Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
nicht, sondern flüchteten sich hinter die Tür und … sahen sich entsetzt an. Sie standen in einem ebenfalls ausgekachelten, viereckigen Raum.
Mit einem dumpfen Seufzer schloß sich hinter ihnen die Tür. Schwester Gwen versuchte erst gar nicht, diese Tür zu öffnen. Sie wußte jetzt endgültig, was gespielt wurde …
„Ich fürchte, Sir, daß mit Mrs. Halldy nicht mehr zu rechnen ist“, meinte Josuah Parker nach einer halben Stunde, in der sich leider nichts getan hatte.
„Räumen wir das Feld“, Rander nickte, „sie muß irgendwie Lunte gerochen haben. Vielleicht hätte sie von Schwester Gwen angerufen werden sollen.“
„Sollte man nicht Lieutenant Madford informieren, Sir? Er könnte die Schwester mit den beiden Mitarbeiterinnen aus dem Kachelkeller holen.“
„Dazu müßte einer von uns erst mal den Lift umprogrammieren.“
„Ich könnte mir vorstellen, Sir, daß Sie Schwester Gwen gern noch einmal sehen möchten?“
„Mit anderen Worten, Sie wollen mich los werden, ja?“
„In dieser Form, Sir, hätte ich dies niemals auszudrücken gewagt!“
„Angenommen, ich gehe. Was haben denn Sie vor, Parker?“
„Ich möchte mir ein wenig die Beine vertreten, Sir.“
„Reden Sie keinen Unsinn. Heraus mit der Sprache! Was steht auf Ihrem Programm?“
„Nun, Sir, ich möchte einer gewissen Mona Custer einen Besuch abstatten.“
„Mona Custer … Mona Custer!? Ist das nicht eine Freundin der ermordeten Jane Gilbert?“
„In der Tat, Sir
„Was versprechen Sie sich von diesem Besuch?“
„Vielleicht einige bescheidene Hinweise, Sir … Ich möchte mich überraschen lassen.“
„Grüßen Sie Tante Ethel von mir, falls Sie sie treffen“, frotzelte der junge Anwalt und lächelte. „Ich werde Madford jetzt auf Trab bringen und darauf bestehen, daß er das Altersheim auf den Kopf stellt. Dort scheinen verschiedene Dinge oberfaul zu sein. Also dann, Parker … Und langweilen Sie sich nicht bei der jungen Dame …!“
Die Firma für Küchenartikel aller Art befand sich im Erdgeschoß und Souterrain eines alten, grauen Backsteinbaus in der Innenstadt.
Parker stieg aus seinem hochbeinigen Monstrum und betrat das Haus. Er studierte die Namensschildchen neben den Klingelknöpfen und suchte nach dem Namen Mona Custer.
Sie wohnte in der vierten Etage. Und hier war auch der Name der ermordeten Jane Gilbert zu finden. Madford hatte also richtig ermittelt. Jane Gilbert hatte mit Mona Custer zusammengelebt. Wahrscheinlich war sie auch als Vertreterin für Küchenartikel aller Art tätig gewesen. Selbst ein Gangster oder eine heiße Katze brauchte ja schließlich zur Tarnung einen bürgerlichen Beruf.
Parker fuhr mit einem klapprigen Lift hinauf in die vierte Etage. Das Haus war zwar bewacht, aber noch ließ sich auf der Treppe oder in den Korridorgängen kein Mensch sehen. Dazu war es noch zu früh.
Auf sein Klingeln hin waren schnelle, leichte Schritte hinter der Tür zu hören.
„Ja, wer ist da!?“ fragte eine nette, etwas verschlafene Stimme.
„Ein Telegramm …“ antwortete Parker.
Als die Tür entriegelt und geöffnet wurde, fügte er ehrlicherweise hinzu: „Ein Telegramm ist es leider nicht, Miß Custer!“
Mona Custer war etwa 25 Jahre alt, groß, schlank und sah wirklich gut aus, vor allen Dingen in dem kurzen Shorty, das sie trug. Der schnell übergeworfene Morgenmantel klaffte weit auf und ließ ihre langen schlanken Beine sehen.
„Mein Name ist Parker, Josuah Parker …! stellte der Butler sich vor. „Herzlichen Dank für die gütige Erlaubnis nähertreten zu dürfen.“ Er lüftete höflich seine schwarze Melone und betrat die kleine Wohnung.
Mona Custer wirkte überraschend gelassen.
„Und nun? Was wollen Sie!?“
„Dies ist eine längere Geschichte, in deren Mittelpunkt Ihre Freundin Jane Gilbert steht …!“
„Jane!?“
„Jane Gilbert“, wiederholte Parker noch einmal, „Ihre Freundin, die von Tante Ethel äußerst sinnlos und heimtückisch ermordet wurde.“
„Von Tante Ethel!?“ Mona Custer sah ihn etwas zu ruhig an.
„Der Chefin der heißen Katzen“, führte der Butler weiter aus, „aber ich rede ja wohl nicht von Dingen, die Sie noch nie vorher gehört haben, oder?“
„Reden Sie weiter!“ Mona Custer sah ihn aufmerksam an.
„Mrs. Tilda Halldy, bekannt unter dem Namen Tante Ethel, befindet sich zur Zeit in erheblichen Schwierigkeiten“, redete Parker weiter, „ihre Organisation hat sich zerschlagen, wie sie bald begreifen wird. Ihre Identität ist geklärt. Ihre Arbeitsmethoden sind bekannt. Ich fürchte und hoffe zugleich, daß man besagter Tante Ethel bald das Handwerk endgültig legen wird.“
„Wozu erzählen Sie mir das alles?“
„Ich hätte das Glück, Ihre Freundin vor dem Verscheiden noch kurz sprechen zu können. Sie beschwor mich, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, was hiermit geschehen soll.“
„Was hat Jane denn sonst noch gesagt?“
„Mir erschien es wie eine Warnung …“
„Eine Warnung vor wem?“
„Dies, Miß Custer, vermag ich leder nicht zu sagen! Aber vielleicht wissen Sie mit dieser Warnung etwa anzufangen.“
„Ich glaube, ich weiß, was sie meinte, Mister Parker. Bitte, kommen Sie mit.“
„Wohin, wenn mir diese mehr al neugierige Frage gestattet ist!?“
„Nach unten in die Firmenräume Jane hatte dort ein Spind … Sie sagte mir einmal, ich sollte ein kleines Päckchen herausnehmen, wenn ihr etwas zustößt.“
„Und dies haben Sie bisher versäumt?“
„Ich hatte es fast vergessen … Aber kommen Sie jetzt … Vielleicht bringt uns das Päckchen weiter!“
Parker stimmte zu …
Besonders erfreulich konnte de! Umsatz dieser Firma nicht sein, dies sah der Butler schon auf den ersten Blick.
Auf langen Stellagen ruhten verstaubte Küchenwunder aller Art herum, Sinnlosigkeiten irgendwelcher Erfinder und Messen, die der Hausfrau im Grunde nur zusätzliche Arbeit bereiteten.
Der lange Packtisch hingegen wirkte schon aufgeräumter. Er stand vor einem langen Wandregal, auf dem allerlei Flaschen, Uhren und Glasbehälter herumstanden.
Rechts, neben einer Papierrolle, die in einen Mechanismus zum Abrollen eingespannt war, stand ein großer Leimtopf, in dem ein Pinsel stak.
„Kommen Sie!“ forderte Mona Custer eifrig, „da hinten ist der Spind von Jane!“
„Einen kleinen Augenblick bitte“, entschuldigte sich Parker und blieb vor dem Packtisch stehen. Er deutete auf die Regale hinter und über dem Packtisch, „wenn mich nicht alles täuscht, könnte man aus diesen Utensilien sehr praktische und handliche Zeitzünderbrandsätze herstellen …!“
„Wie, bitte …!?“ Sie sah ihn entgeistert an. Sie hatte sich übrigens ein Kleid übergeworfen und trug ein Täschchen in der Hand.
„Ich bin zwar nur interessierter Laie, jedoch sehe ich, daß man mit diesen Gegenständen Brandsätze mit Zeitzündern herstellen könnte. Darf ich fragen, Miß Custer, welchen Beruf Sie erlernt haben …!?“
Sie hielt plötzlich einen Browning in der Hand, dessen Mündung selbstverständlich