnmacht fallen ließ.

      Weder McLean noch Madford sahen oder ahnten etwas von zwei jungen, durchaus nett anzusehenden Damen, die nun aus dem Hausflur kamen und eine schnelle Betriebsamkeit entwickelten. Sie lösten das Nylonseil vom Hydranten, rollten es auf und waren dann so schnell, wie sie gekommen waren, wieder verschwunden …

      „Meine Herren!?“ Tilda Halldy, die weißhaarige Dame mit den ausgesucht höflichen Manieren und den fast lustig zu nennenden braunen Augen sahen McLean und Madford fragend an. Sie stand in der nur spaltbreit geöffneten Tür zum Altersheim.

      „Kriminalpolizei“, rief Lieutenant Madford, der sein schmerzendes Genick nicht vergessen konnte.

      „Kriminalpolizei!? Hier bei uns? Da muß aber sicher eine Verwechslung vorliegen, meine Herren. Darf ich übrigens Ihre Ausweise sehen?“

      Lieutenant Madford wies sich aus.

      „Wir suchen einen gewissen Mike Rander, der vor zehn Minuten hierher ins Haus ging“, sagte Madford dann grimmig. „Sie können mir hoffentlich sagen, wo er geblieben ist?“

      „Leider nein!“ Tilda Halldy schüttelte bedauernd den Kopf, „aber treten Sie doch bitte näher, meine Herren!“

      „Wieso wissen Sie nicht, wo Mister Rander steckt?“ grollte McLean, der sich mit einem halbwegs sauberen Taschentuch die leichte Stirnverletzung abtupfte und restlos sauer war.

      „Warum ich es nicht sagen kann?“ Mrs. Tilda Halldy blieb ruhig, freundlich und gelassen, „weil Mister Rander es mir nicht gesagt hat. Ich habe ihn danach auch selbstverständlich nicht gefragt. Es wäre wohl doch unhöflich gewesen.“

      „Moment mal, Sie wollen damit sagen, daß er wieder gegangen ist?“ Madford wunderte sich kaum noch.

      „Nach dem Kurzschluß“, antwortete Tilda Halldy und nickte, „er übergab mir ein Päckchen, das ich einer gewissen Tante Ethel überreichen sollte, was ich auch besorgte, trotzdem Mrs. Ethel Flanders schon schlief!“

      „Sie wollen sagen, daß Mister Rander nach dem Kurzschluß sofort gegangen ist?“ Madford sah Tilda Halldy ungläubig an.

      „Richtig, Lieutenant. Er wollte ja nur das Päckchen abgeben. Und das habe ich …“

      „Mrs. Ethel Flanders gegeben, Sie sagten es bereits.“ Madfords Laune sank stark und schnell weiter nach unten. „Dann möchte ich jetzt Mrs. Ethel Flanders sehen.“

      „Aber sie schläft doch bereits, Sir!“

      „Schon wieder? Macht nichts, Mrs. Halldy, ich muß sie sprechen. Also bitte, verständigen Sie sie!“

      Tilda Halldy ging ans Telefon und rief die Etagenschwester


Скачать книгу