Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
in Verbindung gesetzt, die ihnen heimlich vom Fenster aus zuwinkte … Sie wollte sie wirklich warnen. Wie Atkins … Sie hatte herausgefunden, daß Schwester Gwen gefährlich war. Sie wird der Anklage als Zeugin dienen können … Obwohl’s eigentlich kaum noch notwendig ist, denn wir haben inzwischen ja sämtliche Geständnisse.“
„Fehlt noch Mrs. Ethel Flanders.“ Rander schaltete sich ein, „hat die alte Dame sich inzwischen wieder eingefunden? Weiß Sie, daß man ihren guten Namen mißbraucht hat?“
„Sie hat sich eingefunden.“ Madford lächelte ironisch, „und zwar unter recht seltsamen Umständen. Ein Papierwarengroßhändler aus der 213. Straße fand sie in seinem Papierlager. Mrs. Flanders lag hilflos verschnürt inmitten von Altpapier.“
„Tatsächlich?“ Rander staunte.
„Sie sollte wohl in Rauch und Asche aufgelöst werden“, führte Madford weiter aus.
„Das würde doch bedeuten, daß dieser Papierwarengroßhändler …“
„… sich ein kleines Feuerchen bestellt hätte! Stimmt! Als ich es ihm auf den Kopf zusagte, brach er zusammen und legte ein Geständnis ab!“
„So, damit dürften alle Fragen geklärt sein“, meinte Anwalt Rander und nickte zufrieden. „Ich bin froh, daß wir’s hinter uns haben. Und Sie, Parker, lesen in Zukunft keine Zeitungen mehr. Ich will endlich mal meine Ruhe haben!“
„Ich habe nichts dagegen, daß er Zeitungen liest, solange er mich richtig informiert!“ Madford nickte dem Butler fast freundlich zu, was einer kleinen Sensation gleichkam.
„Auf Wiedersehen!“ Mike Rander stand abrupt auf und nickte seinem Butler zu. „Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Parker, mich sehen Sie vorerst nicht. Ich habe in New York zu tun, und ich werde erst zurück kommen, wenn die Luft rein ist!“
- E N D E -
»Ein Anblick, Sir, den ich untertreibend noch als einmalig bezeichnen möchte«, sagte Josuah Parker und ließ seine Augen im übertragenen Sinn mehr als wohlgefällig auf den kleinen Bergsee ruhen, in dem sich die hohen Douglasfichten und schneebedeckten Berge spiegelten.
»Sehr erfreulich diese Konturen«, äußerte Anwalt Mike Rander. Im Gegensatz zu Josuah Parker meinte er jedoch die junge Frau im Bikini, die ahnungslos auf dem kleinen Bootssteg lag und sich sonnte.
»Auch diese Konturen, Sir, sind augenschmeichelnd«, räumte der Butler ein, der seinen Irrtum inzwischen erkannt hatte, »darf ich beiläufig meiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen, daß sich solch eine junge Frau in dieser Bergeinsamkeit befindet?«
»Natürlich dürfen Sie, Parker«, sagte Rander und schmunzelte, »was glauben Sie, sollen wir uns vorstellen …?«
Rander und sein Butler waren zu recht überrascht. Sie befanden sich im Staate Oregon. Und zwar nördlich Klamath Falls, von wo aus sie zu ihrem Trip gestartet waren. Nur knapp dreißig Kilometer von der nördlichen Grenze Kaliforniens entfernt, gab es hier ideale Jagd- und Fischgründe. Und Berge und Wälder, die in ihrer schweigenden Majestät einmalig zu sein schienen.
Rander und Parker hatten im hochbeinigen Monstrum des Butlers die Zivilisation weit hinter sich gelassen und wollten sich den Crater Lake National Park ansehen, der als echtes Weltwunder gilt. Ihnen ging es um den kreisrunden Kratersee, der einen Durchmesser von zehn Kilometer aufweist und der immerhin fast zweitausendeinhundert Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Etwas absichtlich vom Weg abgekommen, beobachteten sie das kleine Weltwunder auf dem Bootssteg, das sich verständlicherweise unbeobachtet fühlte und hier in der Einsamkeit überhaupt keine Angst zu kennen schien.
Weder die junge Dame auf dem Bootssteg noch Rander oder Parker sahen den Gewehrlauf, der sich unten durch das Ufergestrüpp schob und auf die Bikini-Nixe gerichtet wurde.
Es war erst der peitschende Schuß mit seinem hallenden Echo, der die Idylle schlagartig veränderte.
Die Badeschönheit auf dem Bootssteg zuckte wie unter einem unsichtbaren Peitschenhieb zusammen und sprang auf. Dabei war deutlich zu sehen, daß ihr Bikini-Oberteil vom Körper rutschte. Doch darauf achtete die junge Frau nicht.
Irgendwie trainiert und geistesgegenwärtig hechtete sie sich sofort in das Wasser und tauchte weg. Auf dem Steg zurück blieb das Oberteil des Bikinis.
Rander beobachtete seinen Butler, dessen Gesicht vereist zu sein schien. Parkers Mund bildete eine schmale, feste Linie. Er beugte sich etwas vor, suchte aber nicht nach der tauchenden Frau im Wasser, sondern beobachtete das Ufergestrüpp.
»Na …!?« fragte Rander nur.
»Das Reaktionsvermögen der jungen Dame ist außerordentlich beachtenswert«, antwortete der Butler gemessen.
»Finde ich auch. Keine Panik, sondern blitzschnelles Absetzen.«
»Womit die junge Dame sich noch keineswegs außer Gefahr befindet, Sir.«
»Mit anderen Worten, Parker, wir müßten ihrer Ansicht nach mal wieder helfend einspringen, wie?«
»Ich bin beglückt, Sir, daß Sie das aussprechen, was zu denken ich mir erlaubte.«
Mike Rander seufzte.
Während er zusammen mit seinem Butler über den schmalen Wildpfad hinunter zum See stieg, machte er sich so seine Gedanken. Selbst hier draußen in der Bergwildnis schien Parker auf gewisse Dinge und Ereignisse magnetisch zu wirken. Man konnte es sich an den fünf Fingern abzählen, daß die gesuchte und bisher gefundene Ruhe dahin waren.
Obwohl es sehr steil nach unten ging, hielt der Butler sich stocksteif auf den Beinen. Der Abstieg schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Und trotz seiner schwarzen Berufskleidung mit Melone und Regenschirm wirkte Josuah Parker routiniert wie ein erfahrener Waldläufer.
Dieser routinierte Waldläufer blieb plötzlich stehen.. Mit der Spitze seines Regenschirms deutete Parker nach unten.
Rander sah die junge Frau sehr deutlich.
Sie war aufgetaucht, trat Wasser und schien sich orientieren zu wollen. Sie drehte sich auf der Stelle, spähte nach allen Seiten und war unentschlossen. Ans nahe Ufer zu schwimmen, traute sie sich wohl nicht. Fürchtete sie, in eine Falle zu laufen?
Ein zweiter Schuß!
Dicht neben dem Kopf der jungen Frau sprang das Wasser fontänenartig hoch.
Die Bikinischönheit tauchte sofort wieder weg und änderte die Richtung.
»Meiner bescheidenen Ansicht nach, Sir, muß der Schütze sich dort zwischen den Baumwurzeln befinden«, sagte Parker. Sein Regenschirm unterstrich die Richtung.
Rander sah genauer hin.
Einige mächtige Fichten waren vom Sturm umgerissen worden. Ihr hochstehendes Wurzelwerk bildete ein ideales Versteck. Aber wo befand sich der Schütze?
Rander sah ihn plötzlich.
Der Mann, der enge Hosen und eine Lederjacke trug, erschien zwischen dem Wurzelwerk und gab sich völlig ungeniert. Er ging wohl von der Tatsache aus, daß außer ihm und seinem Opfer weit und breit kein Mensch mehr war. Der Schütze kletterte ein Stück querliegenden Stamm hoch, um von diesem erhöhten Standpunkt aus besser sehen zu können.
»Er will sie um jeden Preis umbringen«, sagte Rander nervös, »zum Teufel, was können wir tun, Parker?«
Rander und Parker waren ohne Waffen, wenn man vom Universal-Regenschirm des Butlers einmal absah. Doch das mit Preßluft betriebene Blasrohr, das im Schirmstock eingebaut war, konnte die Distanz bis zum Mordschützen unmöglich überbrücken.
»Ich fürchte, Sir, daß Sie und meine Wenigkeit dieser Situation mehr als hilflos gegenüberstehen«, erwiderte Parker. Doch dann reagierte er auf eine Art und Weise,