Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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dann aber, als der Einstich zu brennen begann, entdeckte er den Pfeil, riß ihn entsetzt aus der kleinen Stichwunde und rutschte bereits haltlos von seinem Hochsitz herunter.

      »Vorsichtig, Sir!« sagte Parker zu seinem jungen Herrn, der aus der Deckung gekommen war, um seinem Butler beizustehen. Parker stand unter den Ästen der Fichte und zog Mike Rander etwas zur Seite.

      Dicht vor dem Anwalt landete Artie Ashland auf dem Boden, der hier, erfreulicherweise für ihn, durch reichlich Humus relativ weich war.

      »Fallobst, Sir, im wahrsten Sinn des Wortes«, sagte Parker und deutete auf Artie Ashland, »ich denke, man kann diesen Fall jetzt langsam beenden. Besondere Überraschungen sind nicht mehr zu erwarten.«

      »Von der Kassette mal abgesehen, Parker, haben Sie vollkommen recht«, gab Rander lächelnd zurück, »diese Raubtiere haben sich gegenseitig außer Gefecht gesetzt.«

      Hale Surton, der hagere, mittelgroße G-man aus Portland kam ihnen aufgeregt entgegen.

      »Ich habe alle. Unterlagen mitgebracht«, sagte er zu Rander und Parker, »Sie ahnen ja nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Ich werde gleich ein paar Special-Agenten anfordern.«

      Rander und Parker hatten ihr hochbeiniges Monstrum vor dem Motel verlassen und kamen auf Surton zu.

      »Hallo, Surton«, sagte Rander nach der Begrüßung durch Handschlag, »nett, Sie wieder zu sehen.«

      »Ich möchte mich den Worten meines Herrn anschließen«, sagte Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone. »Was Ihr Hilfsangebot betrifft, Sir, so würde ich dringend davon abraten.«

      »Hier geht es um einen Millionenbetrag, wenn mich nicht alles täuscht«, sagte Surton, »Dehlinger muß vor seinem Tod noch sein Privatvermögen weggeschafft haben.«

      »In der Tat, Sir!«

      »Stringale ist ein brutaler Mörder!«

      »Dies, Sir, ist Mister Rander und meiner Wenigkeit bekannt.«

      »Diese Jane Ashland. Eine Gangstermolly reinsten Wassers. Sie war früher die Freundin von …«

      »Auch diese Qualitäten, Sir, sind Mister Rander und mir bekannt.«

      »Von Ashland selbst gar nicht zu reden. Er geht über Leichen.«

      »Er wird Ihnen das bestätigen, Sir.«

      »Ich, ich verstehe Sie nicht. Was soll das heißen?«

      »Parker, zeigen Sie mal unsere Jagdbeute!« Rander nickte dem Butler zu, der den hinteren linken Wagenschlag seines hochbeinigen Monstrums öffnete.

      Surton staunte das, was man laut Volksmund Bauklötze genannt hätte.

      Jane und Artie Ashland, Stringale, Les Glenford und Gerald Manster hatten es sich im Fond notdürftig bequem gemacht. Bis auf Gerald trugen sie alle Handschellen und sahen recht unglücklich aus. Was einmal mit ihren leichten Verletzungen zusammenhing, zum anderen mit dem Gefühl, restlos verspielt zu haben.

      »Einen gewissen Paul Hanley …«

      »Auch ein Gangster, der ohne Gnade schießt. Sie müssen höllisch auf ihn aufpassen.«

      »Diesen besagten Mister Hanley werden Sie tot in einer Felsspalte finden«, sagte Parker gemessen, »er geht auf das Konto von Mister Ashland, wie ich hinzufügen möchte.«

      »Sie haben sie alle bereits kassiert?«

      »Es gab sich so, Sir.«

      »Allein?«

      »Selbstverständlich zusammen mit meinem Herrn, Sir. Mister Rander und meine Wenigkeit hoben die Schonzeit auf, wenn ich mich so ausdrücken darf.«

      »Sagenhaft.«

      »Sie sollten nicht zu früh Lob spenden, Sir«, meinte Parker.

      »Richtig«, warf Rander ein, »da wäre noch die Dehlinger-Kassette.«

      »Diese letzte Kleinigkeit des Falles werden Ihre Mitarbeiter mit Sicherheit und Schnelligkeit erledigen, Sir.«

      »Wir haben nämlich keine Zeit mehr«, schloß Mike Rander lächelnd, »ob Sie es glauben oder nicht, eigentlich kamen wir hierher, um Forellen und Lachse zu angeln. Wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir damit endlich anfangen.«

      »Sollten Sie mich allerdings zu einer Mitarbeit einladen, Sir«, sagte Parker schnell, »würde ich mich von Mister Rander gern für einige Tage beurlauben lassen. Ich stelle mir die Suche nach einer Kassette äußerst anregend vor, zumal ich ja wohl einen gewissen Finderlohn beanspruchen kann, falls ich sie finde.«

      »Einverstanden«, Surton lächelte breit.

      »Womit ich meine Absicht sofort und gleich in die Tat umsetzen werde, Sir!« Parker nickte Surton zu und wandte sich an Mike Rander. »Darf ich Sie höflichst um einige Tage Urlaub bitten, Sir? Wie Ihnen bekannt sein dürfte, konnte ich mich bisher noch nie für den Fang von Fischen begeistern. Ich bin, um ehrlich zu sein, mehr für die Jagd auf Großwild.«

      »Wenn er die Kassette hier tatsächlich versteckt hat, werden wir sie niemals finden«, sagte Hale Surton. Der G-man stand am Rand des Kraters und sah nach unten. Im Miniaturdschungel auf dem Boden des Kessels waberte Morgennebel.

      »Haben Stringale oder Artie Ashland irgend etwas gesagt?« fragte Mike Rander. Obwohl er Forellen angeln wollte, war er mit dabei. Nicht aus Neugier, wie er Surton lächelnd versichert hatte, sondern wegen Parker, um ihn nicht aus dem Auge zu verlieren.

      Parker stand schräg hinter seinem jungen Herrn und schien sich für die Kassettensuche schon gar nicht mehr zu interessieren. Aber vielleicht überlegte er auch, wie Dehlinger sich damals wohl verhalten haben mochte, als er das Corpus delicti versteckte.

      »Stringale und Ashland schweigen sich natürlich aus«, gab Surton zurück, »verständlich übrigens. Sie werden das Versteck oder die ungefähre Lage der Kassette niemals preisgeben. Jeder von ihnen rechnet doch damit, sich irgendwie durch die Gerichtsverhandlung winden zu können. Und dann werden sie sich mit Gier auf dieses Dehlinger-Vermögen stürzen.«

      »Ich schlage vor, wir sehen uns unten im Kraterkessel mal etwas näher um.«

      Die drei Männer, die am frühen Morgen aufgebrochen waren, stiegen langsam in die Tiefe. Surton sah sich das provisorische Lager an und folgte dann Rander und Parker hinüber in das Trümmergewirr, in dem Paul Hanley von Ashland erschlagen worden war.

      »Und das hier ist die Felsspalte, in die Hanley geworfen wurde«, erläuterte Rander, »ich fürchte, Ihre Leute werden viel Arbeit haben, den Toten zu bergen.«

      Über Sprechfunk, mit dem Surton sich ausgerüstet hatte, beorderte der FBI-Agent seine Mitarbeiter zum Kraterkessel. Dann schloß er sich wieder Rander und Parker an.

      Nach zehn Minuten hatten sie jene Stelle erreicht, an der Ashland nach der Kassette gesucht hatte.

      »Sieht aus wie ein verlassener Stollen«, meinte Surton und deutete auf einen höhlenartigen Einschnitt im Fels.

      »Wie ich von der Parkverwaltung erfuhr, Sir, wurden hier niemals Mineurarbeiten durchgeführt«, schaltete der Butler sich ein, »es muß sich um eine natürliche Höhle handeln.«

      »Sehen wir sie uns doch an!« Surton war nicht mehr zu halten und schob sich ins Dunkel.

      Schon nach wenigen Metern fanden sie heraus, warum Ashland so verzweifelt herumgepickelt hatte.

      Der waagerechte Felsspalt war von Geröll, Erde und Lehm völlig verkeilt. Die Spuren von Spitzhacke und Schaufel waren deutlich zu erkennen.

      »Was sagen Sie dazu, Parker?« Rander wandte sich an seinen Butler, der nachdenklich auf diesen Riesenverschluß der Felsspalte blickte.

      »Ich möchte annehmen, Sir, daß Mister Artie Ashland nach allen Regeln der Kunst getäuscht wurde.«

      »Wieso?« fragte Surton.

      »Dieser Verschluß dürfte meiner bescheidenen


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